Full text: St. Ingberter Anzeiger

ballte die schwache Faust drohend gegen die 
erschrockenen Mönche, „die heiligen Gebote der 
Gastfreundschaft, die man Jahrhunderte treu 
zefolgte, die Gesetze himmlischer und irdischer 
Oberen, die Pflicht gegen Arme und Verlafsene 
wollt Ihr frebentlich mit Füßen treten! O 
vergieb Ihuen, All nüchtiger, bitte für sie hei 
lige Jungfrau, denn sie wissen nicht, was sie 
thun.“ ** 
Erschöpft und keuchend sank Vatet Leon 
auf das harte Lager zurück und waund sich in 
körperlichem Schmerz und geistigem Jawmer. 
„Wir werden ihrem Rathe folgen, ehr⸗ 
wüͤrdiger Bater,“ entgegnete ein atter Mönch, 
denn wir wissen, daß wir alle schwach und 
anwissend sind, Roch sind fie unfer Vorge⸗ 
setzter, sag x Sie uns, was wir zu thun ha⸗ 
ben und wir werden gehorchen ··. 
ESorgt so gut ihr es vermögt füt das 
arme Geschöpf, das der Herr an unsere Pforte 
sandte. Arbeitet, so viel itzr vermögt, ver⸗ 
schmaht keinen ehrlichen Broderwerb, keinen 
Verdienst und sei er noch so klein. So wird 
des Himmelz Segen auf Euch ruhen, und 
Hilfe kommen, wo Ihr's am weunigsten itr⸗ 
—RB 
Er hob die schwachen Händen wie seg⸗ 
nend über die kleine Schäar. n 
Und nun geht und laßt mich mit Bru⸗ 
der Auselm allein, damit wir die Suchlage 
besprechen. Erinnert Euch, daß ich sterbend 
Fuch befahl, Obdach und Nasirung mit dem 
Unglücklichen zu theilen, so lange ihr ein Dach 
iber dem Haupte, einen Bissen Brod im 
Schtanke hadt. Euere Körper mögen Mangel 
leiden, sich mit äcmlichem Unterhast begnügen. 
Fure Seelen aber sollen heiliger Wegzehrung 
nicht eutbehren. Geht, meine Brüder, und des 
hdimmels Segen degleite Euch“! “/— 
Noch einmal büickten die Munche stunmm 
und traurig auf den geliebten Prior und ver⸗ 
liehen dann ge:äuschlos die Zelle. 
Bruder Auselm,“ sprach Vater Leon, 
—X Zeit auf Er⸗ 
den ist abgelaufen; hilf mir aufstehen, damit 
ich meiner letzten Pflicht genüge.· 
Aber ehrwürdiger Vater, gliche das nicht 
Selbstmord?“ 
„Was liegk?daran, wenn die leßlen schwa⸗ 
hen Sandkörnchen im Stuudenglase meines 
debens sich beschleunigen d Ich habe noch eine 
Pflicht zu erfülleu, die ich bereits zu lanze 
unufgeschoven. Rufe nöthigen Falles weitere 
hüife, meine schwankenden Schritte zu leiten. 
Ich will mich ins innere Kloster begeben und 
auch den Kranken noch einmal sehen.“ 
... Gorktseßung folgt.) 
Die Wacht auf den Vogesen. 
Hoch durch's Gbirg im Was zauwald 
Wie Sturmjebraus es wiederhaltzz 
Das tönet wie ein mächt'ger Schritt, 
Als riß es Eich' und Tennen mit; 
Voran, voran, du deuische Braut, 
Der Was au hat dich jetzt erschaut. 5 
Hoch auf dem Berg nun steht es da, 
Das BRiesenweib Germania; 
Sie kam herauf vom kühren Rhein; 
Ich mag nicht länzer drunten sein; 
Hier nach dem Berg stand längst mein Sinn, 
Hier bleibt die Wacht mein Hochgewenn! 
Hier steh' ich, rech' die Arme aus. L 
Seĩ mir gegrüßt mein Felsenhaus.— 
Seid mir gegrüßt, ihr Tanenhöh'n— 
Dem deutschen Aug' wie wunderschön! ⸗ 
Wie ist die Aussicht weit und breit, 
So strahlend hier in Herrlichkeit! 
Hier schaut mein Blick, in Stolz erglüht, 
Als wie ein Garten aufgeblüht, 
Die deutsche Heimath weit und breit, 
Wie nirgends sonst, voll Lieblichkeitt 
O Elsaß drunten, edler Hort, 
Jetzt bleib' mein eigen fort und fort! 
Hier thront' ich schon vor manchem Jahr. 
Hier bleib' ich jetzt und immerdar: 
Pun wettert dranten ia dem Thal, 
Kanonen, donnert allzumal! 
Gekommen ist die deutsche Braut, 
Dem Wasgau ewig angetraut! 
Ein Elsäfser. 
— 
4 
Aphorisme. 
Das Aeußere eines Menschen, seine Züge, sein 
Benehmen sins in Bezug auf seinen innern Werth 
das, was ver Einband eines Buches zu seinem 
Inhalt ist. Ach wie viele schlechte Bücher laufen 
3 und verzierter Dede in der Welt 
erum. F 
* 
Druck uns Verlag von F. XR. Demer in St. Ingbert.