Hl. Ingberler Anzeiger.
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101. Samstag, den 27. Juni. 1874
Deutsches NReich. man das hinstellt, aber so viel ist sicher, daß die Bonapartistea das
München, 28. Juni. Der Entwurf der Verordnung Eisen schmicden, so lange es heiß ist und den rechten Augenblick
bber die Reorganisation der Gymnasien 2c. ist im Kultusministerium aicht, wie die Legimisten verpassen.
llendet, und es wird nun der oberste Schulrath nochmals einge⸗ Ein schreckliches Ereigniß hat sich in dem Dörfchen Roucoule
ien werden, um über die schließtiche Fassung derfelben sein Gut⸗ Cartal) zugetragen. Neun Häuser mit allem Zubehor wurden vom
ien abzugeben. Die neue Organifation Foll mit Beginn des Feuer verzehrt. Aerger noch als das ist, daß sechs Menschen leben⸗
chsten Schuljahres, Oktober d. J., in's Leben ireten Die dis verbrannt nud drei so gefaͤhrlich verletzt sind, daß keine Hoff⸗
dibidende der bayer. Hypotheken-und Wechselbank für das J. Se⸗ nung auf decen Rettung besteht.
zester d. J. wird, wie im vorigen Jahr, auf 10 Gulden per“ Aktie Spanien.
ihesehi werden. — ie Santander, 22. Juni, Abends. Die Carlisten wurden
München, 24. Juni. Das niue Prioritätsanlehen der durch die Regierungstruppen bei Tarespounce, Lenda und Santco⸗
lalzischen Maximiliansbahngesellschaft zuu Erbauung der Linie loma überfallen und erlitten dabei beträchtliche Verluste an Mann—
hermersheim · Lauterburg ꝛc. wird im Betrage von 6 Mill. 860, schaft und Kriegsmaterial.
d Mark in 6434 Stück ausgegeben werden. Die Prioritäts- VBarcelona, 23. Juni. Eine 2500 Mann starke Abthei—
dolignonen unerliegen bom Jaͤhre 1877 anfangend der Amor⸗ lung Carlisten unter dem Befehl von Mora und den Pfarrern
sation, welche innerhalb 49 Jahren bewerkstelligt werden soll. Prades auf dnmunt —S an. pore Zarnson
München, 285. Juni. Abgeordnetenkammer. Der Gesetzent- sj 85 zunden der Stadt u vermeiden, Die Car⸗
puif über 9 e für Staatseisenbahnen 288 e e Ceztibuin vn 600 Duros und führten zur
limmig in der Fassung des Ausschusses angenommen. Der Antrag — —* r ae dr n r. ge dem Rückmarsche in's Ge⸗
on Kurz u. Gen. betreffs Belassung der Forstlehranstalt in Aschaf- et ; sie mit Jagern von Reus zusammen und verloren 20
nburg wurde trotz der Einsprache des Finanzministere mit 86
egen 82 Stimmen angenommen, nachdem ein Antrag Vöik's
u Uebergang zur Tagesordnung mit 78 gegen 64 Stimmen ab⸗
lehnt worden war.
Mauünch en, 25. Juni. Der Finanzausschuß der Abgeord
nenkammer hat in seiner gestrigen Abendsitzung den Gesetzent⸗
arf über „einen Kredit für außerordentliche Bedürfnisse des Hee⸗
betreffend“ durchberathen und festgestellt; biernach sollen anstatt
postulirten 24,294,900 fl. nur 8, 449, 160 fl. zur Bewillig—
beantragt werden.
Berlin, 24. Juui. Die „Provinziel⸗Korrespondenz,“ die
»ainzer Katholikenversammlung besprechend schreibt: Wenn die
caizer Versammlung als ein Vorzeichen für die Haltung der
aischdfe auf der Konserenz preußischer Bischoͤͤe in Fulda gellen
urse, so sei ein weiterer Kampf unvermeidlich, in welchem der
ziaat die ihm zusehenden gesetzlichen Mittel und Waffen mit un-
adingtrr Energie anwenden werde, um den Widersiand eines
rchlich⸗ politischen Radikalismus wirlsam zu brechen und damit
em künftigen Frieden zwischen Staat und Kirche erst Bürgfchaften
u sichern. U
Berllinn, 24. Juni. Die „Post“ hört, daß das Kriegs⸗
eticht in Entscheidung der Angelegenheit des Kapitäns zur See
Berner, denselben zur einer Arreststrafe verurtheilt habe.
Verlin, 25. Juni. Die Bundesauschüsse füc Handel,
hettehr und Rechnungbwesen beantragen auf Grund des Artikels
s des Münzgefetzes ein Verbot, wonach die austro⸗ungarischen und
ne ungarischen Viertelgulden⸗Stücke fortan weder in Zahlung ge—
eden noch genommen werden dürfen.
