Reiches steht nunmehr definitiv fest. Nach gestern direlt hier ein⸗
getroffener Nachricht kommt der Kronprinz aum 6. September Mit⸗
ags mit großem Gefolge hier an; sein Aufenthalt dahier behufs
Inspizirung der Truppen währt bis zum 9. September Nachniitags.
Im Ahhans zur „Pfalz“ bei Herrn Dümmler sind die Zimmer
bestellt.
F Am 14. ds. wurde in der Staatswaldjagd des Reviers
Waldmohr, Abtheilung Schippe, durch J. Hauter von
Websweiler Hof auf dem Pürschgange ein Keuler erlegt, der ein
Bruttogewicht von 280 Pfund hatte und dessen untere Hauer
Waffen) eine länge von 18 Centimeter haben.
Kaiserslautern, 18. August. Die Tagesordnung
für die Verhandlungen des pfälzischen Kreislehrervereins, welche
demnächst in Zweibrücken stattfinden, wurde durch den Ausschuß,
ver heute hier tagte, festgesetzt, wie folgt:
Am 15. September im Saale des Zweibrücker Hofes“ Er⸗
zffnung der Verhandlungen Abends um 6 Uhr: 1) Bericht des
ersten Vorstandes über die Thätigkeit des Kreisvdereins, 2) Schul⸗
zlattfrage, 83) Revision der Vere'nsstatuten, 4) Ergänzungswahl
zes Kreisausschusses, Am 16. September; Gröffnung der Ver⸗
jandlungen am 11 Uhr Vormittags: 1) Refecat über die Shätig—
it der Bezirtsvereine (. Vorstand), 2) Mittheilung des Wahl—⸗
refultates (ders lbe), 83) Die Aufgabe der Schule gegenüber der
imer mehr un sich greifenden Zuchtlosigkeil der Jugend, sowie
der Verbrechen im Allgemeinen (Referent: Lehrer Trautmann aus
Ingenheim), H Deutsche Resnspcache (Referent: Lhrer Schneider
us Mußbach), 8) Die Nebenbeschäft'gung des Lehrers im Lichte
Fer Pädagogit (Referent: Lehrer Bernhard aus Herrheim a. Berg),
5) Wie und wodurh sind ugsere Lehrerversammlungen fruchtbar
zu machen? (Referent: Lehrer Rudolph aus Zweibrücken).
pKaiserslautern, 19. August. Gestern ereignete sich
hier ein höchst bedauerlicher Unglücksfall. Es wurde nämlich in d
Pirmasenserstraße ein etwa sbjähriger Knabe überfahren. Nach Aus-
sagen von Zeugen soll der Fuhrmann an dem Unglück unschudig
jein. Das Kind fiel vor dem Pferde nieder, das es auf den Kopf
rat, und nachdem der Fuhrmann dies nicht gesehen und also auch
nicht angehalten hat, noch überfahrrn wu de. Den Fuhrmann über⸗
ndarte bei Wahrnehmung des Unglücks ein solcher Schrecken, daß
reohnmächtig wurde. Das Kind aar sofort todt. (Pf. V).
Kaiserslautern, 19. Aug. Bei der gestern stattgee
sabten Versteigerung des jetzt Hin. Bezirksgerichtsdirekior Zöllber
n Frankenthal gehörigen Thomas'schen Hauses am Schillerplatz
sneben Case Carra) wurde das Meistgebot (10,000 fl)rvon Hrnu.
Dr. Theodor Orth abgegeben. Der Zuschlag! erfolgte jedoch
nicht, da der Eigenthümer 28,000 fl. verlangt.
. Die „Rhpf.“ erfährt aus Edenkoben, daß, der dortige
Stadtraih in feiner Sitzung vom 16. August die Lehrergehalte
wesentlich erhöͤht hat, und zwar den Gehalt der Verweser auf
300 fl. und den der Lehrer auf 600 fl., mit Quinquennialzulagen
»on je 25 bis auf 800 fl. — Demselben Blatte schreibt man aus
Dogersheim, 16. August: Soeben 49/4 Uhr ward eine Versamm⸗
lung der hiesigen Socialdemokraten von dem hiefigen Polize korm⸗
misfr, als Regierungskommissär fungirend, wegzen Aufreizung,
Vetletßung des Art. 180 ꝛc. aufgelöst. Alle hiesigen Rechtlich⸗
Fenkenden hoffen, daß damit dem Treiben einer Clique, die hier
keinen Boden hat, ein Ende gemacht wird. —
7 In Siebeldingen wird der Kriegerv rein zur Feier
des 2. Sepiember einen Fackelzug veranstalten; die Schuljugend
zrhält Bretzeln auf Gemeindekosten.
