Full text: St. Ingberter Anzeiger

Hl. Ingberker AAnzeiger. 
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der St. Jnaverter Anzeiger (und das mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt, mit der Dienstags⸗ Donnerstags· und Sonntag 
ammer) erscheint wochentlich vie r mal: Dien ztag, Donnersrtag, Samstag und Sauntag. Abonnementspreis vierteliahrig 42 Krzr. oden 
12 Silbergr. Anzeigen verden mit 4 Krzr. die dreispaltige Zeile Blattschrift oder deren Raum berechnet. 
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4 123. Dienstatg, den 1872 
Die Zusammenkunft der drei Kaifer. zestrigen Tages mit mehreren Ministern konf rirt und haben Ver— 
In den erften Tagen des nächsten Monais wird sich ein denk, Jandlungen bezüglich der Wiederernennung eines Staatsministers 
vürdiges und die heutige politische Lage Europa's deuilich bezeiche des Aeußern stattgefunden; man glaubt dieser Ernennung für die 
nendes Ereigniß zutragen. Die Kaiser von Oesterreich und von fächsten Tage entoegensehen zu dürfen. 
dußland werden am Hofe des deutschen Kalsers zusammentreffen, München, 3. Aug. Wie wir vernehmen, kommt am näch⸗ 
ind sie werden jeder von angesehensten Mitgliedern ihrer Familie len Sonntag der deuts che Kaiser nach Berchtesgaden 
ind von ihren eisten Ministern begleitet sein. An dem ponutischen do an diesem Tage auch die Koönigin⸗Mutter von Bayern und 
charakter dieser seltenen Zusammenkunft läßt sich also nicht zweifeln. die Königin von Schweden eintreffen werden. (A. 3.) 
Eines der ersten Anliegen des neu entstandenen Deutschen Strabburg. Die Verlegung des hiesigen Tentralbahn⸗ 
heiches, bevor noch die Wiederherstellung der deutjchen Kaiserwürde der hofes, beziehungsweise Umwandlung der bisherigen „Kopfflalivn 
deuschöͤpfung ihren Abschluß gab, war die volle und rückhaltlose in eine Durchfahrtsstation mit gleichzeitiger Hinausrückung der 
zerständigung mit Oesterreich Ungarn. Es ist bekannt, wie Graf westlichen Front der Festungsenceinte gewinnt an Wahrscheinlichkeit. 
zismardamals in einer Debesche vom 14. December 1830. Mez. Es kehren nicht nur viele Lothringer Soldaten, welch 
ttlärtze: „Die bevorstehende Befriedigung der nationalen Bestres für Deutschland optirt haben, in ihre Heimalh zurück, sonder 
ungen nnd Bedürfnisse des deutschen Volkes wird der weiteren auch viele Nichtsoldaten, d. 5. viele von den jungen Leüten, welche, 
intwidelung Deutschlands eine Stäligkeit und Sicherheit verleihen, um fich der Militärpflicht zu entziehen, nach Frankreich gegan⸗ 
pelche von ganz Europa und besonders den Nachbarländern Deuisch⸗ gen waren. J 
ands nicht allein ohne Besorgniß, sondern mit Genugthuung bee! Berlin. 2. August. Zwei und dreißig preußische Volks— 
rüßt werden,“ und Graf Beust am 26. Dezember 1870 erwi- vertreter werden demnüchst vogelfrei erklärt werden. Der Umbau 
erte: Ich darf jetzt schon bestätigen, daß in allen maßgebenden des Sitzungssaales im preußischen Abgeordnetenhause macht nämlich 
dreisen Oestereich Ungarns der aufrichtige Wunsch vorherrscht, mit immenfe Schwierigkeiten. Mit Ausnutzung aller Ecken und Wintel 
vem mächtigen Staatswesen, dessen Gründung sich nunmehr voll assen sich darin nur 400 Sitzblatze herstellen, während die preu— 
iehen wird, die besten und freundschaftlichsten Beziehungen zu dische Volksvertretung 432 Mitgleder zählt. Auch hierin ist wie⸗ 
ilegen.“ Beide Reiche sind den damals ausgesprochenen Gesinnun- der zu fehen, wie sehr Berlin auf dem Wege ist, Welistadt zu 
en treu geblieben. Es hat seitdem nicht einen Augenblick gegeben. verden. 
do vormalige Empfindlichkeiten wieder hervorgetrefen wären. Berlin, 8. Aug. Der „Reichsanzeiger“ publizirt ein Ge— 
Vielmehr war es ein zweites ernstes Anliegen des deutschen jetz, betreffend die Uebernahme der Verwaltung der Wilhelm ˖Luxem⸗ 
reiches, die ununterbrochen seit den Befreiungakriegen fortbeftan- durg Eisenbahn. — Das ‚Reichs Gesetzblatt“ publicirt den Poft⸗ 
enen freundschaftlichen Beziehungen mit Rußland auch dazu zu dertrag zwischen Deutschland und Luxemburg und den Auslieferungs 
cnuhen, daß die seit dem orientalischen Kriege 1834 256) ent- Vertrag zwischen Etsaß-Lothringen und Luxemburg. 
andenen Schwierigkeiten zwischen Oesterreich und Rußland wieder Frankreich. 
