Full text: St. Ingberter Anzeiger

Wenn der Gedrückte nirgends Recht kann sinden, Der Jesuitismus ist eine romanische, hierarchische Erfindung 
Dri uren Dorhen henen gu den Viernen der die Reügion des Hasses und des Fluches ubt — er wide 
Und das deussche Volt hane sie sich sicher geholt, wären sie freitet dem ere uer pihen der die, Zeligien de 
hm nicht auf anderem Wege geworden, sicher zu unserer Pen ie o ger, . eranz will, denn das deutsqh 
Aller Heil! 
—A— sowie das unausbleibliche Eintreten einer Es lebedasgesund 8 rrliche, mi “ osschwe— 
neuen Erhebung des Volkes beim ersten Anlasse mußte nach Oben de Opfern an atem a t — n dee 
weifelos geworden sein ; Oefierreich dersuchte auf dem Furstentage Aeld ent h u me a e ανle Vat er lLand 
in Frankfurt vergeblich Loͤsung — Preußen ist sie gelungen. Deutsches Reich. 
Ein Mann ist erstanden, der seine Zeit verstauden, den Sie München, 29. Mai. Der Staatsminister des Innern 
Alle kennen, es ist Preußens, nun Deutschlunds größter Minister v. Pfeufer, reist morgen nach Bad Kreuth und ist sein Por— 
Was dunkel den Jünglingen der Wartburg als Ideal vorgeschwebt, tefeuille dem Staatsrath v. Schubert übertragen, während dem 
was klarer und vernehmlicher die Patrioten von 1832 gefordert, Staatsrath v. Fischer die Leitung des Finanzministeriums fir 
was 1848 vorübergehend in's Leben getreten war — Bies⸗- die Dauer der Abwesenheit des Hrn. v. Pfretzschner, de 
marck hat es auf seine Weise vvllbracht. Er hat den Bundes- sich nach Berlin begibt, übertragen wurde. — Prinz Luitpolt 
ag gestürzt, der sich — o wunderbare Fügung! — in seinem begibt sich im Auftrag des Königs zum Leichenbegängniß der Erz 
Todeszucken noch an die vervehmte schwarz⸗roth goldene Fahne ge— herzogin Sophie nach Wien. 
klammert, um durch sie, die er einst geächtet und verfolgt, nog Karlsruhe, 29. Mai. Bei Leopoldshafen ist der Rheir 
Rettung zu finden. So durfte sie nicht siegen, so mußte sie! zusgetreten. Ein Extrazug mit Militärhilfe ist dahin abgegangen. 
mitfallen. — Aber wenn wir heute frohlocken über den Fall des Bei Linkenheim werden Dammbrüche befürchtet. Das Wasser is 
alten Bundestages und heute noch den Fluch des deutschen Volkes noch im Steigen begriffen. 
ihm nachsenden, so sei die Fahne schwarzeroth⸗gold als des deut Mol sheim. Im Monat September d. J. wird ein Di— 
chen Volkes Geistess und Kuliurentwickelungsfahne hoch in Ehren pisionsmandver zwischen Hagenau und Straßburg, sowie zwischen 
gehalten. Sie hat ihre Mission erfüllt, nun mag in neuer Zeit Straßburg-Mutzig und Barr abgehalten werden. 