Heidelberg. Der Redacteur des ultramontanen „Pfälzer
doten“ dahier, A. Berberich, wurde vom Schwurgericht in Mann⸗
um weqen Beleidigung des Landeshern zu 6 Monaten Festungs-
tafe verurtheit. In dem betr. Artikel war Bismarck als Schul-
ester mit dem spanischen Rohr dargestellt, und als seine Schüler
edeutschen Fürsten u. s. w·
Fulda, 25. Juni. Die Berhandlungen der gestrigen Bi—
ofeconferenz hatten dem Vernehmen nach die neuen, seit den
qahrigen Naigesetzen erlassenen Kirchengesetze zum Gegenstande.
die Couferenz bischioß beim Beginn der Berathung vorläufig die
nrohe Geheimhaltung der 3 Verhandlungen und driren
jetlauf.
England.
London, 24. Juni. Die Einwohner der Stadt Ryde auf
der“ Insel Wight haben beschlossen dem deutschen Kronptinzpaar,
das im Laufe des Sommers zu einem Badeaufenthalt hier ein⸗
treffen wird, einen festlichen Empfang zu bereiten.
7 F—— 7e.
7 Zweibrücken, 20. Juni. (Schwurgerichts⸗
verhaudehungen pro II. Quartal.) (Morgns.) Änlklage?gegen
Plilipp Steitz, 19 Jahre alt Schmiedgefelle von St. Alban, we—
zen Körperverletzung mit ködtlichem Ersolge, bertheidigt durch Rechts-
andidat Gebhart. Die in Betracht kommenden thatsächlichen Ver—
bältnisse des heutigen Falles sind etwa folgende: Am Sontage, den
15. Februar dieses Jahre fuhr Johann Philipp Münck im Auf—
trage seines Dienstherrn, des Kutschers Walther von Franke nthal
2 Passagiere von da nach Großbockenheim. Erst am Maöntage uͤm
6 Uhr Morgens, kehrte der Genannte in betrunkenem Zustande
nach Frankenthal zurück, begab sich bald nach seiner Ankunft in
die Münch'sche Wirthschaft, und gegen 8 Uhr auf den Heimweg,
velcher ihn an der Schmiede von Doller vorbeiführte. Vor der—
selben standen 2 Holzböcke. Diese stieß der Betrunkene aus Muth—
willeu auf die Seite, was ihm eine iZurechtweisung von Seiten
— -seiner
Angabe nach — über die von Dolle gemachte Außerung „lum—
piger Kutscher,“ empört, litt es den Münck zu Hause nicht, wohin
er sich von der Schmiede aus, immer schimpfend begeben hatte,
es trieb denselben vielmehr sein Verhänguiß wieder zur Schmiede
urück. Vor derselben stand ihe Besitzer, Schmied Dolle, das
Besicht gegen die Wormser Straße zu, den Nücken gegen den Kom—
nenden gekehrt. Auf ihn stürzte sich jetzt Münck, in der Absicht,
denselben zu Boden zu werfen. Dolle, so unerwartet angefallen,
chrie laut um Hülfe, was den in der Schmiede beschäftiglen Ge⸗
ellen Dolle's, deu heutigen Angeklagten, zum Herbeieilen veran—
aßt. Als dieser seinen Meister in Gefahr sah, ergriff er ein in
»er Nähe liegendes Stück Holz und versetzte damit dem Angreifer
Münck,) mehrere Schläge derart auf den Kopf, daß derselbe vom
Angriff abl eß, ntedersank und kraftlos nach Hause taumelte. Wie
ich später ergab, waren durch jene Hiebe Verletzungen des Schädels
— mehrere Schädelsprünge — in Verbindung hiemit Eiterungen
und durch letztere der spätere Tod des Getroffenen verursacht wor⸗
den. Münck hatte sich alsbald nach Empfangider erwähnten Schläge
nach Hause begeben und sich dort in's Bett gelent, auch fich zur
dinderung seiner Schmerzen kalte LAufschläge auf den brennenden
Schädel riachen lassen. Als trotzdem keine Besserung, sondern zu-
ehend's Verschlimmerung eintrat, ließ sich der Verletzte nach zwei⸗
ägigem Verweilen im Bette nach seinem Heimathsorte Grünstadt
ringen, woselbst er sofort in die Behandlung des dortigen, Be—
Frankreich.
Paris, 23. Juni. Die Blätter der Linken sind jetzt wie
Tommando auf der Bonapartistenjagd, d. h. suchen alle mög—
uc Gerüchte über Verschwörungen und Umsturzversuche der kaiser—
Partei im Volke zu verbreilen und so eine gewisse Unruhe
aud hervorzurufen. Die Sache ist noch nicht so gefährlich, wie