St. Ingberler Anzeige
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der St. Ian bee brter Anzeügeér (und das mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblätt, mit der Dienstagt⸗ Donneretags: and Sountag
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C.100. Donnerstag. . iet 41874.
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—WW Frankreich““
RParis, 22. Juni. Die Situation in Versailles ist so ver⸗
worren als möglich, and die Bonapartisten reiben sich dabei die
Hände. Wenn der Antrag auf Auflösung der Nationaldersammluug
gestellt wird, so stimmen dieselben möglicherweise dafür, unter der
Bedingung, daß eine Art von Plebiscit veranstaltet wird. durch
belches sie, wenn auch nicht zu siegen, so doch ihre Mocht an—
ehnlich zu vergrößern hoffen. Auch die Legitimisten beginnen sich
vieder etwas zu ermannen allein ihre Zeit ist vorübert wenigstens
für diesmal. — Am nächsten Sonntag hält der Präsiden! eine große
Barade über sämmtliche Truppen in und aus Paris, im Ganzen
twa 60,000 Mann. — Heute wurde unter sehr großer Theil—⸗
nahme der schriftftellerischen und Künstlerkreife der Akademster und
bekannte Feuidetonist in den „Debats“ Jules Janin beerdigt““ Er
war ein vortrefflicher Keitiker und seine „Geschichte der dramati—
schen Literatur unserer Zeit“ besihzt bleibenden Werth. —: Der
Zgonapartist La Motte theilt einem Freunde brieflich mit, daß er
im Laufe von 14 Tagen im Deparlement Maine und Loire auf
Beilangen 7000 Photographien des kaiserlichen Prinzen verschickt
habe und nicht allen Wunjchen genügen könne. *
Spanien.
General Concha geht mit großem Bedacht gegen die Carlisten
vor;ze nur Schritt vor Schritt rückt er ihnen in der Fronte näher,
vährend er sie zugleich von der Flanke zu fassen sucht. Zu letz⸗
terem Zweck soll, so heißt es, in Alava eine zweite Armee zusam⸗
nenaqezogen werden, während von Süden her ein Theil von
Toncha's Armee die carlistischen Stellungen zu umspannen sucht.
Finstweilen sammelt Concha bedeutende Provlantvorräthe, da die
Segend ganz ausgesaugt ist. Er hat sein Hauptpuartier jetzt von
Jodosa nach Lerin verlegt.
England.
London, 28. Juni. Ddas Telegraphenkabel zwischen hier
und Pernambuco (Brasilien) soll heute dem Publikum übergeben
werden. Gestern ist hier das erste Kabeltelegramm von Pernambuco
ingetroffen.
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Deutsches Reich.
Meum chie uü. (Abgeordnetenkavmer.) Vie! Ausschußbera thung
ihet die in der Pfalz zu bauenden neuen Eisenbahnen hat zu fol-
jendem Ergebniß geführt: Der Ausschuß beantragt die Genehmi⸗
zung des Germerheimer Bruͤckenbaues, desgl. der Verbindungsbahn.
dei St. Ingbert und der Kohlenbahn bei Berbach, sammt einer
Bahn von Kaiserslautern über Wolfstein nach Lauterecken mit Ab—
weigung nach Otterberg. Ferner beantragt er, die Regierung möge
ur Herstellung einer Eisenbahn Altenglan-Meisenheim-Staudern⸗
jeim ⸗ Obermoschel⸗Alsenz unter der Bedingung, daß aus preußischen
Staats⸗ Gemeinde⸗ und Privatwitteln alles hiezu woöthige in Preu⸗
zen liegende Grundeigenthum unentgeltlich abgelreten, oder aber
zine dem Werttze desselben entsprechende Palischalsumme beigetragen
verde, den erforderlichen Staatsvertrag mit der gl. preuß, Regie-
rung abschließen und dem nächsten Landtage ein Gesetz über“? Ge⸗
waͤhrleistung der gesetzmäßigen stattl. Zinsgarantie für diese Vahn⸗
inien vorlegen. In Betreffder Livie Kaiserslaukern-Biebermühle
zeantragt der Auschluß, es möge die Regierung ebenfalls dem näch
ten Landtage einen Gesetzentwurf vorlegen.
München, 21. Juni. Die allerh! Genehmigung bezüglich
»er Zerteintheilung der dießjährigen Herbst · Waffenübungen der
Truppen unserer beiden Armeecorps ist dieser Tage erfolgt. Die—
selben werden theils in der zweiten Hälfte des Angust, theils ir
der ersten Hälfte des Septembers abgehalten werden. Den vor—
muus gehenden Regiments⸗, Brigadeund Detachemens-Uebungen (letz
ere mit gemischten Waffen) werden „isich die Divisions-Uebungen
anschließen, und zwar: die der ersten Division in der Gegend
non Mainburg; die der zweiten Division in der Umgegend don
Hharburg; die der drittenzidision in der Gegend von Herzogen—
iurach ünd die der vierten Uoision in der Gegend zwischen Hom
h»urg und Zweibrücken in der Pfalz. Zu den Klezteren Uebungen
vird auch die bayerische Besatzungs-Brigade von Mezz beigezogen.
