Zronjuristen der Ansicht seien, daß die füe den Auslieferungsfall
—
FSermitte o.
PReustadt a / Haardi, 6. Juni. (Schütz en fest.
Immer näher rüchen die Tage (21.-28. Juni,) welche unseren
Stadt die Ehre der Einkehr det rheinischen, badischen
und pfäl zischen Schuzenbrüder in unseren Mauerr
bringen sollen. Man wird es begreiflich finden, daß bei der Näh
des Festiermines auch die Thätigkeit der hiesigen Schützengesell
schaft nicht blos, sondern der ganzen Stadt fäglich eine regere
und ausgedehntere wird. Mit Anstrengung aller Kräfte wird auf
dem Festphaze gearbeitet. Schon ist die Haupifesthalle auf-
geschlagen, ebeuso ist die Schießdude unter Dach, und auch die
Restaurateure und Schaubudenbesitzer rüsten ihre Tempel, damit es
den erwarteten Gästen an geistiger und leiblicher Erquickung nicht
fehle. Die innere Einrichtung der Halle selbst wird allen billigen
Ansprüchen des Comforts Rechnung tragen;; eine nahe gelegenet
Fabrik spendet das nöthige Gas, neben der Halle wird ein eigenes
Rauch⸗, Lese⸗, Conversatious- und Schreibe ⸗Zimmer füc die Herren
Schützen eingerichtet. Ein Springbrunnen mit Bassin, von der
nahen ftädlischen Wasserleitung hecgeleitet, ist bestimmt, die Tem⸗
paratur zu erfrischen. — So ist denn Nichts versäumt, was den
Aufenthait auf dem Festplatze zu einem angenehmen zu machen
geeignet ist; aber das Beste hat die Natut bereits besorgt: über
die ebenso romantisch schöne als zweckmäßige Lage des Festplatzes
ist bei allen Fremden, die denselben besichtigt, nur eine Stimme
Ningsum unsere Haardtberge mit dem frischen Grün ihrer Nadel
und Laubhölzer; von der kaum s Mimuten entfernten Ruine Wotfs—
burg schauen die Geifter der alten Ritter und Burgfräulein herab
auf das fröhliche Treiben, während aus den Eingeweiden des
diese Burg tragenden Berges, statt des, vorbeiziehende Wanderer
und Kaufleute brandschatzenden Raubritters, das Dampfroß hervor—
braust, ais Symbol einer neuen Zeit. Die Scheiben sind an
einem Bergabhange aufgestellt, und schon jetzt geben uns die von
der hiefigen Schüßengesellschaft fleißig vorgenommenen Schießproben
einen schwachen Vegriff davon, wie es sein wird, wenn erst die
Büchsen von tausend und mehr Schüten das Echo unserer heimath
lichen Berge wachrufen. Was dem P'uße noch einen ganz beson
deien Voriheil verleibt, ist,“ daß derselbe durch seine Lage inmitten
der Berge dor Wind geschützt ist und, so der Kugel ihren Lau-
sicheri. — Soviel von dem Festplatze, zwischen welchem und de
Siadt die nöthige Anzahl hiesiger und von Auswärts acquirirten
Droschken den Verkehr vermitteln wird. — Die Restauration in
der Festhalle ist sachderständigen Händen übesgeben, die Lieferung
der Weine geschieht aus bewaͤhrten Kellern unseres Haardtgebirge⸗
nach den Proben, wie sie von den empfindlichen und kundigen
Zungen der Mitglieder des Wirthschafis-Comite's sehr eingehend
gep üft und gewürdigt worden sind, unseren Schützenbrücern kredenz
zu werden. Auch unsere Bierbrauer werden es fich zur Ehre rech
nen, aus der Tiefe ihrer Eiskeller einen Stoff zu liefern, der sich
den Weinen ebenbürtig an die Seite stell n darf. — Für Unter⸗
bringung der erwarteten Gäste ist durch eine große Rniahl zu
Verfüqung gestellter Privatquartiere in Neustadt und dessen Umge
dung gesorgi außerdem wicd noch durch die Einrichtung von
Moffenquartieren Vorsotge getroffen, daß auch für den Fall der
drößlen Frequenz keinem Gaste die Unterkunft fehlt. — Noch wollen
wir auch der Ehrengaben erwähnen, die zum Feste dereits
angemeldet sind: es entziffert sich jeßzt schon deren Werth, und ob
wohl täglich noch Anmeldungen von hier und auswärts einlaufen,
auf mehr als 500 fl., darunter circa 3000 fl. von Neustadt
aldein. Mancherlei Art sind diese Gaben, die wir natürlich nicht
alle namentlich aufzählen können; nur soviel sei erwähnt, daß der
Schuͤtze, wenn er Glück hat, die verehrte Schützengattin als Ent—
schadigung für die während des achttägigen Festes durchlebte Sehn
jucht mit silbernen Tafelaufsätzen und Bechern, Goldfüchsen neue—
sten deutschen Gepräges, kupfernen Waschkesseln, Plüsch-Canapee's
und anderen schönen und nützlichen Dengen wird überraschen können.
