Full text: St. Ingberter Anzeiger

Sl. Ingberter Anzeiger. 
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der St. Pngberter ren Aund das mit dem Hauptblatte verbundene Unkerhaltungsblatt, mit der Dienstagt-, Donnerstagt · und Sonniag 
zummer) erscheint vdchentlich vierm al: Dienstag, Donner sStag, Samstag und Sonnmtag. Abonnementeßreis viertelijahrig 42 Kerzr. oder 
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22, 
St. Iagbert, den 24. Juli. 
Der in München erscheinende, Deuische Merkur“, Organ der 
Iltkatholiken, drudt an der Spitze seiner neuesten Rummer den 
Vortlaut des Jesuitengefetzes ab, ertlärt jedoch, in einem daran 
ich anschließenden Leitartikel das Gefühl als ein ziemlich allgemein 
xerbreitetes und augenscheinlich auch von ihm getheiltes: daß dieses 
zesetz die Gefahren des Jesuitismus nur zum kleinsten Theil be⸗— 
eitige. „Gehen auch de Jünger Loyola's auseinander und außer 
dand, so bleibt doch ihr Geist zurück und ruft als Bundesgenosfen 
jeben andere böse Geister. Eines thut vor Allem noth; das ist: 
ine radikale Reform der klerikalen Erziehung.“ Und wie sich der 
Merkur“ diese Reform denkt, hat er lürzlich schon ausgeführt; 
x will nämlich, daß die Erziehung der Geistlichkeit vom Staate 
n die Hand genommen werde. Daß mit dem Ausweisungsgesetz 
die Gefahren des Jesuitismus für Deutschland noch lange nichi 
heseitigt sind, muß übrige s jedem Vaterlandsfreund kllar sein; es 
ann dieses nur der Anfang einer Reihe, von Gesetzen sein, die 
deutschland noch zu feinem Selbstschutze gegen innere Feinde uöthig 
ul. Aber schon das Ausweisungsgesetz hat im Vatikan, wie 
lgemein belannt, viel böses Blut gemacht und doselbst die größte 
irhitterung gegen Deuischland hervorgerufen.“ Daily News“ er⸗ 
lt un ein· Telegramm auß Rom voin; 19 d., wonach der 
eutsche Geschäftsträger dem Cardinal Antonelli mündlich eine Note 
xr deutschen Regierung mitgetheilt hat, daß dieselbe nicht begreife, 
rarum Maßregeln, die bestimmt seien, die Wohlfahrt des Reiches 
m fördern, ohne die Juteressen einer Religionsgesellschaft zu kom— 
romittiren, den Papst verdrossen hätten. — 
Thiers hat wiedet eindigl in Liner prinzipiellen Frage, in 
xt Frage wegen Bestewerung der Rohstoffe, einen glän⸗ 
enden Sieg erfochten. Nachdem die National Versammlung mit 
46 gegen 248 Stimmen befchlossen, auf die Diekussion der Ar⸗ 
ilel des Gesehe niwurfs einzugehen, nahm sie Schlage auf Schlag 
hon eine canze Reihe von Paragraphen des Gesetzes mit allen 
en Handel und die Industrie Frankreichs beschränkenden Bestim⸗ 
nungen an. S 7 *6 
Dentsches Reich. 
Mäünnchen. Dem Vernehmen nach sollen die Gesetzgebungs 
uhschüsse beider Kammern zu Anfang des Seplember auf einig— 
dage zusammentreten, um verschiedene durch Ein führung des deut— 
hen Militärstrafgesetzbuches nöthig gewordene redacüonelle Aender⸗ 
mqen unserer Militarstrafgerichtsordnung zu berathen. 43. 
Berhin, 22. Juli. Von der Großartigkeit der Vorbe⸗ 
ritungen zur Wiener Weltausstellung macht man sich vielleich 
anähernd einen Begriff, wenn man erfährt, daß in einet Woche 
8214 Juli) die Zufuhr von Malerialien allein 93, D601 Centne 
rirug, für welche 198 Waggons erforderlich waren. Es wurden 
anlich zugeführt 22867 Cir: Eisen in: 21 Waggons, 1600 Cir. 
all in 8 Waggons, 86,761 Ctr. (984,800 St.) Ziegel in 458 
daggons und 1884 Ctr. diverse Materialien in I Waggong 
wurde Schotter“ in 71 Zügen mit 2630 Waggons 
ueführt. 
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4 — —XR 
Berhin, 22.Jali. Eine amkliche Depesche ans Elber⸗ 
d meldet: die ganzliche Beendigung des Bergmannsficikesimn 
—X Bergisch⸗Markischen Eisenbahnen. Die Kohlenabfuhr 
ndet von Jeute ab wiedet regelmäßig statt. Der Wagenandrang 
dreß. (Fr. Sy 
Bertlin, 28. Juli?Die Post“ schreibt: Zufolge der im 
Pegsmisterium getroffenen Dispolitionen beginnt die Raumung der 
vnartementz Marne und Haute⸗Marne am 21, Seplember. 