Speier, 18. August. Gestern rannte ein rheinabwärts
zehendes Schiff auf die Cisenbahnbrücke bei Speier und lädirte
Fie Brücke derart, daß kein Eisenbahnzug mehr darüber fahren
sonnte. Personal und Material von dem gestrigen Abendzuge
mußten dahier übernachten.
. Speyer. Anmeldungen zur Aufnahme in die Frauen-
arbeitsschule sind bis längstens 1. September beim Bezirksamt
Speyer einzureichen; spätere Gesuche können nicht berückfichtigt
werden.
Am 17. August ließ der Hufschmied Heinrich Busch von
Edigheim unweit der Lamshe'mer Eisenbahn Ueberfahrt sein mit
em Pferde bespanntes Fuhrwerk ohne Auffsicht stehen. Beim
Herannahen des Güterzuges Nr. 80 wurde das Pferd scheu und
ersprengte die Barrierentette. Nur mit großer Mühe gelang es, 8
in der Nähe befindliche Kinder von dem si eren Tode zu retten.
4 Am 18. August sticßen, nach der „Pf. Ztg.“ Arbeiter beim
Graben der Fundamente eines Hauses zu Rheinzabern auf drei!
wohlerhaltene römische Thonplattensärge. Der größere, 1,80 Meter
sang, 0,44 Meter bꝛeit und 0,87 Meter hoch, enthielt ein wohl⸗
rhailenes Skelett. Die beiden anderen waren mit Erde und
Fnochen angejfüllt.
f Nächsten Sonntag dea 28. August wird in dem uns zu—
nächst gelegenen lothringischen Kantonshauptorte Bitsch ün
dandwirthschaftliches Fest mit Preisbertheilung für
Pferde und Hornvieh sow'e für die preiswürdig befundenen Oeko—
nom'een abg halten werden. Deßgleichen findet ein Preispflügen
nit Pferden und Ochsen statt. Den Schluß bildet ein gemein—
chaftliches Festessen im Rathhaussaale.
7 Wie die „D. R.-E.“ schreibt soll das preußische Sigats—
ninisterium mit den Plane umgehen, zur größeren Ausbeutung
des Saar- Kohlenbeckens Secundärbahnen, sowie den Saar- Mosel-
Tanal ins Leben zu rufen.
FMünchen, 16. August. Wie wir Vernehmen, steht in
nächsten Tagen die Wiecderbesetzung der Vorstandsstelle beim Ober—
voste und Bahnamte Augsburg durch den Oberpostmeister Hen. M.
d. Axshelm (in Speiser) bevor. Auf des Letzteren Selle soll der
. Vorstand des Oderpost· und Bahnamtes Würzburg Hr. O. ve
S—chellener versetzt werden. (N. K.)
7 München, 17. August. Vorgestern Abend ist ein junger
Themiker, welcher nach den vorliegenden Umständen sich damit ab⸗
gab, in wissenschaftlichem Interesse die Wirkung von Giften
und Gegengiften an sich zu eproben, an den Folgen eines
»erartigen waghalsigen Experimentes gestorben.
