Full text: St. Ingberter Anzeiger

Hl. Ingberler Anzeiger. 
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der St. Ingberter Anzeiger (und das mit dem Hauptblatte verbundene Anterhaltungsblatt, mit der Dienstags⸗ Donnerstags- und Sonnta 
mmer) exscheint wochentlich di er n al: Dieabrago Dounér,ztag, Samsta a und Sonntag.“ Ado ane mentsbreis vierteliahrig 42 Krzr. oder 
*12 Silbergr. Anjzeigen werden mit 4 Krzr. die dreispaltige Zeie Blaitschrift oder deten Rauin berechnet. — 
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I —191. Dienstag, den 8. Dezember 18 72 
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, Deutsches Reich. sie einen alten Thron zu finden,“ um ihn wieder herstellen zu 
Karlsruhe, 30. Nov. Die „Karlsruher Zeitung“ be⸗ können. Diese Herren vergessen nur Eins, nämlich, daß es an 
richtet über die Krankheit des Kronhrinzen des deutschen Reiches diesem Tag kein Frankreich mehr geben wird, um dort einen Thron 
ind von Preußen wie folgt: Der Verlauf der Krankheit bleibt, aufzustellen, so klein und wurmstichig,er auch sein möge.“ 
bwohl ia den letzten Tagen durch dazwischengetretene Verdauungs⸗ Spanunien. 
sorungen eiwas verzögert, ein günstiger. Eine langsame Rückbild— Madrid, 26. Nov. Es wird hier folgender Aufruf ver⸗ 
ug des örtlichen Leidens entspricht der Natur der Erkrankung. hreitet: Die Provinz Murcia hat die Waffen ergriffen und wird 
oöBn,. 29. Nob. In Beteff der Krisis in Frankreich wird pon föderalistischen Colonnen durchzogen, jede 2000 Mann stark. 
ver, Kölnischen Zeitung“ aus zuverlässiger Quelle geschrieben: Das obere Aragonien hat sich ebenfalls erhoben und in Zaragoza 
das Bestreben Thiers, bei inneren Krisen durch die angedrohte wurde von den Föderalisten zein vortheilhaftes Gefecht geliefert. 
Finmischung des Auslandes auf die widerspanstige Nationalver- Mehrere vbffentliche Gebäude wurden uͤnter dem Rufe: „Es lebe 
ammlung einen Druck auszuüben, sei schon wiederholt constatirt. die föderalistische Republik!' welche die gesammte Bevölkerung 
die deutsche Regierung habe bisher zu dem Mißbrauche ihres wiederholte, beleuchtet. Die Verbindung mit Andalusien ist auf⸗ 
Ramens bei solchen Gelegenheiten geschwiegen. Neuerdings hätten gehoben. Man weiß nicht, was in dieser Provinz vorgeht: gewiß 
aspirirte Versailler Telegramme den Grafen Arnim dem Präsidens si nur, daß der tapfere General Contreras Sevilla verlassen hat. 
en eine Depesche überreichen lassen. worin sich die deuische Re⸗ Man sieht einem allgemeinen Aufstande in den großen Städten 
zierung für den Fall des Rücktritts des Prꝛäsidenten ausdrücklich und in der Armee entgegen. Die große Revolution beginnt, ihr 
reie Hand , vorbehalte. Die Existenz dieser Depesche sei nur er⸗ Erfolg ist sicher.“ Es lebe die demokratische, föderative und sociale 
unden. um den Monarchisten in der Versammlung vor Conflicten Repudlik!“ Madrid, 23. Nov. 1872. 75 
nit dem Auslande Furchi einzuflösen und dieselben von einem; — 28. Nov. Die Regierung hat die Garnison von Sara— 
nischiedenen! Auftreten gegen Thiers abzuhalteu. Die deutsche 103a mit Rücksicht auf die dort herrschende Gährung verstärkt und 
holilik habe gerade durch ihre Enthaltsammkeit von jeder Ein⸗ alle Maßregeln zur Unterdrückung eines etwaigen Aufftandes er⸗ 
nischung in die innern Angelegenheiten Frankreichs ihre staatsmän⸗ griffen. An verschiedenen Orten ist die Telegraphenleitung unter⸗ 
nischen Auffassung der Lage Frankreichs dargethan. Deutfchland brochen, besonders zwischen Balencia, Murcia und Carthagena. 
erlange von der französischen Regierung nur Ordnung im Innern Die Truppen gehen überall mit Energie gegen die Insurgenten vor. 
und Frieden nach Außen; alles Andere sei ihr völlig gleichgiltig. * 
(W. T. B.) 
Berlin, 30. Nov. Die Conferenz für die sociale Frage, 
velche im Laufe der Woche mehrere, Sitßungen abgehalteu hat, ist 
jestern geschlossen worden. 
B'e'r hbiin. Dem „Daily Telegraph“ wird aus Brüssel ge⸗ 
neldet, daß daselbst Briefe eingelaufen seien, denen zufolge dem 
Hheneral Manteuffel, dem Commandeur en-chekt der deutschen Oe⸗ 
upationsarmee in den vier nordostlichen Departements Frankreichs, 
nie Instruction zugegangen sei, sich in Bereitschaft zu halten, um 
n kürzester Frist seine Truppen concentriren zu können. Nach 
Siesem Berichterstatter soll man in der preußischen Hauptstadt über⸗s 
eugt sein, daß Deutschland die Herstellung einer Regierung in! 
