St. Ingberler Anzeiger.
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M 60. J Ditienstag, den 16. April .* * 1872
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Deutsches Reich. das frarzösischen Gebietes. So wird denn auch in Berlin dieße
München, 13. April. Gestern ist endlich das Referat Nachricht bereits entschieden dementirt, mit dem Bemeiken,. daß
oes Abg. Dr. Anton Schmid über den Etat des Kultusministe- Hr. de Clercq stch gar nicht in der preußischen Hauptstadt befinde.
riums noch an die Mitglieder des Finanzausschusses vertheilt wor ⸗ Waährend die deutschen Bischöfe in Ful da konferirten, hat
den, der nun heute Vor und Nachmittags Sitzung hält. Der eine Anzabl von Bürgern dieser Stadt, verschiedenen Confessionen
Referent beantragt u. A., daß den Gesuchen der piotestantischen angehörig, eine Adresse an den Fürsten Bismarabgesendel
Beistlichen um eine Erhöhung ihrer Besoldungen aus Staatsmitteln worin sie für die Durchführung des durchaus nothwendigen Schul -
mtsprechend hiefür circa 150. 000 fl. bewilligi, zugleich aber auch aufsichtsgesetzes danken und den Wunsch aussprechen, Bismarck
der Gleichstellung wegen die katholische Geistlschkeit mit einem Zu⸗ Immbge lange noch die Früchte seines Wirkens für Deutschlands
schuß von beiläusig 150,000 fl. bedacht werden solle, so daß für Größe und geistige Befreiung genießen.“ — Wie das N. W. T.
diesen Zweck ein Gesammtbetrag von 300,000 fl. verlangt wird. wissen will, wurde dem preußischen Feldbischofe die Theilnahme
München, 14. April.“ Der König hat dem Stiftsprobst an den Füldager Bischofskonferenzen erst gestattet, nachdem er zuge˖
und Reichsrath Dr. J. v. Döllinger in Rücksicht seiner seit 50 sagt hatte, dafür Sorge zu tragen, daß die Bischöfe von Koin,
Jahren in Eifer und Treue zurückgelegten Dienstjahre das Ehren⸗ Ermeland und Breslau in der Exkommunikationsfrage sich den
Feuz des kgl. Ludwigs-Ordens verliehen. Faorderungen der preußischen Gesetze fügen.
Berlin. Ueber die Beziehungen zwischen Deutschland und; Aus Breslau, 12. April, lussen sich die Wiener Blätter
Frankreich bringt der Londoner „Daily Telegraph“ an hervor- kelegraphiten: Sicherem Vernehmen rach folgt der im Großherzog⸗
agender Stelle einen Artikel, welcher nicht verfehlen wird, in der thum Posen begonnenen Ausweisung der ausländischen Jesuiten
politischen Welt einige Sensation zu erregen. Das erwähnte und Kloflergeistlichen nächstens die Fortschickung aller dem Preußi
Blatt will nämlich in ˖den Stand gesetzt sein, mittheilen zu können, schen Unterthanenverbande nicht angehötigen Weligeistlichen.
daß die Rede, welche Hr. Thiers in der französischen National—⸗ „Fach einem pariser Telegramm ift am 7. d. M. eine mit
Bersammlung vor der Vertagung der Assembléx gehalten hat, in 87,000 Unterschristen bedeckte Petition der Frauen von Elsaß
der deutschen Haupistadt einen sehr ernsten Eindruck gemacht habe; Lothringen an den Fürsten Bismarck abgegangen, worin die Bitt⸗
ja die hervorragendste Persönlichkeit der Berliner Regierung soll tellerinnen für ihre Söhne und Gatten die Befreiung vom Mili—
Lieselbe als höchst bedeutungsvoll und selbst drohend bel achten, und tärdienste noch auf einige Jahre verlangen..
der Berichterstatier meint, daß nur die äußerste Nachsicht oder der Aus M e tz. 9. April. Eben gehen zwei Colonnen von je
rompteste und aufrichtigste Beweis einer besseren Gesinnung Seitens 32 sechsspannigen Wagen mit Infaänteriemunition von hier nach
zet Verfailler Regietung das Entslehen neuer Verwick- lungen, die Thalous ab z3. heute morgen kamen auf, der Bahn 21 Waggons
zanz Europa, haupisächlich aber Frankreich, höchst unwillkommen nit derselben Labung hier an, um auch dorthin abzugehen. Daran
ein würden, verhüten könne. Fürst Bismarck soll endlich an den ꝛedenkliche Vermuthungen zu knüpfen, ist natürlich kein Grund
GBrenzen seiner Geduld angelangt sein, und wenn er auch keine Er— vorhanden; es sollen offenbar Schießübungen gehalten werden.
