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4 176. Vonmerstag. den T. Lovember 13872
Deutsches Reich.
Münsche n. Mehrere Ordensverleihungen an solche Män⸗
zer, die um die Pfälzer Industrie⸗Ausstellung und die Pfaͤlzer
Industrie überhaupt Verdienste sich erworben haben, stehen in
Aussicht. ¶. 3..
An Stelle des verstorbenen Abg. Golfen hat der örsatz
nann Dr. Karl Lotz in Rodenhausen in die bayer. Abgeordue-
enlammer einzutreten. Ob derselbe, ein vielbeschäftigter pratt. Arzt,
dies wirklich thun wird, sieht sehr in Frage. Um den durch
volfen!s Ableben erledigten Sitz im Reichsstag wieder zu besetzen,
nuß eine Neuwahl stattfindeen.
Straßzb ur g. In unserer Stadt haben optirt 4710 Per⸗
onen, davon nahmen 1471 ihre Erklärungen wieder zurück, es
leiben alfo 8239. Bei 115 Opfibnen, die sich auf circa 260
— noch
weifelhaft. Unter den Optanten befinden sich 1188 Männer übet
ind 693 unter 20 Jahren. Am stärksten verireten siud die Hand⸗
verler, wovon 451 optirt haben. Taglöhner sind ausgewaͤndert
151, Kaufleuie 141. Dann folgen der Reihe nach 78 Rentiers
md Eigenthümec, 70 Militär⸗ und 53 Civilpenfionäre, 31 Eisen⸗
ahnbeamte, 22 Studenten, 23 Lehrer, 20 Chemiker und Künstler,
19 niedere Staatsbeamte, 17 Aerzte, 16 Avouos, 14 Justizbeamte
xc. und kein Pfarrer.
Warburg, 4. Nov. Bei der gestern slattgehabten Ent⸗
leisung des Personenzuges der Friedrich⸗Wilhelms⸗Nordbahn find,
oweit bis jegt belannt, 4 Personen geiddiei und über 80 ver-
vunbet worden. Die betreffende Untersuchung ist eingeleitet
( W. T. B.).
Berlin. Der: preußische Herrenhausconflict deschaftigt Hie
lbresse des In⸗ und Auslandes immer noch in hodem Maße. Die
Augsburger Allgemeine Zeitung“ hebt heroor. daß die Lage der
dinge in Preußen eine solche ist, die auch das Reich und vor
Allem den Reichskanzler direct mit angeht. „Graf Cavour ftand“,
o heißt es da, den Fragen der. inneren Organisation und Ver⸗
valtung noch ferner als Fürst Bismarck; er ließ Andere darüber
treiten, ob Italien in Provinzen oder Regionen getheilt werden
ollte, und was dergleichen Organisationsfragen noch mehr waren.
ber darüber wachte Graf Cabour freilich, daß ihm die Behand⸗
ung dieser Fragen keinen Strich durch die Rechnungen seiner
ationalen Politik machte. Wenn die feudale Mehrheit des preu—
ischen Herrenhauses auf dem bisher beschrittenen Wege weiter
eht und endlich zum ersehnten Zieie der Vereitelung der unter⸗
ommenen Reform gelangt — wer könnte zweifeln, daß diese
liederlagen der liberalen Partei in Preußen auch eine Niederlage
t nationalen Partei in ganz Deutschland bedeutete? Zumal im
entschen Süden, wo die gemäßigten Liberalen in so heißen
aAmpfen gegen Ultramontane und Radicale die nationale Fahne
rhoben und bis heute siegreich vorangetragen haben — wie könnten
iese waderen Vortampfer. der deutfchen Einheit noch fernerhin
ire bisherige Thesis behaupien, daß die Einheit auch die Freiheit
m Schoone trage?“ Das Herrenhaus stellt in seinem gegenwär⸗
igen Auftreten, darüber sind die preußischen und außerpreußischen
jteunde einer nationalen Politik unter sich völlig einig, keine con⸗
Adative, es stellt lediglich eine feudale Partei dar; es kann nicht
ie Stütze einer Regierung sein, es will vielmehr die Regierung
vherrschen und seinen einseitigen Kasteninleressen dienstbar machen.
