affizielle Toaste. An den Kaiser und Fuͤrst Bismarck wurden Tele⸗
ramme gerichtet. Das Fest verlief in sehr würdiger Weise. Sei⸗
ens des elsäsfischen Publikums fand eine achtungsvolle —A
ligung statt. Die Beleuchtung des Münster war eine sehr
zelungene. 3 —
Straßburg 2. Mai. »In der Taverne Alsacienne
fand gestern Abend eine große Schlägerei statt. Eintretende Stu⸗
denten wurden von Straßburgern ausgepfiffen und mißhandelt. Uh⸗
anen ergriffen füt die Studenten Paiteis und hieben ein. Ein
Ztraßburger wurde siark verwundel und halblodt weggetragen.
Der! Presse berichtet man aus Prag vom 27. April: Die
Narodni Listy protestiren gegen die Absendung von Deputirten der
vrager Universitat nach Straßburg „namens der nationalen Ehre!
ind der aufrichtigen Sympathie für die edle französische Nation
ind das angeborene Recht der Nationen, welches jeßzt Preußen in
visaß wit Fußen trete.“
J Frankreich.
Ppa'r i s, 28. Aptil. Das Ereigniß des Tages ist eine
neue große Verschwoͤrung die man in Lyon entdedt zu haben
laubt. Verhaftungen. Hausfuchungen, inzwischer aber auch schon
dieder einige Freilassungen. Erst glaubte man, es handle sich nur
im ein den Behoͤrden nicht bekanntes Fortbestehen des radicalen
Wahlcomites der Rue groloͤt, unter den Händen der Polizei aber
vuchs die Sache bald aufs Gedeihlichste und heute ist es bereits
ine weit verzweigte Organisation, deren fürchterliche Ziele sich
vanach ermessen lassen, daß für die Führer auch Gambetta bereits
u den dassirien Größen gehört und Ordinagire, der bekannte stür⸗
nisch Abgeordnete von Lyon, kaum ihnen noch genügt. Es ist eine
Urt Internationale, versichern heute. um dem Fasse mit einem Worte
den Boden auszuschlagen, die officiosen Blätter. —
Paris, 1. Mai. Goulard erklärte gestern in der —J
nifsionssitzung über die Anträge Philippoteaux und Carayon Latour:
Mit haben Gewißhei, daß. sodaid Deutschland völlig bezahlt sei,
s auch die Occupationsarmee zurückziehen werde. Mit Arnim
verden demnächst ernsteste Verhandlungen darüber geführt werden.
Ddas Gouverneinent behalte sich vor, die prakt'schsten, eifrigst er⸗
vogenen Mittel und Wege zu ergreifen behufs Lösung der
Frage. 6rf. 8.)
Der Gemeinderath von Patis hat gestern den Seineprä⸗
elten die von diesem beantragte Ermächtigung,im Vincenner⸗
Behoͤlz gelegene Terrains im Gesammtwerthe von 12 Mill. Fres.
—— Kommission
im Hinweis auf die Nothwendigkeit, der Pariser Bevölkerung einen
hr lieb gewordenen Erholungsparkt ungeschmälert zu erhalten,
abgeschlagen. —
Betreffs der Militarfrage hat Thiers eine Con⸗
zession gemacht. Er hat sich nämlich dazu verstanden, daß dieses
Jahr nur 90,000 Mann Rekruten ausgehoben werden. Er hatte
zafür eine viel bedeutendere Zifser angesetzt. Was das Militärgesetz
inbelangt, so wird die Discussion über dasseloe wahrscheinlich am
5. Mai beginnen.
Aus Bazaine's Buch: „Die Rheinarm ee', ist als
von hohem Inter sse die Thatsache hervorzuheben. daß am 26.
nugust 1870, Nachmittags 2 Uhr, im Schlosse von Grimont
Metz) großer Kriegsrath stattfand, welcher eiustimmig die Un⸗
noͤguichkeit eines erfolgreichen Durchbruchs durch die preußischen
Zernirungslinier anerkannte, eine Ansicht die vollständig mit der⸗
enigen des preuß. Generalstabs übereinste muit. An jenem Kriegs—
ath haben theilgenommen: General Soleille (Kommandeur der
Jesammten Artiuerie), General Frossard (2. Corps), General Can⸗
cobert (6. Corps), General de Ladmirauit (4. Corps), Marschall
deboeuf (3. Corps), General Bourbaki (Garde) und General
Foffiniéͤres (Kommandant von Meg). Wie dex Artilserie-Komman-
zeur Soleille darthat, hatte die Armee schon damals nur noch für
ꝛine einzige Schlacht hinreichende Munition zur Verfügung; ein
Durchbruchsversuch würde sie daher rettungssos der preußischen
Armee in die Hände geliefert baben. Frossard, der Held von
Zaarbrücken, konstatirste, daß bereits damals in der Armee „eine
Art von Erschöpfung, um nicht zu sagen Entmuthigung“ sich be⸗
nerkbar gemacht und dieselbe ˖ daher nach einem unglücklichen En⸗
zagement vollsiändig aus Rand und Band hätte kommen müssen.
Zeboeuf, der frühere Kriegsmnifter, benutzte die Gelegenheit,
um fich gegen die Beschuldigungen, das er an allem Unglück schuld
—
Armee auf tinen Punkt konzentriren wollen, anstatt, wie dies ge⸗
chehen, sie langs der Grenze auszubreiten; aber man habe ihn
nicht zu Rathe gezogen, nicht gehört. Aus dem Buch geht ferner
jerbor, daß Bazaine die Absicht gehabt hat, seine Armee für die
Rettung Frankreichs“ von den Umstürzlern, bez. zum Zweck der
Wiedereinsetzung Napoleon's aufzusparen. Hinsichtlich des letzteren
Punktes glaubte er bei König Wilhelm Unterstützung zu fiuden,
belche Hoffnuug aber darch ein ihm mitgetheiltes Telegramm Bis⸗
nard's an den Prinzen Friedrich Carl vom 24. Ochtober 187
ollständig vernichtet wurde. eh
Italien.
