Ferdinand hatte den Ring an den kleinen hielt sie gegen das helle Lampen icht und fragte
Finger seiner Linken geschoben. es ar hastig: „Ist dieser Ring ein Erbstück ?
Als der Tanuz beendet, bat sie um Rück⸗ Erschreckt betrachtete sie denselben und
Jave desselden, er streifte ihn vom Fiuger ichüttelte erröthend und erstaunt den Kopf.
uind steckte ihn lächelnd an den Golofinger Ader auch die Wahnsinnige hatte ihn er⸗
ihter red.ten Hand. blickt und stieß einen Schrei aus.
„Ih en Nanen?“ bat er lei'e. „Ferdinand!“ rief sie, „wo weilst Du,
„Viarie!“ flüsterie sie, ihn schalklhast an- waritm hast Du den Ring des Baters, das
hlickend. Erbstück der Familie, von Dir gevorfen? —
„Marie!“ wiederholte er sinrend, „der Ferdinand! Ferdinand, mein Sohn!“
Name ist mir lieb und heilig, er erinnert mich „Mutter, meine geliebte Mutter!“ tönte
an eine Märtyrerin, welche den Freuden der es von der Thür her, und der Sohn lag zu
Welt eutsagte, um eine Fremde zu pflegen. ihren Füßn.
D, entziehen Sie mir nicht Ihre Hand, Marie, Sie zog ihn empor und küßte ihn zärtlich,
Sie gaben mir den Ring, — können Sie als hätte sie ihn längst so erwartet; das Starre,
zürnen, wenn ich dieser Wahl eine stille, mich P. be vegliche war aus ihren Zügen entwichen
beglückende Deutung beilege?* und hatte einer rührenden Milde Raum
„Man sieht auf uns,“ flüsterte sie in gereben.
höchster Verwirrung, „o, lassen Sie mich frei, „Warum hast Du des Vaters Riug der
es verstözt ge,en europäische Sitten.“ Schwester gegeben?“ fragte sie plötzlich fast
Er trat zurück und schaute stolz und drohend, „weist Du nicht, daß es Dein
herausfordernd umher. Man lachie, kicherte Schutzarist war ?
und trieb gemeinen Spott. Was kümmerte Ueberrascht sprang Ferdinand empor und
ihn solche Kleinstüdterri. blickte verwirrt um sich.
Auch Marie ATachte zu den Neckereien der Da fiel sein Blick auf das junge Mäd⸗
Freundinen, sie fühlte sich so froh, so glück. chen, welches ihm zitternd den Ring hinreichte.
lich, daß jeder Spott an diesem Sqilde „Marie!“ rief er außer sich, „hier muß
abprallte. ich Sie wiederfinden, hier in diesem Zimmer?
Als der Cotillon zu Ende war, verließ O, Gott des Himmels! Du bist meine Heilige,
sie die Gesellschaft, und mit ihr war für welche die Mutter verpfligt, — nein, nein,
Ferdinand jede Freude entwichen. Er fühlte ich nehme den Ring nicht zurück, ich habe ihn
eine geheime Scheu, sich näher nach ihr zu eingetauscht genen den Deinigen, welchen Du
ertundigen, und sah theilnahmlos dem Tanze mir aas freier Wahl gegeben — sträube Dich
zu, bis Kapitän Brandt ihn erlöste und zum nicht gegen dez Himmels Spruch, Mädchen!
Doctor Friedrichs abholte. Du wirst mein Weib — oder —“
Die arme wahnsinnige Mutter saß in ihrer „Ei, ei,“ unterbrach ihn Kapitän Brandt
Stube und horchte Hartmuths Worten. wel⸗ von der Thür her, lächelnd, „was sind mir
her mit leiser Hand den Schleier von der das für lose Streiche! Ich denke, da habe
BVergangenheit lüftete und von ihren Kindern ich auch noch ein Wöortchen mitzureden, ich,
erzählie. ihr Oukel vnd Vormund! —Läßt man das
Da trat ihre Pflegerin, Kapitän Brandt's Mädel einmal hinaus, um sich mit dem jun⸗
Nichte herein, glühend vor Aufregung und gen Rolk zu freuen, richtet sie auch gleich eine
Fugendiuft, eine liebreizende Erscheinung. Menge Unheil an und verdreht diesem Hinter⸗
Hartmuth's Blick haftete wohlgefällig auf ihr, wäldler den Kopf. Nun sprich, Kind! Willst
sie streichelte die blassen eingefallenen Wangen Du ihn gebührend mit dem Korbe heimsenden?“
der Wahnsinnigen und küßte sie zärtlich. An „Nein, nein, sie gab mir den Ring *8
dem Finger des jungen Mädchens blitzte ein Ferdinand stürmisch.
Diamant, ein Thautropfen auf einer Rubin „Im Scherze,“ stammelte Marie.
cose. Es war ein seltener Ring. — und ich Thor hoffte, es könne und
Hartmuth ergriff überraschi ihre Hand, müsse Ernst daraus werden,“ sprach der junge
rief