Ht. Ingberler Anzeiger.
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Donnerstag, den 12. September
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Deutsches Reich.
Straßburg, 8. Sept. Die Kreisdirectoren haben die
iinwejsung erhalten, alsbald nach dem 1. Oktober festzuftellen,
welche der Optanten ihren Wohnsitz wirklich nach Frankreich ver⸗
gt haben. Diejenigen, welche, darüber keinen Nachweis liefern
Fnen, erhalten die schriftliche Eröffnung, daß ihre Option un⸗
virksam sei und sie daher nach wie vor Angehörige von Elsaß⸗
zolhringen geblieben sind. Beschwerden hiergegen gelangen zur Er⸗
serung und Entscheidung der Behörden, damit Zweifel über die
Zugehörigkeit des Einzelnen zu einer oder der anderen Nationalität
abglichft vermieden werden.
Berlin. Der Monstre⸗Zapfenstreich am Samstag Aberd
vetlief in glänzendster Weise. Die Musiker fämmtlicher Regimen⸗
er, im Ganzen 1124, einschließlich der Tambours, begleitet von
(d0 Fadelträgern, setzten sich um 913 Uhr vom Friedrichsdenk-
nale nach dem Lustgarien in Bewegung. Die auf dem Programm
nerzeichneten Musikstücke wurden auf's brillanteste vorgetragen und
nachten gewaltige Wirkung. Der Menschenzudrang war ungeheuer;
sollen im Gedränge drei Personen erdrückt wocden sein und
inige zwanzig Queischung erlitten haben. Straßen und Plätze
varen aufs glänzendste erleuchtet. Einen ganz besonders brillanten
zindruck machten die elektrischen Flammen, mit welchen der Lust⸗
jarlen und die Säulenhalle des alten Museums bei Ende des
Zapfenstreichs beleuchtet wurden. Die Monarchen wohnten der
üufführung von den Fenstern aus bei. Bei der Illumination zeich⸗
seten sich unter de Gebäuden vorzu gsweise das Rathhaus, das
driegsministerium, die Universität, die Bibliothek und die katholifche
Kirche aus.
Aus Berlin, 8. September. Bei dem gestrigen, Zavfen⸗
dreich“ oder richtiger und deutlicher der Abendmusik, welche 1154
Zpielleute der Garde⸗Militärmusik den Kaisern von Oesterreich und
Ruͤßland (ersterem ist auch in den amilichen Kundgebungen der
Vottritt vor dem Czaren gelassen) zu bringen hatten, ist es leider
yhne schwere Unglückssälle nicht abgegangen. Durch theilweise Ab⸗
perrung des Lustgartens und die dadurch eingetretene Beschränkung
des Platzes entstand namentlich in der Rähe des Museums eine
urchtbar drangsalvolle Enge, und als die Polizei nun die Massen
uruckdrängen mußte, fehlte es nicht an Quetschungen und Ver⸗
vundungen, ja es sollen sogar 7 Menschen auf diese Weise
imgekommen sein und 15 wurden schwer verwundet nach der
charité gebracht.
Berlin, 10. Sept. Die „Spen. Zig.“ meldet: Der Bi⸗
chof Cremen gz von Ecmeland soll auf das kaiserliche Schreiben
jom 2. September, worin der Kaiser die Entgegennahme einer
krgebenheitsadresse von der Unterwerfung unter die ministeriellen
Fotrderungen abhängig machte, unterm 6. ds. eine den früheren
Standpuntt festhaltende Antwort gegeben haben. Die „Spen. Ztg.“
rachtet den Zeitpuntt für gekommen, wo von weiteren Correspon⸗
enzen mit dem Bischof abgesehen werde.
Berlin. Kaiser Frauz Joseph und Kaiser Alexander
jaben, wie man der Berliner „Post“ mittheilt, sich Bruderschaft
angetragen und spcachen sich seit dem 7. d. mit dem vertraulichen
du an, Kaiser Alexander soll ene Einladung nach Wien an⸗
en und seinen Besuch dortselbst in sehr naher Zeit zugesagt
daben.
Potsdam, 8. Sept. Heute Nachmittags 3 Uhr traf der
daiserliche Extrazun auf der Wildparlstation ein. Kaiser Wilhelm
nit dem Kaiser Franz Joseph und die Kaiserin Augusta mit dem
daiser Alexander in einem Wagen, welchem die Wagen der übri⸗
jen höchsten Herrschaften folgteu, machten dann die —X
)urch Potsdams Umgebung. Nach dem Besuche des Orangeriepa—
astes in Sanssouci wurden die Wagen gewechselt. Kaiser Wilhelm
ehte mit dem Kaiser Alexander und die Kaiserin Augusta mit
dem Kaiser Franz Joseph die Fahrt durch die neuen Aulagen und
den neuen Garten nach dem Marmorpalais fort. Um 8 Uhr er⸗
lgte der Besuch von Schloß Glienite. Um 6 Uhr fand das
Diner der allerbzchsten Herrschasten auf Schloß Babelsbera und
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um 7 Uhr die Abfahrt nach dem neuen Palais Statt, wo der
Thee beim Kronprinzen eingenommen wurde. Dort war die Um—
jebung prächtig beleuchtet. Das schönste Wetter begünstigte das Feft.
Englaud.