Weiter wollen wir nicht unerwähnt lassen, daß die Verwaltung der
hessischen und pfälziichen Bahnen für die Festgäste eine Ermäßi
gung der Fahrtaxen um 50 s0 hat eintreten lassen, eine Lohalität
die ebensosehr unsere dankende Anerkennung verdient, als sie zur
erhöhten Frequenz des Festes beitragen wird. Ueber das bereitg
aufgestellte, reichhaltige Fe st pro aranmm werden wir Ihnen,
um unseren heutigen Bericht nicht ungebührlich zu verlängern, dem⸗
nächst in einem zweiten Artikel Näheres mittheilen, überzeugt, daf
Sie auch diesem eine freundliche Aufnahme schenken werden. —
So halten wir denn alle Vorbedingungen erfüllt, um das Fest
zur Freude unserer Gässe, zur Ehre unserer Stadt in Scene zu
jetzen, und rufen nur noch, als freundlich-brüderliche Einladung,
en Schützen am Rhein, in Hessen, Baden und der Pfalz zu:
Zommt heran und freut Euch mit uns, Herz und Haus stehen
ruch offen, die pfälzische Treue und Gemüthlichkelt, unsere Gast
freundschaft werden Euch einen warmen Empfang bereiten.
„F Neustadt, 8. Juni. Fraukfurter Blättern entnehm
vir, daß unserem Mitbürger Herrn Aug. H. Martin bei d
am 29. uud 80. v. M. in Frankfurt a. M. stattgehabten Mi
lber-Kongresse für die von demselben ausgestellten frangh
schen Mühlsteine vor allen anderen Fabrikaten der Vorzug erthei
und ihm für solide und akkurate Fabrikation in öffentlicher Red
Anerkenuung und Lob gezollt worden ist.
fUeder den Stand der Weinberge um Neusiadt meldete
dortige „Bürgerztg.“: Ein Rundgang durch die in der Nähe unsen
Stadt, besonders anf den Hügeln angelegten Weinberge, zeigt unr
daß wir die heiße Temparatur nicht umsonst ertragen haben. D
durch den Frost angerichtete Schaden scheint in den besseren Lager
nicht nur ausgeglichen zu sein, sondern es findet sich auch de
Samen in reicher Anzahl (oft 20 — 36 an einer Bogenrebe) un
ihr: Größe berechtigt zur Hoffnung einer ganz ergiebigen Ernh—
Auch die niederen Lagen, die bis zur Mitte des verflossenen Mo
nats noch ein sehr trauriges Bild darboten, zeigen sich zum Er
staunen der Winzer heute wieder in grünem Kleide, an dem man
alerdings Lücken bemerkt, aber nur selten sind die vorbandenen Nach
riebe ohne Samen. Auch Blüthen in den besseren Lagen find
gerade keine Seltenheit mehr und bei guüͤnstiger Witkerung werden
wir in wenigen Tagen schon Belegenheit haben, beim Besuche der
Weinberge den herrlichen Geruch der Traubenblüthe zu empfinden
wo nämlich solcher nicht durch die schon seit Jahren wegen dorge
kommener Traubenkrankheit erforderliche Anwendung des Schwefelt
verdrängt ist.
