Full text: St. Ingberter Anzeiger

nach Amerika ging, gidingen.? Sie!“ Wer hat 
Vater und Sohn in der, Schweiz getödtet? 
Sie und immer aur Sie! Und ein Mensch 
mit solchen Thaten belastet, wagt es, mir zu 
drohen ? — wagt es, seine blutige Hano 34 
der Hand einer Millionärin, einer Dame von 
Stande augzustrecken? Das ist Wahnsian, 
—D 
Frank war von den furchtbaren Beschul⸗ 
digungen des Mannes, welchet ihu zu all' diesen 
Thaten verlockt und derleitet hatte, zuc Bild⸗ 
säule erstarrt, sein Gesicht war aschgrau ge— 
worden, seine Augen wie mit Blut unterlau⸗ 
sen von der wilden Aufregung seines Innern. 
„Höllischer Schurke!“ knirschte er, „dad 
also ift der Lohn dafür, daß Ihr Beide, 
Du und jenes teuflische Weib, welches den 
eigenen Sohn mit kaltem Blute morden ließ, 
frei und unbeschräult schalten dürst über den 
Raub! Undbeschränkt? — Nein, nein, und 
dreimal nein, noch seid Ihr nicht Herren, noch 
können Erben auferstehen aus ihren Gräbern, 
noch lebt ⸗— “· 
WEWr brach plößlich ab, stieß ein kurzes, 
heiseres Gelächter aus und stürzte hinausn 
Der Notar machte eine Bewegung nach 
der Thür, um ihn zurückzuhalien, dann schüt⸗ 
telte er verächtlich den Kopf und kehrte an 
den Tisch zurück. 
NMag er laäufen, der Narr lich habe ihn 
aicht zu fürchten. Und doch! — es wäre 
am Ende klüger, die Krallen zu streicheln, — 
ich muß ihn wiedet versöhnen, den allerlieb⸗ 
sten Frant. 
Er nahm seinen Hut, um den Procuristen 
aufzusuchen, dieser war nirgends zu finden. 
Nach einigen Tagen las mun im Tage 
blatt: „Der Procurist der Firma Steinhöfer, 
herr Frank, hat seinen Posten verlassen, weß 
dalb ihm von heute an die Procura genannter 
Firma entzogen ist.. 
Zu gleicher Zeit schrieb der Notar Wolff 
in seine Tochtet in Paris. „Frank ist fort, 
keine Spur von ihm zu finden, so viel ich 
auch nachgespürt. Er hat gedroht, hüte Dich 
vor ihm, — vielleicht, wie ich befürchte, geht 
er nach Paris; reise auf einige Wochen fort, 
'doch sage Niemand, wohin. Bei der Narrheit 
dieseß Menschen sind Vorsichtsmaßregeln nöthig. 
* 
Jo Uebligen beutruhige Dich nicht, er ist 
—V 
Die Frau Comniergierathin erschrack, — 
wie war jener Menscheihr verhaßt! wüßte 
sie ihn doch tief — unten in der Seine! 
Die schöne reiche Deutsche wurde von Ande⸗ 
tern umflattert, — ein stolzer Graf legte ihr 
—X — uͤnd jeht sollte 
riue solcht Wel. dimmet ihres Glücks 
trüben 
Wenn⸗er urplötzlich in ihren Salon träte, 
mit der alten widerlichen Vertraulichkeit; sie 
schauderte zusammen, ließ Extrapost bestellen 
und machte mit dem schönen eleganten Grafen 
»on St. Herem einen Ausflug nach dem süd- 
lichen Frankreich. — 
Seit dem räthselhaften Veischwinden Franks 
wurde der Rotar Wolff die Beute einer fi⸗ber⸗ 
haften Unruhe, welche ihn selbst im Schlaf 
nicht verlassen wollte. 
Zweite Abtheilung: Die Todten stehen auf. 
185. Kapitel.. 
:.. Acht Jahre sind nach jenen letzten ent⸗ 
setzlichen Vorgängen, welche in der ersten Ab⸗ 
theilung dieser der Wirklichkeit entnommtenen 
Geschichte gejchildert find, verflossen. 
Acht; Jahre!, eine Ewigleit in der Zu⸗ 
dunft, ein Augenblick in der Vergangenheit 
Die letzten Strahlen der siukenden Sonne 
heleuchteten eine einsame Farm, welche abge⸗ 
schieden von aller Welt in einer der Tiefebenen 
des Missisjsippistromes lag. 
Die Farm bestand nur aus einem rohge⸗ 
jimmerten Hause mit den nothdürftigsten Be— 
quemlichkeiten versehen, einen kleinen Stall 
und der in der musterhaftesten Ordnung be⸗ 
dauten, von Fenzen eingefaßten Anpflanzung. 
Vor dem Hause saß in diesem Augenblicke 
ein Mann van etwa 50 Jahren; sein Haupt⸗ 
und Barthaar war stark ergraut, in den tie—⸗ 
fen Furchen des verwitterten Antlitzes lag ein 
tiefer Gram, welcher mit diesen Zügen ver⸗ 
wachsen zu sein schien. Er starrte in die un—⸗ 
tergehende Sonne;, und eine wilde Freude 
üüberflog das finstere Gesicht. 
Sie kommt, die Zeit, sie kommt,“ mur⸗ 
melte er, „es gibt eine Vergeltung auf Er⸗ 
den, so wahr das ewige Vicht dort erlischt, 
am am Morgen uns wieder zu leuchten.“