Full text: St. Ingberter Anzeiger

ehabten Gewint er waren für manche Gegenden Süddeutschlands 
hangnißvoll. Auch die Pfalz blieb leider nicht verschont. Be—⸗ 
nders die Umgebung von Landau, Speier und Ludwigshafen 
saben großen Schaden erlitten. 
'In Bobenheim (bei Mainz) wurden am 21. d. zwei 
ait dem Ludwigshafen-⸗Mainzer Zuge angekommene Mädchen 
Schwestern von 17 und 19 Jahren) beim Aussteigen aus dem 
Vaggon von einem von anderer Seite herkommenden Schnellzugt 
erfaßt und Angesichts einer dritten Schwester zermalmt. 
FMühlbausen, 19. Mai. Heute Nachniftag 2 Uhr 
st über unsere Fluren ein Unwetter hingegangen, wie es seit dem 
zahre 1834 hier nicht mehr vorgekommen ist. Der Hagel liegt 
überschwemmten Staßen gewiß B Centimeter hoch, darunter 
zchlossen von der Größe eines Hühnereies, die meisten wie Tauben⸗ 
jet groß. Ueberall sieht⸗man Massen zertrümmerter Fensterscheiben. 
der hierdurch angerichtete Schaden muß bezüglich der Feld⸗ und 
zattenfrüchte ein ganz enormer sein. Blüthen und Stengel der 
alumen und Bäume liegen ab und zerbrochen an der Erde. 
f(Elsasser Baufernpolitif.) In der „Darmst. 
zig.“ erzählt Ernst Dieffenbach aus Straßburg, wo er waährend 
es Universitätsfestes weilte, Folgendes: „Luggen Ihr“, hörte ich 
inen Mann zu einem Franzosenfreund sagen, „ich bin ä Fuhrmann, 
pann ich äbbes lätz mach und es basfirt mir waas an mim Gee 
ahrt, so redd ich mich uff däs Roß 'erus und uff waß ich 
juur kann. So händ's die Franzose auch gemaacht; sie haben bi 
em, was au bassirt is, allem. nur sich sälbst nit die Schuld gäu. 
zch will Euch saagen, was ich denk. Sichen Ihr, in aim Dorf 
in in ainer Stadt lommt ä mal die, änmal zelli Familje in die 
»oͤh'. So iss es auch mit den Völkern. Die Franzosen gehen 
unter und däs Ditschland kommt in die Höh', unn ich glaub 
aß däs ditsche Rich a großes unn mächtiges Rich wued.“ 
fPauline Lucca, diese sehr beliebte Sängerin, hat an 
en Generallieutenant v. Hülsen von London aus ein Schreiben 
erichtet, in welchem sie erllärt, daß sie nicht mehr nach Berlin 
utückkehren werde. Die glänzenden Honoerarverhältnisse in Eng— 
and und Amerika bieten ihr Gelegenheit, für ihr einziges Töchter⸗ 
ein so viel ersparen zu können, daß dasselbe sich „die paar 
umpigen Thaler einmal nicht zu ersingen brauche.“ In Berlin 
dune sie das nicht, weil ihe Herr Gemahl, der Baron v. Rahden, 
er in einen Kreis spielender und viel verspielender Gentlemen ge⸗ 
athen sei, ihr besiändig am Geldbeutel hänge. Das Berliner 
cheaterpublikum ist darob selbstverständlich in grotzer Aufregung. 
FEine Mortarageschichte.) Vor einigen Tagen be⸗ 
ichtete eine Wiener Lokalkorrespondenz, daß eine Frau, Namens 
jarbara Warsiewicz aus Lemberg, gegenwärtig in Wien wohn⸗ 
aft, die Jesuiten beschuldige, ihren zehnjährigen Sohn zu dem 
Iwecke geraubt zu haben, um sich in den Besitz von fünf Millio⸗ 
ien zu setzen, welche sie als die natürliche Tochter und Universal⸗ 
tbin des 1851 gestorbenen irländischen Grafen O'Reilli, gewesenen 
l. Major im 9. Husaren⸗Regimente, zu erwarten hat. Wie nun 
emeldet wird, hat sich der Justizminister Dr. Glaser und auch 
zraf Andrassy der Frau angenommen und ihr den vollen Rechts⸗ 
chuß zugesichert, wenn sie im Stande sein wird, ihre Aussagen 
uch zu beweisen. 
