St. Ingberter Acnzeiger.
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— Zust.
C 123. —
1874
Deutsches Reich.
Mänchen, 30. Juli. Wie wir erfahren, wurden Seitens
eß koͤnigl. Staatsministeriums des Aeußern, welchem die Postver⸗
daltung Bayerns unterstellt ist, in Bezug auf jene Verdächtigungen,
velchen dieselbe anläͤßlich des Aufenthaltes des Fürsten al
n Kissingen verletzter Briefschaften des Letzteren wegen von Ber—
iner Blättern ausgesetzt war, die nöthigen Schritte veranlaßt, um
enen unwahren Behauptungen Schranken zu setzen. Minister v
gfreyschner soll auch bei der letzten Anwesenheit in Kissingen Er—
zaͤrungen abgegeben haben, welche die Integrität der bayerischen
dosten erfordern. (N. C.)
München, 2. August. Wie die „A. Z.“ vernimmt, hat
Ze. Majestät der König dem Reichsrath v. Döllinger zu dessen
damensfest die herzlichsten Glück- und Segenswünsche telegraphisch
usgesprochen.
Für den preußischen Staat ist, wie man hoͤrt, die Anord
rng getroffen, daß fortan alljährlich der 2. September zum Au⸗-
ienken an die glorr« ichen Erfolze des Krieges 1870,71 und die
WBiederherstellung des deutschen Reiches in den Schulen als Fest⸗
ag begangen werde.
Mestz, 30. Juli. Hiesigen Blättern zufolge soll die hiesige
fortifikation, welche die Räumlichkeiten der vormaligen französi—
chen Direktion du Genie inne hnt, in besagten Lokalitäten einen
ehr interessanten Fund gemacht haben. Zwischen einem Zimmer
ind dem Speicher entdeckte man einen leeren Raum von ca. 1
Meter Höhe, wo sich eine ziemliche Anzahl Festungs⸗ und ähnliche
ßläne vorfand. Dieselben beziehen sich aus die sämmtlichen s. Zt.
zer Metzer Geniedirektion unterstellt gewesenen Festungen, darunter
uuch Toul und Longwy, welche bekauntl'ch in französischem Besitze
)erblieben sind. Das meifte Interesse gewähren diejenigen Kartten,
velche ganz spezielle Angaben über die Unterminirung verschiedener
trücken und Heerstraßen enthalten.
Oesterreich.
Wien, 30. Juli. Die Freimaurer waren bei uns seither
om Gesetz geächtet. Alle möglichen Vereine durften nach Maß
jabe des Vereinsgesetzes existiren, nur die Freimaurerlogen waren
inter allen Umständen unzulässig, und sie nahmen deßhalb ihren
Zitz in den nahen unzarischen Grenzstädten, in Preßburg, Oeden
urg, ꝛxc., denn in Ungarn stand ihnen nichts im Wege. Einer
euefsten Eingabe von betreffender Seite ist es endlich gelungen,
jeser eben so unbegre flchen als ungerechten Ausnahmstellung ein
dJiel zu setzen.
Versaitlhes, 1. Aug. Die Nationalversammlung be
schloß mit großer Majorität ihre Vertagung vom 6. August bis
3. Rovember und verwarf die Anträge der Linken auf Nifhebung
des Belagerungszustandes.
Spanien.
Madrid, 31. Juli. Castelar hat sich in Alicante
Macseille eingesch'fft.
Madride, 1. August Der Banquier Retortillo ist
uuf der Reise nach Frankreich in Navarra von einer Bande ge⸗
angen genommen worden und mußte sich mit einem Lösegeld von
80. 000 Fres., für welche er Wechsel ausslellte, freikaufen.
Italien.
Rom, 31. Juli. Der Papst hat enlschieden, daß die Bi⸗
chöfe von Mez und Straßburg künftig vom heiligen Siuhl direkt
bhängen sollen. (Pf. Post.)
Vermischrtes.
Pirmasens, 2. Aug. Ich habe heute von einem
chweren Unglücksfall zu berichten. Heute Morgen gegen 9 Uhr
vollte die Magd des an der Haupistraße wohnenden Handels⸗
nannes Selig in dem unter demHause befindlichen Keller aus einem
Fasse Petroleum ablassen. Dieses fing an dem Lichte, welches sie bei
ich hatte, Feuer und zersprengte das Faß mit einem fuͤrchtbaren
dnalle. Die Nachvarn glaubten Anfangs es sei geschossen worden,
allein der aus dem Keller hervordringende Rauch belehrle sie bald
ines Andern. Der Gendarmeriewachtmeister stürtze fich zuerst in
den Qualm und brachte das über und über verbraunte Mädchen
heraus welches 1313 Stunden darnach starb. Dadurch, daß bir
eller gewölbt und die Feuerwehr sogleich bei der Hand war, wur⸗
de weiteres Unheil verhindert. Wenn das 17jahrige unerfahrene
Maͤdchen ihr Geschaft auf Geheiß ihrer Herrschaft verrichteie, so
rägt letzere eine große Verantwortung, denn wer mit Petroleum
jandelt, sollte auch die Gefährlichkeit desselben kernen. Das
Mädchen ist aus Vinn'ngen.
