yl. Ingberler AAnzeiger.
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Deutsches Reich. F
München, 5. Sept. Die Lösung der Ministerfrage soll
auf kurze Zeit vertagt sein, vielleicht bis sämmtliche Minister wieder
zier find. Graf Tauffkirchen ist heute Abend hier eingetroffen.
München, 6. Sept. Die Bildung eines Ministeriums
Basser ist gutem Vernehmen nach auf so viele und mannichfache
dindernisse gestoßen, daß der betreffende Plan heute als definitiv
zufgegeben, weil gescheitert betrachtet wird. Man glaubt, daß ein
neuer Ministerpräsident in der Person des Herrn von Pfretzschner
b's morgen ernannt werden wird.
Dresden, 6. Sept. Der Kaiser von Oesterreich verlebte
den gestrigen Abend und den heutigen Vormittag im Kreise der
böniglichen Familie zu Pillnitz. Heute 12 Uhr findet doselost
Déjeuner en famille statt. Um 1uUhr erfolgt die Abreise. In
Dresden ist auf dem Bahnhof großer Empfang.
Berlin, 5. Sept. Bei dem Monarchen⸗Congreß ist Bayern
nun doch vertreten, und zwar durch einen seiner Prinzen, den
herzog Max Emanuel zu Bayern. Auf die Herkunft des Königs
dudwig hatte Niemand gerechnet. Es ist bekannt, daß derselbe
jelbst die Begegnung mit einem einzelnen Fürsten scheut, gewiß
ilso Berlin meiden wird zu einer Zeit, wo daselost ein förmlicher
Zusammenfluß von Monarchen statifindet. Was die Ministerkrifis
in Bayern anbelangt, so ist dieselbe noch immer nicht zum Ab⸗
schluß gelangt -und nochk immer allen Eventualitäten Thür und
Thor geöffnei. Wie man hört, ist von München aus hier wieder⸗
holt versichert worden, daß der Ministerwechfel rein durch innere
Verhältnisse bedingt sei und keineswegs einen Umschwung der
baherischen Politik im antinationalen Sinne bedeute.
Wien, 6. Sept. Sämmtliche heutige Zeitungen feiern die
Reise des Kaisers nach Berlin als ein Symptom der Friedens⸗
erhaltung und Beweis der Erstarkung der europäischen Machtstellung
Oesterreichs, dabei die neueste Ministerkrisis in Bahern mit leb⸗
haftem Tadel besprechend.
England. U
London, 5. Sept. Der Bischof von Lincoln ist zum
Tongreß der Altkatholiken nach Cöln abgereist.
Dublin, 5. Seplt. Die religiösen Orden Irlands treffen
borbereitungen zur Aufnahme derjenigen ihrer Ordensmitglieder,
welche Deutschland verlassen. (T. N.)«
Jermischte s.
fk Eisenbahn SaarbrückenSt. Ingbert. Wie die
Koblenzer Zeitung“ hört, ist behufs Ausführung einer Bahnver⸗
indung Saarbrücken -St. Ingbert die Direltion der pfälzischen
dudwigs bahn von Seiten der bayerischen Startsregierung beauftragt
dorden, wegen Abschlusses eines darauf bezüglichen Staatsvertrages
nit der königl. Saarbrücker Eisenbahn in Verbindung zu treien
xs sollen binnen Kurzem zwischen den beiderseitigen Verwaltungen
donferenzen statifinden, und ist man baherischerseits gern bereit
ven Betrieb der Bahnlinie der Saarbrücker Eisenbahn zu uͤbertragen.
f In Beiteff der Elementar⸗Fortbildungsschulen theilt die
gl. Regierurg mit, daß bis heute in 331 pfaälzischen Gemeinden
olche Anstalten bestchen, wahrend 711 Gemeinden noch derselben
atbehren. Sie fordert die letzteren dringend auf, auch solche Schu⸗
en in's Leben treten zu lassen. Die von der Sonniagsschulpflicht
ꝛefreiten, jedoch noch nicht conscribirten Jünglinge jollten von der
XVV Belehrung und Aufmunterung bestimmt
verden, sich an dem Fortbildungsunterrichte zu betheiligen.
fWorms, 3. Sept. Den Besuchern der lokalen Gewerbe⸗
ind Industrieausstellung zu Worms, welche am 11. September
M. bei Gelegenheit der Generalversammlung des Landes ˖ Ge⸗
verbbereins und in Gegenwart der Besucher derselben eröffnet
vird, können wir die Mittheilung machen, daß der Verwaltungs⸗
ath der Hesfischen Ludwigsbahn in Mainz, sowie die Direktion
er Pfalzischen Eisenbahnen in Ludwigshafen die Begünstigung
ngerzumt haben, daß bei gleichzeitiger Lösung von Ausstellungs
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bdilleten die einfachen Fahrkarten zur freien Rückfahrt berechtigen.
