9 ngberter Anzeiger. J
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Donnerstag, den 1. Janurer 13874
.Deutsches Neich.
— Munchen, 28. Dez. Der Abgeordnete Stenglein hat einen
Antrag auf Verbesserung der Lage der Gerichtsschreiber eingebracht.
München, 20. Dez. Graf von Taufflirchen reist in einr
gew Tugen nach Rom, wo er dem Papft sein Abberufungsschreiben
ͤberreichen wird. Nach der Rüdkehr von dort wird Graf Tauff
sirchen alsbald den Gesandischaftepossen am k. württembergischen
Hofe üͤbernehmen.“
Münwen, 30. Dez. Das Oberappelationsgericht hat die
Nichtigleitsbeschwerde des Bischofs Haneberg don Speyer, betreffs
der Verleumdungsklage der Martin'schen Eheleute. als unbegründet
derworfen und den Vrschwerdeführer in die Kosten verurtheilt, so—
nach die Zuständigkeit des ordentlichen Strafgerichts (Bezirksgericht
staiserslautern) auerkannt. *
eeh, 28. Dez. Eben wird das Resultat der gestern und
heute statigehabten Neuwahl für den Bezirkstag bekannt,“ Wie
dorauszusehen war, siegte der von der französischen Pertei vorge⸗
schlagene Candidat Hr. Charles Vallete. Derselbe erhielt 903,
jein Gegner, Dr. Schrick, 188 Stimmen.
Straßburg, 25. Dez. Zum dritten Male neigt sich das
Jahr zu Ende, seit Straßburg wieder zu Deutschland gehört, und
noch sind die Spuren lange nicht getilgt, welche an das Bombar⸗
dement von 1870 mit seinen furchtbaren Zestörungen erinnern—
In der Steinsiraße hat man mit dem Aufräumen der letzten
Trümmerdaufen begonnen, an deren Stelle sich bereits die Fun—-
damentbauten für neue Wohnhäuser erheben, wogegen om Keller—
man⸗Staden man bis jetzt an einen Wiederaufbau des Zerslörten
noch nicht gegangen ist. Der neue Juslizpalast steht fertig da, ein?
der seahasten Zierden der Stadt, und auch die Präfeciur ist im
Rohbau so weit gediehen, daß man gegenwärtig mit allen Kräften
an dem inneren Ausbau arbeitet. Auch an der neuen Kirche wird
eißig gearbeitet. Am Münfler ist das ach des Schiffes voll⸗
ständig fertig und weit leuchtet die rothe Kupferbedachung in das
Land hinein, auch die Orgel dient schon seit diesem Sommer
ihtem aͤlten Zweck. Die sämmtlichen äußeren Ausschmückungen sind
wieder hergestellt. und man hat angefangen, die Beschädigungen
der Außenseiten auszubessern. Eine Menge der kleinen Säulen,
welche die ZzUnfassungen des untern Thurmes zieren, sind ersetzt,
eben so ein großer Theil der um das Dach laufenden Brüstung.
Auf der Plattform des Thurmes ist indessem noch nichts reparirt
und namentlich ist der Balkon an der aördlichen Thurwecke, wo
wahrend der Selagerung der französische Observationsposten stand,
noch der ehemalige Trümmerhaufe; es fehlen sämmtliche Brüstun—
gen, so wie ein Theil der Fußbodenplatten und des uwlaufenden
Gurtgesimses. Das Museum am Kleberplatz isf auch noch Ruine;
die kahlen Mauern mit den oden Fensterhöhlen starren in die Luft
hinein; an der einen Ecke beginnt man aufzurdumen, / um dort das
vocal für die Hauptwache herzucichten. Jedenfalls woird auch noch
im nächsten Iuhre für die Touristen so manche Ruine dastehen,
welche an die Schreckenszeit des Bombardements erinnert.
Berlin, 28. Dez. Das Befinden des Kaisers macht in
der Besserung erfreuliche Fortschritte. Der Monarch ist bereits
wieder so weit hergestellt, daß er nicht alleia den Tag über außer
dem Betle zubringen, die Glieder der kaiserlichen Familie empfan⸗
gen, sondern sich auch den Regierungsgeschäften mehr als seit
sängerer Feit widmen kann. Fürst Bis narck hat deßhalb auch
bereits mehrfach Vorträge gehalten, welche der Kaiser mit sicht-
lichem Interesse und ohne Anstrengünng entgegengenommen hat.
Berlin, 29. Dez. Der „Kreuzzeitung“ zufolge ist General
Schwartzkoppen, seither Stadtlommandant von Bertin, nach Stutt-
gart, behuss Uebernahme des Kommando's des 18. Armeekorps
jommandirt und General Stülpnagel mit den Geschäften der Ber—
liner Stadtlommandantur beauftragt. ——
Amerika
Die Indianer in Texas fangen wieder an unruhig zu werden.
