Full text: St. Ingberter Anzeiger

ꝓahni, wir meinen die in der Spener⸗Zeitlung zu Grnsten der 
qupbeschädigten eröffnete Subskription. Nicht alfo allein auf 
em politischen Felde, sondern auch auf dem der Menschenliebe 
9— Deuischland Italien die Hand, indem es dem Ungluͤck hilj⸗ 
g beisteht. Und Italien wird diese Spende nicht vergessen und 
mermehr sich überzeugen, in Deutschland in jeder Beziehung eine 
wester zu besitzen.“ J E 
VBermischteo. 
f Der kathol. Pfarrey Leonh. Heiny von Brücen hatte 
egen das Urtheil des k. Polizeigerichts Kusel, in welchem wegen 
aͤstzrung von Gemeindeeigenthum zu Niederohmbach Berbrenaung 
es Bildes mit Porträts des deutschen Kaisers und anderer Heer · 
hrer) auf 1fl. Geldstrafe erkannt war— appellirt. Das Zucht ⸗ 
olijeigericht Kaiserslautern hat nun die Appellation für begründet 
lärt und den genannten Pfarrer, wenngleich der strafbaren Sach⸗ 
eschädigung fremden Eigenthums überführt, wegen mangelnden 
Firafantrags des Beschädigten, der nach Z 303 des deutschen 
. St.Gb. zur Strafverfolgung nothwendig ist, freigesprochen. 
der Bürgermeister und Gemeinderath hatten hämlich erllärt, keinen 
ztrafantrag stellen zu wollen. (Zw. Zig.) 
pKaiserslautern, 10. Inni. (Altkatholisches.) Die 
delegirtenversammlung fand gestern Worgens 1092 Uhr im Gast⸗ 
dus „„um Schwanen“ hier statt. Vertreten waren: Zweibrücken, 
indan, Neustadt, Frantenthal, Kusel, Edesheim, St. Martin,“ 
onigsbach, Dürkheim Wachenheim, Maikammer, Hambach u. Kaisers 
ulern (St. Ingbert 21) Nach der Rechnungsablage wurde durch den 
jassier Hrn. Tafel das Budget für sämmiliche altkatholischen Gemein⸗ 
der Pfalz pro 1872/78 festgestellt, ferner Beschluß gefaßt über 
mige Antrage, welche das Central-Comite, resp. deren Vertreter 
if dem diesea Herbst stattfindenden allgemeinen Altkatholiken Con⸗ 
eß in Cöoln stellen sollen. 
In Mutterstadt wurde dieser Tage eine Fabrikar⸗ 
riterin beerdigt, welche in einen mit siedendem Syrup gefülllen 
vessel gestürzt war. 27 Tage hatte die Unglückliche unter den 
hredlichsten Schmerzen zugebracht, bevor der Tod sie von ihrem 
eiden erlöste. * 
f Um der Noih der von der U eberschwemmunng 
m der Rheinnicderung Betroffenen zu steuern, hat die k. Kreis⸗ 
cgiernng der Pfalz die Bezirksämter beauftragt, in ihren Gemeinden 
e Hauscollecte zu veranstalten und bis 15. Juli das Erträgniß 
n die Regieverwaltung der k, Kreisregierung einzusenden. Der 
zchaden, welcher theils unmittelbar durch die Ueberschwemmung, 
jeils durch das Druckwasser angerichtet wurde, beläuft sich in die 
dunderttausende. Wer verschont blieb, möge seinen Dank abstatten! 
ürch den Beitrag, den er den Betroffenen gewährt, die zum großen 
Theil der ärmeren Classen angehören. (GPf. K.) 
In der Pfalz wurde im Jahre 1870 durch die Rinder⸗ 
»et in 90 Seucheorten ein Verlust von ca. 2200 Rindviehstücken 
nerbeigeführt. 
FDie Mitrailleusen-Frage, welche ihrer Zeit so viel 
on sich reden machte, ist nun in Deuischland definitiv erledigt. 
