Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler Anzeiger. 
der St. Inaberter Anzeigec (und das mit dem Haupthlatte verbundene Unterhaltungsblatt, mit der Dienstags⸗- Donnersiags⸗ und Sonntag 
dummer erscheint wöchentlig vierm al: Dinstag, Donkdestag, Samstag und Sonntag. Abonnemenispreis vierteljaͤhrig 42 Krzr. oder 
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M 97. — Samstag, den — 1874 
Einladung zum Abonnement. 
Zu dem mit dem J. Juli beginnenden 3. Quartale 
csu hen wir höfl, die Bestellumgen bei der Post unverweilt 
aachen zu wollen. 
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träger bezie:en, belommen dasselben fortgeliefert, wenn nicht voer 
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leiben unverändert..— — 
Zu Zahlreichem Abonneinent ladet ergenst iii 13 
.Die Expedition. 
Dentsches Reich. 
Münschen. Die Abgeordneten, Dr. Kurz und Henning 
jaben ihren Antrag auf Vorlage eints Gesetzes uͤber die Grün— 
ung einer Kasse für Förderung des Feuerlöschwesens aus Bei— 
rägen der Brandversicherungsanstalt und der noch zuzulassenden 
Nodiliarfeue versicherungsgesellschaften, dann über die Verwendung 
ieser Beiträge zur Unterstützung verunglückter Feuerwehrmitglieder 
ad ihrer Hinterlassenen, sowie zur Beihilfe bei Erxrichtung und 
unterhaltung von Feuerwehren in folgender Weise begründen .„In 
em von der k. Staatsregierung dem versammelien Landtage vor⸗ 
clegkten Entwurfe eines Gesetzes, die Brandversicherungsanstalt für 
hebhäude rechts des Rheins betreffend, ist im 8 85 allerdings Vor⸗ 
ehr getroffen zur Förderung besonderer Leistungen im Gebiete des 
jeuerlöschwesens; allein nach den Motiven diefes Entwurfes liegt 
q nicht in der Absicht der kgl. Staatsregierung, mit den vorge⸗ 
henen Mitteln im Dienste erkrankten oder ee Mitgliedern 
er Feuerwehren und deren durch solche Unglüdsfälle schwer be⸗ 
roffenen Angehörigen eine Unterstützung zu verschaffen; ebenso— 
jenig ist aber ein Beitrag der Mobiliarfeuerversi FKerungsanstaliea 
u diesen Zwecken in Aussicht genommen, obgleich diese an einem 
utgeordneten Feuerlöschwesen nicht weniger interessirt sind, als die 
nrandversicherungsanstalten für Gebäude, und obgleich es keines be— 
nderen Beweises bedarf, daß das Werthvollste, was bei dem 
vuerlöschwesen eingesetzt wird, nicht die Löschapparate sind, sondern 
eben und Gesundheit der Feuerwährmänner und das Schicksal 
ner Familienangehörigen. In anderen Ländern, z. B. in Würt⸗ 
emberg, Sachsen und Baden haben sich die zugelassenen Privat- 
uerbersicherungsgesellschaften freiwillig und im wohlverstandenen 
genen Interesse zutr Bildung von Kassen zu den“ angegebenen 
weden herbeigelassen. Für Bahern kann diests Ziel uͤm Wege 
er Gesetzgebung aberdings nur xbezüzlich. der etwa noch zu conces⸗ 
ouitenden Mod liarfegerversicher ugsanstalten erreicht werden, allein 
ist nicht zu bezweifeln, daß auch, die Im Lande bereits zugelasse— 
en Anstalten sih zu den in den“erwähnten Ländern gebrachten 
pfern moralifche gezwungen fühlen' werden. Die Reproducirung 
3 885 des erwähnten-Gesetzentwurfes erschie:; um des wisllen 
eboten, weil es für zweifelhaft erachtet wird, ob das vorgelegte 
Jeseh noch im Laufe der gegenwärtigen Sitzungsperiode zur Voll⸗ 
dung gelangen kann, während andererseits über die Beitragspflicht 
*Mobiliarfeuerbersicherungsanstalten in einem Gesetze für die 
rrondbersicherungsanstalt für Gebäude nicht leicht Bestimmungen 
cfen werden können.“ 
Nünchen, 17. Juni. Der König hat genehmigt, —PF 
leue Betriebs Reglement für die Eisenbahnen Deutschlands 
l. Juli au auch auf den baher. ECisenbahnen eingeführt wer⸗ 
Specialbestimmungen einzelner Eisenbahnverwaltungen oder 
enbahnverbände haben neben diesem Regleinent nur Geltung, 
an sie in die bezüol. Tarife aufgenommen sind, mit den Fefi— 
ungen dieses Reglements nicht im Wiederspruche stehen, dieselben 
Amehr nur ergänzen oder wenn sie dem Publikum günstigere Bo 
qungen gewähren. 