Zei einen Stre'fzuge in der Gegend des Nucces-Flusses tödteten
sie 24 VPersonen, meistens Schafhirten. Später überfielen sie 13
andere Weiße, von den sie sieben todteten und an einen Baum
hingen.
Vq—
f In Zweibruücken erschoß sich am 29. Dez. ein Chevaux-
eger. Der Sohn einer angejehenen Fawilie gus dem jenjeinigen
Bayern, hatte er das Cadettenkorps durchgemacht und diente als
Portepée Fähnrich bei den Chevauxleger · Er verliebte sich in ein
Mädchen seiner Garnisonsstadt und wollte sie hetrathen, was abtr
eine Eltern nicht gestatteten. Er kain um Enthebung von seiner
Tharge ein, weil er hoffte dann Urlaub zu erhalten und seinen
Plan ausführen zu können. Die Enthebung wurde gewährt, aber
der Urlaub nihhl. So kam er vor einigen Tagen als gemeiner
Soldat nach Zweibrücken, um ein so tragisches Ende zu nehmen.
*Friedrichsthal, 27. Dez. In der Christnacht wurde hier
ein schrecklicher Mord begangen. Eine Wittwe von hier mit meh⸗
eren meist erwachsenen Kindern stand eben wieder im Begriffe, zu
heirathen. Ihr 18jähriger Sohn scheint diesem Beginnen nicht hold
zewesen zu sein und hatte, wie man vermuthet, gerade dicserhalb
Rachmittegs mit seinem zukünftigen Stiefvater eigen kleinen Disput.
Begen 5 Uhr ging er in die Glasfabrik zur Arbeit. Zwischen 11
uind 12 Uhr verließ er plötzlich die Arbeit, kehrte nach Hause zurück
ind versetzte dem Schlafenden mit einem Dolche zwei Wunden, die
chon am folgenden Nachmittag den Tod herbeiführten. Der Mör-
der ist bhereits in Haft gebracht und wird hoffentlich die gerechteste
Strafe für seine That erhalten. (Saar-⸗3)
Landau, 27. Dez. (T. A.) In der Christnacht verfuchte
ein hiefieger Handlungsgehilfe, Namens Benjamin: Vechtler von
Feschuch im Schwarzwald, der sich im Geschäfte einen Gegenstand
pon eringem Werthe unrechtmäßiger Weise angeeignet hatte, seinem
Leben dadurch ein Ende zu machen, daß er sich weit oberhalb des
Bahnhofes beim Herannahen des Zuges über die Schienen legte.
Mit schweren Verletzungen am Kopf und zerquetschtem rechtem Fuͤße
wurde derselbe in's Spital gebracht. Mie wir hören, wird er mit
dem Leben daponkommen, aber den vorderen Theil des Fußes
verlieren.
Der „L. Eilb.“ erzählt: Kandel: 29. Dez. Heute Nacht
vurde ein Att unbeschreiblicher Rohheit ausgeführt, welcher die
hzanze Gemeinde in Aufregung verfetzt. Ruchlose Hände demolirten
nämlich auf dem hiesigen Friedhofe eine große Auzahl Grabmonu⸗
mente, darunter solche, deren Errichtung Tausende von Gulden
kostete. Ein anderes Motiv zu dieser düdischen That ist nicht
denkbar, als der Gemeinde, welche zur Wiederherstellung verpflich-
tet ist, einen empfindlichen Verlust zuzufügen. Der Gemeinderath
hat eine Prämie von 200 fl. aus Ermittelung dieser Unmenschen
ausgeetzt.
In Imsweiler flürzte sich eine junge Frau von 81 Jahren,
welche mit ihrem Manne, einem Steinhauer, manchmal in Zwistig ·
keit lebte, mit ihrem kleinsften Kinde, das sie sich um den Hals
gebunden hatte, in die Alsenz, worin beide den Tod fanden.
f Kirchheimbolanden, 27. Dez. Die Probefahrt auf der
Bahn von Aljzey hierher hat heute stattgefunden. Ein von Mainz
ommender Extrazug brachte die Regierungskommissaäre und Mit-
glieder der pfälzischen wie der hessischen Bahndirektion. welche in
dem festlich beflaggten Bahnhof vom Stadtroth empfongen wurden.
Nachdem das Stationsgebäude besichtigt und in der Restauration
Bechtelsheimer das Mittagessen eingenommen worden war, fuhr
der Extrazug um 2 Uhr nach Mainz zurück. Die Eröffaung der
Ztrecke findet voraussichtlich am 81. Dezember statt.
7 Muünchen, 27. Dee. Die Bayerische Hypotheken- und
Wechselbank hat die Dividende für das zweite Semester 1874
auf 31 Gulden per Actie festgesetzt. IJ
4 Bayreuth, 20. Dez. Gestern Mittag überreichte der Re.
zierungspräsident Herr Fehr. v. Herman in Auftrage König Lud—
wigs I. Herrn Richard Wagner den Maximiliansorden fur Kunst
und Wissenschaft. 3
7 Berlin. 20. Dec. In der gestrigen Sitzung der Peruitions⸗