Hl. Ingberler Anzeiger.
detr Si. naberter Anzeigser (und dat mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt, mu der Dienstags-, Donnerstags- und Sonntag
temmerj ericheint woͤchentlich vi ermal: Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntaa. Abonnementspreis viertelijäͤhrig 42 Krzr. od⸗
12 Silbergr. Anzeigen werden mit 8 Krzr. die dreispaltige Zeile Blattschrift oder deren Raum berechnet.
J — *4
MIO. 1872
— ———— —ñ—i — — *
Chronik der Greignisse des Jahres 1871.
15. Jan. Erneuerter Ausfall der Pariser Garnison gegen die Posi⸗
zonen der Garde und des 12. Armeecorps. — Siegreiches Gefecht bei
Narac (notdwestl. Langress. — Das 14. Armeecorvs schlägt einen feindlichen
Angriff von Chagey bis Montbeliard zurück. — Hauptquartier des Prinzen
Friedrich Karl in Le Mans.
16. Jan. General v. Werder behauptet seine Stellung südlich Bel⸗
ort gegen erneuerte mit bedeutenden Massen unternommene Angriffe des
Feindes. — Nachts erneuerter erfolgloser Ausfall der Pariser Garnison gegen
e Bourget. — Die 5. Kompagnie des 4. wurttemb. Regiments wird 4
A. Loup überfallen. — General Schmidt dringt bei Verfolgung der Armet
7s Generals Chanzy auf Laval bis uüber Baiges vor und macht über
3000 Gefangene. —
17. Jan. Proclamation des Königs von Preußen an das deutsche Volt.
Nenron nach leichtem Gefecht genommen. — Theile des 14. Armee-
orps besetzen in der Nacht Frahier (bei Belforth). — Wiederholie feindliche
Angriffe auf Chagey, Vethoncourt und Frahier siegreich abgewiesen. — Ab⸗
henlungen des 14. Urmeecorps schlagen bei Abbervilliers ein feindliches
kruppencorps.
18. Jan. Feierliche Proclamirung des deutschen
aiserreichs im Spiegelsaale des Schlosses zu Versailles.
— ALtheilungen der feindlichen Nordarmee von Beauvois bis auf St.
Quentin zurückgeworfen. — General v. Werder nach siegreichen dreitaͤgigen
dampfen beginnt die Verfolgung der sich zurückziehenden Bourbalischen Armee
nit glücklichen Gefechten.
—
Allen, so da kamen“. Er gehört zu jenen 3241, die keine Macht
er Erde wieder bringt! —
Dem bis Frühjahre zusammentretenden deutschen Reichstage
soll nun ein Gesetz vorgelegt werden, betreff. die offizielle Todter⸗
larung“ der Vermißten, die in manchen Fällen die bürgerlichen
Verhältzisse ein längeres Hinausschieben der „Todterklärung“ nicht
nehr gestatten.
vp 28 Vreich. *
Muüuünchen, 15. Jan. (Abgeordnetenkammer) Die Rechnungs⸗
aachweisungen bezüglich des Bergwesens pro 1869 wurden geneh⸗
nigt. Schlör fragt das Ministerium. ob die Amberger Werke fort⸗
jeführt und wann der Tiefbau begonnen werde. Der Ministerial⸗
ommissär Hocheder beantwortete erstere Frage mit Jo, letztere da⸗
sin, daß es damit noch keine Eile habe. Die Rechnungsnach-
veisungen des Ministeriums des Aeußern und der Justiz pro 1869
verden ohne Debatte einstimmig genehmigt. *
München, 15. Jan. In dem II. Ausschusse der Abge⸗
ordnetenkammer soll es bei Berathung der Remunerationsgelder
tür das Personal der Verkehrsanstalten zu lebhaften Debatten
zekommen sein, indem einige Ausschußmitglieder beantragten, daß
die bewilligten 360,000 fl. aus den Einnahmen der betreffenden
Ressorts entnommen werden sollien, während andete dieselben auf
4 J F, die Kriegsentschädigung überwiesen wissen wollten; die letztere
¶ Die Vermißten des letzten Krieges — ——
Ein trauriges Kapitel, das von den setzt noch vermitzten dent ftrten ihren Autrag darauf, doß der Grund der Remuneration
chen Kriegern des letzten Krieges! Denn jetzt nach der schon uch die Ürsache erhoöhter Einnahmen war, und, daß das Personai
angst erfeigten Auswechslung der Gefangenen werden nach einet rOfibahn und der Pfaigischen Eisenbahnen auch aus den Er—
xkrllärung des preußischen Kriegsministers v, Roon in der Sitzt Tagmissen dieser Ansßalten und nicht aus der Ktriegsentschadigung
ing vom 8. Januar des preußischen Abgeordnetenhauses, gegeben B
auf eine Interpellation des Abgeordneten Richter über die Zahl Min nihen, 15. Jan. Dem Vernthmen nach sollen die be⸗
zer in Foige des leßten Krieges vermißten Combattanten und über eits desiehenden 3. Beztsbergumter, Muünchen, Zweitrücken umd
die Gründe des bisherigen Mangels an Augaben in Betreff dieses ahreuhe um eines vermehrt werden. Das Bezirisbergomt Vah⸗—
Punktes — noch 3241 deutsche Soldaten vermigt die sich auf ꝛeuth soll angeblich in 2 Aemter getheilt werden und dem bereits
die Truppenkorps des norddeutschen Bundes (mit Ausnahme des hesteheuden in Vahreut der Vetghau in Odere und Unterfronten.
