Full text: St. Ingberter Anzeiger

ber. Mit letzlerem wird eine landwirthschaftliche Producten⸗ und 
Blumen⸗Aussiellung verbunden. (K. 3.) 
—pausdemLechfelds⸗Lager, 28. Juli. Nachste 
hende Mittheilungen dürften viele Leser interessiren. Die Direction 
der kgl. baier. Militärschießschule hat nämlich , vor einigen Tagen 
das Programm zu dem Officiers Festschießen ausgegeben, welches 
am 15 und 2. Auqust d. Is. zur feierlichen Einweihung der groß⸗ 
artigen Schießplatz⸗ Anlagen stattfindet. An diesem Kestschießen 
nehmen nicht nur die derzeit zuu Lehrcours commandirten Officiere 
Theil, sondern arch Deputationen sämmtlicher Officier⸗Corps der 
Armee, „um“, wie es in den Programme heißt, „im ritterlichen 
Wetteifer der Leistungen die Vorzüglichkeit der baier'schen Kriegs— 
waffe in glänzender Weise documentiren zu können.“ — Das 
Schießen sindei nur mit Ordnanzwaffen statt und empfangen die 
theilnehmenden Schützen solche am Schießplatze, sofern sie nicht vor⸗ 
ziehen, Gewehre ihrer Abtheilung zu benützen. Es wird wie folgt 
geschossen: 1) Stand auf 300 Schritt — 216 Meter; 2) 
Feud auf 500 Schritt — 365 Meter; 83) Laufender Hicsch auf 
137 Schritt — 100 Meter; und 4 Verschwindender Spiegel auf 
200 Schritt — 146 Meter. 
— üschaffenburg, 29. Juli. Von den 46 Forstkandidaten 
des dritten Kurses, welche der vorgestern beendeten Prüfung sich 
unterzogen, haben 7 die Note 1, 7 die Note 2, und die übrigen 
31 die Note 3 erhalten, während ein Kandldat das Examen nicht 
bestand. (Asch. 3) 
München, 22. Juli. Am 15. Sepi: d. Is, geht ein 
Vergnugungs-Eilzug von München über Venedig, Rom, Neapel 
nach Pompeji und zurück über Genua, Turin, Mailand und Ve · 
rona ab. Der Fahrpreis (2. Klasse Eilzug) beträgt 100 fl. (67 
Thlr.) und der Aufenthalt wird circa 60 Tage dauern. Reisepro⸗ 
gramme sind von Otto Schwindler in München zu beziehen. 
p Munchen, 26. Juli. Wie. dem „N. C.“ mitget heitt 
wird, hat sich in Teisendorf ein vermöglicher Bauer aus Furcht 
vor Sirafe wegen der von ihm im Gasthause gemachten Aeußerung 
es sei shade, daß Bismardk nicht erschossen wurde.“ erhängt. 
pManchen, 29. Juli. Bischof Dr. von Reinlens war 
heute Mittags wiederholt zum Stiftsprobst Dr. v. Doͤllingen zut 
Tafel geladen. IJ 
7 In der Freibank in München wurde in der abgelaufenenen 
Woche das Odsenfleisch um 14 -15 kr., Kuhfleisch um 9— 16 ke., 
Kalbfleisch um d — 12 kr per Pfund verkauft. 
y Die vier bayerischen Feld-Artellerie-Regimenter haben bei den 
Hauptschießübungen auf dem Lechfelde Versuchsschießen mit dem 
euen deutschen Feldgeschütze, von welchem jedes Regiment eine 
schwere Batterie mit 9 cm. Geschützen und außerdem das 2. und 
3. Regiment noch je eine leichte Batterie mit 8 cim. Geschützen für 
die reitenden Abih ilungen hat, vorzunehmen; bei diesen Versuchs— 
schießen werden die Unteroffiziersstellen mit Offizieren besetzt, d'e 
Mannschaften durch Unteroffiziere vertreten. Die Geschütze sind 
zum Schießen von Lanzgranaten mit Perkussionszündern und von 
Granaten mit Zündern (Shrapnells) eingerichtet und geben noch 
einen ganz sicheren Schuß auf die Entfernung von 400 Metern. 
