Full text: St. Ingberter Anzeiger

fF Der Handelsmann David Kahn von Hennweiler bei Kirns hier und da wurde sogar Se. Exmajestät ehrfurchtsnoll gegrußt 
a.N. wurde auf dem Nachhausewege vom Kirch berger Vieh⸗ den Besuchern des Gartens schwand aller Zweifel, als sie die be— 
markte, ohngefähr 10 Minuten von seinem Heimathsorte — treffende Persönlichkeit ‚Majestät“ anreden hörten. Der Wizz, daß 
am 21. d. M. ermordet aufgefunden, seiner Baarschaft von 1501 Napoleon im Palmengarten gewesen, wäre vollkommen gewesen 
Thlr. und seiner silbernen Uhr beraubt. — Kahm war der flei⸗ venn nicht ein Hotelier, der plötzlich Napoleon in höchst cordialer 
zige Ernährer seiner alten Eltern und seiner jungen Frau, mit Weise nahte, den Schleier mit den Worten zerrissen hätte: „No, 
der er erst 5 Monate verheirathet war. wie geht dir's Alter.“ Die seitherige Ehrfurcht löste sich in Heiter— 
F Aus Neustadt, 23. Mai, schreibt man dem „Pf. K.“: keit auf und erfuhr man nun, daß der Doppelgänger schon öfters 
Wie wir hören, haben/die 400 Tuchweber in dem nahen Lam- auf seinen Reisen in die Lage gekommen, ob seiner frappanten 
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von diesen kurzweg abgewiesen worden. Nun machten die Weber f Mühlhausen. In Altbayern hat man bekanutlich die 
Strike und betreten seit heute früh keine Werkstätte mehr. ZSitte des sogenannten Haberfeldtreibens; die Bauernburschen ver⸗ 
fLudwigshafen, 22. Mai. Ueber den bereits er⸗ ammeln sich Nachts in phantastischen Vermummungen vor de 
wähnten Unfall auf dem Bahnhof in Bobenheim haben wir folgende Wohnung einer mißliebigen Person und verführen mit allerlei de— 
Finzelheiten erfahren. Der hier um 1 Uhr 30 Min. abfahrende zu geeigneten Instrumenten einen Höllenlärm. Unsere Elsässer 
Zug Nr. 13 hatte Bobenheim mit einigen Minuten Verspätung Bauernburschen haben etwas ganz Aeynliches, nur nennen sie es 
erreicht, und man wollte gerade mit dem Ausladen des Gepäcks ꝛc. „Schariwarie“ (charivarie). In der Sizung des hiesigen Zucht 
zeginnen, als durch einen der Bahnhofbediensteten der mit voller volizeigerichts vom 7. d. kam eine derartige Geschichte zur Sprache 
raft daherbrausende Kurierzug Nr. 14 ün einiger Entfsernung In dem Dorfe Gildweiler hatte ein Wittwer sich beigehen lassen 
bemerkt wurde. Hierauf wurde sofort das Ausladen des Gepäcks ein junges Madchen zu heirathen. Die jungen Bursche bvon 
istirt, das freie Geleise von den auf demselben befindlichen Per- Bildweiler und Umgegend sahen darin einen Eingriff in ihre Pri— 
onen geräumt und Ordre gegeben, die Wagenthüren zu schließen, zilegien, welcher Ahndung verdiente. Am späten Abend, als dat 
»amit von den Passagieren Niemand weiter aussteige. Die hochzeitsfest noch im vollen Gange war, erhob sich in einiger Ent— 
Befürchtung, daß möglicherweise der Kurierzug auf den da⸗ ernung ein gräulicher Lärm; es rasselte, knarrte, grunzte, pftf 
dehenden Personenzug fahren könne, scheint jedoch die Passa- und johlte, als wäre das ganze wilde Heer losgelassen. Das Fef 
giere kopflos gemacht zu haben, und das Zugpersonal konnte vurde dadurch natürlich auf das Unangenehmste unlerbrochen. Der 
es, trotz eifrigster Thätigkeit, nicht verhindern, daß die kaum Vater der Braut eilte daher hinaus, den Ruhestörern entgegen 
geschlossenen Wagenthüren wieder geöffnet wurden und die Der Nächste, auf welchen er stieß, war Alois Schnöbelen, Sohr 
Passagiere sich zu retten suchten. In diesem Augenblicke des Maire von Hecken, der am Boden kauerte, sein Instrument 
brauste der Kurierzug in den Bahnhof herein, und zwei Personen, eine „Rassel“, bearbeitend. Derselbe fuhr sofort mit lautem Ge— 
sunge Mädchen, wurden die unglücklichen Opfer eigener Unvorsich⸗ schrei in die Höhe, rannte dem Breautvater mit dem Kopfe gezer 
tigkeit, indem es ihnen nicht mehr gelaug, über das Geleise hin⸗ den Bauch, daß er um und um fiel, und lief davon. Mit ihm 
äber zu kommen und sie buchstäblich von dem Zuge zermalmt erhob sich die gauze Gesellschaft, etwa 30 Bursche, und suchte in 
wurden. Der Vater des einen Mädchens wurde durch den Bahn- vildem Durcheinander das Weite. Zuvor aber erhielt noch der 
jofverwalter noch aus dem Geleise herausgerissen, sonst wäre er von Schnöbelen über den Haufen Gerannte von einem Andern 
ebenfalls von dem Zuge erfaßt worden. Daß nur Angst vor einem einen Hieb auf den Kopf, der eine bedeutende Verletzung zur Folg— 
möglichen Zusammenstoß die Verunglückten aus dem Zujze hatte. Wer diesen Schlag geführt hat, war bis jetzt absolut nich 
zetrieben, erhellt daraus, daß dicselben mit Billeten versehen herauszubringen. Es wurde daher nur Alois Schnöbelen zu 
varen, die auf entferntere Station als Bobenheim lauten. Weder Rechenschaft gezogen; er wurde wegen Mißhandlung zu 3 Wochen 
zas Zug, noch das Bahnhofpersonal von Bobenheim trifft bei Gesängniß verurtheilt. 
dem Unfall eine Schuld, da gerade von diesem das Möglichste zu, 
dessen Vermeidung geschehen ist. ( Pf. Kur.) (Langsamer Einfahren.) 
Lambrecht, 21. Mai. Diesen Morgen machte der ro— 
mantische Geisbock in Begleitung des jüngsten Bürgers von 
hier seine Jahreswanderung nach Deidesheim. Da derselbe ein 
Prachtexemplar von seltener Größe und Schönheit war, der k. Be— 
irksthierarzt ihn ganz tadellos gefunden, so wurde der gehörnte 
Bast von Deid sheim auch sofort acceptirt und dem Führer die 
vertragsmäßige Flasche Wein mit obligatem Käsebrod ohne Anstand 
»erabreicht. Kenner behaupten, Lambrecht habe in den 500 Jahren 
seitdem es zu dieser seltsamen Bocklieferung verpflichtet ist, kaum 
ein stolzeres Thier in Deidesheim präsentirt, als am heutigen Tage. 
FFrankfurt a. M. Am Sonabend lief es in der 
Stadt von Mund zu Mund: „Napoleon ist im Palmengarten.“ 
VBiele Personen beeilten sich hinauszukommen und den Gast zu sehen. 
Da ging er deun wahrhaftig in eigner Person, seinen Arm in 
Jenjenigen seines Begleiters gelegt, mit sorgenvoller Miene einher, 
F. X. Demetz, verantwortlicher Redacteur. 
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