Erzherzog Johann Nepomuk von Toskana, ein Vruden
nes vertriebenen Erzherzogs, hat dem König Viktor Emanuel in
Duiranal einen Bejfuch abgestattet. Der Erzherzog hatte bestimmi
ind keinen Widerspruch zulassende Befehle des Kaisers Franz Jo—
'ef. Dieser Besuch hat selbstverständlich allerwärts das ungeheuerß
lufsehen erregt, man ist in allen Parteien einig darüber, diesen
Hesuch als einen Verzicht des Hauses Lothringen auf seine tob.
anischen Ansprüche zu betrachten. Im Vatikan speit man Feun
ind Flamen gegen den Erzherzog und gegen Oesterreich.
Rom. 25. April. Die Hauptpunlte des vom Unterrichts.
ninister der Kammer vorgelegten Gesetzentwurfes üher den oblige.
orischen Schulunterricht sind: Verpflichtung der Kommune zut
Ferichtung einer hinreichenden Anzahl von Schulen. Gegen Wider.
trebende wird voi Sigate eingeschritten. Eltern, die ihre Kinde
nicht in die Schule schicken, wird eine Geldstrafe diktirt, wenn sie
uicht nachweisen, daß sie anderweitig für den Unterricht der Kinde
jesorgt haben. In den Gefängnissen. Bagnos und Strafhärsem
st der Unterricht ebenfalls obligatorisch, Werlstätten und mechanijsch
ẽtablisse menis werden zur Haltung einer Schule verpflichtet. Nu
)es Lesens und Schreibens Kundige können besoldete Staatsbeamte
Brovinzial-Beamte und Komunalbeamte werden.
SEpauien....
Madrid, 29. April. Neue offizielle Nachrichten melden
die vollständige Säuberung der Probinz Saragossa von Karnsis.
handen. Marschall Serano beginnt heute seine Operationen in
der Provinz Navarra von Tafolla aus. (TK. R)—
Amerika..
—Wahßhington, 1. Mai. Wie verlautet, hat der Gesandie
er Union in Madrid seine Demission erhalten. Der Posten win
nicht eher wieder besetzt, als bis Spanien bzüglich der auf Cuhe
n Gefangenschaft gehaltenen Unionsbürger befriedigende Schritn
zethan hat.
—Aus Südamerikatreffen mit der westindischen Poß
sachrichten ein denen zuiolge in Col on Mißhelligkeiten zwischen
Folumbien und den Vereinigken Stagten einerseits und Spanien
indereiseits entstanden sind. Der „Virginius“,ein kleiner, die
imerikanische Flagge führender Dampfer, aber angeblich den In⸗
eressen der cubanischen Insurgenten dienend, batte daselbft Zufluch
sesucht, und die Spanier, die das Fahrzeug als ein Piratenlch
jenuncirt, lauerten ihm mit zwei ihrer Kriegsdampfer, „Pizarro“
und „Tornado“, auf. Als der „Vieginius“ von einem Theile de
Ksthede zum anderen dampfte, nahm der „Pizarro“, im Wahne, daß
der Dampfer in See gehe, eine drohende Haltung an, während et
ich noch in columbischen Gewässern befand. Der amerikamishh
driegsdampfer Kansas“ wurde täglich auf dem Schauplatze diesen
Affarre erwartet.
„In Haith fand, wie über Havanna vom 8, April berich
et wird, eine Rovolte statt.“ In der Nacht des 15. März übtr
ijel eine Bande Revolutionärer unter Führung von Cinna Lecomt
»as Arsenal in Cap Hantien, plünderle dasselbe und hielt es 2
ztunden besetzt. AUm 16. März wurde die ganze Schaar übern
pältigt, Lecomte und sieben Andere gefangen gͤnommen und io
ort erschossen.
Wermischte s. **6*
p Die Kommission zur Vertheilung der aus Norddeutschlam
zei Beginn des lehten Krieges gespendeten Nothstandsgelder he
er Siadt Neustadt von demselben 8500 fl. zugetheilt. Aun
zie Städte Speier und Kaiserslauterr haben Summen et halien.
Auf einen öffentlichen Bericht der Vertheilungskommission warle
man auffallender Weise noch immer vergebens.
p Die Zwirnerei in Orterberg, welche bisher in den
Alleinbesitz des Herrn Leomi gewesen, geht vom 1. Mai an r
zie Hände einetr aus 10 Theilhabern bestehenden Gesellschaft uher
velche den Betrieb der Fabrik zu vergrößern beabsichtigt.
F e Pf. Bzig.)
'In Grünstadit wurde am 28. April der Steuer- un
sentamiebote Wendrein, ein Altkatholik, durch den protest. Bo
Slodinger deerdigie nachdem der lathol. Pfarrer das lirchio
Begräbniß verweigert hatte.
F Ueber Prag und Umgegend entlud sich am 24. Ap
ein Gewitter mit einem starken Hagelschlage; die Körner fiel
icht und durchschnitlich in der Gibße von Haselnüssen, einzen
Fisstücke waren so groß wie Taubeneier und fast 8 Lolh schwe
ziele Tausend Fensterscheiben gingen in Trümmer.
7 In Ss. Politen hat am 29. April mit großem poun
ie Beisetzung des Bischofs Feßler in der Bi⸗thumstirche su
jefunden. Rauscher, Schwarzenberg und Rudigier, 400 —D
odie ein Vertreter des Papstes beiheiligten sich an der Feiet.