F Straßburg. Der Gasthof zum „Re—stock“ ist gegenwärtie 
zu verkaufen. Der alte Rebstock,“ oder vielmehr „8'Rebslöckel,“ 
zälht gewiß unter die ältesten Gasthöse der Stadt Siraßburg 
Aus gewissen Verzierungen und aus der Bauart des älteren, in 
der Langenstraße gelegenen Theiles des Gebäudes, haben unsere 
Alterthumsforscher den Schluß gezogen, daß der Gasthof am An— 
fang des 17. wenn nicht schon am Ende des 16. Jahrbunderts 
erbaͤut worben ist. Schon die älteren Chroniken sprochen mit An⸗ 
erlennung von dem „Rebstock“ und in der neuesten Zeit hat er 
einen wohlverdienten Ruf gewonnen, der sich weit über die Stadt 
hinaus erstreckt, besonders in den überrheinischen Ländern, aus 
helchem ihm die meisten Reisenden zuströmten. Unter den letzten 
Besihern dieses Gasthofes denkt man gewiß noch an Hrn. Schwarz, 
einen Straßburger, und Hrn. Schroth, der während 80 Jahren 
den Gasthof besaß, ihm die Ausdehnung gab und den modernen 
Anstrich, den er heute hat. 
Heidelberg, 28. Juli. Zur Feier des 50jährigen 
Stistungsfestes hat heute Mittag gegen 1 Uhr die festliche Ausfahrt 
des Corps „Saxo-Borussia“ wach Neckarsteinach stattgefunden 
Voran ein Trompeter-Corps zu Pferd in weißen Waffenröckea nach 
dem Schnitte des vorigen Jahrhunderts, mit rothen Ausschlägen, 
muntere Weisen schmelternd, dana eime Reihe becitterer Chargirter, 
in ähnlicher Tracht mit schwarzen Auffchlägen, in ihrer Mitte die 
Corpsfahnen; ihnen folgten in langem Zuge prächtig bespannte 
Wagen, theilweise von 6 und 4 Pferden gezogen, die von Jockeys 
gelenkt wurden. Zur Erhöhung der Festlichkeit hat sich die Stadt 
mit Flaggen geschmückt und bot der glänzende Aufzug einen präch⸗ 
ligen Anblick, dessen sich zu erfreuen eine große Zuschauermenge her⸗ 
baͤgestrbömt war. Um 10 Uhr erfolgte die Rackkehr der Festver- 
anstalter von Neckarsteinach auf dem Necar. Vei Arkunft der 
Nashen unterhalb der Brücke trat auf einen Schlag das imposante 
gud des Schlosses in bengolischem Lichte aus dem Dunkel der 
Nacht hervor, währeud gleichzeilig die Brücke beleuchtel wurde, D— 
Heleuchtung des Schlosses währte 10 Minuten. Die Molkenkur 
var ebenfalls und zwar einige Male beleuchtet worden. Tausend 
hon Menschen hatten sich aus der Nähe und der Ferne eingefunden 
im die vom Wetter begünstigte Festlichkeit mitanzusehen. 
Von der Bergstraße berichtet das „M. J.“, daß das heu⸗ 
eige Jahr in jeder Beziehung dort das fruchtbarste seit Menschen 
zedenken sei. U. A. werden an einem Frühburgunder-Weinstog 
zuVLandwirth Sandel in Schriesheim über 700 wohlgebildele 
Trauben gezählt. Selbst Nuß- und Mandelbäume müssen gee 
tützt werden. 
p Vom 11. bis 18. October d. J. wird zu Hagenau im 
xssaß eine internationale Hopfenausstellung abgehalten. Zu gleicher 
Zeit wird daselbst der neugegründete deuische Hopfenbauverein mit 
zem Sitz in Nürnberg seine erste Generalversaumlung abhalten 
und dabei die Wahl des Vorstandes für die nächsten drei Jahre 
hornehwen. Auch der deutsche Brauerbund wird fich einfinden und 
ich an den Wahlen betheiligen. 
J(Der Tenorist Lederer) oder, wie er sich eigentlich schreibt 
Ledoͤrer,“ ist jeßt berühmter geworden, als er es durch seine 
Stimme jemals war oder geworden wäre. Die „Frankfurter La— 
ern“ feiert ihn in nachstehender Weise: 
Der Tenoristen sind es viel: 
Berühmt war Niemand durch fein Spiel, 
Sentheim darch seiner Stimme Metall 
Und Wachtel durch den Peitschenknall, 
Der Tamhberlik durch's hohe Cis, 
Und Lederer — durch einen Biß. 
4 In der 12,000 Einwohner zählenden polnischen Guber— 
—XX —A sind über 600 Wohn- und andere Gebäude 
n Äsche gelegt und über 9000 Menschen obdachlos geworden. 