fGeiuele als Schäfer.) Irgendwo in Californien, in der 
imgebung von Whiskey Hill bei Milton wird eine große Schaaf⸗ 
eerde von drei dazu abgerichteten Füchsen gehütet. Der eine ist 
in grauer Fuchs, die beiden anderen find Rothfüchse. Aufmerksame 
eobachter behaupten, daß sie an Intelligenz den geschicktesten 
schäferhunden nicht nachstehen. Der graue Fuchs übt eine Art von 
)betaufsicht über seine beiden rothen Collegen, und man erzählt 
id einzelne Züge der überraschendsten Art von ihnen. 
mit Werthangabe, sowie für recommandirie Gegenständs muß das 
Porto vom Absender vorausbezahlt werden. Sämmtliche unser 1 
jis 4 aufgeführte Correfpondenzgegenstände koͤnnen recommandin 
verden. Die Recommandationsgebühr beträgt 7 Kreuzer für jede 
Sendung. Verlangt der Absender die Beschaffurg eines Rück⸗ 
cheins (Empfangsbescheinigung des Adressaten), so ist eine weiterr 
Bebuühr von 7 Kreuzern im Voraus zu enltrichten. Das Gewicht 
der gewöhnlichen und recomwmandirten Briefe unterliegt keiner Be⸗ 
chränkung; dagegen darf das Gewicht der Waarenproben und 
Zriefe mit Werthangabe 250 Grammen, dasjenige der Drucksachen 
uind Handelspapiere x. 1 Kilozramm nicht übersteigen. 
KRaudwirthschaftliches. J 
Worms, am 9. Mai. 
Zur Zebur⸗ der Obstbaumzucht. So viel auch schon seit Jahr⸗ 
ehnten die Förderung der Obstbaumzucht Gegenstand der Ermunterung ge- 
vesen ist, so liegt dieselbe doch in gar vielen Gegenden noch —— im 
Urgen, daß es immer noch zu den Seltenheiten gehört, Baumanlagen zu 
ehen, die in vorschriftsmaͤßiger Weise von der allen Rinde befreit, ausge⸗ 
utzt und von Raupennestern gereinigt sind. In Folge vessen liefern die 
Obstanlagen nicht allein gar keinen oder nur einen geringen Ertrag und ver⸗ 
nindern UÜberdies den Unternutzen in hohem Grade, Um so erfreulicher ist 
8, von Zeit zu Zeit Uber Ausnahmsvevhältnisse berichten zu Lönnen, vie 
vohl dazu geeignet sein dürften, Nachahmung zu erweclen. So wird der 
andwirthschaftlichen Akademie in Worms von Mehling a. d. U. aus geschrie⸗ 
»en, daß ein circa 1800 Morgen großer, der Gemeiade gehöriger Obsibaum⸗ 
omplex von jeher in der Art behanden worden sei, daß man wachsen ließ, 
vas wuchs, und daß in Folge dessen der Ertrag aus abgestorbenem Holze 
oft gröher gewesen sei, als der Erlss aus Obst. Ferner wird mitgetheilt, daß 
hdie Gemeinde nach langen Kämpfen endlich im Jahre 1864 einen practis 
uind theorethisch gut gebildeten Mann mit einem Jahresgehalle von 80 fl. 
und freier Wohnung als Obstbaumpfleger angestellt habe und daß seitdem 
er Obstertrag eine Steigerung erfahren habe, durch die es ermbglicht wor⸗ 
hen sei, die sonst fur die Gemeindeangehörigett sehr drückend gewefenen Um⸗ 
agen ganz in Wegsall kommen zu lassen. Wir sind keinen Augenblick im 
Zweifel, daß in gar vielen Gemeinden, die starken Obstbau rreiben, durch die 
Anstellung sachkundiger Manner als Obstbaumwärter gleichgunstige Resultate 
rzielt werden konnen. g 
Wer es weißst, wie unangenehm es oft ist, in den Gärten die Jo⸗ 
hanniss und Stachelbeeranlagen von Raupen total zerstört zu sehen, den 
nteresfirt es wohl, ein Mittel kennen zu lernen, durch das jenes Üebel be— 
eitigt werden kann. Der Schmetterling, der den Johann's- und Stachel⸗ 
heersträuchern so gefährlichen Raupe legi seine Eier uuter diesen Sträuchern 
in die Erde. Wenn man also im Frühjahre zur Zeit; ehe diese Raupen 
auszukriechen pflegen die Erde unter diesen Sträuchern wegscharrt, so entferm 
nan zugleich mit die Eier und ve rhindert das Auskriechen der Raupen. Auch 
sann man die Erde unter den Sträuchern mit ungelöschtem Kalle vermischen 
vodurch die Eier ebenfalls vertilgt werden. 
