Sf. Ingberker Anzeiger.
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6 153. Samistag, den 28. September 1872
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Deutsches Reich.
München, 25. Sept. Die bisherigen Nachrichten bezüg—
h des Staatsministeriums der Finanzen. erscheinen schon aus
en Grunde als verfrüht, als das Gesammtministerium erst gestern
Ibends gleichzeitig mit der Mittheilung, daß Herr v. Pfretzschner
um Staatsminister des Aeußern ernannt sei, den allerhöchsten
luftrag erhielt, zur Wiederbesetzung des Finanzministeriums einen
horschlag zu machen; man glaubt, daß sich der Ministerrath über
diesen Vorschlag bereits geeinigt hat.
München, 25. Sept. Als künftiger Finanzminister wird heute
rüchtweise der Rath im Finanzministeriun, v. Pummerer,
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München, 25. Sept. Der im Justizministerium verwen⸗
ete Appellationsgerichtsraih und vormalige Abgeordnete Dr. Gott⸗
ried Schmidt, Mitglied der Commission zur Feststellung einer
eutschen Prozeßordnung in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten, ist von
zt. Majestät dem König zum Rath am obersten Gerichtshof mit
or Verfügung ernannt worden, daß die Verwendung desselben im
Ministerium der Justiz vorerst fortzudauern habe. (A. 3.)
München, 26. Sept. Durch eine an die Gesetzgebungs-
usschüsse beider Kammern ergangene königliche Botschaft vom 25.
Zeptember werden die Sitzungen derselben geschlossen und wird
ugleich der ersprießlichen Wirksamkeit derselben die königliche An—
nennung ausgesprochen.
München, 26. Sept. Die Versammlung deutscher Land⸗
und Forstwirthe hat heute beschlossen, daß 1873 keine Versamm⸗—
ung stattfinden soll, weßhalb auch einer Einladung aus Wien,
tie Versammlung dort abzuhalten, nicht entsprochen wird. Als
dersammlungsort für 1874 wird Leipzig, für 1875 Berlin ge—
raͤhlt, ferner der Wunsch ausgesprochen, es möchte in Wien 1873
ine internationale Versammlung von Land- und Forstwirthen
ibgehalten und Einladungen hierzu von dort aus erlassen
verden.
Mannhieim, 26. Sept. Die hiesige Handelskammer, hat
aachdem die Staatsregierung die ihr gewordenen Anträge bezüglich
es Verkaufs der badischen Staatseisenbahnen abgelehnt hat, be—
dlossen, vorerst von Berufung des badischen Handelstages ab—
sehen. (N. B. L.)
sölhn. In der letzten Sitzung des Altkatholiken—
zongresses theilt Hr. v. Schulte mit, der armenische Erz⸗
iüchof, feruer Geheimerath Elvenich von Breslau und der Vorstand
ves altkatholischen Vereins in Hirschberg hätten brieflich ihr Be—
nuern ausgesprochen, bei dem Eongreß nicht erscheinen zu können;
leichzeitig theilt er ein recommandirtes Schreiben an das Präsi⸗
um mit, des Inhalts: „Seid verslucht in alle Ewigkeit.“
Aus Dresden wird gemeldet, daß die Kaiser Wilhelm
ud Franz Joseph dort zur goldenen Hochzeitsfeier des sächsischen
dönigspaares im November bestimmt erwartet werden. (Fr. 3.)
Berlin, 24. Sept. Dem preußischen Landtag, weicher
n 21. kommenden Monats zusammentritt, wird sicherem Ver⸗
ehmen zufolge eine Vorlage über Einführung der obiigatorischen
übilehe von der Regierung gemacht werden.
Die jetzt angeordnete neue Organissation der Artil⸗
tise umfaßt nur die 14preußischen Armeecorps einschließlich der
wischen, hessischen und reichsländischen Truppen, nicht aber die
ithern, Sachsen und Württemberger. Der Gesammipräsenzstand
atd dadurch nicht erhöht, da der Präsenzstand der Fußbatterieen
und der Infanterie entsprechend vermindert wird. Die effectiven
lehtlosten werden anf 280,000 Thir. jährlich zu deranschlagen
un; diese sollen aus dem Pauschquontum während der Zeit, für
uche dasselbe bewilligt ist, euinommen werden. Die ganze Ein—⸗
ihtung wird, so lange der Reichsstag nicht Ja und Amen dazu
ssagt hat — woran man nicht zweifelt — als Provisorium be⸗
andelt, somit erhalten die den neu zu formirenden Abtheilungen
Hewiesenen Offiziere und Beamten ihre höheren Bezüge nur in
m von „extraordinären“ Zulagen. — Der bahyerische Graf
teoValley, welcher bisher der Reichsgesandischaft in Wa—
hington als Attachs beigegeben war ist zur Reichsgesandischaft in
Wien versetzt worden, was wohl als ein Zeichen besonderen Ver⸗
rauens angesehen werden darf. Hr. v. Keudell, bisher einer
»er rüstigsten Mitarbeiter des Fürsten Bismarck im Ministerium
des Aeußern, kommt als Gesandter nach Konstantinopel. — Oberst
Berdyndu Vernois, welcher als Chef der kriegsgeschichtli—
hen Abtheilung des großen Generalsstabs die Herausgabe des
Beneralstabswerks über den letzten Krieg zu leiten haite, wurde
im Juli zum Chef des Generalstabs des 1. Armeecorps ernannt
uind mußte deßhalb nach Königsberg übersiedeln. Mehrfach wurde
n Folge davon die Ansicht ausgesprochen, im Erscheinen des Ge⸗
ietalstabswerkz werde nun eine unliebsame Verzögerung eintreten.
