Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler Anzeiger. 
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der St. Inaberter A n zeiger (und das mit dem Oauptblatte verbundene unterhaltunasblati mit der Dienetags⸗ Donnerstags⸗ und Sonniag 
mer) erscheint wohentlich d i er mal: Dienbtag, Donnerstag, Samstag und Sountag. Abonnementspreis vierteljährig 42 Krzr. oder 
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M 169. — 95 Samstang, den 26. Oetober 4872 
Dentsches Reich. —WEine officidse Correspondenz des Schw. Merk.“ enthält fob 
Die A. A. Ztg. bringt aus Mümch en solgendes Dementi: zende interessante Bemerkung:: „Es ist ein oͤffentliches Geheimniß, 
qn verschiedenen Preßorganen circulirt in den letzten Tugen die daß an hoher Stelle längere Zeit eine Abneigung gegen die obli⸗ 
Joechricht, daß sich in Bayern eine neue Ministerkrisis vorbereite, zatorische Civrile hee bestand. Bismarchseinerseits soll sich 
ind die Stellung dieses oder jenes Ministers wieder wankend ge⸗ erst nach und nach dafür erwärmt haben und dafür erst eingetreten 
dorden sei. Wir sind aus verlässigster Quelle; in der Lage, zu ein, seit er die Ueberzeugung gewonnen, daß ohne diese Reform 
versichern, daß alle jene Gerüchte gänzlich unbegrundet: sind, wie alle Maßregeln gegen die Ultramontanen nur einen großentheils 
enn auch das tendenzigse Bestreben in denselben immer unver—⸗ derneinenden und daher vorübergehenden Charakter haben würden 
ennbarer hervortritt, die Verhältnisse des Landes stets als schwan⸗ Jetzt aber! ist es dem Kanzler damit sicherlich auch voller Ernst, 
jend darzuftellen und die politische Stellung des bayerischen Staates und die Vorausfetzung von Hindernissin bei dem Kaiser kann jetzt 
nach KZräften zu erschweren. — wohl um so weniger zutreffen, als in diesem Fall die neuliche 
Den Kemptener Altkätholiken ist durch Mini⸗ jalbofficielle Ankündigung des Gesetzes ganz unerklärlich sein würde.“ 
gerial · Erlaß vom 12. d. der Kirchensaal des Kemptener Residenz- Hr. v. Ketteler, der Bischof von Mainz hat der „Ger⸗ 
gebäudes für alle kirchlichen Handlungen eingeräumt worden. mania“ einen Leitartikel geliefert, der gegen den kürzlich erwähn⸗ 
Bishweiler, Elsaß), 21. Oct. Nachdem die erste den Artikel der „Prov. Corr.“ über die Denktschrift der Bischöfe 
Gründungsgesellschaft der „Vereinigten Bischweiler Tuchfabriken“ gerichtet ist. Der Hr. Bifchof versteht fich auf's Lästern so gut 
jo gute Geschafte gemacht (sie kaufte 8 Fabriken fur 114 Millio- vie der Caplan der „Germania“, und seine Sache selbsl ist keine 
jene Fr. und überirug ihr Eigenthumsrecht an die Actiengesellschaft andere, als die des Jesuitenorganes. Er sagt am Schlusse seiner 
ür mehr als 3 Millionen), sollen wir mit einem neuen gleich- Epistel: „Die jetzt entstandenen Wirren kommen nicht von den 
nttigen · Unternehmen beglückt werden, wozu die Vorbereitungen Beschlüssen des Concils, nicht von dem Auftreten der Centrums- 
urch Ankauf einer der dedeutendsten Fabriken für deutsche Häuser fraction, nicht von der Handlung irgend eines Katholiken. Das 
m Gange sind. Die „Vereinigten Bischweiler Tuchfabrilen sind sind nur Deckmäntel und Vorwände. Sie wären eingetreten, wenn 
ifrigst mit Aufstellung ihrer Maschinen beschäftigt. (N. K.) auch nie ein Concil gehalten worden wäre. Sie kommen vielmehr 
Berlin, 21. Dei. Im Frühjahr tagte hier, wie erinnere von dem vollendeten Systemwechsel in Preußen, sie kommen von 
ich, eine Commission von höheren Caballerie-Offizieren welche die dem Willen eines einzigen Mannes mit seinem, Alles mit sich 
beränderungen berieth, denen in Folge der letzten Kriegserfahr⸗ fortreißenden Einflusse. Sie kommen daher, daß alles das, was 
mgen die Organisation, Bewaffnung u. s. w. der Cavallerie zu die preußischen Könige, die preußischen Staaismänner, die ge⸗ 
mterwerfn sein möchte. Ueber das Resultat der Berathungen ammte preußische conservative und christliche Partei seit zwanzig 
vovon bisher nur wenig in die Oeffentlichkeit gedrungen war Jahren bezüglich der Ordnung der kirchlichen Verhältnisse für 
zibt jetzt die „A. Mil. Zig.“ von gutunterrichteter Seite stam⸗ recht und gut gehalten, plötzlich üͤber Bord geworfen und dagegen 
nende Mittheilungen. Nach derselben sind tiefgreifende Verän- der Liberalismus, welchen alle diese Factoren bisher als verderb⸗ 
derungen, wie z. B. Abschaffung der Kürafsiere, Abschaffung der lich erkannt habrn, zur Herrschaft erhoben werden soll.“ 
danze u. s. w. vorläufig nicht beabsichtigt, sondern es wird viel- Nach der .Voss. Ztg.“ hätte der Bischof von Ermland 
meht zunächst Alles so ziemlich beim Alten bleiben. Inzwischen wegen der Temporaliensperre nunmehr einen Civilprozeß gegen 
jat man jedoch mehrere leichte Cavallerieregimenter probeweise mit die preußische Regierung eingeleitet. 
