St. Ingberler AAnzeiger.
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M 150. Sonntag, den 20. September 1874
Deutsches Reich.
Das Gesetz betreffend die Ausprägung von Goldmünzen vom
4. Dezember 1871 und das Münzgesetz oom 9. Juli 1873 sollen
mnmehr in Elsaß Lothr'ngen eingeführt werden. Dem Bundes.
rathe ist ein darauf bezüglicher Entwurf, der 5 Paragraphen um
jaßt, zugegangen. Demnach findet eine Einziehung von Münzen
det Frankenwährung auf Rechnung des Reiches nicht statt, ebenso
bleibt auch die Bestimmung des Münzgesetzes über Außerkurssetzung
der Landesmünzen ꝛc. bezůglich der Rüngzen der Frankenwährung
außer Anwendung Bei der Umrecnnung wird der Frank zum
Wer:h von 0,8 Mark kerechnet. Paragraph 5 lautet: An Siclle
der Reichsmünzen sind in Elsaß Lothringen folgende Münzen der
Frankenwährung bis zur Außerkursfetzunug ju den daneben
bez ichneten Werthen bis zu den im Ari'kel 9 Absatz 1 des
Münzgesetzes vom 9. Juli 18783 bestimmten Beträgen in Zahlung
»u nehmen: a. an Stelle der Reichs Nikel- nnd Kupfermünzen
Centimenstücke gleich 4 Pfg., 10-Centimenstücke gleich 8 Pfg.,
20. Centimenstücke gleich 16 Pfg.; b. an Stelle der Rrichs⸗
silbermuͤnzen 50 Centinenstücke gleich 40 Pfg., 1 Frankstück gleich
80 Pfg., 2 Frankstück gleich Mark 60 Pfg. Auch die Reichs
und die Landeskassen sind verpflichtet, die vorstehend bezeichneten
Münzen der Frankenwährung in höh ren als den in Arukel 9
Abs. 1 des Münzgesetzes bestimmten Befrägen in Zahlung zu
gehmen.“ Die Motive heben die jetzigen Üelelstände durch Cire
culation der verschiedensten Münzsorten in den RKeichslanden her⸗
oor und betonen namentlich, daß das französische Golde und
Silbergeld in dem Maße aus dem Lande geflossen ist, daß bereits
ein empfindlicher Mangel daran empfunden wird und gerade deß
dalb, da der gegenwärtige Zeitpunki für Einführung der Münz⸗
esetze besonders günstig erscheine, eine Einlösung der französischen
Münzen aber von Reichswegen aber unthunlich sei, weil solche für
ẽlfaß⸗Lothringen nicht besonders geprägt wurden.
Fraukreich.
Paris, 18. Sept. Der aus den Verhandlungen über die
Tapitulation von Metz bekannte Regnier ist vom Kriegsgericht
wegen Spionage und Einverständnifses mit dem Feinde zum Tode
gerurtheilt worden.
Amerika.
Wafhington,; 17. September. Präsiden! Grant und
das Cabinet haben mit Einstimmigkeit den Beschluß gefaßt, den
Souverneur Kellogg zu schützen, da sie dessen Absetzung als eine
Gefahr für den Frieden des Südens betrachten. Der Comnmandam
der Bundestruppen in Louisianga ist angewiesen, die aufständische
Kegierung keinenfalls anzuerkengen. Für New-Orleans sind hier
nur 2500 Mann disponibel.
.Vermischtes.
FZweibrüdken, 19, Sept. Verzeichniß der An—
meldungen zum Pferde-Rennen in Zweibrücken am 20. Sep—
tember 1874.)
Nr. III. Officierss Hürden Rennen. 1. Baron v. Wilamowitz
dieutenant, von Metz, 2. Grashey, Lieutenant, von Augsburg,
3. Jachmann, Major von Frankfurt, 4. v. Hehden, Haudinam
hon Saarlouis.
Nr. V. Hürden- Rennen. Herrenreiten. 1, Jachmann, Ma—⸗
ot, von Frankfurt, 2. v. Heyden, Hauptmann von Saarlouis,
Ne. VII. Officiers Jagd⸗Rennen. 1. v. Wilamowitßz, Lieme—
zant, von Metz, 2. Grashey, Lieutenannt, von Augsburg 8.
