Full text: St. Ingberter Anzeiger

„Schenke fie dem Chor“, sprach der Alte er hastig, als Idie Pferde anzogen,“, Du kaunst 
turz. „Du brauchst das Zeug nicht —— — miir dodh nicht folgen auf diesem Wege!“ 
.Nur diesen Kranz, mein Näterchen!“ Um Gotteswill n, mein Sohn!“ 
läͤchelte sie hold, „er kommt von demselben 2DesBaters⸗Stimme wurde von dem 
Mann, welcher schon in London; mir seine Straßenlärm verschlungen, Richard war fort 
Verehrung darbrachte.. uund hatte sich mit turnerischer Gewandtdeit 
„Der mag gelten“, brummte der alte Heißen- auf das hintere Wagenbrett geschwungen, wo 
reich, „er schreibt wenigstens keine duftigen er sich mit Lebensgesahr festhielt. Er wußte 
Verse, — mir gefällt überhaupt das griechische ganz genau in welchem Hotel die Sängerin 
Gesicht, — ein ganzer Apoll!“ wohnte, es lag in der Nähe des seinigen, 
So finden wir hier in Paris die Tochter eine zarte Scheu“ hatte ihn zurückgehalten, 
des Ermordeten wieder, auf der Höhe künst⸗ dasselbe zu beziehen.“ 
lerischen Ruhmes, von Glauz und Herrlichkeit Der Kutscher peitschte unbarmherzig auf 
umgeben, die halbe Welt zu ihren Füßen. Sie die Pferde, wie ein Federball flog der Wagen 
nannte sich Clara Stein nach dem Willen ihres dahin, — einer entgegengesetzten Richtung zu. 
Pflegevaters, dem sie Alles verdankte. War es der Wille der Sängerin? Richard 
Wie war sie schön geworden, welche präch⸗ wußte es nicht, er befand sich in einer qual⸗ 
tige Rose hatte sich aus dem bescheidenen Kinde vollen Lage. 
entwickelt; die hohe stolze Gestalt hätte einen Plötzlich hörte er im Innern des Wagens 
Königsthron zieren können. rufen, mit einem Sprunge war er von seinem 
Biebte Clara den geheimnißvollen Verehrer zefährlichen Standpunkte herunter und an 
bon der Themse? Sie wußte es selber nicht, der Seite des Wagens, welcher immer toller 
doch schlug ihr Herz höher, als fie das bleiche dahinflog und jetzt in die Rue Rivoli einbsg. 
melancholische Antlitiz mit den wunderbaren Richard sah, daß der Kutscher die Kreuz und 
Augen so urplötzlich an der Seine erblickte und Quer gefahren hatte, um seine Passagiere 
sich sagen mußte: Deinethalben ist er da! irre zu leiten. «, 
An des alten Heidenreich's Arm verließ sie Der al'e Heidenreich stecte den Kopf 
das Theater. Sie war in heiterster Stimmung zum Fenster heraus und rief ängstlich: 
und trug Richard's Ktranz sorgfättig in der „Halt, halt!“ J 
Hhand. V J „Halt, halt!“ schrieh Richard ebenfalls 
Dieser welcher sich mil dem Vater in der und ficl den Pferden furchtlos in die Zügel, 
Nähe aufhielt, sah es und bebte in freudiget — es war faft ganz mindschenleer auf der 
Ueberraschung zusammen. Er sah, wie sie mi Straße.. 
dem alten Manne den Wagen bestieg, wie ddr Srnacler bieb wi 
Kutscher auf die Pferde hieb; war das, sie re ae Pferde 
9 *. junge Maun hielt 
was er so lange sie hier in Paris weilte all sie mit übermenschlicher Kraft. Diesen Moment 
abendlich geseben hatte, nichts Ungewöhnliches nuhte Heidenrtich den Schlag zu zffnen und 
konnte er entdedgen. herausdusteigen* — 
Und doch — seinBlick fiel auf den „Was dibts?“ fragte er rauh, „wohin 
suischer; war das die wohlbeleibte Gestalt, 5 * 
fahren Sie uns? —— 
welche sonst den Bock zierte und die er so oft aulei 
beneidet hatte? Dieser war höher, schlanker, Laßssen Sie das Sräutein aussteigen, 
hale den —Manteilragen hoch amporgesogen, schrie Richard, es sitzt ein Verraͤther auf dem 
obgleich es mehr warm als kalt war, er fuchte Bocke.“ — . . * 
offenbar seinem Vorganger in Allein nachzu ⸗6gortsetung folgt. 
ahmen, das sah Richard, dessen Blick jekt — 
durch Argwohn geschärft war, ganz genau.. — 
„Geh' nach dem Hotel, Vater!“ sprach 
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Drud und Verlag von F. R. Deiaeß in S. Inube.