und neuem Leben die neue Trikolore glänzen — die Form mag Berlin. Man darf keinen Augenblick im Zweifel darüber 
zerschellen, das Wesen ist die Hauptsache. sein, so wird der „D. A. Z.“ aus Ful da geschrieben, daß der 
Das Reich ist erstanden in herrlicher Pracht — ein ruhm- Inhalt der neuesten kategorischen Verfügung der Regierung an den 
bekrünzter Kasser an seiner Spitze und als ebenbürtiger Mitregent Bischof von Ermeland nicht ausschließlich an diesen Kirchenfürsten, 
das Volk im deutschen Reichstag. Das tapfere Heer hat in den sondern an den gesammten renitenten Epistopat Preußens gerichte 
zlorreichsten Siegen, die je die Welt sah, den Erdfeind niederge ist und der Adressat nur als Repräsentant desselben betrachtel 
qlagen, ihm Ehre und tiefen, innigen Dank! Dank den trefflie wird. Was die mit Spannung zu erwartende Antwort betrifft 
hen Führern, dem Kaiser, Bayerns König, dessen so dürfte diese wohl kaum der nächste Schritt des Bischofs in der 
dersönliches Verdienst um unsere großen Errungenschaften bekannt kritischen Angelegenheit sein, vielmehr wird zunächst eine Corre 
ist, Dank Bismarch, Moltke! — Fmaus blickt vnser Auge pondenz mit der römischen Curie sowie eine abermalige Bera— 
auf den Silberstreifen des Rheines, er grüßt uns traut als deut⸗' hung der preußischen Bischöfe in Aussicht stehen. Letztere ist um 
scher Stiom, es grüßt herüber vom wiedergewonnenen Elsaß Er- so wahrscheinlicher, als die Exeommunicationsfrage auf der letzten 
vin's Thurm, Straßburg's Münster, zwei Jahrhunderte lang Conferenz zwar berührt, keineswegs aber so erschöpfend behandel 
Deutschlands Sehnsuchtssäule, und wieder ist unser Straßburg, worden ist, daß eine rasche Antwort auf den jetzigen Ministerial- 
die wunderschöne Stadt, und Metz hütet unsere Grenze. erlaß ertheilt werden könnte. 
Und die Pfalz vor Allem hat doppelt Ursache, sich heute zu Ueber die Verhandlungen wegen Räumung des französischen 
freuen. Immer ist sie treu gestanden zur Mutter Germania, Territoriums hört man heute, es siehe nicht zu erwarten, daß die⸗ 
das zeugt Wirth's Rede von 1832, der auch die Freiheit nicht selben bis zu der Frist, da Graf Arnim von Paris nach Kiffingen 
zuf Kosten der Integrität unseres Gebiets ertauft wissen wollte; das gehen werde, also Ende Juni, nur so weit geführt sein würden 
zeugt ihre heute nicht mehzr mißverstandene Erhebung für die daß eine feste Basis für die Regelung dieser Angelegenheit ge— 
deutsche Reichsverfassung 1848. Sie hat mitgeholfen zum Aufbau wonnen sei. Man hält es daher für nicht unwahrscheinlich, da' 
des neuen Reichs, aber dieses Reich hat sie nun auch geschützt, zu der Zeit, in welcher Fürst Bismarcck auf einige Tage nad 
was das alte armselige Reich nie gethan. Wie oft wurden die Berlin zurückkehren werde, auch Herr PouyerQouertien 
iruchtbaren Fluren und Auen dieses Landes verwüstet! Wie oft von Paris aus die preußische Hauptstadt besuchen dürfte, um mil 
fiel der Feind sengend und brennend in unsere Provinz, wie nah dem Reichskanzler die Verhandlungen schnell zu Ende zu führen 
war die Gefahr 1870! — I itzt eistt das vorbei und wohl auf Hr. Pouyer-Quertier, meint man, sei dazu ganz der Mann, er 
mmer, denn wir sind ferner gerückt der wälschen Grenze und habe nicht allein die erforderlichen Fachkenntnisse, sondern er und 
haben nicht, wie sonst, zu fürchten, daß jeden Augenblick der Erb- Fürst Bismarck hätten auch bei den früheren Besprechungen eir 
feind uns überfallen köune. so großes Wohlgefallen aneinander gefunden, daß dieß allein scho 
Drum für so viel errungenes Gute Versöhnung und kein wesentlich zur Erleichterung der Verhandlungen beitragen müsse 
Mißkon mehr über vergangenes Leid! Fürst und Volk ist eins Hr. Thiers wisse das; er habe deshalb auch Pouyer:Querkier, 
zanz Deutschland eine große Burschenschaft! obgleich derselbe nicht mehr Mitglied des französischen Ministerium 
Aufgerichtet ist das stattliche Haus, mit der inneren Ein- sei, für den Fall, daß eine solche Mission nothwendig werden 
richtung sind wir beschäftigt, und die soll heimlich und wohnlich sollte, zu derselben ausersehen. 
