Hl. Ingberler Anzeiger.
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M7T... Samstag, den 18. Januar — 4113872
CEhronik der Ereignisse des Jahres 1871.
7. Januar. Die Beschießung im Süden, Osten und Norden von Paris
wird lebhaft fortgesetzt. Fort Issy und die nebenliegenden Batterien, sowie
Fort Vanvres schweigen zeitweise. — Die Armee erreicht bei Verfolgung der
corps des Generals Chanzy Nogent-Rotrou, Sarge, Savigny und La Cchartre.
Die Batterien Föhrenbach und Mohl eröffnen das Feuer gegen Fort
ßerche (Belfort). — Die Korvette Augusta nimmt vor Vordeaux 3 mit
kriegscontrebande beladene feindliche Schife.— J
8. Januar. In der Nacht zum 8. wird Danjoutin, südlich Belfort
zestürmt — Bei Montbard ein Angriff Garibaldianer siegreich abgewiesen.
Bei lebhaft fortgesetztem Feuer der Belagerungsartillerie vor Paris gerathen
die Kasernen des Foris Montrouge in Brand, welcher bis 9 Uhr Morgens dauert.
Die Bewohner der durch die Granaten gefährdeten südl. Theile von Paris be⸗
sinnen ihre Wohnungen zu räumen — Die aus Vendome entsandten Colonnen
etzen ohne erhebliche Gefechte den Marsch über St. Calais fort. — Prinz Fried⸗
rich Carl verlegt sein Hauptquartier von Vendome nach St. Calais.
Oeutsches eich. 34
München, 9. Jan. In der, heutigen Sitzung des. II
Finanz⸗) Ausschusses erstattete der Herr Referent Bericht üser die
achweife zu den Ausgaben das Ministeriums des Außern und der
Zzustiz; es wird Zustimmung beantragt; bezüglich des letzteren
Ttats wird hervorgehoben, daß durch Offerlassen, beziehungsweise
Fingehenlassen mehrerer Stellen im Justizdienste uüber 50,000 fl.
rspari wurden, und daß aus genannten Ursachen die Ersparnisse
ioch um 20 25,000 fl. sieigen würden. (Wie uns von anderer
Seite berichtet wird, soll auch in dieser Sitzung bemerkt worden
ein, daß man beabsichtige, eines der acht Appellationsgerichte ein⸗
jehen zu lassen; welchem Gerichte dieses Schichsal bevorstehe, sei
acch nicht bekannt.) Fr. Kur. 32
München. Eine allerhöchste Vorschrift vom 31. v. M.
zerfügt, daß die Festungshaft, die auf Grund der vom 1. Jan.
geltenden Strafgefetzgebung (gegen Geistliche) von den bürgerlichen
Strafgerichten eikannt werd, in der Festnng Rosenberg zu ver—
züßen ist. —
Aus dem Els aß, 7. Jan. Der Aufschwung der Geschäfte,
aicht nur in Mühlhausen sondern auch im UÜnterelsaß übertrifft alle
Frwartungen. Die in Straßburg so zahlreichen kleinen Gewerbe
ind rasch aufgeblüht und es sind uns manche Häuser bekannt,
die in den letzten drei Monaten des verflossenen Jahres mehr
Geschäfte machten, als sonst in einem ganzen Jahr. Daß unter
soslchen Verhältnissen die Stimmung sich rasch erhebt, dürfte Nie⸗
sranden wundern. Jinmerhin wolleun wir nicht verkennen, daß die
Militärfrage einen schwarzen Punkt aber auch den einzigen am
ceichsländischen Horizont bildet.
Straßbuͤrg, LO. Jan.; Der Besuch dar höheren Lehr⸗
instalten des Reichslandes ist, wie die „Straßb. Zig.“ mittheilt,
in forwährendem Steigen begriffen. U. a. zählt das hiesige flai⸗
jerkche Lyceum, welches am 10. October sein nenes Schuliahr
nit 170 Schülern begann, mun deren 800. Im Colmar tzat sich
zie Schülerzahl des Gymnasiums seit Beginn des Schuljahres
ast verdoppell. Anderweitigen Bemerkungen gegenüber mag dabei
nusdrücklich herborgeboben werden, daß der Zuwachs fast ohne Aus⸗
nahme nur von elsässisch TJothringischen Fantilien kommtnn
Frankreich.
Die französischen Deputirteni Schoelcher, Louis Blauc, Scheurer—
destner, Tolain, Ordingaire und 24 Genossen haben folgenden
Antrag der Natioralversammlung vorgelegt: „Die Todesstrafe ist
zanz und vollständig aufgehoben.“
Türkei.
Konstantinopel, 9. Jan. Laut einer Anzeige aus
dondon schickte die „Internationale? eine Masse Agenten in den
Orieut. Es sind eigene Commissäre bestellt, die Agenten zu
überwachen.
Amerika.
Rew-York, 10. Jan. Nachrichten aus New⸗Orleans zu⸗
olge kam es im Schooße der Legislatur von, Louisiana anläßlich
oitischer Meinungsverschiedenheiten zu einer Schlägerei, bei wel⸗
der ein Mitglied der Legislatur getödtet wurde. Um etwaigen
Anruhen vorzubeugen, wurde die Garnison von New Orleans durch
in von auswärts herbeigezogenes Regiment verstärkt.
