Slt. Ingberler AAnzeiger.
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Die Gehaltsaufbesserung der Volksschullehrer. weit hinausrückte und wir wundern uns sehr, daß gar Keiner von
Wir erholten von einem hieugen Lehrer eine der letzten Num⸗ den in München weilenden Fachmännern gegen diesen Modus ge⸗
aern der „Pfälz. Post“ zugesendet, die unter obigem Titel einen prochen und so den Fehlgriff. verhindert hat. 8
ht bemerkenswerthen Artikel bringt. Die Gehaltsaufbesserung der Wir wollen uns sehr freuen, wenn wir uns irren. Wir sagen
jolksschullehrer ist nicht nur eine Lebensfrage für einen gewissen zjerade und offen heraus, daß derartige Maßnahmen die Calamlät
ztand, sie ist ein Theil der sozialen Frage, die in ihren Couse⸗ des Lehrermangels nicht aufhalten und die befähigte Jugend nicht
uenzen Staat und die ganze bürgerliche Gesellschast auf das Tiefste in die Präparandenschulen locken. Wir bemerken aber auch, daß
erührt. Die „Pfälz. Post“ schreibt dörüber; der Staat wenigstens in der Summe, die er zulegte, seine volle
Es ist gewiß eine bedeutende Summe, welche die bahe; Schuldigkeit gethan hat, wenn wir auch den Modus ihrer Ver⸗
che Kammer der Abgeordneten in diesen Tagen zur Gehaltsauf— heilung nicht als richtig anerkennen. Wir hoffen, daß die Ge—
serung der Lehrer ausgeworfen hat. Dieser zeitgemäße Akt er- neinden selbst nun das Fehlende aus eignen Mittel rechtzeitig er⸗
jseint um so dankenswerther, wenn man erwägt, daß die Volks- gänzen, denn je mehr man bietet, um so besser ist überall die
aule eigentlich eine Bemeindeanstalt ist und die Remunerirung der Waare, die man erhält. Welch' einen ungemein großen sitilichen
ehter von Rechtswegen der Gemeinde obliegt. Daß aber der Sinfluß ein tüchtiger Lehrer in einer Gemeinde übt, das werden
ꝛtaat ein mächtiges Interesse an dem Stand des Volksunterrichts Viele leider erst dann erkennen, wenn die Lehrerwohnung leer
it und mit allen Mitteln seinen drohenden Verfall verhindern teht und die Jugend des Dorfes der Verwilderung anheimfällt.
uß, ist eine so ausgemachte Sache, daß wir sie nicht des Weitern X —
er brauchen. Dem einsichtigen Beobachter kounte aber! V Deutsches Reich.
cht entgehen, daß ein Verfall der Volksschulen in Bayern bebor⸗ In der Sitzung der Abg.-Kammer vom 22. d. wurde die
nd. Die jungen Lehrer verließen ihre Schulen und wandlen Beschwerde der Stadt St, Jugbert wegen Nichtzuziehung des
dmassenweise andern Berufskreisen zu, die Seminare verödeten, irarischen Bergwerks zur Gemeindeumlage abschlägig beschieden.
ePräparandenschulen stehen leer, und allein in unserm Kreise München, 24. April. Die Neuͤbewaffnung der in Frank⸗
id nahezu 200 Schulstellen erledigt. reich stehenden zweiten baherischen Infanterie-Division mit dem
Der eiserne Satz von Angebot und Nachfrage gilt auch im Werdergewehr ist jetzt vollständig durchgeführt. Die dadurch über“
xbiete des Stellenwesens. Bietet der Staat und die Gemeinde flüssig gewordenen alten Podewillsgewehre werden mit den immer
ren Bediensteten nicht das richtige Acquivalent für ihre Dienst- noch jeden Donnerstag regelmäßig von Naney nach Neu⸗Ulm ab⸗
tungen, oder vermögen sie nicht mit andern Instituten, die ebens gehenden Sammelzügen zurückgeschafft, und im Zeughause zu
ls geistige Arbeitskräfte brauchen, zu corcurriren, so wird sich Nünchen aufbewahrt. *.
feihre allzuniedere Offerte Niemand mehr einstellen, deun die Müun chen, 25. April. Abgeordnetenkammer. Cultusminister
canwachsende Jugend wendet sich dorthin, wo ihr für ihre Thätig⸗ Lutz beantwoctet die Interpellation Gerstuer dahin, daß dersel ben
t am meisten Einkommen in Aussicht steht. Die Gemeinden zurch eine an die rheinpfälzische Regierung erlassene Ministerial
er konnten und wollten den Lehrern ihrer Kinder nicht mehr das entschließung stattgegeben sei, wonach die Eltern über den Religions⸗
ten, was ein junger Mann in andern Branchen mit Leichtigkeit interricht ihrer Kinder das absolute Recht hätten; diese Entschließ
tdient, ja nicht einmal das, was zum Lebeursunterhalt gehört, ung sei allen anderen Regierungen zur Nachachtung mitgetheilt. Das
d so war es denn nicht zu wundern, daß sich auf ihre Offerten Finanzgesetz mit 110, 188,260 Guden wird genehmigt, der Antrag
iemand mehr meldete. des Richsrathes,⸗ für die Regierungspresse 10,000 Gulden einzu⸗s
Der eingetretene Lehrermangel, der im raschen Wachsen be⸗ stellen, dagegen mit? großer Mehrheit abgelehnt.
