berwendet, ein Beweis, welche Opfer das verschuldete Land bringt
Ein italienisches Blatt berichtet von einem Werke, das Garibaldi
uͤber feine Thätigkeit ebru herausgegebeu hat. Ich erwähne des-
selben, weil ich darin ein probales Rezept zur Lösung der socia-
sen Frage fand. Garibaldi sagt nämlich, indem er sich an die
Reichen wendet: „Wie entfliehen wir der Gefahr der Interna⸗
sionale? Nichts leichter dedie jetzt für fünfzig essen, sollen sich be⸗
gnügen, für 285 zu essen.“ Probatum est! Vor den Assisen des
doirdepardements wurde am 27. August ein Kerl wegen 5 Mord⸗
thaten zum Tode verurtheilt.
Paris, 1. September. Die franzöͤsischen Festungen wer—
dea in diesem Augenblicke einer aufmerksamen Inspektion unterzo⸗
gen, durch welche der Kriegsminister, General von Cissey, ch
aͤberzeugen will. daß seine Weisungen zur Wiederherstellung des
Marcerials dieser festen Plätze auch richtig ausgeführt worden sind.
Der Dvisionsgeneral Frossard besorgt diese Inspektion für die
Festungen Toul, Méz dres, Verdun, Longwy, Montmady und
Vitrry; der Divifionsgeueral Dontrelaine für Rennes, Cherbourg,
Bresi und Lorient; der Divisionsgeneral Dubost für Paris und
Versailles; der Divisionsgeneral Rissault für Lyon, Grenoble,
Fort Barrault, Embrun, Briangon, Marseille und Toulon; der
Zrigadegeneral Cadart für Lille, Doua;, Cambrai, Bouchain
Balenciennes, Conde, Maubeuge, Landrecic, Dünnkirchen, Amiens,
Jaon, La Foͤre und Arras; der Brigadegeneral Chareton fult
Besancon, Langres, Belfort, Chaumont und Bourg; der Brigade⸗
general Boisonnet für Monpellier, Perpignan, Carcassonne und
Narbonne; der Brigadegeneral Dupouet für Toulouse, Foix, Mont
auban, Cahors, Bayhonne, Pau, Tarbes. Vordeaux und Larochelle
der Brigadegenerat Jovain für Tours, Chateauroux, Poitiers
Niori, Angers, Saumur, Limozes, Perigueux, Clermont, la Puy.
Zaint Etienne und Montluçon; der Brigadegeneral Blondeau für
Rouen, Havre, Le Mans, Za Floche, Chateaudun, Auxerre, La⸗
val und Orleans; endlich der Brigadegeneral Farre sür Oran,
Tonstantine und Algier.
Paris, 1. Sept. Dem „Bien public“ wird aus Rom
zelegraphirt, daß Don Cartos den Papst für sich und seine Armee
um den apostolischen Segen gebeten und daß Pius der Neunte
ihm das abgeschlagen hätte; desgleichen hätte der Papst sich ge—
weigert, einen Oberalwosonier für die carlistische Armee zu er⸗
nennen.
Spanien.
Obwohl die Zeit der Besttzung Calahora's durch die Carli—
sten nur von kurzer Dauer war, so haben sie dort doch sehr gewalt.
ihätig gehaust. Sie entwaffneten zunächst — wie die „N. A. Z.“
minheilt —-die Besatzung, deren Kommandant in's Gefängnif
geworfen wurde; dann ging's an die Ausplünderung der Privat
gebäude und des Tabalksdepots. Die Geistlichkeit der Kathedral
mußte ihnen 85,000 Fr. bezahlen. Vier Freiwillige und die Zoll
beamten wurden erschossen, alle Sträflinge freigelassen; der Bahn.
hof wurde verbrannt und die Mobilen, welche ihn vertheidigten,
wurden gelödtet und ihre Leichnome verstümmelt. Auch den Maire
da Sladt wollten die Carlisten tödten, doch gelang es ihm, glück
lich zu entkommen.
Amerika.