Thassepoigewehren bewaffnet. — Fulda, 20. Oct. Wie wir erfahren, wollen nunmehr auch 
Berlin, 23. Oci. Aus Nordschleswig ist eine Deputa⸗ die Kapläne mit Rücksicht auf die gesteigerten Presisen aller ir— 
non, gebildet aus dortigen deutschen Bewohnern, hier eingetroffen, dischen Lebensbedürfnisse erhöhte Gebühren für Messelesen, Gebets⸗ 
im in Regierungskreisen die Stimmung über Beseitigung des übungen x. einführen. Sie gehen von der Vorausjetzung aus, 
Art. 5 des Prager Friedens zu sondiren. Wie die „Nationgl ⸗Ztg.“ daß AÄlle, welche derartiger religiöser Uebungen und Fürbitten 
erfährt, ist diese Deputation bereits gestern von Herrn Delbrüch seither bedurft haben, solche Himmelsspeise auch bei höheren Preis- 
empfangen worden. Andererseits wird mitgetheilt, daß die Deut⸗ ätzen nach wie vor bestellen werden. Ob die feommen Herren bei 
ichen Rordschleswigs auch eine Petition an das Abgeordnetenhaus Nichtbewilligung ihrer Forderungen Strike machen wollen — was 
richten werden, welche die Calamität darstellt, in die sie durch das sich gar nicht so übel ausnehmen würde — ist bis jetzt nicht be⸗ 
aber ihnen hängende Damoklesschwert des Artikels V. des Prager kannt geworden. (Fr. J.) J 
Friedens gerathen. Die Fortdauer dieses Artikels bietet der dü⸗ Frankreich. 
uischen Agitation in Nordschleswig außerordentliche Handhabe und Paris, 22. Oct. Die Meldungen über den Wasserstand 
laͤi es zu einer Beruhigung der Verhältnisse nicht kommen. in verschiedenen Theilen von Frankreich lauten noch immer ziem⸗ 
In Abgeordnetenkreisen verlautet, der C. Sk“ zufolge, der lich bedenllich. Die Rhone zwar ist nach den letzten Nachrichten 
dandeisminister werde schon in einer der nächsten Sitzungen eine wieder gefallen, dagegen sind die Loire in der Gegend von Or⸗ 
oͤreditvorlage von 120. Millionen machen zur Vervollständigung leans, der Allier bei Moulins, die Vienne bei Chaͤtellerault, die 
—— die Creuze, die Ardoche, die Durance zu einer 
den projeclirten Bahnen auf Staatstosten soll sich auch die Bahn mehr oder weniger bedrohlichen Höhe gestiegen. Die Behörden 
Berlin⸗Frankfurt a. M. befinden. J treffen überall die geeigneten Vorkehrungen; an den Ufern der 
Berhin, 24. Oct. Das Herrenhaus trat heute in die Rhone macht sich der glaubenseifrige Bischof von Nimes. Herr 
Spezialberathung der Kreisordnung ein. Die Paragraphen 1 bis Plantier, viel zu schaffen. 
z werden nach der Fassung des Abgeordnetenhauses angenommen. Paris, 23. Oct. Die Räumung der Marne und 
Bei 8. 4 (Ausscheiden der großen Städte ans den Nreisverbänden) »bern Marae hat begonnen und wird ohne Unterbrechung 
wird'ein Antrag Hasselbach's auf Herstellung des Abgeordnetens ortdauern. Von Reims ging gestern ein Küragssierregiment und 
heschlusses bei Ramensaufruf mit 68 gegen 82 Stimmen abge⸗; jeute ein Bataillon Infanterie ab. — Der „Courier von Cha⸗ 
ehnt und der Commissionsbeschluß angenommen. Ebenso werden ons sur Saone“ hatte kürzlich gemeldet, daß ein Spion vom 
die 88. 6 und 7 in Emmissionsfassung angenommen. deutschen Generalstab am 11. Octeber in Issy l'Eveque gewesen 
Berlin, 24. Oci. Des Kaisers Wilhelm Schiedsspruch ei. Der Maire dieses Ortes widerlegt nun diese Nachricht, indem 
n der San⸗Juanfrage erklärt, daß die Ansprüche der Vereinigten er erklärt, es sei nur ein einziger Fremder an jenem Tage in 
—XD gewesen, und zwar der Oberst Verfel, früher franzö— 
Vertrages vom 15. Juni 1846, und daß also die Grenze durch sischer Militär. Attache in Berlin. 
den Haro⸗Fanal zu laufen babe Le Méworial Diplomatique“ sucht heute zu beweisen, daß