London, 7. Sept. Die „Saturday Review“ die Drei⸗
ꝛaiser⸗Zusammenkunft besprechend. sagt: Das Ausland habe in der
deutschen, die ganze Nation umfassende Armee eine besondere Ga⸗—
rantie derErhaltung des Friedens zu erblicken. Deutschland habe
die aus dem Krieg heimkehrenden Truppen nicht als Kriegshelden,
ondern als zurückkehrende Familienmitglieder bewillkommnet; Deutsch⸗
'and habe durch die anspruchslose Begehung des Tages von Sedan
ibermals kundgethan, daß es frei von dem Rausche sei, zu dem
onst kriegerischer Erfoig verleitet. Die Zusammenkunft der drei
Zaiser in Berlin sei als eine öffentliche Manifestation für die Er—
jaltung des Friedens zu bezeichnen.
Vermischtes.
St. Ingbert, 11. September. Nachträglich aufmerksam gemacht
uuf eine OP⸗-Correspondenz der in Zweibrücken erscheinenden ultramontanen
Nachrichten für Stadt und Land“ (Mr. 91), die uns in liebenswürdigster
Weise den Kopf zu waschen sucht, kommen wir erst heute dazu, dem OP⸗Ge⸗
ehrien für seine gelehrte Liebenswürdigkeit zu danken. Doch will es uns
Wunder nehmen, daß Herren, die sonsten nicht sehr für deutsches Wesen
Alaidiren und durch Wort und Schrift in jesuitischer Manier tagtäglich ein
»eutsches Deutschland zu bekämpfen suchen, deren Vaterland über den
Zzergen liegt und die nur ein römisch deutsches Reich wollen, daß diese
derren auf einmal den Mund gar voll nehmen, um der deutscheu Stilistik
u ihrem Rechte zu verhelfen. Wunderliche Heilige, diese Leute! Ihre Preß—
rgane, große wie kleine, vom „Vaterland“ herab bis zu den „Nachrichten f.
zt. u. L.“, führen eine Sprache, die allem Anstand und aller Sitte Hohn
pricht, die einen aneckelt und für die der Gebildete (nicht Gebüldete des
2 Gelehrten) nur die Bezeichnung „gemein“ hat. Und so erinnert uns das
Hebahren des Op⸗Gelehrten an den Splitterrichter, der den Balken im eignen
luge nicht sieht. Uebrigens brauchte der O»-Gelehrte doch etwas lange Zeit
vom 25. August bis 5. September), um seine Kritik unseres Stils vom
Ztapel laufen zu lassen und scheint es fast, als habe er, noch ehe er sein
dritikeramt antrat, — in der Erkenntniß der Lückenhaftigkeit seinet Gelehr⸗
amkeit — sich für seine gelehrte Arbeit durch das Studium eines Leitfadens
der deutschen Stillehre unfehlbar gemacht. Freilich gebührt ihm dafür auch
das Verdienst, die deutsche Sprache durch das neue Wort „gebültet“ bereichert
zu haben, dessen Bedeutung aber, wir gestehen es beschämt ein, wir mit
unserm simplen Verstande nicht verstehen, mag uns darob der Op⸗Gelehrte
auch mitleidig belächeln. Doch, verstehen wir auch Dein neues Wort nicht,
zroßer, unbekannter Op-Kritiker, so bewundern wir dennoch Deine Gelehr⸗
amteit und Weisheit und bedauern nur, Dich nicht namhaft zu kennen; denn
der Born Deines Wissens müßte uns fließen, um. in der deutschen Stilistik
benso unfehlbar zu werden we Du!
4Zweibrücken, 11. Sept. (Landwirthschaftliches Fest.)
Nach soeben hier eingetroffener Nachricht wird Se. Excellenz der k.
Regierungspräsident Hr. Staatsrath, v. Braum, I. Vorstand
des landwirthschaftl. Kreiskomites, mit noch andexen Mitgliedern
dieses Komites unser landw. Fest mit seinem Besuche beehren.
Gw. 3tg.)
FKaiserslautern. Am G6, ds. wurde Hornberger's
Bermania in der Industrie-Ausftellung, vor dem Eingang in's
Zpuitzen jaus, aufgestellt. — Das Theater soll an einen Mann⸗
seimer Wirth verkauft sein; der Kaufpreis wird zu 59 -60,000
l. angegeben. — Es soll hier eine Actiengesellichaft zum Bau
ines großen Eiskellers gegründet werden. — Bierbrauer Koͤhl hat
sich in München einen Eiswaggon bauen lassen für dea Biertrans⸗
hort zwischen hier und Metz. (K. 8.)
p Die „Straubinger Ztg.“ berichtet unter'm 3. September
on einem gelegentlich der Proiectirungsarbeiten der bayerischen
Ostbahngefellschaft aufgefundenen Steinkohlenlager im Bezirke Strau⸗
zind⸗Hienhardt. bei Straubino.
Dienfeenachrichten.
Landrichter Jacob Phatz in Pirmasens wurde zum Vejirksgerichtsrath
n Zweibrücken; der Landgecichtsschreiber Adam Ssch ul z in Zweibrücken
um Landrichter in Pirmasens; der Landgerichtsschreiber Karl Geenen in
dirchheimbolanden zum Notär in Wolfftein und Polizeianwalt Jacob Dausen⸗
auser in Speyer zum functionirenden Staat.anwaltssubstiluten in Lan⸗
au ernannt.
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F. IX. Demeßz verantwortlicher Nedacteur. J