heit — das Pickelhaubenfieber. Sie ist von außen eingeimpft worden,
diese Krankheit, und deßwegen wie alle ihre derartigen Schwestern
sehr hartnäckig. Ein Theil der Geistlichkeit ist daran nicht ganz
anschuldig. Die Wühlereien der Liga sind Kinderspiele und in ihren
Erfolgen nichtssagend gegenüber den Anstrengungen, welche von
clericaler Seite gemacht werden, um die jungen Leute ihrer Mili—
järpflicht zu entziehen, und den Erfolgen, welche sie dabei erzielt
Es ist übrigens jetzt weniger mehr die Sympathie für Frankreich,
ondern der reine Haß gegen Deutschland, der Zorn über das
Jesuitengesetz, wodurch sich ultramontane Geistliche hinreißen lassen,
dein Volke das deutsche Militärgesetz in den schwärzesten Farben
darzustellen und so die Leute zum Auswandern zu veranlassen.
Ems, 17. Juli. Das Progamm für die Reise seiner Ma⸗
jsestät des Kaisers nach Gastein ist nunmehr festgestellt. — Nach
demselben begibt sich der Kaiser am 24. d. Nachmittags 4 Uhr
nach Koblenz, woselbst Aufenthalt bis zum 26.; am 27. Nach⸗
mittags 2 Uhr über Eltville und Schlangenbad nach Wiesbaden
woselbst Ankunft um 792 Uhr und Aufenthalt bis zum 80. d.
Es findet Empfang der Behörden statt. Am 30. Nachmittags 124
Uhr Abreise nach Homburg, woselbst Ankunft um 3 Uhr und
Aufenthalt bis zum 1. August. Auch hier findet Empfang der
Behörden statt. Am 2. August Morgens 9 Uhr über Nürnberg,
woselbst das Diner eingenommen wird, um 794 Uhr nach Re—
zeusburg, woselbst Nachtquartier. Am 3. früh 9 Uhr Reise über
Wels nach Salzburg, woselbst Ankunft um 5 Uhr Nachmittags.
Am 4. Angust von Salzburg nach Berchtesgaden. am 5. Morgens
d Uhr nach Gastein, woselbst der Kaiser um 7 Uhr Abends eintriffi.
Das Jefuitengesent ist, der „Ostsee⸗-Ztg.“ zufolge, so⸗
zleich mit dem Tage seiner Publicirung in der Provinz Posen in
Wirksamkeit gesetzt worden. In dem Städtchen Gniewkowo fand
gerade eine Jesuitenmission statt, die, obwohl sie erst nach zwei
Tagen beendigt werden sollte, an welchen das Gesetz im „Reichs-
anzeiger“ erschien, polizeilich inhibirt wurde.
Köln, 14. Juli. Wie wir vernehmen, so haben Jesuiten
ↄes hiesigen Klosters und desjenigen zu Maria⸗Laach sich bereits
Pässe ausstellen lassen, vermittels deren sie sich nach Holland oder
Spanien, bezw. Amerika begeben werden. (Fr. J.)
Essen, 11. Juli. Um den Jesuiten, welche unsere Stadt
zu verlassen gedenken, Reisemitteln zu verschaffen, unternahmen
wei Bürger unserer Stadt gestern eine Straßen⸗Kollelte. Dieselben
vurden indeß von der Polizeibehörde abgefaßt und ist deren Be—⸗
ttrafung erfolgt. (Ess. Z.)
Nach Privatbriefen aus Rom hat die letzte Erklärung des
Irn. Thiersd hinfichtlich der Beziehungen Frankreichs zu Italien den
päpstlichen Hof so verstiimmt, daß derselbe beschlossen hat, den
ranzösischen Bischöfen die Aufforderung zugehen zu lassen, alle
hnen zu Gebote siehenden Mittel aufzuwenden, den Sturz des
Bräsidenten so schnell wie möglich herbeizuführen.