eseitigt wilrden. Der Freund Rußlands und zugleich Oesterreichs P,aris, 4. Aug. Eine amtliche Note zeigt an, daß es uoch 
nar hierzu offenbar der geeignetste Vermittler. Es wurden zu die- nicht möglich war, die Redultion der Zeichnungen zur Auleihe 
n Zweck im Sommer 1871 wichtige Schritte gethan. Die im Fnau festzustellen; aber es sei gewiß, daß der jeder Zeichnung zu 
S?eptember bevorstehende Zusammenkunft krönt diese Bemühungen »ewilligende Betrag nicht unter 743 und nicht über d pCel. dus 
iit Dauer versprechendem Erfolg. Die eifrige Beschäftigung gerade 'allen werde. 
er öfterreichischen Blätter mit dem in Aussicht stehenden Ereigniß, D—rsail es, 2. Aug. Die Nationalversammlung genehmigte 
eweist, welchen Werth man in den deutschgesinnten und verfassusgse mit 313 gegen 159 Stimmen den Gesetzentwurf. welcher dem 
reundlichen Kreisen dort auf die völlige Wiederbefreundung zwischen Staate das Monopol mit Zündhölzern verleiht. (Um 83. Augufi 
n Regierungen Rußlands und Oesterreichs legt. Der Friede im bertagte sich die Versammlung bis 11. Rop.) 
Rient und die ruhige, günstige Eniwicklung der innern Verhäu! Italien. 
isse Oesterreichs sind davon aͤbhängig. Rom, 31. Juli. Betanntlich hat der Jesuitengeneral in 
So geht das schöne Wort, das unser Kaiser Wilhelm bei der KFom. Pater Beder, die Oberen dieses Ordens zu einem großen 
fröffnung des deutschen Reichsiags am 21. März 1871 sprach: Konsistorinm berufen. Wie die „Ital. Nachr.“ in —EXXX 
das neue Deutschland, wie es aus der Feuerprobe des gegenwär- gen, handelt es sich dabei unter Anderm darum, den Ramen und 
igen Hrieges hervorgegangen ist, wird ein zuverlässiger Bürge des die Ordenstracht der aus Preusen verwiesenen Jesuiten zu ändern, 
urobäischen Friedens sein“, herrlich in Erfüllung. nand so viele als möglich in andere dort geduldete Orden eintre— 
Die Zusammenkunft der drei Kaiser bringt uns keine Wieder⸗ len zu lassen. 
dhr der heiligen Alliance; denn die drei Monarchen sind Repraä⸗ 
entanten dreier großen Reiche, die sämmtlich in der Umwandlung 
ind Erneuerung ihres innern Lehens begriffen sind, und in welchen 
ein einziger der maßgebenden Factoren auf Restauration und Rück- 
britt dentt. 
Auch keine feindselige Richtung hat diese Zusammenkunft. Aller 
ngs schneidet sie den kriegslustigen Leuten in Frankreich jede Aus— 
dt auf ein Bundniß ab, aber dies nur zum Frieden und zur 
—X Frankreichs selbst. Nur ein langer Friede, nur die be⸗ 
deidene Selbstbeschränkung Frankreichs auf seine innern Aufgaben 
ihtt dies Land zur Genefung. Ertle Ueberhebung, erneuter Kampf 
vare sein Ruin und die endlose Verlängerung seiner Parteie und 
Aefassungsstreitigtelnen. Die Drei⸗Kaiser-Zuüsammenkunft enthält 
e Bürgschaft enes langen und dauernden Friedens; die Emsicht, 
i sich hiermit auch Frankreich aufdrängt, ist das Beste, was ihm 
viderfahren kanm 
Vermischtes. 
fKaiserslautern, 4. Aug. Einer soeben hier einge⸗ 
troffenen Nachricht zufolge beabsichtigt die Kaiserin Angusta, dem— 
aächst von Koblenz aus die dritte pfälzische Industrieausftellung 
ahier zu besuchen. 
In der „N. Fr. Pr.“ veröffentlicht Ernst Edstein, „Skizzen . 
zlätter aus Salzburg“ und schildert dabei eine Szene im „Stiegl⸗ 
eslser'. Ich wende mich, erzählt Eckstein, an meinen Nachbar zur 
Linken, einen seelenvergnügten Rentier, der bereits die sechsie Halbe 
an den Mund setzt. „Sagen Sie einmal,“ flüsterte ich mit wich⸗ 
tiger Miene, „wenn Salzburg so Abends beim Bier sitzt und Hau⸗ 
und Hof ohne Schuß läßt, liegt denn da nicht die Besorgniß nahe, 
irgend welche spitzbübische Rotte koͤnne sich diesen Zeitpunkt zu 
Nutze machen, um die Wohnungen der Bürger zu plündern?“ Der 
Seelenvergnügte schüttelte den Kopf. „So!“ sage ich, „gibts denn 
dier keine Diebe und Einbrecher ?“ „Das schon,“ erwidert mein 
Kentier, „aber schau'n S', um die Zeit gehen die halt auch zum 
Zier, und da haben wir nix zu fürchten s“ 
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Deutsches deich. 
München, 8. Auqust. Der König hat im Laufe des