Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberker Anzeiger. 
der St. Jauberter Unzeigeer sund daß mit dem Hauptblatte verbundene Uaterhaltungsblatt, mit der Dienslags⸗, Donnerttagt⸗ and Sonnta 
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12 Silbergr. Anzeigen werden writ 4 Keir. die dreispaltige Zeile Blattschrift oder deren Raum berechnet. 
Donnerstag, den 27. August. 1874 
Deutsches Reich. 
München, 24. August. Die Verordnung. die Schul— 
dnung für die Studienanstalten, sowie die Realgymnasien betr., 
jet d.d. Schloß Berg, 20. d. die allerhöchste Sanklion erhalten. 
Der Religionsunterricht für die Schüler wird nach den hierüber 
zestehenden besonderen Bestimmungen ertheiltt. 
Münqchen, 24. August. Wie es heißt, wird der König 
hon der Reise nach Paris und Versailleß bis morgen oder über⸗ 
netgen hieher zurückkehten. Der bayerische Bundestaths⸗Bevoll⸗ 
nächtigte Herr Oberst von Fries ist auf telegraphische Berufung 
zestera Morgen aus Berlin hier eingetroffen und konferirte alsbald 
angere Zeit mit dem Tags zuvor hieher zurückgekehrten sKtriegß 
minister Generallieutenant Freiherr von Prankhz; letzierer ist heute 
dormittag zu seiuer Familie auf seine Besitzung bei Salzburg ab- 
gerelisf.. Die Hieherberufung des Herrn Oberst von Fries durfte 
mit der eben in Berlin stattfindenden Aufstellung des Militärctats 
dro 1875 in Verbindung slehen, — eines Gegenstandes, der wäh⸗ 
tend der bevorstehenden Saison des Reichslages zu voraussichtlich 
eht umfassenden Verhandlungen führen wirdrdr. 
In Leiphig war dieser Tage der deutsche Kriegertag ver⸗ 
sammelt, um das Band der Einigumng um alle deutschen Krieger⸗ 
xreine zu schlingen. Von allen Himmelsgegenden trasen am 22. 
die Vertreter von Vereinen ein und am Abend waren schon 
36 beim Präsidium angemeldet. Die Münchener Deputation 
prachte zwei schmucke Fahnen mit. Die Leißziger Ktrriegervercine 
jatten ein Empfangskomite gebildet, welches die ankommenden 
ameraden auf den Bahnhofen begrüßte. Abends 8 Uhr war 
zemeinsame gesellige Unterhaltung in Schweizerhäuschen im Rosen⸗ 
hal. Die Hochrufe auf Kaiser und Reich, auf Konig Albert 
auf die deutschen Bundesfürften überhaupt, auf das deutsche Heer, 
uuf das Cartellbündn'ß der deutschen Kriegervereine eꝛc. wurden 
nit stürmischem Hurrah und Beifall aufgenommen. Seitens der 
Leipjiiger Kriezerbereine hieß Herr Hindorf die Versammelten in 
deipzig herzlich willkowmmen. Einen tiesen Eindruck machte na⸗ 
mentlich die Ansprache eines Vertreters aus Bayern und des 
hräsidensen des Caitellbündnisses, Herrn Dinkelberg aus Magde⸗ 
durg, welcher aus dem letzten Feldzug ale acn zurück⸗ 
gelehrt ist. Der Letztere wies mit markigen, begeisterten Worten 
darauf hin, daß die deuischen Kriegervereine zwar von pol' tischen 
und religiösen Streitigkeiten sich grundsätzlich fern hiellen, daß sie 
aber immer Front gegen die juneren Reichsfeinde machen würden 
und sich ihrer ernsten Aufgabe wohl bewußt seien, die dentsch⸗ 
zationale Idee in ihren Kreisen zu pflegen. 
Berlin, 24. August. Der Besuch des Fürsten Bismard 
dei dem Könige von Bayern soll nur deßhalb unterblieben sein, 
veil Letzterer auf der Jagd im Hochgebirge sich befand, als der 
Jürst heimzureisen sich anschikte. Auf seinen schriftlichen Dan' 
oll eine ihn hochehrende Antwort des Koönigs erfo'gt sein. 
(B. u. H. Z.) 
Dem Pariser Korrespondenten der „N. Z.“ zufolge zahlen 
deutsche Häuser Subfidien an Don Carlos. Derselbe schreibt: 
»Es wäte an der Zeit, den Helfershelfern des spmischen Banden ⸗ 
ühcers, welche dieselben auch sein mögen, die Maske ablureißen; 
wäre namentlich geboten, zu verhindern, daß dem Mörder un⸗ 
eres Landsmannes Schmidt von deutschen Staatsang hörigen Sub⸗ 
idien zugesandt werden. Die Bankhäuser in M., in C. und in 
5. welche hier und in London im Aufirage gewisser „Edelleute“ 
dedeutende Summen an die carlistischen Agenten auszahlen lassen, 
noͤchte ich hiermit gewarnt haben. Wenn die offizielle Anerlennung 
der dom Marschall Serrano vertretenen Regierung stattgefunden 
at. müssen unbedingt diese Subsidienzahlungen als ein Reutrali⸗ 
aͤtsbruch angesehen werden. 