Die Republit Haiti scheint die Lection, welche sie von den
deutschen Kriegsschiffen ,Gazelle“ und „Vineta“ erhalten hat, nicht
jo ruhig hinnehmen zu wollen. Der Präsident hat nämlich eine
Proclamalion erlassen, in welcher er die Wegnahnme zweier Kauf⸗
ahrteischiffe, wodurch die haitische Regierung zur Zahlung von
3000 Pfd. St. gezwungen worden, eine willkürliche nenut und
dagegen protestirt. — Wird ihm wenig helfen, da die deutschen
Schiffe in ihrem Rechte waren.
Aus Genf trifft zum Schlusse roch die Nachricht ein daß
die Sitzungen des Schiedsgerichts für die Alabamafrage am 15.
d. wieder eröffnet worden seien. Das Tribunal wird wahrschein⸗
lich täglich eine Sitzung halten und sich vorläufig mit den Haupt—
nestimmungen des Washingtoner Vertrages beschäftigen.
Prag, 12. Juli. Die Sicherheitsbehörde ist neuerdings
hochverrätherischen Umtrieben auf der Spur. Sie sollen von Per⸗
onlichkteiten ausgehen, welche im Petardenprozeß eine Rolle spiel⸗
jer. Verhaftungen sind vorgenommen. Esrf. 3.)
England.
London, 18 Juli. Der brittische Botschafter in Peter⸗
hurgs telegraphirt, daß die Cholera daselbst erschienen sei. Die
enguͤschen Hafenzollbehörden sind angewiesen, Vorkehrungen zur
zrengen Ausführung der Quarantaine-Vorschriften zu treffen.
Belgien.
Brüssel, 17. Juli. Der Strike der Kohlenarbeiter in
dem Districke Borinage (Provinz Hennegau) hat an Bedeutung zu ⸗
zeunommen. Ueber 10,000 Arbeiter sind an dem Strike betheiligt.
Von Brüssel sind Gensdarmen, von Mons Truppen nach den
ohlengruben abgegangen, weil Ruhestörungen befürchtet werden.
Rußland.
Ueber eine neue Verschwörung gegen den Czaaren Aleran.
dezt, welche die russische Geheimpotizei entdeckt habe. wissen seit
mehreren Tagen die ungarischen Blättet zu erzählen. Seit 10
Monaten soll eine sehr weit-, hoch⸗ und tiefverzweigte Gesellschaft
xxistiren, die sich zum Ziele gesteckt habe, eine Konstitution zu er—
virken, die Fübrer der Gesellschaft sollen bdis in den Hof binein
ragen, ja der Thronfolger selbst soll der Chef der Partei um
dabei geplant sein, denselben schon jetzt auf den Thron zu setzen
Seitens der Regierung sei man der Sache auf die Spur geion
men; von Petersburg bis Odessa seien Neetze ausgeworfen,
deren Maschen sich bereits sehr hoch geftellte Personen verstricken
selbst der Thronfolger soll in Zarskoje Selo quasi überwad
werden.
Amerika.
Newyork, 15. Juli. Der Major Hall kündigt in sa
ner Jahresbotschaft an, daß die Schuld der Stadt Newyork nag
Abzug des Tilgungsfonds und der noch ausstehenden Steuern, sie
inf 86.250. 000 Lst. belaufen.
üischtes.
