2 t. Ingberhker Anzeiger.
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Der St. Nnaberter Anzeiger (und das mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt, mit der Dienstagt⸗, Dounerstags⸗ und Sonnta
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M 202. Sonntag, den 22. Dezember 187 2
Dentsches Neich.
München. Wie der „Spen. Ztg,“ aus München gemel⸗
det wird, treiben sich dort französische Agenten in den verschiedenften
Vestalten und mit Empfehlungen anJultramontane Parteiführer ver—
sehen, umher. Wenn das wahr wäre, dann sollte doch, dächten
Sir, die nationalgesinnte Presse in München auch etwas davon
wissen.
Frankreich.
Paris, 19. Dez. Nachrichten aus den besetzten Departe⸗
ments melden, daß die Baracken der Besatzungstruppen durch den
rldauernden Regen sehr gelitten haben und theilweise unwohn bar
Jeworden sind. Es würde daher ein Theil der deutschen Truppen
Fieder bei den Sinwohnern einquartirt werden. Auch hier fort-
dauernd heftiger Regen.
rmischtes. J α
St. Ingbert, 21. Dez. Die Sammlungen für die
schwerheimgefuchten Ostseebewohner haben bis jetzt in hiesiger Stadi
ergeben: Sammlung durch die Stadtgemeinde 218 fl. — Saumm—
lung auf dem Eisenwerke 716 fl. 35 kr. (hiervon durch die Herren
Gebr. Kraemer 700 fl. —), die Gesellschaft Hans bleib do 100
fl. —, der Musikverein 188 fl. — Eingegangen in der Exped.
cs Anzeigers 45 fl. 45 kr. (20 fl. durch die israelitische Cultusge-
meinde), aus der Distriktsarmenpflege von den Unterstützungsgeldern
qus Norddeutschland 884 fl. in Summa 20092 fl. 20 kr., gewiß
ine erhebliche Liebesgabe. — In der Gemeinde Schnappbach
vurde die schöͤne Summe von 57 fl. 46 kr. u. ebenso in Hase!
die Summe von 39 fl. 5 kr. beigesteuert. Der größte Theil
dieser Geider ist bereits an das Kgl. Bezirksamt Zweibrücken zur
Weiterbeförderung übergeben worden. — (Wenn der hiesige Bürger⸗
hülfsverein seine Sammlungen beendet hat, so werden wir das
Rejsultat an dieser Stelle mittheilen.)
rAus dem Prager Abendblatt vom 17. d. M. ersehen
wir, daß an Hrn. J. Ch'an don von hier geb. eine schmeichelhafte
Aufforderung zu einer Serie von Gastrollen an der —A
oper ergangen ist. Dagselbe Blatt sagt weiter: Der Kunstler
dürfte derselben Folge leisten und dauerndes Engagement an der
Hofbühne der Metropole Deutschlands nehmen. Unser Publikum
seht Hrn. Chandon nicht gleichgiltig von hier scheiden, obgleich an
feiner statt in Herrn Dobsch ein sehr stimmbegabter Sänger ge⸗
wonnen ist.
J GSschule und Polizei.) Ein englisches Blatt gibt
eine statistische Zusammenstellung der Ausgaben für Schulen und
Polizeiwesen in den drei Weltstädten Berlin, Wien und St. Peters⸗
urg. Während die russische Kaiserstadt 1 Proc. die bsterreichische
Proc., verwendet die deutsche Kaiserstadt 31 Proc. ihres jähr⸗
ichen Etats auf Schulen. In mildthätigen Anstalten nimmt Berlin
benfalls den ersten Rang unter den drei Hauptstädten ein: Berlin
igurirt mit 22 Proc., Wien mit 15 Proc.,, und St. Petersburg
mit 8 Proc. Kommt man auf das Polizeiwesen zu sprechen, so
st das Verhältniß ein umgelehrtes, nämlich Preußen verausgabt
17 Proc., Oesterreich 21 Proc. und Rußland 51 Proc. auf Poli⸗
zisten. In Beclin lommt auf je 495 Einwohner ein Polizist, in
Wien auf je 416 und in St. Petersburg auf je 210 einer.
p Der Verein der Frankfurter Schuhmacher hat fol⸗
gende Beschlüsse gefaßt, die auch anderwärts interessiren dürften:
i) Beschränkung der Borgfrist auf 3 Monate, 2) Einführung eines
sogenanntea Blaubuchs zue Namhaftmachung und Einzeichnung von
schlechten Kunden und Schwindlern.