Die Münchener „N. N.“ schreiben: Adele Sp'tzeder ist
in der That mit der Ausarbeitung ihres Lebenslaufes beschäftigt.
der Hauptzweck der Broschüre ist, wie die „Südd. Post“ ange⸗
deutet hat, der, das Gesindel, welches bei ihr eine Existenz ge—
'unden und sie dann zum Danke bestohlen und verrathen hat, an
»en Pranger zu stellen. Besondeis erbost soll sie über einen Bur—
schen sein, der nach eigenem Gestündniß seinerzeit erklärt hat, daß
er sich glücklich schätzen würde, ihre Schuhe zu putzen und ihr
Poliz ispitzel zu sein, der speichellecker sche Rimereien auf sie ge⸗
acht, den sie dann buchstaͤblich vom Verhungern g'erettet, der sich
hieranf mit Sp'tzeder'schem Gelde eine Druckerei gekauft, seließ⸗
icch aber, als sie selbst von ihrer Höhe gestürzt war, sich von allen
derart'gen Subjekten am allerniederträchtigsten gegen sie benommen
sat, und der jetzt faktich, wenn auch aus guten Gründen nicht
iominell, Eigenthümer und Faiseur eines hiesizen Gassenbuben⸗
Blattes ist.
7 Berlin. Wie sehr der Handel mit Menschenfleisch gegen⸗
värtig in Blüthe steht, beweist folgende commerc'ell gemüthliche
Aazeige eines Herathsvermittlers: „Seit vierzehn Tagen habe ich
einen U⸗berschuß von zweihundert Herren auf Lager, darunter gut
ituirte Kaufleute, Nentiers, Lehrer, Inspeltoren, Doktoren, Pro⸗
essoren, höhere Staatsbeamte, Gutsbesitzer, Rittergutsbesitzer, Ba⸗
rone, Grafen und Prinzen. Wiollen sich keine Bräute firnden ? Kann
jedes Alter von 17 Jahren bis noch zu 52 Jahren gebrauchen.
Adressen unter K. M. 174 2c.“ — Wie viel das Pfund Guts⸗
besitzer oder Baron kostet, ist leider nicht gesagt.
7 Durch Dortmund kam vor Kutzem eine Karawane von
110 Persouen, die in der Hoffnung eines guten Unterkommens
nach Brasilien ausgewandert waren, jetzt aber enttäuscht, verarmt,
jserlumpt von dort zurückkommen. In den Colonieen, wo sie sich
ansiedelten, hatlen sie harte Arbeit, schlechte Ernten, in Folge da—
von Noth und Krankheiten, so daß sie nunmehr in Elend versan⸗
en. Deutsche und Engländer brachten endlich so viel Geld zusam⸗
nen, um für die übrig Gebliebenen, die durchaus nach Deutsch-
sand zurück wollten, die Ueberfahrt zu bezahlen. — Die brasilia⸗
nische Regierung hat neuerlich einem gewissen Jose da Costa wie⸗
der eine Concession zur Einführung von 15,000 europäischen
Ansiedlern ertheilt; wir denken, nach solchen Erfahrungen werden
hm unicht Viele auf den Leim gehen.
. Ein bedauernswerther Unglückefall, welcher in den
veitesten Kreisen tiefe Theilnahne erregt, hat die Familie des
Präsidenten der Preußischen Bank Herrn von Dechend, betroffen.
kine vor Kurzem verheirathete Tochter des genannten Herrn war
nit ihrem Gaiten, Profeffor W., auf einer Reise in der Saweiz
egriffen und von dorther ist den Eltern der Dame die betrübende
dunde gekommen, daß bei einer Fahrt auf dem Vierwaldstädter
Zee das Boot, in dem sich Professor W. mit seiner Gattin be⸗
'and, von einem Dampfer überfahren und daß die junge Frau
ein Opfer der Wellen geworden ist. Der unglückliche Batte,
velcher seinen Schw'egereltern telegraphisch den Tod ihrer Tochter
anzeigt, schließt das betteffende Telegramm mit den inhaltsschweren
Worten: „ich leider gerettete!“
Reneste Moden. Die unter diesem Titel in Leipug erscheinende
llustrirte Modenzeitung beschließt mit der soeben ausgegebenen Nr. 12 ihren
187 4er Jahrgang. Diese Nr. 12 bringt vorherrschend Wäschezeichnungen und
Beschreibungen und bietet darin eine reiche Ausbeute des Praktlischsten und
steuesten. Ueber den gesammten Jahrgang läßt sich wohl jagen, daß sich
er Faden vortrefflicher Originalität nicht verkennen, sondern in jeder einzel⸗
ien Nummer auffinden läßt. Von besonderem Werthe, namentlich für junge
Damen welche sich ihre Kleidungsstücke selbst anfertigen, sind die Schniti-