Full text: St. Ingberter Anzeiger

fort, „ich sagte Dir ja, Du wandeltest in 
einem dunkeln Walde und sehest nicht, wohin 
Dein Weg Dich führt, fsolge nur in allem 
meiner Weisung und vertraue auf mich.“ 
„Unier solchen Bedingungen könnte ich 
mir die Auswanderung gefallen lassen,“ er 
widerte der junge Mann, „aber Du wirst er⸗ 
lauben, daß ich vorher mit meiner Mutter 
darüber berathe. Heute Abend sollst Du meinen 
Entschluß erfahren.“ 
Er drückte dem Freunde die Hand und 
zing nach Haufe, um der Wittwe den Vor⸗ 
schlag des Advokaten zu berichten und ihre 
Meinung darüber einzuholen. Aber wie er⸗ 
staunte er, als die alte Frau ihm lächelnd 
rieth, auf jenen Vorschlag einzugehen, und hin⸗ 
zufügte, sie wisse, daß der Doktor Wort halten 
könne und werde. 
Der Advokat war kaum in seinem Kabinet 
angekommen, als er einen seiner Schreiber zu 
Helldau schickte, mit welchem er unverzüglich zu 
reden wünschte. Als der Buchhalter kam, fand 
er den Juristen in Sinnen versunken. 
„Sie wissen, wie unsere Angelegenheit mit 
srämer steht,“ hob der letztere an, nachdem 
Helldau Platz genommen hatte, „in acht Tagen 
soll die Hochzeit gefeiert werden, aber ehrlich 
gestanden, mir ist noch immer nicht so ganz 
wohl dabei. Krämer ist ein schlauer, listiger 
Fuchs, die Bereitwilligkeit, mit der er heute 
Morgen den Verlobungsakt unterzeichnete, 
gefällt mir nicht, ich glaube sie für eine 
Maske halten zu müssen, hinter der er schlimme 
Absichten verbirgt.“ 
Der Buchhalter nickte schweigend. 
„Ich bin zum Aeußersten entschlossen,“ 
fuhr der Advokat fort, indem er sich erhob, 
„läßt der Rentner sich einfallen, nebst seiner 
Tochter und seiner Schatulle zu fliehen, bevor 
A 
Telegraph den Verbrecher, und keine Rüchsicht 
kann mich dann bestimmen, ihn zu schonen.“ 
Fortsetzung folgt.) 
Neueste Eisenbahnlieder. 
1. De Entgleisung. (Mit verbundenem 
E Kopfe zu singen.) FL 
Schön ist's unter freiem Himmel, Teng, 
Sturzen im Waggongewimmel, Teng, 
Druck and Verlag von F. X. Demez in St. Ingbert. 
Wenn die Schwelle faulend weicht, Terengteng⸗ 
teng (bis) 
Wenn die Rippe kracht und Lende 
Und die Superdividende 
Zehn a zwölf Prozent erreicht, Terengtengteng. 
Schön ist's, wenn durch Graus und Trummer, 
Schrum! 
Llaggeschrei und Angstgewimmer, Schrum 
Und des Schaffner's Pjfeifchen schrillt, Zerim⸗ 
zimzim (bis) 
Wenn gleich donnerndem Geschütze, Brum! 
Brobe Worte, faule Witze 
Uns sein Mund entgegenbrüllt, Scherumschumschum, 
Schön, wenn, wie bei Ungewittern, bum! 
Sechsfach Sitz und Wand erzittern, bum! 
Von des Sturzes Widerhall, berumbumbum (bis) 
Bleibt auch einer nur der Brüder, 
dundert schunden Kopf und Glieder, 
Tausend merkten sich den Fall, Berumbumbum 
2. Arenbruch. (Im Gypsverbande zu singen.) 
Helft Leutchen mir zum Perron doch, 
Seht her, mein Arm ist schwach. 
Das Bein gequetscht, drei Zähne noch — 
Duweh, die Axe brach. — 
Berührt mir ja die Rippen nicht, 
Sechs, fühl' ich, sind entzwei, 
Wenn mir der letzten Knochen bricht, 
Dann Freunde ist's vorbei. 
Ein — bei schneller Fahrt 
Ift jetzt keik Kinderspiel, 
Es iost und kracht nach Höllenart — 
Dort lag ich im Gewühl. 
Ich schleppte mich zur Böschung Rand, 
Kein Mensch half mir heraus; 
Ein Schaffner. der mich hilflos fand, 
Trank mir die Pulle aus. 
3. Zusammeenstoß. (Im Schweißtuche zu singen.) 
Morgenroth, Morgenroth, 
Leuchtest mir zum Polkatod, 
Bald begegnet schnöder Weise, 
Uns ein Zug im selben Gleise, 
Und dann find wir meistens futsch. 
Kaum gedacht, kaum gedacht, 
Wird der Tour ein End gemacht. 
Bestern ließ ich mich verfichern, 
Heute unter Ballen, Viechern, 
dieg ich, morgen bin ich todt. 
Ach wie bald, ach wie bald, 
Wird dann fuür mich ausgezahlt. 
Prahlst du mit Retourbilleten, 
Zehn ist gegen Eins zu wetten, 
Niemand kehrt damit zurück. 
Darum still, darum still, 
Wie der Aktionär es wiil. 
Also müssen wir's erleiden, 
Sollt' er auch in's Pech uns reiten, 
Beht der Kurs doch in die Höh'.