ein, daß uns wohlig sei und die reine Luft der Freiheit einströme Leipzig, 30. Mai. Das „Tagblatt“ meldet, daß das 
m harmonischen Maße zur Erhaltung der Völkergesundheit. — Oberappellationsgericht im Hochverrathsprozesse gegen Bebel und 
Aber siehe da, da will mit einziehen ein unheimlich schwarz Ges Liebknecht das Erkeuntniß erster Instanz auf 2 Jahre Festung⸗ 
kräuche, das uns sehr lästig zu werden droht — da sei das ganze strafe bestätigt hat. 
Volk auf der Wacht! Wir wollen friedlich zusammenleben, Katho⸗ Petitionen um Ausweisung der Jesuiten aus Oe sterreich 
liken und Protestanten, in unserem Hause und gemeinsam es 'richteten neuerdings an das Ministerium die Gemeinden: Hliweß, 
schützen und schirmen gegen jeden Angriff unserer wachsenden Feinde. Buchelsdorf, Kunzendorf, Grumberg, Karlsdorf, Karlsberg, Geppers⸗ 
Uber der Jfuitissmus ist unser Feind, der Zwietracht säet dorf, Kohle, Neueigen, Hansdorf und Dörfl. 
und dem das protestantische Kaiserthum ein Dorn im Auge ist. Frankreich. 
Hat es doch jüngst ein berühmter Franzose offen erklärt, daß Ein Pariser Korrespondent der „Frf. Ztg.“ weiß viel 
Frankreich die Jesuiten brauche, um Rache zu nehmen an Deutsch- von Bonapartistischen Umtrieben zu berichten. Nach demselben ha⸗ 
land — deßhalb hinaus mit ihnen aus unm— ben die Bonapartistischen Abgeordneten nach allen Nicht ungen in 
jerem Hause! die Provinz hinaustelegraphirt, die Beredtsamkeit Rouhers 
Von dieser Stätte, von diesem Hambacher Schloß aus wan⸗- habe die ganze Kammer hingerissen und die Letztere habe ihm 
derte einst Kaiser Heinxrich 1V. büßend nach Canossa,; den Sieg zuerkannt, indem sie einmüthig für eine Tagesordnung 
heute wohl sind wir dieser deutschen Entehrung überhoben, aber sich entschied, der er selbst, der Vicetaiser, seine Zustimmung geben 
nicht überhoben sind wir der Absicht jeder Schädigung am deuts konnte. Auch das bonapartistifche Preßbureau entwickele eine fieber⸗ 
schen Leibe und an deutscher Seele, wie immer sich Gelegeuheit hafte Thätigkeit, indem es Broschüren fertige, die unter dem Ti⸗ 
indet. Und wie einst Protest erhoben wurde von derselben Stätte lel: „Der Besiegte von Sedan“ oder: , Sie haben gelogen!“ 
gegen alle Schlagbäume, die Handel und Wandel hemmten und oder: „Aufruf an's Volk!“ oder: „Bazaine und Trochu“, oder: 
naterielle Verarmung hervorgebracht, so lassen Sie uns heute pro- „Wenn Thiers stürbe“ massenhaft verbreitet werden. Diese Dinge 
estiren gegen alle Gesetze und Paragraphen der Jesuiten, gegen verden im Großen rabrizirl, wie die Buntschuhe in den Zucht 
Syllabus und Encyklika, die die freie Bewegung des Geiste⸗ jäusern und man werfe sie mittels der im Amie gebliebenen kai⸗ 
emmen und die Seele verkrüppeln. erlichen Beamten in die Landberdlkernng, die dielleicht nicht ein