Das wird nicht der Fall sein; es ist für ausreichenden Ersatz
zesorgt, und noch in diesem Herbst soll das zweite Heft ausge—
seben werden.
Berhin, 25. Sept. Bezüglich der Angelegenheit des Bi—
chofs von Ermland schreibt die officiöse Prov.⸗CTorr.“: „Nachdem
zer Bischof sich der rückhaltlosen Anerkenntniß der Staalssouverä-
nität und der unbediugten Geltung der Landesgesetze fortgesetzt
ntzogen hat, wird die Regierung, abgesehen von weiteren Be—
chlüssen bezüglich der Stellung des Bifchofs selbst, vornehmlich
»afür Sorge tragen, die Souberänität des Staates auf allen
Bebieten des bürgerlichen Lebens auf dem Wege der Gesetzgebung
jegen alle Zweifel, Vorbehalte und Uebergriffe kirchlicherseits un—
»edingt sicher zu stellen. Die nächste Landtagsfession wird im Zu—
ammenwirken mit der Regierung zu diesem Zwecke eine ihrer
dauptaufgaben finden.“
Berlin. Die „N. A. Z.“ weist in ihrem jüngsten Leit⸗
artikel darauf hin, daß am 24. d. M. zehn Jahre verflossen sind,
eit Fürst Bismarck an Stece des Fürsten Adolf zu Hohenlohe⸗
Iugelfingen zum preußischen Premier-Minister ernannt worden ist,
und hebt hervor, welche große Resultate durch denselben für Deutsch⸗
land inzwischen erreicht worden sind. Am Schlusse sagt das Blatt:
„Das schwerste Stück des Weges ist ja wohl überwuͤnden, aber
noch bleibt Vieles zu ordnen, und darum walte Gott, daß wir
nach einem zweiten Decennium mit nicht geringerem Stolz. mit
nicht geringerer Freude und Dankbarkeit zurücksehen können auf
das weitere Stück zurückgelegten Weges, auf welchem, wie in der
Sturm- und Drangperiode des Decenniums 1862 -72, die Weis-
heit im Rathe“ Deutschlands stets zu seinem Heile zu geleiten
zewußt.“
Nach der „Deutschen Ztg.“ sollen über das nach menschlicher
Horaussicht bald bevorstehende Conclave nunmehr endgiltige
üntscheidungen getroffen worden sei. Dasselbe werde, wie dies schon
rüher bekannt geworden war, weder in Rom noch in Italien
iberhaupt abgehalten werden, sondern an einem im Einverständ⸗
aiß mit der betreffenden Landesregierung gewählten Orte, der für
etzt noch geheim gehalten werden soll. Es wird inzwischen hin
ugefügt, daß Trient der hierzu auserkorene Ort nicht sei. —
Run, wir sind begitrig, das Weitere zu erfahren.
Ueber die Beschlüsse der Ful da er Bischofsconferenz finden
vie in der „Germania“ die Andeutung, „ker Episkopat werde
nuch in Zukunft mit keinem Schritt aus seiner Defensive heraus-
reten, diese aber zu vertheidigen wissen“; ferner, die Bischöfe hätten
ꝛeschlossen, „öffentliche Gebete für das Wahl der Kirhe in allen
Diöcesen abhalten zu lassen,“ dagegen von einem gemeinsamen
———
Wien, 22. Sept. Von sehr achtbarer Seite wird der
N. Fr. Pr. milgetheilt, daß der frühere öltecreihische Boischafter
in Paris, Fürst Metlernich, sich um den Botschafterposten
in London bewerbe. Vielleicht — su fügt das genannte Blatt dieser
NRotiz bei — ist das fürstlich Metternich'sche Ehepaar des trockenen
Tones fatt und sehnt sich nach Emstion. Darf man der Saturday
Review glauben, so wären die „oberen Zehntausend“ Englaud's
allerdings genügend angefault, um die eugeniale Zucht zu ersetzen
— wenn auch die Janvier de la Motte und die Graäfinnen Pouͤr—
tales an der Themse selten sein mögen. Aber mag dem Fürsten