Homburg. Das „Mir. Journ.“ erfährt aus zuver⸗
rassiger Quelle, daß die französischen Actionäre der hiesigen Spiel⸗
bank der franzoͤsischen Nationalversammlung eine Petinnon unter⸗
greiten werden, in welcher die Vermittlung der Versammlung zur
Etlangung einer Entschadigung von Preußen in Höhe von 60
Millicnen Francs — diesen Belrag glaubt, genaunter Quelle zu⸗
folge, die anonyme Gesellschaft beanspruchen zu koönnen — ange⸗
cufen wird. ()
p Munchen, 18. Dez. Nach Mittheilung des Gerichts⸗
ommissars in der Gant der Adele Spitzeder, des k. Rathes
S„charrer am Bezirksgerichte München l. J., ist die muthmoßliche
Zahl der Spitzeder'schen Gläubiger so groß, daß in München keine
säumlichkeit zu finden wäre, welche auch nur den 3. Theil der⸗
elben beim persoönlichen Erscheinen an den Edikistagen aufnehmen
önnte.
pMünchen, 18. Dez. Mit der bereits gemeldeten Ver⸗
jaftung Friedrichs Grafen von Holnstein ist auch diejenige seiner
eine beiden Eintreiber, zwei bekannten Louis, erfolgt. Die An⸗
lage richtet sich auf betrügerischea Bankerott und gemeinen Betrug.
yrf. Hoinstein hatte bekanntlich seine Bank zerst. zu einem Ziit ⸗
unkte inscenirt, als der Kredit der Dachauerbanken bereits sehr
rschüttert war, so daß ebß ihm nur gelungen ist, cirea 8000 fu.
zu erbeuten.
7. (Der Schlitten des Königs von Bayern) Als ein Seiten-
zück zu seinem vielbesprochenen Galawagen hat der Konig von
zayern fich jetzt einen Schlitten bauen lass.en, der aun Pracht alle
5„chlitten der Welt überbietet. Derselbe ist ganz aus vergoldeten
stococo⸗Figuren aufgebaut, Nixen in gebückter Stellung tragen
en eigentüchen Schlittenkörper, während zahlreiche Amoretten sich
inter Blumengewinden herumtummeln. Der Sitz ist von blauem
Sammet, mu der reichsten Goldstickerei; aus demselben Stoffe
ind auch die Tritte, die auf beiden Seiten zum Einsteigen dienen,
ind ebenso das sämmtliche Geschirr für vier schwere Pferde. Wie
eich und kostbar diefe Stickerei ausfiel, mag man daraus abnehmen,
aß es schwer fällt, mit einer Hand auch nur das Kopfgestell eines
olchen Pferdes zu halten und noch schwerer, die Satteldecken auf⸗
zulegen, die von gleicher Art sind. Die Schlittendecke selbst ist von
dermelin, die drei Gemälde, welche die Breitseiten füllen, wurden
durch Heinrich v. Pechmann angefertigt. Selbst die Deichsel ist
»ergoldet und mit blauem Sammt ausgeschlagen; den Werth des
Banzen schätzt man auf 200,000 fl.
7 Berlin. Wenige Tage, bevor der Kringsminister seinen
Urlaub, resp. seine Entlassung einreichte, hatte ein Dr. X. aus
dalberstadt eine Audienz nachgesucht und erhalten, um für eine
jeue, wichtige Entdeckung im Gebiete der Aëronautik das Interesfe
und die Unterstützung des Kriegsministers zu gewinnen. Im Verein
nit einem Officier hatite nämlich besagter Doctor Studien über
die Lenkbarkeit des Luftballons gemacht, und zwar auf Grund
genauer, über den Vogelflug gemachter Beobachtungen. Er hatte,
wvie die „G.“Z.“ erzählt, zu diesem Zwecke Tauben benutzt, denen
r den Kopf seitlich, bald nach rechts, bald nach links, an die
Flügel gebunden und die er dann hatte fliegen lassen. Die Be—
bachtungen hatten ihn zu einem ganz neuen System der Lenkbar⸗
eit des Ballons geführt. Hr. v. Roon hörte den Vortrag des
krfinders ruhig an und erwiderte dann lächelnd: „Wenn Sie
nii Ihrem Ballon vor mein Feuster geflogen kommen und von
neinem Fenster wieder abfliegen, so verpflichte ich mich, Ihnen aus
5taatsmitteln eine Million Thaler zu verschaffen.“
7 Die älteren, in Deutschland geprägten Goldmünzen
ollen jetzt eingezogen werden, und diese Maßregel erstreckt sich,
za sie die Goldkronen noch nicht begreift, auf die preußischen Fried-
richsd'or, die seit 1856 nicht mehr geprägt worden, aber noch bis
hor die Mitte des vorigen Jahrhunderts zurückreichen, die hanno—
Jerschen Pistolen und Ducaten, die kurhessischen Pistolen und Du—
raten der vormaligen freien Stadt Frankfurt.
Ans Görz wird gemeldet, daß im Grabnachthale bei
Wippach GKr. Adelsberg in Krain) zwei Häuser versunken und
purlos verschwunden seien. Als am 11. Dez. Abends Geschäfts⸗
eute die Unglücksstätte passirten, standen die Häuser noch aufrecht,
ie Fenster waren beleuchtet und im Juueren herrschte reges Leben:
ils die nämlichen Personen am 13. ds. früh diese Stelle wieder
assicten, waren die Häuser verschwunden an Stelle derselben be—
ind sich ein mit Steinen, Geröll und liegenden Väumen umge—
ner Krater; da bis jetzt von sämmtlichen Bewohner der Häuser
einer aufgefunden wurde, so scheinen sie don der Katastrovhe üver—