7 In Paulegrund's Mühle bei Waldmohr ist am 4. d. V
ein Kind von 12 Jahren in dem Mühlbaqhh ertrunken. D
Eltern desseilben waren nach Zweibrücken gegangen und hattend
Magd mit den Kindern allein zu Hanse gelassen, die aber il
Amt nachlässig versah. Als sie das Kind fand, war es schon todi
und sie legte es aus Furcht in die Scheune, wo es derKnecht später fand
r Aus dem Leisladter Steinbruche wurde am vor' gen Freitae
ein Steinblock zur Bahn gefahren, der durch seine coloffate Gröh
Auffehen erregte. Der Stein war vier Meter lang, 2 Meter hrer
und von entsprechender Höhe und wog 200 Cir. Heute wird ein
eben so großer Stein zur Bahn geliefert, der wie der erste nad
Speier füt den Weltz'schen Neubau bestimnt ist.
Der „Sp. Anz.“ meldet aus Speier unter'm 10. Juni
Während des gestrigen Militär-Concertes auf dem Storchenkellen
iel das Töchterchen des Hrn. Prof. B. in das Bassin des ziem
ich iiefen Sprinsbrunnens. Hr. Franz Stockinger, welcher der
Fall bemerkt hatte, sprang sofort dem Kinde nach und rettete e
aus augenscheialicher Lebensgefahr.
7Ludwigshafen, 11. Juni. Bei dem Gewitter do
gestern Nachmittag fielen hier nur einzelne Schlossen, dagegen ha
es weiter rheinabwärts von Oppau an bis nach Mainz hin küch
lig gehagelt. In Mainz fielen Eisstücke von der Größe der Taubeneier
7Saarbrücken, 10. Juni. Vorgestern Abend ist ein
Ulan von der 3. Estadron bei dem Baden in der Saut
— an derbotener Stelle — ertrunken.
St. Wend,el, 10. Juni. Gestern in der Mitktagsstundi
nistand in dem Dorfe Bliesen in der Nähe der Kirche eint
Feuersbrunust, die in kurzer Zeit 25 Wohnhäuser mit den dan
zehörigen Oekonomiegebäuden in Asche legte. Das Feuer konnb
um so rascher um sich greifen, da viele der abgebrannten Häuser und
Häuschen noch mit Stioh bedacht und theilweise in Fachwerk auf
geführt waren.
7 Mainz, 53. Juni. Gestern ereignete sich in ershültern
der Unglücksfall. Von dem von Biebrich kommenden Lokalboott
»„Lessing“ fielen in der Nähe der Aue drei Personen, ein Mäd—
hen und zwei Männer, in den Rhein und fanden ihren Tod in
den Fluthen. Die Unglücklichen halten sich an das Geländer get
lehnt, welches dem Drucke nicht widerstand. Kopfüber stürzten dit
drei in das Wasser und derschwanden unter den Radkasten. Troß
dem das Schiff sofort anhielt und man mit Stangen zur Han⸗
war, um Hülfe zu leisten, war die Rettung unmöglich; die Ver⸗
unglückten kamen nicht mehr zum Vorsche'in und nur die Mantille
und der Hut des Mädchens wurden aufgefischt. Niemand auf dem Schiff
kannte die so rasch ums Leben Gekommenen,; bis jetzt wurde nur ermit
delt, das der eine der Männer Joseph Ditzel aus Niederselters war
FMainz, 6. Juni. Der Verwaltungsrath der Heisischen
dudwigsbahn macht bekannt, daß vom 15. Juli an auf sämmt
lichtn Bahnstrecken eia erhöhter Tarif—für den Pecsonenverkehr in
zraft tritt.
Mauinz, 8. Juni. Seit 3. ds. Mts. find im Rherne ber
Lainz 7 Personen ertrunken.
p Nachdem die deutschen Müller erst jüngst einen Congreß
in Ftankfurt abgehalten haben, um ihre gemeinsamen Inter · ssen zk
ʒesprechen, werden die deutschen Böcker zu gleichem Zwech fich in
Spätherbst in Berlin zusammenfinden.