Full text: St. Ingberter Anzeiger

Anterhaltungsblatt 
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J St Ingberter Anzeiger.“ 
Nr. 2⸗ æ. 
DonStag, den 23. Februar 
— — 
1814. 
—Lord Cyle. e red 
Nach dem amerikanischen Originale des 
Charles T. Manners. 
Frei bearbeitet von Lina Freifrau v. Berlepsch. 
(OmbsJ. 
Gaortsehung.) — 
Stellen wir die Frage anders,“ bat der 
Banquier, ihre heißen Hände streichelnd, „ist 
es für meine Tochter nichts, des Varers 
Wünsche zu erfüllen, seinen innigsten Segen 
— 
Sie senkte weinend das Haupt. 
„Doch lassen wir die Sache vorerst, mein 
Kind. Wir kehren bald heim und dann hast 
Du Zeit zu ruhiger Ueberlegung. Inzwischen 
behandle den Grafen artig um meinetwillen 
und lasse die Eutscheidung künftigen Tagen⸗“ 
— Ich war auf meines Vaters flckenlose 
Ehre stets stolzer, als eine Prinzessin auf 
königliches Geblüt und kann deßhalb nicht 
bezweifeln, daß Dein Rath der bveste isi. 
Schieben wir also den Kampf auf, obgleich 
mir's eigentlich eine Schwäche scheint.“ 
Er küßte sie, er hatte keine andere Ant⸗ 
wort. 
Der Graf kam langsam den Gartenweg 
entlang und Genevta's Blut wallte, als sie 
das höhnische, lächelnde Gesicht erblickte. 
„Sie genießen den schönen Tag im Freien, 
Fräulein ? Hoffentlich läßt die reizende Um— 
gebung Sie den Entschluß, Lyle Hall zu 
Serlassen, bereuen. Sie reisen doch wohl noch 
nicht ab?' ß 
„Rein, ich füge mich dem Wunsche meines 
Vaters,“ entgegnete sie stolz. 
*Solch kindlicher Gehorsam ist rührend,“ 
jagte er nachlässig mit einer Blume spielend, 
„ich kann Ihnen nicht ausdrücken, wie sehr 
er mich entzückt.nn 
„Vater,“ ich will nach Kitty sehen, und' 
sie auch in den Garten geleiten,“ bemerkte 
Benevra, und eeilte fort, ohne des Grafen 
Rede ihrer Aufmerksamkeit zu würdigen.“ 
Als Genevro die Halle betrat, fand sie 
titth bereits im Begriff heraus zu kommen 
und neckischte die Größen ihrer Führerinnen 
bergleichend. 
„O Tante“ Barbara, Sie nehmen sich 
deben Mama gerade aus wie eine zierliche 
Fee, die eben aus einer Nußschalenoquipage 
stieg, und mir ist's als würde ich von einet 
Pygmäe und einem Riesen geführt. Ah, da 
donmt Genevra, nun wird mein Niese einen 
Befährten erhalten und Fee Wundermild solch 
lebesischer Dienste euthoben. Es sinden fich 
wohl würdigere Aufgaben für sie 
Und welche, wenn ich kitten darf ?“ lachte 
Tante Barbara, während Genevra schweigend 
hre Stelle einnahm, „ich stehe natfürlich 
sammt meinem Zanberstab zu Diensten. 
„Will's uberlegen,“ antwortete Kitth hel. 
jer, „aber Sie haben schon so diele Wuuder 
zewirkt, daß man kaum mehr oeiß, was zu 
wünschen übcig bleißt. Ich bin eine Erkin. 
der Kürbis hat sich in eine Kaross; verwan⸗ 
delt und die Mäuse in präshtige Rosse, die 
drüben in der neuen Heimath mich erwarten. 
Meine Ballkleider stecken ganz uledlich in den 
Dukaten, die Mamachen in meine Börse zau⸗ 
berte, es vlüht die Hoffnung den geliebten