Frankteich gegen die Wünsche der Nationalversammluug nicht leiden, 
ioch irgend welche gewaltsanke Mazregeln oder Aeußerungen, die 
egen es selber gerichtet seien, dulden werde. In Berlin halte 
nan dafür, daß das deutsche Kaiserreich seinen Vertrag mit Hrn. 
Thiers und der Versammlung in Bordeaux abgeschlossen habe, und 
ede plötzliche Aenderung in dem Regime zu Versailles könne die 
stegierung des Kaisers Wilhelm zu einem Vorgehett provociren, 
»essen Ausgang vorherzusehen unmöglich sei. — Man weiß nach⸗ 
erade, was man von allen solchen, sehr nach Sensation und 
Tendenz schmeckenden Nachrichten zu halten hat. Die Regierung 
»es Deutsches Reiches wird sich gewiß nicht in die innern Ange— 
egenheiten Frankreichs mischen, wohl aber dafür Sorge zu tragen 
vissen, daß man jenseit der Vogesen die Deutschland gegenüber 
ingegangenen Verpflichtungen pünktlich ausführt. 
Frankreich. 
Der „Soir“, Organ des linken Centrums, im Hinblick auf 
en Vatbieschen Bericht, wirft der Majorität vor, sie habe nichts 
Anderes im Sinne, als die Monarchie wieder herzustellen, deshalb 
ie Gewalt in ihre Hände zu bringen und sich so lange als mög⸗ 
ich an der Gewalt zu erhalten. „Um — so schließt der „Soir“ 
„ihren monar hischen Gelüsten fröhnen zu können, wollen sie, 
ind sollte das Land darüber zu Grunde gehen, den Pact von 
gordeaux aufrecht erhalten. Sie wissen, daß die Nation sie mit 
Mühe erträgt. Sie werden sich an ihre Bänke anschmieden und 
nicht weichen. Es ist ihnen nicht unbekannt, daß die immense 
Majorität des Landes, das ganz Europa sein Vertrauen in Hrn. 
Thiers gesetzt hat; sie werden Hrn. Thiers stürzen, wenn es Notre 
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ner. In dem ungeheuren Wirrwar, der folgen muß, hoffen sie 
Bermichtes. F 
Kaiserstauteru, 80. Nov. Das, pfälzische Kreis- 
romite befchloß, einen Rest von 34,000 fl. ans den Nothstands⸗ 
zeldern, die im Jahre 1870 aus Norddeutschland zur Unterstütz⸗ 
uing nach der Pfalz geflossen sind, den Ostseebeschädigten zuzuweisen. 
7London, 25. Rov. (Sturm und Schiffbrüche.) Seit 
Freitag hat wieder ein Sturm über die Insel gewüthet, der die 
üngsten Aequinoctialstürme an Heftigleit noch übertrifft. Von 
allen Gegenden wird eine ungewöhnlich große Anzahl Schiffbrüche 
mit tbeilweise großem Verluste an Menschenleben gemeldet. In 
der Nähe von Portland scheiterte der Schoner „Jane Catharine“ 
aus Port Mador und wurd? binnen fünf Minnten zum totalen 
Wrack. Die Bemannung, deren Kopfzahl nicht ermittelt werden 
'onnte, ertrank, da leider keine Aussicht zur Anwendung des Ra⸗ 
ketenapparates vorhanden war. Bei Penzance ging ein unbekann⸗ 
ses Schiff mit Mann und Maus unter. Bald darauf spülte das 
Meer außer großen Quantitäten Talg, Woll und Häute acht 
deichen (darunter drei farbige) an das Gestade. Man glaubt, daß 
»as verunglückte Schiff von einem südamerikanischen Hafen kam. 
In Mounts Bay scheiterten- nicht weniger als vier Fahrzeuge, 
ämmtliche mit mehr oder minder erheblichen Lebensverlust, darun⸗ 
ser eine mit Getreide befrachtete Sunderlander Barke. Der Kapitän 
derselben suchte nebst sieben seiner Leute Rettung in einem Boot; 
asselbe schlug aber in dem fürchterlichen Sturm um und alle In⸗ 
assen ertranken. Einem Telegramme aus Greenortk zufolge wurde 
der Handelsdampfer „Kiusala“, Eigenthum der Clyde Shipping 
Tompany, in der Einfahrt von Waterford zum totalen Wrack. Von 
einer 12 Köpfe zählenden Bemannung wurden nur drei gerettet. 
Aus Sunderland wird gemeldet, daß inmitten des heftigsten Sturmes 
»ie Barke „Canada Belle“ aus Witby auf den Whitbun-Klippen 
trandete. Trotz der fürchterlichen See ging ein Rettungsboot dem 
edrängten Fahrzeuge zur Hilfe und landete nach zweimaliger An— 
rengung dessen Insassen, 15 an der Zahl, darunter zwei Frauen 
ind zwei junge Kinder. Der Sturm verursachte auch ein bekla— 
enswerthes Bootunglück im Sunde von Plymouth. Zehn Matro—⸗ 
n von dem auf der Rhede von Devonport liegenden Truppenschiff 
Himalaya“, die auf Urlaub ans Land gekommen waren, unter“ 
ahm es, trotz der Warnung ihrer Offiziere, an Bord ihres 
Zzchiffes zu gehen. Sie mietheten ein kleines Boot, das aber auf 
albem Wege durch den Stoß einer mächtigen Woge umschlug, in 
Folge dessen außer dem Bootführer und dessen Sohn acht Mat—⸗ 
rosen ertranken.