zeuerung des Krieges wünsche, wie mächtig auch dessen Chanctee Metz. 14. April. Die neu ewählte Handelstammer ist nach
etzt augenblicktich zu Gunsten Deutschlands iägen, so sei doch die dem uun festgestellten Ergebniß der Wahlen nur aus früheren
Folge seiner Schlüsse gegenüber der gegenwärtig agressiven Haltung Franzosen zusammengesetzt; die Zahl der eingewanderten deutschen
— aufleute war noch nicht ausreichend, um einen Candidaten durch-
wvorden zu sein scheine, klar. zubringen. Indeß gehören die fämmtlichen Gewählten den besten
Fürst Bismarckh, so heißt es weiler sei von Anfang an em⸗ und angesehendsten Häusern hecsiger Stadt an. — Auch bei uns
rfänglich für die Gewißheit gewesen, daß die besiegte Nation eines vird kräftig Hand angelegt, um die Mosel vollständig schifsbar zu
Tages versuchen werde, Rache zu nehmen, in disser Voraussicht nachen. Der französische Plan der Mosel Canalisirung, der bis
jabe er seine Garantien geforderl. Aber er habe wohl nicht er⸗ etzt erst bis Ars ausgeführt ist, wird auch bis Diedenhofen bei⸗
wartet, daß die Wiederbelebung Frankreichs so rasch von Statten behalten. Hiedei bekommt Metz einen Hafen, der durch Abzweigung
ehen, die Vorbereitungen zur Rache, so schleunig und energisch don einem Rebenarme der Mosel in die Nahe des Bihnhofes ver
jelroffen werden würden. Der Correspondent will nun wissen, legt wird. Dieser Camnl, der füdlich in den Rhein⸗Varne⸗Canal
doß Fürst Bismarck ohne irgend welchen Scrupel einschreiten werde, nündet, wird zur Belebung des Verkehrs, sowohl nach Altdeutsch⸗
un Frankreich zu verhindern, unvermett vor Deuischland einen and wie Frankreich, wesentlich b.itragen und nameutlich den großen
Lorsprung zu gewiunen. Er sei entschlossen, die westliche Grenze Hütten in Ais und Hayange den deutjschen Markt erleichtern.
zes neuen dteiches, das sein Genie aufgebaut habe, absonut siher Auch bezüglech Bitsh besteht die Absi ht, die Festun seigen⸗
u stellen, und er werde keiner Gefahr die drohen möge, Zeit lassen, chaft der Siadt ganz aufzuheben und nur die Cidatelle oder
aich vollsiändig zu entwickeln. Angesichts dieser Umstände, heißt eigentliche Bergfeste als Sperrsort beizubehalten.
es in dem Ärtitel schließlich, zierne es den Staatsmännern, in, Bei Alttirch haden deutsche Gienzzollteamten sich eine
VDersailles, sich, so lange es noch Zeit, vorzusehen, bevor sie den Brenzüberfchreitung auf französisches Gebiet zu Schulden kom-
keichskanzler aufs Acußerste zum Zorne reizten. Unzeitige Prah- men lassen. 8 *6
ereien mit militärischer Macht, vorzeitiges Fröhnen des Luxus der Frankreich.
Rache mögen die Eilelkeit einer Nation für eine kurze und trüger⸗ Der Präsident der franzssischen Republik hat jezzt,
sche Zeit nähren; aber wenn im Augenblick fortgesetzt, würde wo die Nationalversammlung in die Ferien gereist ist, es gewagt
solches Gebal,ren wahrscheinlich zu größerem Verlust und tieferer und ist nach Paris gefahren, um eine Geseüschaft iim Elyfee zu
Demüthigung führen. — Die Verantwortlichkeit für die Wahrhreit geben. Aber Herr Thiers hat es noch nicht gewagt; in Paris
alles dessen, was in diesem Artikel ausgesprochen wird, muß dem zu schlafen. Er kehrte um Meitternacht nach Versa'elles zurück, der
Verfasser überlassen bleiben; nichts desio weniger würde man in alten Königsstadt, die jetzt so lange dieser Mummenschanz dauert,
Versailles aus demselben heilsamen Lehren ziehen können, wenn die als Hauptstadt der Repudlik dienen muß. Seine Gäste hitten sich
zrande nation eben nicht so verbodrt wäre. die Früchte aus den kaiserlichen Treibhäusern munden lassen. Es
Mag sich inzwischen de Sache also verhalten, wie der ‚Daily hat in Frankreich zwar Vieles einen prodisorischen Charatter, abet
Telegraph sie dorstellt oder nicht, so dürfte die Nachricht süd. daß Paris nicht die Häupistadt sein soll, ist zu unnatürlich. Es
deutscher Blätter doch jedenfalls unbegründet sein, nach welcher kommen, daraus große Uebelstände, die vielleicht zu einer neuen
Unterhandlungen in Berlin mit Hrn. v. Gontaut⸗Biron und Hrn. Amwälzung führen können.
de Clercq statifinden sosllen wegen Zahlung der drei noch restiren⸗ Schweiz.
nen Milliarden der Kriegsentschadigung und früherer Räumung Genf, 14. April. Die ameritauischen und englichen Agenten