Full text: St. Ingberter Anzeiger

Anterhaltungsblatt 
— 
zum 
St. Ingberter-Anzeiger. 
N. I. 
VDonnerstag, den 2. Februar 
* IS7I. 
Lord Lyse. 
Nach dem ameritanischen Originale des 
Charles T. Manners. 
Frei bearbeitet von Lina Freifrau v. Berlepsch. 
(Ombs. 1— 
Ggortsetzung.) 
Genevra schritt zürnend auf und nieder. 
Hörtest Du nie von wilden Jägern, deren 
votuch Geschoß jedem Wild gilt äKitty. Kitw, 
sei auf Deiner Hut! Wärest Du nicht da, so 
aähme ich die Säache nicht halb so erust. 
aber ich habe kein Vertrauen auf Dich, Du 
hist halbe im Begriff zum Feinde überzu⸗ 
gehen“ 
Aber der Feind will mich ja garnicht 
haben. Uebrigens thut mir's sehr leid, wenn 
diese Tage verdorben werden· 
Genevra erroöthete und sprach“ nach kurzer 
Pause lächelnd: „Zugegeben, daß ich vorerst 
mit Windmühlen fechte. Ich will aber Tanke 
Barbara's Freude nicht stören, und mich alt 
mächtigen Feldherrn zeigen. Jeder Angriff soll 
zurückgefchlagen oder parirt werden, und dabet 
doch jedes Gepsäukel vermeiden. Komm, Kind, 
wir wollen uns umkleiden, und Du solist die 
Blumen für meine, Haare wählen. Wir wollen 
shun, was wit füt Miß Evesham gethau hä— 
den würden; nicht mehr, aber um ihretwillen 
auch nicht weniger. 
offen, und 'obgleich Lawrence Lloyd ihn nie 
ohne Schaudern sah, ihn von Tag zu Tag 
mehr haßte und verabscheute, empfing er ihn 
doch freundlich und gab wenigstens äußerliche 
zünstige Zusagen. Ein mächtiges Netz umgab 
den Banquier immer enger, und er fah nur 
den Einen Ausweg. der ihn noch sicherer zu 
Brunde richten mußte. Das Besie war also, 
sich mit Lubin auf gutem Fuß zu erhalten 
und so seine Tochter vor einer Entdecung zu 
hewahren, die ihn zerstören mußte, selbit wmenn 
dieselbe sie nicht tödtete. 
Die erste zornige Aufwallung über des 
Mannet maßlose Anmaßung war vorüber, und 
Lawrence Lloyd gad sich redlich Mühe gute 
Eigenschaften an ihm zu finden, Eigenschaften. 
die ihn Genevrass wuͤrdig machten. Lubin 
bewachte ihn mit Argus -Augen, aber er ge⸗ 
währte Frist, weil et wußte, daß der stolze 
Geist sich endlich beugen müsse. nu. e 
* F 
Erst als die esStunde der Entscheidung 
immer hinausgeschoben wurde, endete seine 
Geduld, und er erklärte, daß er in jedem 
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fluß einer Woche die Frage auf die eiue oder 
andere Weise geläst wissen wollhe. 
.Gelöst ?* fragte Lawrence Lloyd er⸗ 
schrocken, , Sie muthen wir doch wohl nicht 
zu, die Sache zu entscheiden, bevor ich meiner 
Tochter Ansicht kenne d 
, Rein, aber Sie können endlich Schritte 
thun, mir die besprochene Summe ein haͤndi⸗ 
gen, mich Ihrer Tocht r vorstellen und ihr 
begreiflich machen, daß ich ihr die Ehre er 
wiesen habe, Herz und Hand ihr auzubieten. 
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Lubin wohnte noch immer im Vieccadilly 
Hotel und nahm, wie der Portier meinte, nach 
und nach eine civilisirte Lebensweise an. Das 
HDaus des Banquier stand ihm nun immer 
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