Newyork, 29. Aug. Zu Trenton in Tennessee haben
die Neger eine bewaffnete Macht gebildet uud drohen din Weißen
mit Ausrottnng. Die letzteren gingen darauf angriffsweise vor⸗
nahmen eine Anzahl von Negern gefangen und lynchten 16 Rä
delsführer.
Irmischte v.
(TL) t. JIugbert, 2. September 1874. In dem
Dberhauser'schen Saale, der in einer Weise geschmückt war, die
leicht errathen ließ, welch' kundige Hand hier gewaltet hatte, fand
dem Programm geinäß am Abend des Sedantages die angesagte
Reunion statt. Dieselbe hat glänzender als Worte es vermoch!
hätten, Jene widerlegt, welche, von vorneherein an dem Zustande
sommen einer Festlichkeit verz veifelnd. zu einer ebentuell abzuhal
tenden Festlichteit keine zwanzig Theilnehmer in Aussicht stellten
Denn mälig füllte sich der Saal, ein Tisch nach dem andern wurd
besetzt, und gegen 9 Uhr war die ansehnliche Versammlung von
230 bis 300 Personen anwesend. Ein Prolog unseres Mitbür
gers, des Heren Kaufmann Schank, eröffnete die Reihe der Vor—
irage. Sehr zu bedauern war, daß Herr Schank durch den Lärm.
der durch die Fenster von Außen hereindrang, nicht von Jeder
mann im Saale verstanden wurde, denn seine Vorrede war ein ir
inhaltlicher, stylistischer und metrischer Beziehung gelungenes Werk
Wir möchten an dieser Stelle den genannten Herin bitten, sein
Dpus der Oeffentlichkeit nicht vorzuenthalten, denn es ist werth
in weiteren Kreisen bekannt zu werden. — Es folgte die Festrede
Jehalten von Herrn Professor Schlick. In edler Sprache wurd.
Arin nachgewiesen, warum wir den Tag der Schlacht von Sedan
als Nationalfest begehen wollen. Wir waren vollständig mit den
Bründen, die er anführte, einverstanden und wünschen nur, daß
dieselben auch bei den Gegnein der Feier Gehör fänden. Alz
driiter Redner trat ein Geistlicher aus dem badischen Obetlande
auf. Obwohl ein Fremdling, erlaube er sich doch, zu sprechen,
denn er habe von den Brüdern in seiner Heimath die innigsten
Brüße zu überbringen. Dieselben hätꝛ'en damals, als die Tage
bon Worth und Saarbrücken gekommen seien, um uns in banger
Sorge geschwebt und hätten mit uns gejubelt, als die Gefahr zu—
ückgeschlagen war. Und dann, als das große Kriegsdrama seinem
Ende entgegenging, als die Kämpfe um Belsort geschlagen wur⸗
den, hälten wir um sie in Angst gelebt, und mit ihnen nach glück—
lichem Ausgang derselben uns gefreut. So hätten wir also gleiche
Noth nnd gleiche Freuden mit einander getheilt und das Band der
Brüderlichkeit habe sich dadurch um uns gewoben. — Das unge—
ähr war der schönen, meisterhaft durchgeführten Rede schöner Sinn.