Auch die englischen Journale beschäftigen sich fast ohne Aus⸗
ahme mit dem in Rede sichenden Conflice Wahrend die Timeb
nmihren Vermuthungen über den wahrscheinlichen Ausgang der
drisiz der Ansicht sind, daß die Regierung sich nachgiebig zeigen
vrde, ja sogar eine kleine Verzoͤgerung in der Einführung der
rifinnigen Maßregel empfehlen, weil ingwischen der Freiheilsdrang
n Volte kräftiger werden würde, bezweifell der ¶ Standarde nicht
ij das Herrenhaus nachgeden werde Der Cinfluß des Konigs
neint das conservatibe Blatt — werden zu stark fur die miß⸗
ugnügten Pairs werden und das Gesetz werde passiren. Aber
e Frage — sagt es im Weileren — s nichtsdesloweniger eine
sehr ernste. Der König mag in dieser Weise die Wünsche seiner
Lristokratie, dieser Körperschaft, die unter allen Umständen dem
dause Hohenzollern treu war, —6 ; aber was diese Aristo⸗
ratie dann als politischer Factor sein ? Welchen Gebrauch kann
zer jetzige König oder sein Nachfolger von einem Herrenhanufe
nachen, das er schmählich gedehmüthigt, um nicht zu sagen scanda⸗
oͤs gepeinigt hat. Die Krisis ist in der That eine ernstliche, und
bwohl sie direct nur die Institutionen des Königreiches Preußen
ifficirt. wird sir das ganze Deutschland ernsilich berühren.“ —
Die liberale Daily Rews“ meinen, das Herrenhaus mag als
der Verfechter aller feudalen Traditionen, die noch immer in der
Berfassung bleiben, angesehen werden, aber ein Conflict zwischen
ieser Körperschaft und der erleuchteten Meinung, sowie den For⸗
erungen des Landes konne nur in einer Weise enden.
Frankreich. J
Paris 5. Nov. Das Journal Bien public“ bezeichnet
inter den der Nationalversammlung vorzulegenden Gesetzentwürfen
ur Regelung der Verfassungsfrage die Vorlagen in Betreff der
irnennung Thiers“ zum Präsidenten der Republik auf vier Jahre,
owie über die interimistische Präsidentschaft als diejenigen, weiche
der Versammlung unmittelbar nach ihrem Wiederzusammentritt
interbreitet würden. Sodann würde das Budget berashen. —
dasselbe Journal erklärt die Nachricht; Graf Arnim habe wegen
des Tagesbefehls des Generals Ducrot Vorsiellungen gemacht, als
inbegründet, mil dem Hinzufügen, die Angelegenheil werde jeden⸗
alls im Ministerium diskutirt werden, da die Regierung nicht
Jewillt sei, daß ein Tagesbefehl einen über seine Bedeutung hin⸗
ausgehenden bellagenswerthen Eindruck mache.
Paris, 5. Nov. Die „Agence Havas? bestätigt, daß die
Regierung beabsichtige, im Verlauf der Woche an Deutschland
veitere 200 Mibionen und vor Jahresschluß den Rest der drei
ersten Milliarden zu zahlen. Außerdem seien zur Zahlung der vier⸗
len Milliarde im Staatsschatze 600 Millionen disponibesl.
In ECpernay wüthet der Typhus vuler er XR *
Fr. —V
— Wermisech 1 6.
f. In Kaiserslautern werden nach der dortigen Zei⸗
ung wieder mehrere Fariken gegründet: ein Eisenwerk mi Hoch⸗
fenbeirieb, eine zweite Kammgarnspinnerei und eine⸗ Schuhfabrik.
7Der Arbeiterverein Kaiserslautern, gegen⸗
vurtig Vorort des Verbandes pfälzis her Arbeitervereine, zu dem
is jeßt die Vereine Kaiserslautern, Edenkoben, Landau, Speier,
Dürkheim und Grünstadt gehören, hat die statutenmäßige Wahl
ꝛes Verbands ausschusses vollzogen; gewaͤhlt wurden die Herren
Fabrikant W. Orth (Vorsitzender), Schreinermeister König, Redac⸗
eur Weise, Buchhändler Gerle und Werkführer Kohler. Der Aus⸗
chuß beabsichtigt, eine Wochenschrift als Organ des Arbeiterbet
bandes herauszugeben.
t Der Districisralh von Kaiserslautern hat beschlossen, die
Kreisregierung zu bitten, bei der k. Staatsregierung dahin zu
virken, daß die schon in den Jahren 1866 und 1867 projectirte
daiserslautern-Pirmasenser⸗Eisenbahn baldigst in Angriff genommen
oerde. Nach der „Kaisersl. Ztg.“ hat auch der dortige Stadtrath
zeschlossen, eine Eingabe in gleichem Betreffe an geeigneter Sielle
uu machen. Die Stadt Pirmasens hat sich nun diesen Bestrehun—
zen ebenfalls angeschlosse.
Volkswirthschaft, Handel und Verkehr.
Oldenburg, 1. Nov. (40-Thaler-Loose von 1871.)
Bei der heute stattgehabten Verloosung fielen auf folgende Num—
nern höhere Gewinne: auf Nr. 24,496 10,000 Thlt., auf Nr.
37,958 1000 Thlr. auf Nr. 40,174 76,883 und 113861 je
50 Thlr. auf Nr. 66 28,528 88,130 39,270 und 85,754 je
90 Thlr. Die Zablung erfolgt am 1. Februarek. J.
Demen verantworllicher Redacteur.