If qhl, 27. Jull. Der Kronprinz des deutschen Reiches ist 
eue um 12250 Uhr hier angekommen und im Hotel Exlisabeth 
—TXD— Gilgen durch den Flügeladju- 
Fürsten Lobkowitz empfangen worden. Gleichzeilsg mit dem 
genprinzen traf · der Kaiser von Oesterreich in preußischer Uniform 
Hotel zu halbstündigern Befuche in 
uli 
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Pest,23. Juli. Die Conferenzen wegen der Internationalt 
sind dis Ochober vertagt. (Fr. 3) 3 — 
Frankreich.. 
Der Independance Belge? wird aus Versailles geschrieben, 
aß die französische Regierung, im Vertrauen auf den vollständigen 
Erfolg der Anleihe, bereits ihre Dispositionen für die verschiedene 
Ibzahlungen an Deutschland getroffen habe. Eine Milliarde werde 
noch in diesem Jahre gezahlt werden,“ die zweite zwölf oder 14 
Monate später, und nach diesem Termin hofft man in der Lage 
u sein, für die letzte Milliarde die ausreichendsten Garantien zu 
eben. Die vollständige Räumung des französischen Gebiets Lönnte 
ꝛijo vor dem Ende des nächsten Jahres erfolgen. ( Soll uns 
iehr lieb sein) n 
England. 
London., Am Schlusse einer Kritik über das neulich er⸗ 
chiene ne erste Heft des Generalstabswerkes über den französisch⸗ 
»eutschen Krieg sagt der „Daily Telegraph“:,Bei genauer Prüf- 
ung wird man ersehen, daß die Deuischen nicht allein Erfolge er⸗ 
angen, sondern auch, was von weit größerer Bedeutung ist, die⸗ 
elben verdienten, weil sie die nöthige Einsicht zeigten und sich die 
vesentlichste Mühe nahmen. KFrieg wird nienals eine richtige 
Wissenschaft fein, doch in den Händen des Mannes, der im Jahre 
836 das Kriegsspiel mit nach der Türkel nahm,es hat er (der 
drieg) fast dieses hohe Lob verdient.“ Iα — 
Italien. 
Floren .20. Juli. Der romischen Korrespondent der 
Gazeita d' Jtalia meldet; Der Popft fertigte jungsi eine geheime 
Bulle aus, worin er dem künftigen Konklade den stardinal Pane⸗ 
bianco als seinen Nachfolger empfiehlt. α 
— 5Cunmi ssch t e s. 
Saarbenchen, 18. Jull.* Die hiesige k. Bergwerks⸗ 
Direltion hat soeben die neue Preisliste veroffentlicht, wonach vom 
1. August 1872 ab sämmtliche Kohlensorten recht namhafte Auf⸗ 
chläge erleiden. 
J. ßSaisetlaun tern, 20. Juti. Die „Kaisersl Ztg.“ 
gibt dem Wunsche Ausdruck, daß wenigstens un einem Tage in 
det Woche das Eintrittsgeld in die Ausssellung, das pro Person 
30. Kreuzer beträgt, eiwa aͤuf die Hälfte herabgesetzt und so auch 
irmeren Venlem namentltch den vieien Arbeitern, die Moglichkeit 
um Besuch der. Ausstellung gegeben würde. Weiter gibt sie den 
Fabritbesitzecn zu bedenken, ob sie es nicht in ihrem und im In— 
teresse ihrer Arbeiter für geboten erachten, diesen den Besuch der 
Ausstellung zu erleichtern. Nur dann würde die Ausslellung voll⸗ 
tändig ihren Zweck erfüllen, wenn auch die Arbeiler aus derselben 
ernen kbönulen. .. 
fKaiserslautern, 22. Juli. Der Verbanddiag der 
pfälzischen Gewerbvereine hielt seine Sitzung im Saale zur Ein⸗— 
racht.“ Die Berhaadlungen, an welchem auch Herr Regierungs⸗ 
cath Scharnberger, Herr Rath Medikus und Hr. Bezirksamtmann 
Zenetti lebhaften Antheil nahimen, boten des Interefsanten sehr 
diel. Herr Albert hielt über die Thätigkeit sämmtlicher Gewerbe 
Vereine in der Pfalz einen umfassenden und anziehenden Vortrag, 
der sehr beifällig angenommen wurde. Herr Redacteur Weise jprach 
iber das Wesen der Fortbisdungsschulen, hob besonders hervor, 
daß Kinder uinter 10 Jahren und bann nur, nach wenigsteus drei 
Stunden genossenem Unterricht, gicht; in Fabriken zur Arbeit an⸗ 
zehalten werden dürfen, und wünscht ailexseits mehr Betheligung 
Seitens der Gemeinde und des Staates. Ein Anlrag des Herra 
Albert, anzustreben; daß die gewerblichen Fottbildungsschulen obli— 
gatorischer Natur und frei von jeglicher konfejsionellen Beeinflussung 
werden möchten, erhielt allseitige Zustinmunßg —* 
Das Jahressfest des Pfalzischen Hauptderelns. der Gustab⸗ 
Adolphstistung wurde am 18. d. in Rofenhaufsen abgehal- 
len. Es wurden 46 Gemeinden, darunter 18 pfälzische, mit ünter⸗ 
stützungen bedacht, unker diesen Blieslastel mit 800 fl. Ensheim 
mit 900 fii, Karlsherg mit 300 .. Neußänsl wi Tog“