Hl. Ingberler AAnzeiger.
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48 109. 1874
Deutsches Meich.
München, 7. Juli. Das k. b. Hauptmünz⸗ und Stem⸗
jelamt hat die Einführung des Marlsystems für Baiern mit 1.
Jamuar 1875 deßhalb für unmöglich erklärt, weil bis dahin der
zoͤthige Bedarf an kleinen Theilungsmünzen nicht beschaffet werden
onne.
Müncheu, 7. Juli. Hierher gelangten Rachrichten zu—
olge wird wahrscheinlich der König nächsten Sonntag zum Empfang
zes Deutschen Kaisers hier eintreffen. Der Kronprinz von Oester-
reich kommt zur Geburtstagsfeier seiner Schwester morgen früh
hierher. (N. C.)
München, 7. Juli. Der X Ausschuß der Kammer der
Abgeordneten hat beschlossen, die im Budget für das Staatsbau⸗
wisen vorgesehene Position von 300,000 fl. auf 500,000 fl. zu
erhöher und diesem Capital die Bezeichnung zu geben: „Etat fuͤr
Zuschüsse an überlastete und leistungswillige Districte für Neubau
und Unterhalt von Districtsstraßen.“
München, 9. Juli. Die Abgeordnetenkammer hat heute
ieschlossen, einen Wunsch bezüglich baulicher Abänderung des Fran—
enthaler Canals an die Staatsregiernng zu richten.
Me, 8. Juli. Der „M. Z.“ wird ein Vorfall berichtet,
er wieder einen Beweis des in Frankreich noch immer herrschen⸗
n Deutschenhafses liefert. Ruf einer franzoͤsischen Bahnstrecke
vor einigen Tagen ein Deutscher, der das Band der deuischen,
emeinen Kriegsdenkmünze auf seinem Rocke trug. Ein in dem
Ve sich befindender französischer Postbeamter mochte durch dies Bänd⸗
2 — an die Niederlagen Frankreichs im letzten Kriege eriunert
oen, und seine ganze Wuth entlud sich unter einem furchtbaren
artätschenfeuer von Schimpfworten gegen den Träger der deutschen
driegs⸗Auszeichnung. Unter wüthenden Zornesausbrüchen forderte
zer französische Staatsbeamte die sofortige Entfernung des Bänd⸗
hens, doch ließ sich der Deutsche dadurch nicht aus der Fassung
ringen. Währenddeß wurde die Aufmerksamkeit einer Anzahi
anzoͤsischer Soldaten, die sich in demselben Waggon befanden,
ege, und drohende Handbewegungen die sie nach ihren Seitenge—
ehren machten, verriethen nicht minder deutlich, als ihre wulh—⸗
iflammten Gesichter, ihre unserem Reisenden nichts weniger als
»undliche Gefühle. Unter sich wiederholenden groben Beschimp
ingen seitens des Beamten gegen die deutsche Nation, unter
ufforderung, das Bändchen zu entfernen, hat man eine Station
reicht. Der von allen Seiten Bedrohte, begleitet von dem Post—
amten und der Rorte tobender Soldaten, stieg hier aus, um bei
n Bahnhofsvorstand Klage zu führen. Auch hier wiederholten
ddie gemeinen Ausfälle der ihm folgenden Menge, gemischt mit
n Exclamationen der Soldaten, den ‚Prussien“ niederhauen zu
iollen. Der Bahnvorstand nahm sich des Angegriffenen an und
ihrte ihn in ein Coubé, welches ihn allein aufnahm. Auch bis
ahin noch drang das leidenschaftliche Toben der erregten Masse
un sein Ohr, und erst als der Zug die deutsche Grenze passirt
atte, fühlte sich der Reisende sicher. Möge man aus diesem Vor⸗
ung die Nutzanwendung ziehen, daß es wohlgethan ist, bei Reisen
ich Frankreich keinerlei Aozeichen zu tragen, welches an die Zu—
nörigleit zum deutschen Heere erinnert.
Berlin, 7. Juü. Laut Beschluß des Bundes alhs vom 2.
uu gellen vom 1. September 1874 an die Zweiguldenstücke süd⸗
zutscher Währung nicht ferner als gesetzliches Zahlungsmittel. Es
daher vom 1. September 1874 an außer den mit der Einlö⸗
ing beauftragten Kassen Riemand verpflichtet, diese Münzen in
ahlung zu nehmen. Die Zweiguldenflücke werden im Sepiember,
)Ntober, Noveniber und Dezember 1874 von den Kassen derjeni
en Bundesstaalen, in deren Gebiet dieselben gesetliches Zahlungs⸗
uttel sind, zu ihrem gesetzlichen Werthe für Rechnung des Deut⸗
Jen Reichs sowohl in Zahlung genommen, als uuch gegen Reichs⸗
nd Landesmünzen umgewechseli. Nach dem 31. December 1874
verden sie auch von den Kassen weder in Zahlung noch in Um⸗
vechselung genommen. — Der Bundesrath hat ferner beschlossen,
aß bis Fut Wneres die Auprägung de 2woönziagVPfennigund-
in geriagerem Maße, als durch seinen Beschluß vom 12. Januar
c. vorgesehen, dagegen die Ausprügung von Kupfermülnzen in grö;
zerem Umfange zu erfolgen habe.