zs durfte nicht uninteressant sein, einige Schlußurtheile über die 
Nitrailleuse als Feldgeschütz mitzutheilen; das Urtheil eines in 
zngland eingesetzten Spezialkomites lautet: Die Mitraillease ist 
injig als Waffe für die Vertheidigung zu betrachten, die im Stande 
s das Infantericfseuer in hohem Grade zu verstärken. Auf den 
nit der Gröhe der Waffe in Einklang stehenden Entfernungen 
ngewandt, ist ihr Feuer ficherer und mörderischer, als das irgend 
inez Feldgeschützes. Die Stärke der Artillerie darf jedoch auch 
icht um Einen Mann oder Ein Pferd vermindert werden. Für 
ie Offensive taugt sie Nichts. — Das Berliner „VMilitär⸗Wochen⸗ 
latt“ sagt: „Bekauntlich ist in der deutschen Armee die Mitrail⸗ 
eusenfrage in der Art entschieden, daß von einer Einführung der 
us der Rüstkammer der Vergangenheit wieder in verhesserter Auf⸗ 
age an's Tageslicht gezogenen Orgelgeschütze Abstand genommen 
Die Versuche der Gattling Kanone beiderlei Kalibers, mit dem 
litrailleur von Cristophe und Montigny, sowie die Erfahrungen 
nit der bayerischen Mitrailleuse von Feldle, haben zu dem Resultate 
esfuhrt, daß die Einführung von Mitrailleusen für den Feldkrieg 
is nicht wünschenswerth erschien.“ Das Urtheil des bayerischen 
Irtillerie-Hauptinanns Grafen Thürheim, der im letzten Kriege die 
zartätschenbatlerie nach dem System „Feldle“ kommandirte, lautet 
e es in der gekrönten Preisschrift „Die Mitrailleusen und ihre 
leistungen im Kriege 1870 — 71 niedergelegt ist, folgendermaßen: 
das Kartätschgeschütz ist nun und nimmer ein sehr brauchbares 
Berlzeug für den Krieg im freien Felde, denn im Allgemeinen 
eisset es weit weniger, als ein ihm entsprechender Theil Infanterie 
der Artillerie. Nur in ganz einzelnen Füllen ist seine Wirkung 
virllich von großem Vortheile. Da diese Fälle aber nur Aus— 
— sind, so rechtfertigen sie seine Zusammenstellung in 
Jauterien nicht, und höchstens mögen einige dieser Geschüte in den 
keserden milgefühtt werden. Dagegen bietet es in der Feftung 
und besonders in der Verwenidung als Fruunicugesag , 
iche taltische und fortifika lorische Vortheile. so daß der Ingenieur 
ind der Ariillerist in Zukunfte wohl mit dieser Waffe zu rechnen 
saben. Hier ist es auch weniger kostspielig, da es des lästigen 
Apparates an Pferden und Munitionswagen entbehren kann.“ 
F aAus Lunz, 2. Juni, schreibt man der Grazer Tgspst.“: 
Eine Affäre, die vor Monaten Alles in Athem hielt und jetzt 
ereits eingeschafen schien, dürfte demnächst wieder auf die Tages⸗ 
rdnung kommen. Anna Dunzinger in Linz, die wegen Störung 
hrer Geisteskräfte seinerzeit der Irrenanstalt übergeben werden 
qußte, ist nun gesund aus der Änsialt entlassen worden. Die 
Jalersuchung gegen den Pater Gabriel kann nun ihren Fortgung 
ehmen.“ 6Gw. zigh e 
4 Nom, 9. Juni. Aus Ferrara wird hierher gemeldet, 
aß die Ueberschwemmung des Po eine Audehnung von PO Kilo⸗ 
nelern errcicht hot, und gegen 22,000 Personen obdachlos gee 
voxden sind. (T. N.) 77 
7 ZweinFalten. Der römische Correspondent des 
Volksfreund“ macht in seinem letzten Briefe einen Wit, indem 
r, vom italienischen Kultusminister de Falco sprechend, in Parenthese 
sinzufügt: „Sonderbar genug: De Falco in Italien, und von 
Fait in Preußen — beide Raubvögel.“ Allerdings gehen der 
reußische wie der italienische Ministerfalk gleich schaͤrf drein, aber 
dben gegen das ultramontane Raub-Gevögel. IJ 
Dienstesnechrichten. 
Zum Polizeianwaltein Kaiserslautern wurde der bisherige Polizeianwalt 
robhoffer in St. Ingbert ernannt. 
II. Pf ische Industrie Ausstellung · 
Laiserslautern, den 9. Juni 1872. 
Das reichhaltige Programm der Versammlungen und Festlichkeiten wähe 
end der Ausftellung liegt nunmehr gedruckt in Placat-Format vor. Die 
lusstelluug begiani am 14. Juli und währt bis gegen Ende September. 
Fast jeden Sonntag sieht in dieser Zeit Kaiserslautern eine andere Corpo⸗ 
sation tagen, worau sich Festdiners, Concerte und Reunionen in den ver⸗ 
chiedenen Biergärten anschließen. Sehen wir uns 'die einzelnen Sonntage 
twas näher an- —2— 
J. Sonntag, 14. Juli, Vormittags 10 Uhr feierliche Ersffnung. 
n. Sonntag, 21. Juli, Verbandstag der pfalzischen Gewerbevereine. 
