Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler Znzeiger. 
Der St. J n9 berter Anze ig e r (und das mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt, mit der Dienßtags⸗, Donnerstags⸗ und Sonnla 
Nummer) ericheint wochentlich vi ermal: Dien stag, Donnerstag, Samstag und Sonntag. Abonnementspreis vierteljährig 42 Krir. odo 
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As 12. 2ounutag, 1872 
— Nach Testament des vormaligen Lycealprofessors Ro m zu 
Speyer hat das kgl. Consisiorium pro 1872 als theologische Preis⸗ 
aufgabe ausgeschrieben: „Eine Abhandlung über den Communis⸗ 
mus nach seinen Grundideen, seinen Gefahren und den Heilmitteln 
dagegen.“ Als Concurrenten können alle protestantischen Kandi⸗ 
daten der Pfalz auftreten, welche ihre iheologische Aufnahmsprüfung 
nit Erfolg besianden haben. Der Preis beträgt 50 fl. Die Ar⸗ 
zeiten der Preisbewerbet sind bis 1. Januat 1873 einzusenden. 
Nach der K. Z. hat den Hauptgewinn der Kölner Dom. 
zauloiterie (25,000 Thir.) ein Bergmann in Holsterhausen (bei 
vssen) erhalten, der das Loos gemeinsam mit feinem 84jährigen 
hater, der kürzlich seine goldene Hochzeit feierte, gespielt hat; — 
der Gewinn von 53000 Thlr. siel zu zwei Drittiel einem Lehrer 
es Kreises Wittgenstein, zu einem Drittel einem Anverwandten 
esselben zu, mit dem er das Loos getheilt hatte. anß 
.Aachen, 15. Jan. Der 2. Hauptgewinn der Dombau⸗ 
dotterie, im Betrage von 10,000 Thaler, ist, wie wir vernehmen, 
jvon Frau Fortuna einem verdienten Elementarlehrer in Eupen 
jespendet worden. Der Glückliche! Wünschen wir allen seinen 
Tollegen ein gleiches Loos, es würde die praktischste und beste 
Löfung der Lehrergehaltsfrage sein. 
7 Zwei deulsche Grenzaufseher erwischten kürzlich einige Strolche 
aus Meh anf der That, als sie Soldatengräber auf den Schlacht⸗ 
feldern in det Umgegend öffneten und ganze Wagenladungen von 
Knochen wegzufahren im Begriffe waren. Dies Geschäft betreiben 
iie, wie sie gestanden, schon längere Zeit und verkauften die so 
jewonnenen, noch frischen Knochen an die Metzer Leimsieder, die 
einen guten Preis dafür zahlten. 
17 Gießen. Hier sind falsche preußische Thaler mit der 
Jahreszahl 1867 ausgegebon worden, die sehr gut nachgemacht und 
aur an mangelndem Klang zir erkennen sind. Der im Rufe der 
Falschmünzerei stehende verhaftete muthmaßliche Verbreiter dieser 
falschen Münzen hat Hausirern auch falsches Papiergeld von 1 bis 
25 Thlrn. zur Weiterverbreitung blangeboten. 
7 Das sächsische Justizministerium hat sich an die Regierungen 
der Deutschen Staaten und - Oesterreich- Ungarns gewandt, um 
durch dieselben auch auf amtlichem Wece die Gläudiger der im 
Toncars befindlichen sächsischen Hypothekenbank im Hinblick auf 
zie Verschiedenheit der Prozeßgesetze zur Wahrung ihrrr Ausprüche 
rufzufordern. Es wird namentlich darauf hingewiesen: 1) daß 
die Anmeldurg der Pfandbriefe möglichst bald und spätestens am 
Tage des Anmeldetermins, den 17. Februar 1872, bei dem 
Toncursgerichte zu erfolgen habe; 2) daß eine nachträgliche An⸗ 
neldung nach Sächsischen Gesetzen unbedingt unstatthaft und 
Wiedereinsetzung in den vorigen Stand gegen eine Versäumniß 
ausgeschlossen sei; 83) daß daher bei unterlassener oder auch nur 
derspäteter Anmeldung die Inhaber von Pfandbriefen aller ihrer 
Rechte an die Concursmasse verlustig gehen; 4) daß der Anmel⸗ 
dnng die Pfandbriefe im Originalbelzufügen seien, sowie 5) daß 
alle Diejeniden, welche sich als Jahaber von Pfandbriefen anmel⸗ 
den, in Leipzig einen Bevollmächtigten zu bestellen haben und daß 
zu empfehlen sei, sich zur Anmeldung der Ansprüche und sonstigen 
Wahrung der Rechte cines dortigen Rechtsanwaltes zu bedienen. 
br Ia Neéu wied Eheinpreußen): fand man im Magen eines 
BVermischte s. Hahnet cinen Diamaunten im Werthe von 50 Thlr. 9. 
f Sit. Ing bert. Bei dem Gedächtnißtage des 18. p Die Londoner Assisenverhandlungen gegen den der Er⸗ 
Januagr wurde don der deutschen Stadt gweiberücesn fölgen- mordung seiner Gattin angeklagten Geistlichen Watson, 
gendes Telegramm an Sr. Majestät den Kaiser gesandt: haben am Freitag trotz der von dpr Vertheidiger des Angeklagten 
5 n Seine Majestät Kaiser Wilhelm, Berlin. aufgestellten Wahnhinns-Theorie miteeinem Schuldigspruch ihren 
Die zur Jahresfeier der Gründung des Deutschen Reichs Abschluß gesunden. Die Gefchiworenen begleiteten ihr „Schuldig“ 
heute hier vereinigte FesteVersammtung sendet Ew. Majestät unserm mit dem Wunsche, daß dem Angeklagten in Anbetracht seines vor— 
Deuischen Kaiser die herzlichsten Glückvünsche zu diesem Ehrentage zerückten Alters (er zählt 65 Jahre) und seines früheren guten 
Deutschlandd. debenswandels die Gnade der Krone zu Theil werde. Das Todes 
Zzweibrücken, 18. Januar 1872. —idrttheil hörte Watson ohne irgend welche Gemüthsbewegung an ließ 
— A IA bich ruhjg gus dem Gerichtssaale nach dem Gefängniß zurück⸗ 
i. J. B. Wolff. ** führen.“ Das Schicksal des Verurtheilten flößt allgemei nes Mit⸗ 
Ehronik der Ereignisse des Jahres 1871. 
20. Januar. Das bayerische Observationslorps schlägt in der Nacht 
einen Ausfau der Besatzung von Biisch zurück. — Gefecht einer Abtheilung 
der großh. hess. Divisivn gegen Franctireurs bei La Ferto. —BGeneral 
Trochu jucht seine Entlasiung als Gouverneur von Varis nach.