seu ist, hat die Staatsregierung und die Kammer, nur bielleicht, —München? In gut unterrichteten Kreisen wird versichert,
qu spät, bewogen, den Gehalt der Lehrer zu steigern und so daß der König sehr ungehalten ist über die Gerüchte, welche be⸗
ser vernachlässigten Branche wieder mehr Nachfrage im Volke zu züglich seiner Verlobung verbreitet werden und daß Nachforschungen —
ichaffen. Um aber das Ziel zu erreichen, war es nöthig, daß über die Urheber derselben angestellt werden sollen
un erstens den angestellten Lehrer ein schönes Auskommen bot,, Das „Vaterlande richtet an das hochwürdige Ordinariat
d damit ihren lauten, alle Uetrigen abschreckenden Klagen ein der Erzdiözese München“ die Anfrage: ob Herr Döllinger noch
ide machte, auf der andern Seite aber auch den heranwachsen giltig excomunicirt sei und ob die große Ercommunication nicht
nJünglingen ein, Angebot stellte, welches sie bewegen konnte, mehr den Ausschluß aus der Kirchengemeinschaft und vor allem die
ndem muüheoollen Lehrerberufe in genägender Anzahl wieder Absetzung vom Kirchenamte zur natürlichen Folge habe. Veranlaßt
Awenden. Die Ark und Weise, wie die Kammer in München vird dasselbe durch das gewiß charakteristische Kuriosum, daß der
Gehaltsaufbesserung ins Werk setzte, scheint uns den zweiten eierlichst excommunicirte Döllinger in dem unter den Auspizien des
inlt nicht gehörig gewürdigt, ja ganz außer Acht gelasfen zu haben. Irdinariats gedruckten „neuen; Schematismus der Geistlichkeit der
Nan bietet, einenn jungen. Mann, der fünfjährige Sludien Erzdiözese München“ nicht nur mit allen jeinen kirchlichen Titkeln
ner kostspieligen Stadt gemacht hat, beim Eintritt in seine und Wünden aufgeführt, sondern auch auf Seite 218 als dec:
uͤtigkeit 250 ft. Anfangsgehalt, als Verweser soll er 800 fl., hochgefeierte Senior“ der kgl. Universität bezeichnet wird.
Lehrer 400 fl. beziehen und i8, sagef ünfze hen lange Jahre Eim 8.23. April. Der „GCobl. Zig.“ wird von !hier beo
dem Austritt aus dem Seminar exhält er zum ersten Male richtet, daß der Kaiser von Rußland, der zur Zeit in der Krimm«
Art von Prämie oder Tantieme für seine Mühewaliung, eine verweilt, hierher zur Kur kommen und zwar ein sehr früher Qut⸗
age von 50 oder 25 fl. per Jahr. Glaubt man damit den gast sein werde 7 J —*
nom, der sein altes Beit verlaffen hat, in dasselbe zureckzuleisend Die braunschweigische Regierung hat jetzt die Er⸗
dist ein Kaufmannsgefchäft oder ein industrielles Etablissement, neuerung ihres schon am 1. Dezember 1869 bei dem Norddeutschen
Rinem jungen intelligenten Mann, der etwas gelernt hat, solche Bunde ringebrachten Antrages auf Gewährung einer Vergütung
serte zu stelien wagt? Noch nie ist das Geld so rasch im Werthe fuüͤr die Kosten der Verwaltung“ und Erhebung der Zölle im In⸗
unlen, als in nunsern Tagen und man will, junge Leute mit nern beschlossen, und diesen Antrag dahin gefaßt, daß ein Gesetz⸗
iem Jufangsgehatte anlocken. der nicht dem Lohne eines Tag⸗ entwurf erlassen werde, wonach bei den Zöllen die Koften, weiche
iers gleichtommt. und mit der Aussicht auf eine Prämie nach an den gegen das Ausland gelegenen Grenzen für den Schutz und
—— die kaum so hoch ist, als das Trinkgeld, welches ein die Ethebung erforderlich — Zo llerhebung
bhe an jedem Neujahr tinem küchtigen Commis überreichn? beauftragten Aemter im Innern ein. Betrag von 5 pCt.“ der bei—
droße Fehler, welchen die Kammet machte, war, daß man diesen Aemtern erhobenen Zolleinahme vergütet werde. Diese Uen⸗
anangẽgehalt zu gering ansetzte und die Alterszulagen zu derung soll schon im Januar 1872 an Kraft gewinnen....