IHII. Sonntag, Concert⸗Reunion des Mufikvereins. A 
V. Sonntag, Versammlung des Pfalz⸗Saarbrücker und des Mann⸗ 
heimer Bezirks⸗Vereins deutscher Ingenieure. v 
. Sonntag, Versammlung der Preisrichter. 
J. Sonnlag, 18. Aug. Velegirten Versammlung der pfälzischen Feuer⸗ 
wehr und Proben der ausgestellten Spritzen. —* 
. Sonntag, am Geburts⸗ und Namensfest Sr. Majestät des Konigs 
dudwig U., Festgotlesdienst und ugch demselben Verkundigung der 
Prämũcten und Preisevertheilung. I J 
III. Sonmag, Versammiung von andwirihen, und Proben mit den 
ausgefteliten landwirthschaftlichen Geräthen. * * 
IX. Sonniag, Concert des Cäcilien⸗Vereins im Theater. 
CSonntag, Versammlung von Notabeln des pfälzischen Gewerbs⸗ und 
Handelsstandes zu einer Besprechung Über induftrielle und commer⸗ 
nelle Bedürfnifse der Pfalzz.. 
In Bezgag auf letziere ist zu bemerken, daß die pfälzische Handelskamme; 
om Tentraicomite um Mitwiriung angegangen wurde, in der Weise, daß 
ch von den Fabrik⸗Gewerbe und Handels-Gremien der Pfalz Themata 
insenden laßt, welche sie dem Central⸗Comite zur Festsetzung der Tagesord⸗ 
ung zukommen lassen wird. Besondere Einladungenan die 
Tofrabein ergehen nicht; wer sich für diese nicht unwichtige Ver⸗ 
ammlung intereffiri, indge erscheinen. Den Schluß der Ausstellung bildet 
im XI. Sonntag eine öffentliche Verloosung. 
Die Ausstelungsraume sind von 8 Uhr Morgens bis 6 Uhr Abends 
en Besuchern zuganglich. Der Eintrittspreis beträgt 80 kr. für die Person 
Kinder die Halfte); auch werden Billete für die Dauer der Ausstellung, je⸗ 
och nur personlich giltig, zum Preise von 8 I. 30 kr. abgegeben, und sind 
olche schon jetzt hei Herrn Kaufmann Theod. Jaco b und später im Bu⸗ 
teau zu beziehen. Im Juli und August werden Theatervorslellungen (wö⸗ 
hentlich 4amal) von Mitgliedern mehrerer —A hier gegeben; ferner 
labun der pfalzische Kunstverein während des Monates August in den Lehr⸗ 
ãlen des Technikums (Industrieschule) seine Gemalde⸗Ausstellung. Ein solches 
Itbaramm befriedigt Kewikß alle hescheidene Anforderungenn. * 
ur Beachtung! 
Wie allerorts in Deuischland, so joll auch im Kanton St. In gbert 
in Verein aiser⸗Wuheim⸗Stiftung gegrundet werden und circulirt 
eßentwegen eine Liste, in die sich gewiß auch viele Bewohner hiefiger Stadt 
mzeichnen werden. Wir wollen deßhalb es nicht unterlassen, auf die Bedeu⸗ 
ung vieses Vereins in unserm Localblatte die Aufmerksamleit unserer Mis- 
ürger zu lenken: 
Der schon langer bestehende bayerische Landeshilfsverein ist der Kaiser- 
Pithelm⸗Stiftungbereits beigetreten, weil seine Zwecke analog demselben 
ad namigh: die Vorbereitungen für Kriegs⸗Eventualitaten (d 2 d, Satzungen) 
nd fur den Frieden die Unlerstutzung der in verflassenen Jahren invalid 
ewordenen Angehdrigen der deutschen Armee. Jeder lann Mitglied werden, 
er einen jahruchen Beitrag von wenigftens 1 Gulden oder ein fur alle 
Male 10 fl. zeichnet. 25 
Am nächsten Sonntag, Nachm. 8 Uhr, soll deßhalb eine General 
ersammlung im Stadhause stattfinden, in welcher die nothigen Vorstände 
jewählt werden sollen und ersuchen wir uusere verehrl. Mitburger, recht 
ahlreich dort zu erscheinen. —— 
Mehrere Mitglieder des Vereius. 
— — — — — — — —— 
J FJ. X. Demeßz. der antwortlicher Redacteur.