7 Frankenthal. Wie man der K. V.“ mittheilt, wird
für den bevorstehenden dritlen Guß der Kaiserglocke u. a. auf grö⸗
jere Stärke der Fandamente Bedacht genommen werden, da beim
weiten Guß an 20 Centner flüssigen Metalls durch eine kleine
Deffaung nach unten sich durchgedruͤckt hätten.
Saurbrüchen, 1. Aug. Gestern Abend find drei auf
ziesigem Güterbahnhofe beschäfligte Arbeiter verunglückt und ins
dospital abgegeben worden. Sie waren im Begriffe einen auf
Böcken stehenden Eisenbahnwagen auszubessern, aĩs eine Rangir—
Fraukreich. naschine an den Wagen stieß wodurch von den unter lehterem
Paris, 1. Aug. Dem Vernehmen nach sollen Truppen- zefindlichen drei Arbeitern zwei ziemlich schwer der eine am Kopf,
vrps an der spanischen Gränze zufammen ge; ogen werden. Auch der andere am Bein) verletzt wurden. Man zweifelt, daß Ersterer
ritt man hier dem Gedanken an die Anerkennung der madrider nit dem Leben davonkommen wird. Der Dine hat nur leichtere
degierung immer näher, indem man Alles aufbieten möchte, um Berletzungen davonzutragen. Wer die Schuld au dem betlagens⸗
euisches Einschreiten zu verhindern. Die „Presse“ versichert, die! verthen Ünfalle trägt, ist uns nicht bekannt geworden.
egierung bereite eine wichtige Note vor, um der Anklage gewif- J EGEGEaarbr. Ztg.)
r fremder Blätter, daß Frankreich Mitschuldiger Don Carlos sei, fF Aus Kolmat schreibt man dem „Elsasser Joucnal“
n Ziel zu setzen. Vefehl zur strengeren Ueberrachung der spani- interm 27. Juli: „Heute erschien vor dem Sqhwurgericht des Ober⸗
jen Gränze wurde gegeben. Geschehen ist jedoch noch nichts, als elsasses der Mörder Joseph Most, der traurige Held des Dram'as
aß in Prats de Mello ein für Don Carlos bestimmtes Kleidungs- in der Ballstraße in Mühlhausen, wovon Sie seiner Zeit gesprochen.
id wegenommen wurde. — Dem officissen, Moniteur“ zufolge (Derselbe hat bekanntlich seine Schwester ermordet, seine Mutter
ll Don Carlos Gemahlin aus Pau entfernt und ihr ein von und eine andere Schester verwundet.) Zahlreiche Neugierige wohn⸗
ex Granze weiter entfernter Aufenthaltsort angewiesen werden. ten den Verhandlungen bei. Um 848 Uhr sprach der Präsident
ile diese Maßregeln wurden bis jetzt nicht ergriffen, weil die Re⸗des Hofes das Urtheil, das Most zu lebenslänglicher Zwangsarbeit
erung schon aus Rüdsicht für die klerikale- legitimistische Partei veruriheilt. Dieser hörte die Verlesung des Urtheils gleichgiltig
uichts gegen die Carlisten thun wollle. Hätte man das Nothwen- an; wähirend der Debatten hatte er nicht die mindeste Reue ge⸗
ge früͤher gelhan, so würde der Carlistenausstand laängst unters zeigt und einen äußecsten Cinismus zur Schau getragen.' Als der
rückt sein. Die Vorwürfe gegen die französische Regierung sind Präsident nach beendigter Verlesung ihn fragte, ob er ein Begehren
ssa vollständig begründet. — Wegen der Haltung der itailenischen zu machen habe, erwiederte er ganz frech: „Warum verurtheilt
kegierung ist man fortwährend besorgt. Die offizisse „Presse“ man mich nicht zum Tode ?“
thält einen Artikel, worin gesagt ist, daß der Erzbischof, wenn er 7 Worms, 31, Juli. Commerzienrath C. W. Heyl bal
d an seine Heerde wende, die Lage Frankreichs nicht vergessen heute aus Anlaß der glüflich erfolgten Entbindung seiner Gattiu—
rie. wenn er dem Geseze nicht anheimfallen wolle. don einem gesunden Knaben dem hiesigen Bürgermeisteramte zum
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