Derselbe 4. Jachmann, Major, von Frantfuri. (Zw. Ztg.)
f.Saarbrücken, 18. September. Gesltern Nachmitlag,
urz nach 1 Uhr, hat in dem dicht bei Louisenthal gelegenen Osi⸗
chachte der Kgi. Steinkohlengrube Gerhard — Abtheilung Albert⸗
schacht — eine Explofion schlagender Wetter statigefunden, welcher
reider mehrere Menschenleben zum Opfer gefallen sind. Der Schacht
ist 115 Meter tief und var in dieser Tiefe seit letzter Zeit ein
Querschlag angesetzt, um die Verbindung mit den westwäcts be⸗
friebenen Grubendauen herzustellen. Someit bis jetzt hat ermittelt
verden dönnen, waren zur Zeit des Unglücksfales 2 Hauer und
Schlepper im Querschacht beschäftigt, von denen leider mit ziem⸗
icher Gewißheit anzunehmen ist, daß sie bei der Heftigkeit der
Erplosiou sosort den Tod gefunden haben. Kurze Zeit nach der
Explosion waren der Berginspektor Schotte, der Obersteijer Barth
und der Bergwerksdirektor Nasse von Louisenthal zur Stelle,
velche in Begle'tung m hrerer Steiger und Beumten in dem Fahr⸗
rumme des Schachtes einfuhren, aber von den ausströmenden
brand'gen und stickigen Gasen beläubt wurden. Nach großen An⸗
trengungen gelang es erst, die Eingefahrenen zu retten, mit Aus-
nahme des Obersteigers Barth, der als Leiche zu Tage gedracht
vurde, und des am Weitesten (etwa hundert Meter ties) vorge⸗
)rungenen Berginspektors Schotte, der trotz aller Versuche nicht
mehr zu erreichen war. Die während der gauzen Nacht und heute
jortgesetzten systematischen Rettungsarbeiten haben erst heute Mor—⸗
gen die Leiche auch des Letzleren zu Tage zu schaffen vermocht.
Die Arbeiten werden weitergeführt, um den Schacht völlig von
Gasen zu fäubern und bis zu den Leichen der von der Explosion
selbst betroffenen drei Bergleute vordringen zu können. (Saarbr. 3.)
F In einer Wirthschoft in der Judengasse zu Frankfurt a.
M. hat ein mit Verzehren eines Kartoffelsalates beschäftigter Gast
einen andern Gast erstochen, weil derselbe ein Stückchen Kartoffel
von seinem Salate genaschi hatte.
Bieerconsum. Vom Graf von Rodenstein im Oden—
wald geht die Sage, daß er innerhalb dreier Jahre seine Besitz⸗
ungen Beerfurt, Reichelsheim und Rodenstein in Heidelberg im
Gasibause zum Hirschen“ flüssig machte und die Studirenden von
Ddeidelberg zu Universalerben seines Durstes eingesetzt haben soll.
Die vorgenannten Besitzungen gehören dermalen den Grafen von
Erbach.
Jedermann hält dies nur für eine Sage. Aus der aller⸗
neuesten Zeit (Jnli 1874) kann aber folgende Thatsache berichtet
werden:
Achtzehn fränkische Flößer, welche mit der Zusammenstellung
eines Flosses, zwischen Staselberg und Eltmann in Baien be⸗
schäftigt waren. tranken in Abwesenheit ihres Floßpattons den für
die Reise nach dem Untermain beftimmten Biervorrath von
123123 Liter in drei Tagen aus. Der beiläufige Werlh des
Bieres war 217 Reichsmaͤrk. Die vertilgte Viermenge betrug
)Remnach auf jeden Tag 41014 Lrer und auf jeden der beschüf
igten Arbeitet per Tag 228/10 Liter resp. 452 Seidel. Aus
einen Tag enffaͤllt ein Werth von 7215 Reichsmark und auf
einen jeden der achtzehn durstigen Flößer von etwas über vier
Reichsssmark.
Ein Lithograph in Lauf (Mittelfranken) hat badische Zehn⸗
guldenscheine nachgemacht und bon den Fälschungen einen Betrag
bon etwa 3200fl. in Umlauf gebracht, wobei ihm ein Viehhändler
half, der dieselben, obwohl recht plump gemacht, den altbaherischen
Bauern aufbänate
Dienstesnachrichten.
Dem protest. Hausgeistlichen am Zuchthaufe zu Kaiserslautern
D. Fleischmann, wurden pragmatische Rechte und der Tile
„Pfarrer“ verliehen.
Der Lehrer H. Fettzer von Glanmünchweiler wurde zum
Lehrer an der obern, der Lehree D. Rumpf von Alsheim zum
Lehrer an der mittleren und der Lehrer V. Salzmann von
dütschenhausen zum Lehrer an der unteren Maͤdchenschule zu
daiserslautern ernanni.
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500 900 Expl. vurden in nicht ganz zwei Jahren von
I dem berühmten Vuche“
Dr. Airy's Naturheilmethode abgesetzt, jedenfalls der
beste Beweis für die Gediegenheit desselben.