Berlin. Der Chef des Generalstabs der Armee hat eine
Verfügung erlassen, wonach alljährlich in den Sommermonaten
öhere Officiere des Generalstabes die saͤnmtlichen Bahnstrecken und
das vorhandene Material und Personal in Bezug auf Quan⸗
ität und Qualität einer Prüfung zu unterziehen haben. Die im
porigen Sommer vorgenommene Inspicirung hat ergeben, daß die
dentschen Eisenbahnen bei einer regelmäßigen, nicht beschleungten
Mobilmachung Eisenbahnwaggons dritter Classe in genügender An⸗
zahl besitzen, um die Truppen in diesen, und nicht, wie bisher,
heilweise in offenen, bezw. Gepackwagen zu befördern. Ebenso hai
ich herausgestellt, daß ein ausreichendes Unterbeamtenpersonal an
Schaffnern, Heizern ꝛc. vorhanden ist, so daß die bis jetzt alljähr⸗
lich stattfindenden Commandirungen von Unterofficieren zux Erler⸗
nung des Eisenbahndienstes in Zukunft fortfallen können. Auch
wird beabsichtigt, schon im Frieden an den wichtigsten Kreuzungs
punkten Verpflegungsstationen für Truppen anzulegen. Diese
Siationen sollen mit den noͤthigen Küchengeräthen, Geschirr 2c. ver—
sehen werden, so daß bei einer event. eintretenden Mobilmachung
yhne Zeitderlust diese Anstalten in Beirieb gesetzt werden koͤnnen,
un die durchpassirenden Truppen zu speisen.
Oesterreich.
Wien, 8. Juli. Erzherzog Albrecht ist gestern nach War⸗
chau abgereift, um dort den Kaiser von Rußland auf seiner Durch⸗
reise zu begrüßen, und wird voraussichtlich laͤngere Zeit in Ruß⸗
and verweilen.
Fraukreich.
Paris, 4. Juli. Der Kriegsminister hat beschlossen, daß
die Relruten der zweiten Classe des Contingents von 1872 welche
pom 1. Juli bis 81. Dec. d. J. unter die Waffen berufen ist,
Anspruch auf den Sold von Soldaten zweiter Classe haben, und
daß sie, wenn sie zur Infanterie gehören, 25 Fr., und wenn fie
zur Artillerie od r dem Train gehöͤren, 85 Fr. fur ihre Equipi-
rung erhalten sollen. Bekannilich muß in Frankreich dos ganze
Tontingent (ungefähr 250,000 Maunn) dienen, nämlich etwa
185,000 Mann funf Jahre und der Rest sechs Monate. Man
hofft, diejenigen, welche sechs Monate dienen, so weit zu bringen,
daß, falls der Krieg ausbricht, man sie als Ersatzmannschaften be⸗
autzen kann. Der Kriegsminister hat deßhalb auch angeordnet,
daß ihm genaue Berichte uͤber die Leistungen der Leute des zweiten
Tontingents von 1872 zuzusenden sind. Kann das Syhstein mit
Erfolg durchgeführt werden, so berechnet man, daß Frankreich mit
der Zeit im Ganzen (active Armee, deren Reserve) eine Armee von
125 Millionen Soldaten zu seiner Versügung habe.
Paris, 6. Juli. Es herrscht zur Zeit eine Stille und
Zeschäftslosigkeit hier, die wahrhaft erschreckend ist. Nach ange⸗
dellten Erhebungen ist festgestellt worden, daß mehr als 80,000
Wohnungen in diesem Augenblicke leer stehen. Ta eg nun in
Paris ungefähr 40,000 bebaute Grundstücke gibt, so kommen auf
edes Haus zwel leere Wohnungen. Dieß würde bei einem Preise
ꝛon nur 400 Fr. auf jede Wohnung einen Verlust von 82 Mill
Fr. ausmachen.
Verfailles, 8. Juli. Der Streit ist entbrannt und
vird sehr heftig werden. Lucian Brua befindet sich auf der Tri—
hüne, um seine Inkerpellation zu begründen. Nach ihm wird Four⸗
lou die Haltung und Maßregeln der Regierung vertheidigen. Das
rechte und linke Centrum haben sich zu folgender Tagesordnung
Jeeinigt, die wahrscheinlis den Sieg davon tragen wird: Die
Natioualversammlung, entschlossen die dem Marschall Mac Madon,
Präsident der Republik, durch das Gesetz vom 20. November über.
ragenen Vollmachten gegen alle Angrisse energisch zu vertheidigen
und die Berathang der constitutionelen Vorlagen sich vorbehaltend,
geht zur Tagesordnung über.“
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