Diese Fahrpreisermäßigung einers ins, sowie andererseits der sehr
aiedrig gestellte Eintrittspreis (12 kr. à Person), vorzugsweise aber
der gute Ruf, dessen sich unsere einheimische Industrie nach Außen
erfreut, lassen einen zahlreichen Besuch aus Nah und Fern etwarten.
.Getonrbillets für Jesuiten.) Das , Mainzer Journal“
tischt seinen Lesern eine heitere Anekdote auf. Äbreisenden Jesuilen
vünschten einige Spötter auf dem Bahnhofe gücliche Reise. Be⸗
uhigen Sie Sich meine Herren,“ gaben diese zurück, wir haben
Retourbillets!“ Wir unsererseits bezweifeln doch sehr, daß die
deutschen Bahnverwaltungen Retourbillets für eine jo unbestimmte
Dauer des Aufenthaltes geben werden.
Die Jagd des zwischen Schlettstadt und dem Rhein gelegenen,
der Stadtgemeinde Schlettstadt gehörigen, 1675 Hektaren umfas⸗
senden Ilwaldes hat der Herzog von Koburg auf 9 Jahre um
1055 Fre. jährlichen Pachtschilling verpachtet.
F Metzz, 8 Sept. Gestern hat sich ein Unlerbeamter der
hiesigen Militär-Waschanstalt auf eine ganz „communistische“ Weise
das Leben genommen: derselbe bestrich sich von oben bis unten
nit Petroleum und steckte sich dann selbst an. Der Unglüdliche,
der ohne Zweifel den Lerstand verloren hatte, wurde sofort ins
Militärspital gebracht, wo er wenige Stunden nachher verschied.
(Metzer 3.)
Der große Zapfenstreich in Berlin am Abend des 7.
Sept. wird folgendermaßen stattfinden: Das Rendezvous der sämmt⸗
lichen Musitkorps ist der Plaß vor dem Opernhause. Von hier
aus marschiren dieselben nach dem Lustgarten und gelangen auf
diesem Hinmarsch von den sämmtlichen Musikkorps der Infan terie
der Pariser Einzugsmarsch und der Yorker Marsch zur Aufführung.
Die Aufstellung der Musikkorps und der Tambourkorps erfolgt im
Lustgarten vor den von dem Kaiser von Oesterreich bewohnten
Appartements des k. Schlosses. Nachdem die Aufstellung erfolgt
ist, intoniren sämmtliche (Infanterie -⸗ und Kavallerie-) Musikkorps
die österreichische Natinal Hymne „Gott erhalte Franz den Kaiser“.
Hierauf erfolgt der Alexander-Marsch, bei dem fämmtliche Infan⸗
zeries Musikkorps mitwirken, und an diesen schließt sich der Einzugs-⸗
narsch der Gäste aus der Wagner'schen Oper „Der Tannhäuser“,
viederum von sämmtlichen Musikern ausgeführt. Die Kaballerie
Musikkorps blasen sodann vereint den Radetzky⸗-Marsch, worauf
von sämmtlichen Musikern die russische Nationalhymne von Lwoff
exelutirt wird, die den Schluß der eigentlichen Musikaufführung
dildet und an die sich dann direkt der „Zapfenstreich“ anschließt.
fEin Kaufmann in Sedan, J. Varinet, hatte mit Ge⸗
fahr seines Lebens einen bayer. Srldaten vor dem Ertrinken in
der Maaß gerettet und erhielt von dem deutschen Kaiser einen
Orden. Er schickte ihn zurück mit der Erklärung: Ich habe einen
Boyern gerettet, weil dies meine Schuldigkeit war, aber nicht um
belohnt zu werden. Der einzige Dank, den ich annehmen könnte,
väre die Befreiung des letzten Franzosen aus der Gefangenschafi.
Mann für Mann; Sie sind mir einen schuldig; ich reclamire
ihn. Gut!
f Paris, 2. Sept. Wie der „Siecle“ anzeigt, ist der
letzte überlebende von den Erstürmern der Bastille, Arthur Dar—
denne, am Samstag in dem Hospital St. Louis im Alter von
97 Jahren weniger zwei Tagen gestorben.
Im Dorfe Ergisch im Bezirk Loeche (Kanton Wallis)
jat ein Sohn in betrunkenem Zustande seinen Vater erschlagen.
VBor seinem Tode verzieh der Vater dem Möorder Und gewährte
hmm noch die Mittel zur Flucht. Der Vatermörder floh in die
Berge und ist bis jetzt noch nicht ergriffen worden.
New, Yorl, 80. Aug. Der Dampfer „Metis“ ist auf
»er Fahrt zwischen New⸗PYork und Providence in verflossener Nacht
vährend eines Sturmes mit einem Schooner zufammengestoßen,
vobei ersterer zum Sinken kam und 60 Personen ertranken.
F. X. Demetz verantwortlicher Redacteur.