St. Ingberler Anzeiger.
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3125. — Samstag, den 10. August —B 123872
** St. Inabert, den 6. August. Vaterlandes so wichtigen 6. August, der am Treffendsten mit den
Der 6. August. Worten Scheerenbergs charakterisirt wird:
Wohl kein Tag ist für die Entwickelungsgeschichte unseres „Das ist so einer von den Taggen.
unchen Baterlandes von bedeutsamerer Wichtigkeit als gerade der Die der Jahrtaufend Stempel tkragen.“
August, und wir können den heutigen Tag nicht vorüber gehen — — AÊæämn—p, AsAOUtíTͤ7fc
issen, ohne unsere Leser in Kürze daran erinnert zu haben. — Deutsches Reich.
yer 6. August ist für das deutsche Kaiserthum gleichsam der Ge⸗s Speier, 7. August. Nach einem Erlaß der kgl. Regierung,
urts- Todes- und Auferste jungstag. — Es war am 6. August welche in ihrer Sorge für die Hebung des pfälzischen Schulwesens
43 zu Verdün im jetzigen Frankreich, daß durch den nach dieser unermüdlich fortfährt, liegt eine der Hauptursachen der mangel⸗
ztadt benannten berühmten Theilungsvertrag die Enkel Karl's des haften Rekrutenprüfungen darin, daß junge Leute, welche aus der
zroßen dessen großes, gewaltiges Reich unter sich theilten und Schule mit entsprechenden Kenntnissen treten, eine stetige Fortübung
deutschland rechts des Rheins mit den drei linksrheinischen Städten anterlassen und so das Erlernle wieder vergessen. Sie gibt deßhalb
zpehet, Worms und Mainz als selbstständiges Reich zur Regier- den Rath, die Bemühungen auch darauf zu richten, daß den am
ng Ludwig dem Deuischen zugetheilt wurde. Durch den Vertrag 1. Oktober in die Regimenter eintretenden Rekruten Gelegenheit
u Verdün wurde demnach erst das Deussche Reich als selbst- gegeben werde, eine Art von Wie derholungsKursus
sindiger Staat ind die Geschichte eingeführt und beginnt wit ihm zu bestehen. Angesichts der peinlichen Gefühle, welche die bisher
tit die eigentliche Geschichte desselben. bekannt gewordenen Ergebnisse der Rekruten⸗Prüfungen in der
Fast tausend Jahre sind nach diesem Vertrage verflossen. Vor ganzen Pfalz erregt haben, und bei dem Eifer, welcher in Folge
em Glanz der deutschen Kaiserkrone mußten in dieser Zeit alle dessen fast die ganze Bevölkerung beseelt, um bessere Ergebnisse zu
indern Fürstenkronen verbleichen; der deutsche Kaiser war der erzielen, sowie bei den anerkennenswerthen Opfern, die zu diesem
Herrscher auf Erden“ und seinem Machtgebote gehorchte man weit Zwecke für Hebung des Schulunterrichtes gebracht worden find.
wer die Grenzen Deutschlands hinaus. Doch auch die Macht und wweifelt die oberste Kreisstelle nicht daran, daß insbesondere die
derrlichkeit des deutschen Kaiserreichs erreichte in dieser Zeit ihr Arbeits? und Dienst-Herren Det Mekruten den Schulbehörden die
ende; je aͤlter seine Geschichte, desto ruhmloser dieselbe und defio! aifrigste Unterstützung leisten werden, damit die jungen Leute, welche
nachtloser die Kaiser, und nut zu sehr war geworden das römisch eines Wiederholungsunterrichtes bedürftig sind, diesen Unterricht in
de üch deutscher Nation zu einem roͤmisch Arm. Und als gar geeigneter Weise vorher genießken. (Sp. Anz.)
u Ende des vorigen Jahrhunderts die franzöͤsische Revolution den Aus München 6. August, schreibt man dem ‚„Nürnb.
ilten Bau erzittern machte und dann mit seiner gewaltigen Eisen⸗ Corr.“: Die definitive Erledigung der Ministerfrage, d. h. die
auft das Kind derselben, der Kriegsgott Napoleon, daran rüttelte, Ersetzung des Grofen v. Hegnenberg wird sich wohl heute voll⸗
a kam auf die Frage; ziehen. Die Annahme, daß Herr v. Lutz diese Nachfolgerschaft
„Das liebe, heil'ge Röm'sche Reich, übernehmen wird ist nabe daran, sich zu verwirklichen. Im Mi—
Wie häl's nur noch zusammen ?“ (Göthe.) nisterium des Cultus wird er durch Hrn. Dr. Fäustle, der heute
ald die Antwort, welche lautete: Schlecht! sehr schlecht! Als in Berg bei Sr. Maj. dem König Vortrag hatte, ersetzt, und
dapoleon am 27. Juli 1806 unter seinem Protektorate den Rhein⸗ j Dr. Faͤustle's Nachfolger als Justizminister wird der Oberappel⸗
und deutscher Fürsten gegründet hatte, sah der damalige dentsche lationsgerichtspräsident pv. Neumahr werden. — Wie wir aus zu⸗
Franz wohl ein, daß damit die letzten Bande, die die Glieder des verlässiger Quelle vernehmen, wird der Deutsche Kaiser
deichß mit ihrem Kaiser noch locker oder dem Scheine nach J8 Rückreise von Gastein nach Berlin über München nehmen.