F Frankfutt, 28. Juli. Gestern wurde an der Kasse der 
hderren J. J. Weiler Soöhne ein österr. 1864er 100 fl.Loos zum 
Tourse don 161 fl. verkauft. Im Augeublicke, als der Verkäufet 
»as Geld in Empfang nahm, bemerte einer der Chefs, daß folches 
»ereits im Jahre 1870 mit einem Gewinn von Zwe'malhuadert⸗ 
wangzigtausend Gulden gezogen worden. Er machte dem Ver— 
ãufer davon Mittheilung, worauf das Loos sofort zurückgegeben 
vurde. Der glückliche Gewinner ist Herr Fr. Deubel aus Höchst 
J. M. 
pElberfeld, 22. Juli Bor längerer Zeit war einen 
hiestgen Arzt, dem Dr. S. ein Knopf durch die Luftröhre in die 
dunge gegliltten. Der Schwecleldende begab sich, nachdem alle 
Zersuche, ihn hier von dem Knopf zu befreien, gescheitert waren, 
inlängst nach Frankfurt a. M. Dort schritt man zu einer Radi⸗ 
ralkur? zu einem künstlich herbeigeführten Blutsturz, durch welchen 
zer fatale Küopf aus der Lunge glücklich wieder entfernt wurde. 
Der seltene Fall ist wohl geeignet, in medicinischen Kreisen Aufsse⸗ 
Jen zu erregen. 
p Béarlin, 253. Juli. Die Ausprägung der neuen Reicht 
nünzen betrug bis zum 11. Juli d. Is. an Goldmünzen- 
341346, 820 Mart 20-Markstucke, 202,953,620 Mark, I0-Marl 
tücke; an Silbermünzen: 21, 109,602 Mark 1-Markstücke, 6 381,582 
Mark 80 Pf. 20-Pfennigstücke; an Nickelmünzen: 2,890,439 
Mark 20 ppff. 10.Pfennigstücke, 8344,671 Mark 85Pfenigstück; 
in Kupfermünzen: 461,307 Mark 92 Pf. 25Pfenni—-stüde, 
206,392 Mark 8 Pf. 15Pfennigstücke. Gesammtausprägung: an 
Boldmünzen: 1,044, 300, 440 Mark; an Silhbermünzen 
27, 491, 184 Mark 80 Pf.; an Nickelmünzen; 83,235,110 Mar 
10O Pf.z an Kupfermünzen: 667,700 Mark. 
'Wien 28. Juͤli, Baron Anfesm Rothschild ist gestern 
Übend gestorben. 
Das „N. Wiener Tagbl.“ erzählt folgende Geschichte 
Bekanntlich weilte der Wiener Maler v. A. jetzt längere Zeit in 
Berlin, beschäftigt mit dem Porträttiren zahlreicher Mitglieder des 
eutschen Kaiferhauses. Er erfreute sich besonderer Beliebtheit am 
Berliͤer Hofe und war zu den Festen und Empfängen desselben 
zeladen. Auf einem Hofballe, dem er beiwohnte, trat ein Kavalier 
der Kronprinzessin auf ihn zu mit der Meldung: „Ihre kaiserliche 
Hoheit wünsche den nächsten Walzer mit ihm zu tanzen.“ A. fuhr 
was zurück, deutete auf das spiegelblanke Parquet: ⸗Da is es 
mir zu glatt, so bin ich es daham nit g'wöhnt.“ Der Kavalier 
ies in din Nebengemach: „Treten Sie nur da ein, dann wird's 
chon gehen.“ A. gehorchte der Weisung und ging in das Zimmer— 
n welchem den Tänzern von Lakaiena die Schuhsohlen gehörig mit 
Zreide angestrichen wurden, um sie vor dem Falle zu sichern. Se 
Jegen die Tücke des Hofbarquets gesichert, trat der Maler in den 
Saͤal. Die Kronprinzessin tanzte mit einem hohen Kavalier, der 
aus Respekt seine Tänzerin nicht an sich drückte, sondern etiquette⸗ 
zerecht mit vorgestreckten Armen von sich hielt. Als er die Kron⸗ 
zrinzessin wieder auf ihren Platz zurückgeführt hat, trat A. vor 
ie hin: „Kaiserliche Hoheit — haben mich zum nächsten Walzer 
fohlen, ich kann aber nicht so wie der Herr tanzen, der jetzt mi 
ufß Wiener Art ient an' 
Men 
detanzt hui 
14 
zan;zt 
nur