ächsischen Armeekorps) und die Truppen Badens und Hessens ver ·Am in Regensdurg neu au diltenden die Kereise Oberpfoig und
heilen. Wo sind fie geblieben ? Auf diese Frage gibt es nach der Mitteifranken zugewiesen werden.
krklärung des Kriegsministers nur die eine Antwort: Sie sind Mun han Vas doeherische Vaterland“ schreibt Die
sodt. Ja es jst eue große Anzahl darnnter, von denen man mit glatter veroffentlichen den neuen bayerischen Fahneneid, an dessen
in Gewißheit grenzender Wahrscheintichteit anführen lann, daß sie Schlusse die Stelle vorkommt: „„Auch schwoͤrt ihr, im Kriege den
ha und da begraben liegen. ohne datz ihre Identität feststett. Es Fesehlen Sr. Majestät des Deufshen KZaisers als Bundesfelbheren
gehören dazu die Vielen, welche in französische Gefangenscaft ge⸗ abedingt Folge zu leisten.“ Das ist sehr fein erdacht und schuht
cathen find und dort ihren Tod gefanden haben; ferner dieienigen avor, daß „„die Regimenter zum Feinde hinüber commandirt
welche in der Verwirrung uncontrolitt eingescharrt wurden oder Herden““, was in der baherischen Weltgeschichte schon mehrmals
welche aus irgend einem Grunde ihre Erkennungsmarke verloren orgelommen ist. Aber auch wenn der König von Bahern und
hatten und dann auf dem Schlachtfelde odt gefunden wurden oder Denische Kaiser““sfich gerkriegten oder der .Deuische
auch noch in den Lazarethen starben. Freitich, Mancher ist vere daiser⸗ es mit dem Könige von Bahern mach te wir mit dem
hollen, berloren l und das wo und wie laͤßt sich nur ahnen.l Er donige don Hannover, wag freilich dei der gegeuseitigen Freund—
türzte in irgend eine verbotgene Schlucht und Niemand fand ihun haft gar nicht dentbar ist, wären die haherischen Soldaten dem
auf.Und wie viele mag die Rache der Franzosen heimlich ger Deunschen Kaifer““ zu üm dedingtem Gehorsam eidlich verpflichtet,
mordet und verscharrt haben ud müßien in diesem freilich gamg undenivaren Falle wieder die
Die schon oft und mit Bestimmtheit aufgetretenen Gerüchte, Zauern — — sich bei Sendling oder auf einem andern Friedhof
daß noch dentsche Gefangene wider ihren Willen in französischer egraben lassen, wenn die Preußen kamen, was wteder nicht dent⸗
Gefangenschaft zurückgehalten würden, sie haben sich alle nach den zar ist, und die Bahern sich dagegen wehren wollten, was ste ja
aifrigsten Nachforschungen der Regierung als unwahr herausgestellt. jar nicht mehr dürfen. Vielleicht kriegen wir nicht uniformirten
Es wurde über diefen Punkt schon mehrmals mit der franzoöͤsischen ayerische Land.stinder auch noch eine passende Formel zum Nach⸗
Regierung 'verhandelt, wobei von dieser die zufriedenstellendsten Zue hiwdren in den Verfassungseid, durch die wir uns zin „„unbeding
agen gegeben wurden. Es wurden deutscherseits, um alle Mög ⸗m““ Gehorsam gegen den Preußenkönig verpflichten müssen.
ichkeiten zu erschöpfen, Agenten nach den Orten geschickt, welche Zlücklcher Weise kann man wenigstens unsern Herrgott nicht bes
zezeichnet wurden als solche, an denen die Gefangenen zurückge- geiden, so daß ex morgen das ganze: „„Deunsche Reich““ über den
alten würden, und das Resultat war gleich Null. In Algier Zaufen blasen kann, wenn er will; worüber wir“ wenlgstens uns
and man freilich bei diesen Nachforschungen noch 1600 Mann zoch vor Eintritt der Ewigkeit trösten zu könuen einige Hoffnung
Deutsche; aber nicht als unfreiwillige Gefangene, fondern als fran-aben. Denn das wäre doch gar zu traurig, wenn wir uns über
osische Fremdenlegionäre. — ieses schreckliche Unglück gar nicht mehr zun trösten vermbchten
Und so hoffte und hofft immer noch so manches arme Mut- (Das nennt man wirtlichen Galgenhumor!)
erherz im weiten großen Deutschland vergebens auf die Rückkehr Berlin. Der Rücktritt des cnusministecs d. Muühles
qrex einzigen Stüße. Ob auch Taufende zurückkehrten, ihr Sohn kann jetzt als gewißß angenommen werden. Es fehlt nur noch die
dar nicht darunter — und „‚Keiner war, der Kundschaft gab, von amtliche Publikation des Entlassunsdekrets.