mnmen hielten, zerrissen seien. Es gab factisch kein deutsches Reich München. Der König ist, nachdem er der Universitäts-
nehr, und so legte er denn auch am 6. August 1806 diefeier halber drei Tage in der Residenz verweilt, wieder nach Schloß
eutsche Kaiferkrone nieder. Berg zurückgekehrt. Vor der Abreise sind mit den Staatsministern
Und noch kamen die Jahre der. tiefsten Erniedrigung für Verhandlungen bezüglich der Wiederbesetzung des Ministeriums des
Jeutschland; bis dieses, die Schmach erkennend, die ihm an ethan Aeußern gepflogen worden, aber — wie dem „Hamb. Corr.“ ge⸗
uurde, vereint in Waffen die Ketten zerbrach, in die es der fran⸗ meldet wird, — nur „nahezu zum Abschlusse gelangt.“ Eine be—⸗
Rische Imperator geschlagen. Und nach dem Frieden wurde auf dondere mehrftündige Conferenz hafte der König mit dem Kriegs⸗
em Wiener Congreß die Parcellirungsarbeit des deutschen Reichs minister v. Pranckh, der sich jetzt auf Urlaub begeben und wäh—⸗
dslzogen, der deutsche Bund und Bundestag sanctionirt. Die rend seiner mehrwöchigen Abwesenheit durch den Generalmajor
teaction kam und erstickte die Einheits- und Freiheitsgedanken, die Fordenbach vertreten werden wird.
ne Befteiungskriege im deutschen Vollke geweckt hatten; der üppigste München. Durch den Landrathsabschied von Oberbayern
vartikularismus fing an zu blühen und zu wuchern. Deutsche' wurde dem Beschlusse des Landraths: a. zum Zwecke der von ihm
äinheit mit dem Kaiser an der Spitze schienen unerreichbare Ziele im Interesse eines entsprechenden Unterrichts als nothwendig er-
und der Wunsch und das Sehnen darnach schienen auf immer un⸗ achteten Trennung des Kirchendienstes vom Schul⸗
cfüllt bleiben zu sollen. Und doch waren wir der Erfüllung sond isein ste in den Städten und Märkten des Kreises, soweit solche
ahe! Sonderbar, durch den Bruderkrieg von 1866 sollten wir nicht bereits durchgeführt ist, die Hälfte der diesfalls nach Maß—
men bedeutenden Schritt auf dem Wege zur Einigung machen und gabe der Fassionen erforderlichen Mittel vorldufig und insolange
é in den Julitagen von 1870 der Neffe jenes ersten Napoleon auf die Kreisfonds zu übexnehmen, als nicht von Stagtswegen die
it Frevlerhand dem König don Preußen den Fehdehandschuh vor Trennung des Kirchendienstes vom Schuldienste durchgeführt werde;
je Füße warf, da war Deutschland wie mit einem Zauberschlage d. zux sofortigen Ausführ ing dieser Trennung in den dringendsten
—
olgenschwerer Bedeutung sein. Der blutige Sieg der deutschen hen weiteren Bedarf aber in den nächstkünftigen Jahren auf der
)eere an diesem Tage in der Doppelschlacht von Spichern-Wörth, Krundlage dießfallsiger näherer Vorlagen der Kreisregierung aus—
tist der Anfang einer Reihe von Siegen, durch welche der alte uweisen, — mit dem Beifügen die Genehmigung ertheilt, daß
erbfeind auf's Aeußerste geschlagen, längst verloren gegangene über die Zuläfssigkeit und Ausführbarkeit der fraglichen Maßregel
Jrobinzen zurück erobert, Deutschland einig wurde, wie nie zuvor n jedem einzelnen Falle die zuständige Würdigung und Beschluß-
nd nun wieder im alten, aber erhöheten Karserglanze strahlt, assung der Kreisregierung vorbehalten bleibt.
men Kaiser und ein Parlament, hervorgegangen aus der freien Mannheim, 8. Aug. General v. Werder ist gestern
bahl der deutschen Fürsten und Völker, an der Spitze. — ur Inspection der Garnison hier eigetroffen.
Nes in Kürze die Bedeutung des für die Geschichte unseres Berlin, 7. Aug. Die „Krenzzeitung“ erfährt, daß ber