Mauͤnchen, 22. Juni. Hofequipagen, Hofpferde und das
diezu nöthige Dienstpersonal sind heute Morgen nach Kissingen
abgegangen, um dem Reichskanzler Bismarck zur Verfügung
jestellt zu werden.
Mänchen, 23. Juni. Abgeordnetenkammer. Der An—
rag des Finanzausschusses, aus den Kriegsenischädigungsgeldern
zwei Millionen Gulden für Kunstzwecke auszuscheiden und davon
300,000 Gulden für den Bau eines Akademiegebäudes in das
Budget der je tzigen Finanzperiode einzustellen. den Rest aber ver⸗
ainslich anzulegen, wurde nach langer Debatte mit 92 gegen 46
Stimmeun angenommen. Ein Theil der Patr'ioten stimmie mit allen
Liberalen dafür. Rußwurm greift den verstorkenen Kaulbach an,
welchen der Custusminister in glänzender Rede in Schutz nahm.
die Berathung über die Forstlehranstalt Aschaffenburg und den
Gesetzentwurf üͤber Mehrbedarf für Eisenbahnbau wurde wegen
borgerückter Zeit vertagt, Nächste Sitzung Donnerstag. Der Präsi—
)ent von Stauffenberg erklärt, es könne jetzt an jedem Tage eine
Sitzung staithaben, da alle Referate von den Ausschüssen erledigt
eien und werde es dann möglich sein, bis zum 8. Juli die
Budgetarbeiten an die Reichsraths-Kammer hinüberzugeben.
Die Auswanderung aus Bahern ist in forlwährerdem Stei—
jen. Während dieselbe im Jahre 1870 nur 6000 Personen be—
rug, hat sie sich in steigender Progrefsion im Jahre 1878 auf
10.254 gehoben.
Fulda, 23. Juni. Zu den morgen beginnenden Conferenzen
verden sämmtliche preußische Bischöfe in Person resp. in Vertre—
ung erwartet. Der Beschöf von Culm wird wegen seines hohen
Alters, die Etzbischöfe von Posen und Köln und der Bischof von
Trier werden wegen ihrer Haft sich vertreten lassen. Bisthumsver⸗
weser Hahne vertritt die Diöcese Fulda. Ueber die Haltung der
dischöflichen Conferenz will man hier wissen, daß dieselbb im Ge—
genfatze zu den Resolutionen des Mainzer Katholikentages stehe
eind eine versöhnliche sein verde.
Bermischtes.
f3weibrüchen, 18. Juni. (Schwurgerichtsverhandlun-
gjen pro I. Quartal) (Mittags.) Anklage gegen Caroline Deß-
loch, 27 Jahre alt, ledig ohne Gewerbe, Tochter des Schmiedes
Peter Deßloch, früher zu Wattweiler, zuletzt in Schnappbäsch wohn⸗
jaft, wegen Kindesmord, vertheidigt durch Rechtskandidat Molitor.
Nach ihrem eigenen Geständnisse, welches die Angeklagte allerdings
erst nachte, nachdem ihre früheren Angaben als unwähr durch die
Antersuchung nachgewiesen worden waren, hat sie am 10 April
hr neugeborenes Kind durch Erwürgen getödtet. Als Grund hie—
ür führte sie an, Furcht vor ihrem Vater. Doch hatte der Vater
br weder bei Geburt ihres ersten unehelichen Kindes noch als er
dor ihrer diesmaligen Niederkunft die Schisangerschaft wahrnahm,
twas zu Leide gethan. Die Angeklagte aber hatie beständig sos
wohl ihrem Vater gegenüber als anderen Personen ihren Zusland
Serleugnet, auch nicht für Kindszeug gesorgt. Ihr Ruf war bis⸗
jer kein schlechter, doch hatten sie, wie erwähnt, früher schon
innal, (2 Jabren zuvor) außerehelich geboren. Die von den Ge—
chworenen für schuldig Erklärte wurde vomek. Schwurgerichtshofe
ju Zjähriger Zuchthausftrafe veruetheilt.
Zweibrücden, 19. Juni. In der heultigen Sitzung
wurde der suspendirte Steuer- und Gemeinde-Einnehmer Smuüͤ
Holl von Kaiserslautern von der Anklage auf Untersuchung fre i⸗
gesprochen.
f Landstohl, 28. Jum. Am 21. d., Abends halb 6
Uhr, wurde bei Linden Heintich Rink, 23 Jahre alt, Mauter, von
Wirth Oster aus Versehen (er hielt denselben für ein Wildschwein)
purch die linke Brust geschossen. Der Verwundete lebt noch.
Frankenfhal. Wie das „Fr. W.“ meldet, ist der
dorkstopsenfabrikant Gg. Marwedel, welcher durch Verleihung des
Hoftitels ausgezeichnet wurde, resp. werden sollte, bereits seit ge⸗
raumer Zeit verstorben. Das „Fr. „W.“ erinnert dabei an den