Vermischte s s.
fHomburg. Am dergangenen Montag stieß der um 1
Ahr 20 Min, nach Vrittelberbach abgehende Personenzug auf einen
angen Kohlenzug und trieb diefen noch zwei Wagenlängen fort.
Außet daß einem Schaffner eine Hand zerquetscht wurde, ist kein
veiterer Unfall zu beklagen. ——
PFranienthäl, 8. Jan. In“einem hiesigen Metzger⸗
laden verlaugte dieser Tage eine Frau vom Lande um 4 kr. Wurst.
Auf die Bemerkung des HPtetzgers, daß sie 100 Gramm bekomme,
erwiderte die erstaunte Bäuerin: „Ei Du lieber Gott, so viel bringe
ich ja nicht in meinen Korb'“;—
München, 10. Jan. Der Magistrat der Stadt München
zat folgende Bekanntmachung erlassen“ An hiesigen Volksschulen
ind noch 6 Lehrerstellen (5 katholische, Jprotestantische) zu besetzen,
owie die Oberlehrerfunktionen für sämmtliche 3 Schulen zu ver⸗
eihen. Der Gehalt eines wirtlichen Lehrers deträgt nach dem mit
»emn 1. Januar i. J. in Kraft getretenen neuen Schulstatut jähr⸗
lich 800 fl. und steigt in Quinquenien von je 100 IJ. bis 1200
I. Bei Berufung“auswärtiger Lehrkräfte kommen die ersten 8 Jahre
nach det Anftellüngsprüfung nicht in Betracht, alle weiteren Dienst-
— E—
Juͤ besonderen Fällen kann durch Beschluß beider Gemeindekollegien
in größeres Maß auswärtiger Dienstjahre angerechnet werden.
der Funklionsbezug eines Oberlehrers über den normalmäßigen
Hehalt beträgt 300 fl. Die Oberlehrerfunktion selbst ist eine
viderrufliche. Bewerber aus den Staaten des Deutschen Reiches
saben ihre an den Magistrat der Stadt München zä stisirenden
ind mit den erforderlichen Zeugnissen — besonders über die Se⸗
ninaraustritts· und Anstellungsprüfung, sowie über praktische
Wirksammkeit — belegten Gesuche bis zum 10. Febr. l. Irs. bei
der Schulkommission keinzureichen und sich nebst Angabe ihrer
onfession insbesondere auch darüber bestimmt auszusprechen, ob sie
um die Funktion eines Oberlehrets konkurrire.
— Durch Reichsgesetz vom 26. Novb. 1871, publizitk am
28. Dez,, sind diejenigen Geswisch te, welche nebst der Zahl nicht
auch die Bezeichnung der Einheit, also Ztr.: Kil.: Pfd. oder Gr.
ragen, vom öffentluͤhen Verkehr dusgeschossen. Demgemäß könmen
nach Beschluß der tgl. Normal-Eichungskommission von jetzt an nur
diejenigen in der Pfalz frühet eingeführten konischen Gewichte zur
Verifitation zugelassen werden, welche eine der obigen Bezeichnung
ntweder aufgegossen oder eingravirf tragen. (Land. Anz.)
(Grukalität.) Der „Volksbote“ szalva veuia, schreibt
iber den Tod des bayerjschen Gesandten a. Dönniges. — , Mit
zem bayetischen Gesandten v. Dönniges, der mit: dem EKhrenter
zach Roͤm gezogen ist, ist ein Mensch gestorben. den der Abgeord⸗
jete Westermayer seiner Zeit als Dmon“ bezeichnet. hat. Dön⸗
nigens war seines Zeichens ein höherer Schulmeister, als welchen
hu der damalige Kronprinz Max in Berlin kennen lernie und in
eine Privatdienste nahm. Die Berufung der sogenannten „Norde
ichter“ an die Münchener Universfität und damit die Gründung
riner preußischen Parter in Bayern sammt ihren Folgen, worunter
. B. der Untergang des alten Bayern, war der Haupisache nach
ein Werk, wenn auch Hrn. v. Tann wacker dabei mitgeholfen hat.
Daß Dönniges ein Haupifreimaurex war, brauchen wir: micht zu
agen. Da wir an eine göttliche Gerechtigkeiß glauben nnd da
„nichts Unreines“, nämlich kein Freimaurer zu. dgl. in den Him—
nel eingehen kann, so sind wir der Meinung, daß den Heren v.
Donniges zweifelsohne der Teufel geholt haben wird. , Wir sind
zuch hierin mit dem Teufel einverstanden und wüuschten nur, daß
ex fleißiger an der Arbeit wäre. Es bleiben immerhin noch genug
ibrig, sagt der König von Preußen, zum holen nämlich !“ — Ein
Deide jagte vor zweitausend Jahren: Ueber Zeinqn, Todten sprich
nichts, wenn nicht Gutes und diese⸗ Pack neant sich christlich.
— Pfui!
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