Full text: St. Ingberter Anzeiger

ein triumphirerbes Lächeln zu ve bergen, dann 
sagte er mit frowmer Miene: 
dus Ich wütde Ew Majestät dafür sehr 
danfbar sein, da sich mire dann ein weiteres 
Feld; für das Wohl der allein seligmachenden 
Kirche zu wirken, eröffnetr. Doch nun zur 
Sache. Der König Ludwig XII. von Ftauk- 
reich hat j tzt ein ungesähres Alter von 53 
Jahren erreicht 7, imd da seine Gemahlin im 
verflossenen Jahre gestorben ist, so steht er, 
wde meine qusgezeichneten Spione mir bericht 
haben, im' Begriff, sich zum dritten Male mit 
ver · Tochter irgend eines königlichen Hauses 
u verbinden: Wir dürfen das nicht dulden. 
Majestöt,reine solche· Verbindung:mit einem 
andern erlauchten Hause wäre unser Verderben 
and doch giebt es nur ein Mittel, den König 
vdn Fraukreich für unsere Zwecke zu gewinnen 
wirmüssen ihn anEwrs Mojestät:erlauch— 
es Haus fesselu.“ni 
Aber wie ist das möglich, Bischof“ sagte 
der König ägerlich, „warum sagt Ihr mir 
das? Wißt Ihr doch, daß ich keine Tochter 
habt, die ich dem Köhige von Frankreich zur 
Gemahlin geben könntens mi i— 
unn ‚Eine Tochter? nicht,aber. Ew. Majestät 
haͤben noch eine Schwefter, Seine schöne, —lieby 
reizende Schwester,* entgegnete der Bischof 
ohne eine Bewegung“ seiner:starren, unheim⸗ 
lcheneZügen: „Und um dieser Schwester willen 
mürd⸗ der König von Franlreich ein nicht une 
bedeutendes Opfer btingen;“ niι Mα 
vc „Maine Sawester,“ meine holde Priozeß 
Mary sollie ich diesem stechen; frühzeitigge⸗ 
alterten Kbnige zum Weibe: geben? Seid Ihr 
tollBischof. N Diesen: Engel. an der Seite jenes 
Maͤnnes den ich seines Lebepswandels weges 
verabscheue? Nimmermehr!“ νααs 
Der Bischof zuckte mit den? Achselarntnrn 
.Dann Majestät bleibt uns allerdings 
— Krieg fortzusetzen,“ 
sagierer in einem resignirlen Tone,' wobei er 
feine Augen lauernd und durchbohrend auf 
das Antlitz des Königsheftete. „Es sind 
viele Fürstenhäufer, denen eine Allianz mit 
Frankreich sehr willkommen sein wird, und eben⸗ 
so viele erlauchte Prinzessinen, denen die Krone 
einer mächtigen Königin durchaus nicht zu 
schwer zum Tragen scheinen würde.“ 
Der Konig schritt unruhig im Gemache 
auf und nieder, während der Bischof Wolsey 
mit seiner sanftesten Miene ruhig an seinem 
Plaße blieb, und den König unausgesetzt schaxf 
beobachtete, .. 411 
Et hatte dieses aufüngliche Benchmen des 
Fnigs genau so erwartet, zweifelte aber nicht 
im Geringsten daran,, daß es ihm dennoch 
leicht werden würde, seinen Einfluß geltend zu 
machen, sobald verselbe die in Aussicht gesitflte 
Dillion Goldkronen in. Erwäqung zog.. 
Der König, dem noch nie die Mösglichteit 
iner solchen Verbindung eingefallen war, mußte 
nothwendig das, Vortheilhafte dieser Allianz 
ansehen, so sehr er sich auch. dagegen sträubte 
und an die Thränen seiner, lieben Mary 
dachte, der gewiß nichts fernet lag, ais die 
Annahme einer solchen Krone. 
Köonig Heinrich selbst, fühlte schwer genug die 
dast einer Berbindung, dien nur die Pollilit 
geboten, und er hatie oft daran gedacht, der 
hescheidenen Schwester, die sich äußerst wenig 
ann Glanz und Pracht, kümmerje, ein glück- 
icheres Lood anzubieten, als ihm zu Theil 
zeworden. war. Aber sein Egoismus zauberie 
Hm schnell genug ganz- andere Bilder vor daß 
nere Auge und der, Bischof, bemerkte mit 
innerer Genugthuung, wie die Züge dez Königs 
sich allmaͤhlig gerheliten, und et hald darz 
uͤber wie klarer Sonnenschen ausgebreitej 
— D—— 
Zon moot Recht haden.Sischoßub 
der König an, „manche Prinzessin wiür de es 
vielleicht als ein grokes Glück aͤnsehen, Königin 
von Frankreich zu werden, aber, Ihr ennt 
unfere xrlauchte Schwesier schlecht, wenn Ihr 
glaubt, derselhe durch eine solche Verbindung 
tinen Dienste zu heisten. Prinzeß Maxy hält 
es für das höchste Glück, ein bescheidenes Looß 
mit dem Geliebtenihres Hetzens. zu theilen 
und lich befürchte, wir werden durch das Ein- 
schlagen dieses politischen Weges,einen schweren 
Kampf mit ihr haben,“ 
Ein Frauenherz ist aicht allein wie Wachs, 
das sich deicht durch Ueberredungskunst dilden 
und ormen Läßt, wie manes hahen will. 
sagte der Bischof. salbungsvoll, sondern 
auch von Gott zum Gehorsam bestimmt, un 
wann bliebe einer. Fürstentochter, jemals die 
freie Wabl 2N illerings wird Primaeßn Mary 
sich ranfänglich fträuben,“ denn gerade in ihren