F Zweibrücken, 19. Juli. Wie angekündigt, traf de
Hr. Erzbischof v. Utrecht gestern Nachmittag hier ein, erwartet dor
einer Menge Neugieriger, empfangen von dem Comite des Alt
latholiken · Vereins und speciell begrüßt von dessen Vorstand Hrm
Direktor Bruch. In der Begleitung des hochwürdigsten Herrn he
anden sich der Kanonikus Hr. van Vlooten, der Meringer Hilß
priester Hr. Siemes und Hr. Pfarrer Kühn. Der Hr. Crzbisqho
und seine Begleiter, sowie das Comite begaben sich per Chaise so
fort in die vom Presbyterim bereitwillig zur Verfügung gestell
von den Altkatholiken freundlich ausgeschmückte Alexanderstirqh
wo der Erstere der zahlreich versammelten Gemeinde den Segt
eiheilte. Sein Absteigquartier nahm der Herr Erzdischof im Zwei
hrücker Hof“. — Heute Vormittag wurde feierlicher Gottesdien
abgehalten, bei welchem der Hr. Erzbischof das Hochamt zelebtim
und ein gut eingeübter gemischter Chor, von dem qu. Lehrer dirn
Schwarz dirigirt, zur Erhöhung der Feierlichleit wesentlich beitrug
Nach dem Hochamt wurde einigen Erstkommunikanten das hl. Abend
nahl gereicht und dann von Hrn. Pfarrer Kühn im Auftrag det
Hrn. Erzbischofs eine Ansprache gehalten, welche sichtlich J einn
tiefen und, so hoffen wir, auch nachhaltigen Eindruck hervorbrachte.
Schließlich ertheilte der Hr. Erzbischof an fünfzig und einig
unge Christen und Christinnen das Sakrament der Firmunj
Morgen begibt sich der hochwürdigste Herr von hier nach La ndau
um dort am Sonntag in gleicher Weise seines edlen Oberhirten
amts zu walten. (Z3w. Zig.)
F In Offenbach schwur vor einiger Zeit eine? Fra
wissentlich einen falschen Eid. Kurz darauf gebar sie ein Kind
velches an jeder Hand sechs Finger hatte und bald nach der Ge—
hburt starb. Die Frau betrachtete dies als eine Strafe des Him
nels und zeigte sich, gefoltert von Gewissensbissen, selbst an. De⸗
Darmstädter Schwurgecicht verurtheilte sie dafür zu acht Mongten
Befängniß.
(Die Approbati Spr mg für Bader im Jahre 1872 betr.)
Im Namen-Seiner Majestät des Königt
Die diesjährige Schlußprüfung für Bader findet
Donnerstag den 25. Juli nächsthin
in der Kreis⸗Armen und Krankenanstalt zu Frankenthal statt.
Diejenigen Badergesellen, welche auf Grund der Allerhöchste
Verordnung vom Besuche des Lehrcurses dispensirt sind, nun che
die Schlußprüfung besiehen wollen, haben sich Mitwoch den 2*
Fuli. Vormittags 9 Uhr, dem Vorstande des Badercuses, k. Me
—XEO
tellen, versehen mit allen ihren vorschriftsmäßigen Zeugnissen, ohn
zeren Ausweis sofort die Zurüchweisung von der am 285. Ju
tattfindenden Prüfung erfolgen würde.
Die k. Bezittsaͤmter werden für Verbreitung dieses Au—
schreibens in den Lacalblättern Sorge tragen.
Speier, den 7. Juli 1872.
Königlich Bayerische Regierung der Pfalz,
Kammer des Innern
v. Braun.
Schild.
Dienstesnachrichten.
Der geprufte Rechtskandidat Ferdinand Pach maher von Pfaffenbot
wurde als Polizeianwalt am Landgerichte St. Inabert ernannt.
WVichteg für Viele:
In allen Branchen, insbesondero aber bei Bezug der u
ʒomoin beliebten Original-Looso, rechtfertigt sich das eæ
en einereits durek anerkannie Soudität äer Firma, anöæ
Seits durch den sich hieraus ergebenden enormen Absat, Di
vogen Ihrer Pünktlichkeit bekannte Staals· Pffecten· Handluu
däolph Uaas in Hamburg ist Jedermann aut
warmöto zu empfehlen, und machen wir auf die heute
inserem Blatte erschionene Annonce obigen Hauses besoudeꝛ
rufmerksam.
FJ. X. Demes. verantwortlicher Redacteur.