Frankreich —— 
Paris, 24. Aug. Der König von Bahyern besuchie gestern 
Begleitung Hohenlohe's die Museen, Monumente und Kirchen 
von Paris, sowie die neue Oper. Abends wohnte er einer Vor⸗ 
kellung im Theatre frangais bei. Heute begab er sich nach Ber⸗— 
a Iles, wo er zwei Tege verbleibt; morgen, als am Geburtsfeste 
des Aonigs, werden auf ministerielle Anordnung die großen Wasser · 
rünste spielen. 
Paris, 24. Aug. Der Konig von Bayern reist mit dem 
Brafen Holustein heute abermals nach Versailles, übernachtet im 
dotel des Reservoirs und will auch den morgenden Geburtstag in 
Bersailles zubringen; Mittwoch beabsichtigt der König mit dem 
)eutschen Botschafter, Fürsten Hohenlohe, Fontainebleau zu be⸗ 
uchen. Donnerstag soll die Rüdreise angetreien werden.5 
BParis, 25. August. Der Koͤnig von Bayern empfing in 
Versailles den Minister des Aeuferen, Herzog von Decazes, in 
Begenwart des Fürsten Hohenlohe; der König sprach aufs leb⸗ 
hafleste seinen Dank für de ihm gewordene freundliche Aufnahme 
aue und ersuchte den Herzog, auch dem Marschall⸗Präsidenten den 
Ausdrud seiner wärmsten Sympathie zu übermitteln. Die Abdreise 
bleibt auf Donnerstag festgesetzst. 
7 BBegen des Konigs von Bahern sind die Franzosen in 
lemlicher Verlegenheit: sie wissen nicht recht, sollen sie ihn feiern 
oder nicht. Der Allerweltsschmeichler „Figaro“ freilich widmet dem 
johen Gaste heute einen schwulstigen Artikel. Die Regicrung 
übrigens läßt es an Aufmerk amkeiten für den König nicht fehlen. 
. . Paris, 25. August. Dem „Vappel“ zufolge erließ der 
Minister des Inneren eine Special-Insirultion an die Prafelten 
zur Verhinderung des Waffenverkaufs an die Carl sten. 
Spanien. . 8 
Von den Carlhisten erzählen republikanische Blätter fol⸗ 
jende ueue Schandthat: Eine Abtheilung derselben sließ bei Ca⸗ 
orna auf einen armen Bauer, der sich nach Barcelona begeben 
dollte, uin dort Arbeit zu suchen. Von denselben befragt, wer er 
ei, sagte er ihnen den Zwed seiner Reise und jeigte zugleich einen 
Empfehlu gsbrief vor, den er für Barcelena irboliey. Die Naub⸗ 
nörder des Don Carlos nahmen ihm den Brief ab, nagel ten den⸗ 
elben auf den Rücken des armen Manneemit einem langen Nagel, 
der ihm auf der Bruft herauskam, und ließen ihn dann liegen. 
Bermishtee.. 
30 Si. Ingberst. 26. Augusi. Wilbuͤrger . VDer 
2. September steht vor der Thüre!“ In den meislen Siaͤdten 
inseres engeren und weiteren Vaterlandes irifft man Anstalten, 
diesen Tag in einer seiner hohen Bedeutung würdigen Weise zu 
eiern. Wollen und dürfen wir zurückbleiben ? Haden wir nicht 
die gerechteste Ursache, die feierlichste Verpflichtung sogar, die Er⸗ 
innerung an den Tag, an welchem der alte Erbfeind von dern⸗ 
ichen Mannen mit wuchtigen Hieben zu Boden geschlagen wurde, 
die Erinnerung an den Tag, der unserem geliebten Baterland die 
ang ersehnte und erstrebte politische Einheit mit sich gebracht hat, 
zurch eine unseren Verhältnissen entsprechende Feier wieder wa 9⸗ 
zurufen ? 
Mitbürger! Wir laden Euch deßhalb auf Freitag Abend 
3 Uhrr in das Seiter'sche Lokal zur Besprechung des Naͤheren ein. 
Wir rechnen auf zahlreiches Erscheinen aller wirklich patriorisch 
gesinnten Vürger. 
Einer iai Namen Vieler. 
J St. Ingbert, 25. August. Gestern Abend fand zur 
Vorfeier des Geburis⸗ und Namensiages unseres stönigs Gloden 
Jeläute, Bollerschießen und Zapfenstreich statt. Heute Morgen wurde 
der Festtag durch Glockengeläute, Böllerschießen und Zapfenstreich 
eingeleitet, Vormittags wurde ein Festgottesdienst und Nachmittags 
im Gasthaus zur Post cin Festessen aogehalten. — die hiesige 
nappschaft feierte den Tag in herlommlicher Weise durch Feste 
essen und Festball. — Viele Häuser waren beflaggt; 
T Der Kronprinz Friedrich Wilhelm wird am 9. Seplember 
nach Beendigung der militärischen Inspeltion von Homburg übder 
Reunkirchen und Mainz nach Frankfurt a. M. abreisen. 
FNeusttadt, 23. August. Der hiesige Konsumverein, 
welcher seit seinem kurzen Bestehen bereits einen Gew'nn don 389 
fl. erzielt hat, dehnt sich inmer mehr aus und sucht seinen Pu—