Mümnscheu, 16. Juni. Nachdem der Finanzauschuß der 
rgeordnetenkammer seine sehr umfasfende Berathangen des Bud— 
s des Qultusmin steriumg nunmeht beend hat, wude möglich 
rin, daß dasselbe in nächster Woche in der Kammer selbst berathen 
verden kann. Die Erledigung des gesammten Budgets, einige die 
Fisenbahnen betreffenden Gesetzesvorlagen und einige andere Gegen⸗ 
tände durch die beiden Kammen wird jedenfalls noch 3 bis 4 Wo- 
hen in Anspruch nehmen und deßhalb der Schluß des Landestages 
erst gegen Mitte Juli möglich sein, und es scheint sich zu bestätigen, 
aß die Absicht besteht, die Kammer im kommenden Winier noch 
inmal einzuberufen. In Betreff der Frage der Erwerbung der 
Ostbahnen gehl z. Z. in Abgeordnetenkressen die Absicht dahin, 
‚zwar dem Schlör'schen Gesetzentwurf zur Zeit nicht zuzustimmen, 
wohl aber einen Antrag an die Staatsregierung zu bringen, sie 
möge über die Frage der Erwerbung der Ostbahnen mit dem Ver— 
valtungsrathe derselben in Verhandlung treten und nach dem Re⸗ 
ultate derselben dann der Kammer bei deren Wiederzusammentritt 
eine entsprechende Vorlage machen. 
Munnchen, 15. Juni. Der Münchener Steuerausschuß 
jat den Beschluß gefaßt, sämmtlich Banquiers zur Capitalrenien⸗ 
teuer heranzuziehen, ein Beshluß, der als Beispiel für die anderen 
lusschüsse des Königreichs, noch mehr aber fuͤr die Staatskasse 
ind für den Gemeindehaushalt von Wichtigkeit ift. Die Münche- 
ner Banquiers wollen ihre Verpflichtung zur Zahlung von Capi⸗ 
alrentensteuer nicht anerkennen und werden es auf einen Prozeß 
nit dem Steuergusschuß ankommen lafsen. — Am 23. und 24. 
zuni findet in Kempten der diesjährige Verbandstag der Süd— 
eutschen Corsumvereine statt, an welchen der Auwalt— des deut⸗ 
hea Genossenschaftsverbandes, der Reichsta asabgeordnete Dr. 
34ulze⸗Delihzsch persönlich Theil nimmt. Die Tagesordnung um— 
aßt mehrere sehr interessan'e Gegenstände, z. B. Betheiligung der 
rauen als Genossenschaftsmit, lieder, Zuständigkeitsausscheidung 
wischen Vorstand und Aufsichtsrath, Bet ieb gemeinsamer Schläch— 
ercien durch eine Mehrzahl von benachbarten Vereinen, Preisregu⸗ 
rung nach der Reichswährung ꝛc. — In Erlangen sind dieser 
dage mehrfache Haussuchungen bei bisherigen Mitgliedern der schon 
or mehreren Wochen aufgelösten social-demorralischen Partei vor⸗ 
enommen werden. 
München, 15. Juni. Dem Vernehmen nach beantragt 
or. Abg. Dr. Freytag in seinem Berichte an den Finanzaus- 
huß über den außcrordentlichen Kerdit fur die Rrmee nur etwas 
ber 7 Millionen Gulden, anstatt der postulirten 24 Millionen zu 
ewilligen; die liberalen Abgeordneten hatten hierwegen eine beson— 
nere Besprechung, um sich über den ebentuelen Vorgang in dieser 
Zache zu einigen und dem als sorreferenten aufgestellten Hrn. 
Dr. Völt die Ansichten über die für nothwendig gehaltenen 
Summen klar zu stellen. So viel ich vernehmen konnte, ift man 
zuch hier der Ansicht, daß bei einzelnen Positionen Abstriche zu 
nachen seien: daß aber bei den für zeitgemäße Bewaffnung sowohl 
vas die Handfeuerwaffen, als was die Artillerie-Ausrüstung betrifft, 
zestellten Postulaten nicht gewäckelt werden soll, um unserer Sol— 
aten eine Waffe zu geben, zu der selbe Vertrauen haben und die 
nicht gegen die Bewa nung arderer Armeen zurücksteht. 
Beerlin, Ist. Juni. Der Bundesrath beschloß in seiner 
— betreffs der Gerichts— 
erfassung, der Cidilproceß-und der Strafprozeßordnung n der 
ächsten Herbsession des Reichskages vorzulegen mit dem gleichzei⸗ 
igen Antrag auf Einfetzung einer ständigen außerordentlichen 
eichslags · Conmifsion behufs deren Vorberathung bis zur Session 
jes Jahres 1875. —1 
In Saarburg Cothringen, wurde Pfarrer Benard aus 
dof, im Begriff nach Frankreich zu fohren, wegen Beleidigung der 
degierung durch eine Predigt verhaftet. 
Karlsruhe, 17. Juni. Die zweite Kammer beschloß 
eute, durch eine Adresse an den Großherzsog eine Vesthvorlage betr. 
kinführung obligatorischer gemischler VoltsfHulen und gemischter 
ehrerseminare zu erbiiten. 
Mühlhausen, 16. Juni.: Es hatte seiner Zeit die so⸗ 
genannte „Elfäßer Liga“ den Leuten vorgeschwinbelt, die Elsaß⸗ 
Lothringer fänden in Frantreich jederzeit und unter allen Umstän-—