Eine Vertiefung der Ackerkrume pflegt, wie Fiedler in der 
Schlesischen eet Zeitung in einem Artikel über Ackerbestellung 
chreibt, besonders dann von großem Vortheil zu sein, wenn nach derselben 
olche Früchte angebaus werden, welche an und für sich eine starke Düngung 
u erhalten pflegen. Unter diesen Früchten stehen obenan: Der Raps, die 
kunkelrübe, die Möhce, die Cichorie, wohl auch die Kartoffel. Ferner wird 
die Luzerne auf ihr zuträglichem Boden eine tiefe Cultur wohl am höchsften 
dezahlen. Selbfi auf ganz sandigem Boden, welcher in seinem⸗Uutergrunde 
Sandmergel mit wenigen Kalkprozenten beherbergt, kann jogar ein Rajolen 
dis 18 Zoll Tiefe für die Luzerne von großem Nutzen jein; jedoch muß 
nan auf den heraufgebrachten rohen Uniergrund über Winter einen guten 
Tompost brin gen lassen, welcher im Vereine mit den Witjzerungseinflüfsen die 
Oberfläche derart in Losunge bringt, daß der Luzernesamen beim Keimen die 
uöthige Nahrung findet; später eilen die Wurzeln in die gelockerte Tiefe und 
aach kurzer Zeit ist der Acker dicht beslanden 
Holzverlaufe in den k. k. osterreichihhen Eerwhahornen der Militärgrenze 
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Im Namen Seiner Bajestät des Königs. 
Von einer höchsten Entschließung des k. Staatsministeriums 
des Inrern, Abiheilung für Landwirthschaft, Gewerbe und Handel, 
pom 1. l. Mis. dezeichueten Betreffes folgt uachstehend Abdrud 
jur allgemeinen Kenntißnahme und mit dem Aufrage für die k. 
Bezirksaͤmter, deren Wiederobdruck in den größeren Localblättern 
u deranlaffen. edee ve e 
Epeier, den 7. Mai 1878. J 
Volkswirthfchast, Haudel und Verkehr. Königlich Bayerische Regierung der Pfalz. —3 
(Postverkehr mit Frankreich.) Im Posiverkehr zwischen Deutsch⸗ Kammerzdes Junernn. 
ind und Frankreich gelten vom 15. Mai an folgenden Portosätze: d. Braun. 
für Briefe frankirt 9 Kreuzer, unfrankirt 18 Kreuzer für je .. . — an 
—X jür Drucksachen 3 Kreuzer für je 50 Grammen, Staatsministerium des Innern. 
djür Waarenproben bei Sendungen bis 80 Grammen Gewicht 443 — * XR. dDantel 
Freuzer, bei schwereren Sendungen für jede weiteren 50 Grammen Abtheilung fur Landwirlhschaft, Gewerbe und Handel. 
Lreuger mehr, 4) für Handels oder Geschäftspapiere, Correc- Nach einem Berichte der k. Getandtfchaft in Wien von 10. 
urbogen und Manustripre wie für Waarenproben unier Nr. 3, April el. Is. wird vom k. k. österreichischen General · Commando 
für Briefe mit Werthangabe 4a. 9 Kreuzer für 10 Grammen, in Agram als der Verwaltungsbehörde der kroatifsheflavonischen 
7Kreuzer Recommandationsgebühr für jeden Brief und 6. 3143 Militärgrenze das Holz von 80, 000 Jochen der vollkommen hau⸗ 
teuzer für je 20 Thaler des angegebenen Werthes. Briefe mit baren Bestände des Peterwardeiner und des Brooder Grienz Regi⸗ 
dershangabe find bis zum Belrage von 2700 Thalern zulässig mentes zum Verkaufe ausgebsten. 
nd müssen unter Kreuzcoubert, mit 5 Siegeln verschlossen, zur Die im Peterwardeiner Regimente gelegene Gruphe mit 
los eingeliesert werden Pofikarten (Correspondenztarten) werden 11,475 Joch und jene des Broodex Regimeuts mit 18,525 Joch 
die Briefe behandelt und daxirt. Gewöhnliche Briefe und Post. verden au den Meistbietenden jm Offeriwege hingegeben. 
atien lönnen frankirt oder unfrankirt abgefandt werden; für Drud⸗ Der Werih des Holzmaterials beziffert Kich in der ersten 
qen, Waarenproben, Handele⸗ und Geschäftspapiere ꝛc. und Briefe Gruppe auf 9,06 1,090 und in der zweiten Gruppe auf 12,837 124 
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