Wohlverdienter, donnernder Applaus folgte ihr. — Ein Toast
ceihte sich nun an den andern. Herr Anwalt Silbernagel brachte
unferem Kaiser, Wilhelm dem Weißbart, ein mit Begeisterung auf⸗
jenommenes Hoch. Herr Postdalter Conrad toastirte auf unsern
dandesherrn, den echt deutschgesinnten König Ludwig, Herr Fab⸗
rikbesitzer Weyland auf das deutsche Heer, dem wir es zu verdanken
jäuten, daß nicht wieder, wie schon so oft, französische Gräuel⸗
haten unser Vaterland heimsuchten. Herr Posamentier Kaiser
hänkte im Namen der ganzen Versammlung für die Grüße der ba⸗
dischen Brüder und ließ sie herzlichst erwiedern. Herr Bartels sagte
m Namen der anwesenden Krieger in wohlgesetzten Worten Dant
ür den Toast auf die deutsche Armee und ließ die Führer dersel⸗
zen hoch leben. Auch der Tod en wurde nicht vergessen. Herr
steumann von Schnappbach gedachte derselben mit ergreifenden
Worten und forderte die Versammlung auf, einzustimmen in das
ried: „Ich hatt' emen Kameraden“ ⁊c. Noch einmal wurde der
gefallenen Krieger von dem badischen Geistlichen gedacht; durch
Aufstehen der ganzen Versammlung wurde ihnen ein stilles, ehreu⸗
des Gedenken geweiht.. Hatte die Erinnerung an die Todten eine
tief ernste Stimmung hervorgerufen, so nahm doch bald das Fest
vieder, einen heiterern Charakter an. Gesangvorträge von Herrn
Zeiter und den Mitgliedern des Musikvereins, launig und ernst,
zrächtig durchgeführt, ließen die Stunden rasch verfließen. Dazu
noch die vortrefflichen Leistungen der Musikkapelie, — Alles be—⸗
strebte sich, dem Feste den Stempel der Gelungenheit aufzudrücken.
Noch mancher Trinkspruch wurde ausgebracht, und bis lange nach
Mitternacht blieb man beisammen. Als wir aufbrauchen, mußten
vir uns gestehen, lange keinem Fest mehr beigewohnt zu haben,
das einen so fröhlichen, ruhigen und in jeder Beziehung befriedi⸗
zenden Verlauf nahm.
fHomburg, 2. Sept. Seit heute Mittag ist unsert
estlich geschmückte und beflagte S'adt, eben so wie die Ortschaften
mit Mñitär besetzt. Das ist ein Leben und Treiben, gleich 1870
Nach gestern Abend direkt hier eingetroffenen Nachrichten, kommt
der Kronprinz des Deutschen Reichs am 6. September, Nachmit—
—DVV
Revue am H., erstere vor, letztere hinter Homburg. — Im Ge—
olge des Kronprinzen befinden sich General v. Gottberg, Adjutant
Oberst Mischke, Hauptmann Heydwolff, Major v. Stülpnagel,
Oberst v. Scheliha, Oberst v. Willissn, Oberst v. Xylandee, Ma⸗
jor v. Unruh, sowie der preußishhe Gesandte in München, Irhr.
v. Werthern.
(D. 8.) Otterberg. Auch in Otierberg wurde der Se—
dantag, vom herrlichsten Wetter begünstigt, in wärdiger Weise bes
zangen. Am Vorabend: Glockengeläute, Böllecschießen, Freuden⸗
seuer in der Umgebung der Stadt und bengolische Beleuchtung
der letzteen. Aun Morgen des Festtages: Glockengeläute und
Böllerschüsse. Vormittags 9 Uhr: Schulfeier in den einzelnen
A
»es Herrn Pfarrer Reiffel an die Schüler über die Bedeutung des
Zedanfestes. Nachmittags 4 Uhr war die eigentliche Feiex in dem
ehr schön dekorirten Saale des Heusser'schen Baues, die durch eine
Festrede des Herrn Pfarrer Reiffel eingeleitet wurde; derselbe legte
har, daß die Aufgabe, die ihm von der Stadt Otterberg durch
diese Rede gesteut sei, ebenso schwer als dankbar wäre, schwer sei
dieselbe weil er damit schmerzliche Momente aus dem jüngsten
Arieg wieder wachrufen müsse, dankbar aber sei sie, weil Oiter⸗
bderg gerade ihn zum Festredner gewählt habe und er als solchet
die giänzenden Erfolge des Krieges 1870,71 nochmals uns vor
Augen führen könne. Dann sprach er von dem günstigen Verlauf
des Krieges, der Begeisterung wahrend desselben, der Opfer⸗
villigkein und dem Muthe der Soldaten und dem rapfern Leiter
»es ganzen Krieges, ein Hoch auf den deutschen Kaiser schloß die
sede Dann schlofsen sich mehrete Hochs an auf den Konig Lud⸗
wig U., den Krondrinzen, den Fürsten Bismarck.