Full text: St. Ingberter Anzeiger

Hl. Ingberler Anzeiger. 
er St. Anaberter Anzeiger (und das mit dem Hauptblatte verbundene Ualerhaltunzsblatt, mit der Dienstags⸗, Donnerstags⸗ and Sonnta 
ummer erscheint woͤhentliyn vie rmal: Dinstag, Donnerstag, Semstag und Sonntag. Apannementsdreis vierteliährig 42 Krzr. oder 
12 Silberar. Anzeigen werden mit 4 Krzr. die dreispaltige Zeile Blattfchriit oder deren Naum berechnet. 
Donuerstag, den 1. Oktober 118874 
Deutsches Reich. — die Darstellung der, Schlacht von Gravelotte-⸗St. Privat und reicht 
vom Vorabend der Schlacht bis zur Nacht nach der Shhlacht und 
München, 27. Sept. Der Major Helvig, dann die zum Bormittag des 19. August. 
»aupileute Ritter v. Xylander und Weinig vom Generalstab wur· · Frankreich. 
en dem preuß schen großen Generalslab auf zwei Jahre zugetheiltt Paris, 26. Sept. Wie in den Kreisen hiesiger spanischer 
ind werden demnächst nach Berlin abgehen. Dip'omaten versichert wird, soll die Proklam'rung des Prinzen 
München, 27. Sept. Dieser Tage find 5 ehemalige päpst- Don Alfonso von Asturien zum König von Spanien uunter der 
che Officiere, welche seit der Einnahme Rom's dabier lebten, ge- provisorischen Regentschaft Serrano's für den Monat Oktober in 
zeinschaftlich nach Bayonne abgereist, um von dort aus in die caus Aussicht genommen sein. 
stische Armee einzutreten. — Geçen die Redaction des „Vater— Die Rechtfertigungsschrift des Qbersten Stoffel ist nun er— 
ind' ist nun eine zweite und diitte Untersuchung eingeleitet und schienen. In der Hauptsache erfahren wir daraus, daß der gegen 
war wegen Beleidigusg der preuß schen Regierung und des Für ihn erhobene, jetzt als unbegründet erkannte Vorwurf, eine Depesche 
ien Bismarck, welch' Letzterer neuerdings einen Strafantrag ges unterschlagen zu haben, auf einem Mißverständniß — wenn es 
ellt hat. nichts Schlimmeres war — beruhte. Stoffel gehörte mit zu dem 
Frankfurt, 29. Sept. Graf Herbert -Bismarck, der Heneralstabe Mac Mahon's und hatte insbesondere als Kenner 
Zohn des Reichskanzlers, Attachoè der preußischen Gesandtschast in der deutschen Militärverhältnisse die Aufgabe, den Marschall über 
dresden, ist in die gleiche Stellung nach Müuchen versetzt. die Bewegungen der deutschen Armee im Klaren zu halten. Er 
Kehl, 20. Sept. Jn den letzten Tagen haben sich mehrere trebte vor Allem, mit Bazaine sich in Verkehr zu setzen, entsandte 
unge Elsässer, welche hier in Arbeit standen, verleiten lassen, nach zu diesem Zweck Forstleute, Zollwächter und zuletzt 2 Agenten der 
zpanien zu Don Carlos zu gehen. Die Leute erhalten 600 Fr. ehrimen Polizei, die er sich eigens dazu aus Paris kommen ließ. 
dandgeld und das Versprechen, daß vach Beendigung des Krieges diese Beiden waren aber ihrem Auftruge nicht gewachsen; sie ku⸗ 
veitere 2400 Fr. bezahit werden, allerd'ngs eine ziemlich unsichere nen nur nach Longwy; dort erhielten sie von dem Commandanten 
berheißung. Iberst Massareli drei Depeschen, welche unter'm 20. Angust von 
Baden-Baden,?9. Sept. Kaiser Wilhelm tkeaf Bazaine eingelaufen waren. Der Oberst überließ ihnen die 
eute Nachmittag halb 8 Uhr h'er ein, eine große Volksmenge Originaldepeschen, sie behielten dieselben und telegraphirten den 
mpfing ihn mit stürmischen Hochrufen. Der Kaiser, dessen frisches znhalt an Stoffel und beziehungsweise an den Kriegsminister. 
lussehen Jedermann mit Genugthuung bemerkte, dankte nach allen Als sie später wieder bei Stossel anlangien, übergaben sie diesem 
Seiten und fuhr nach dem „Hotel Meßmer,“ wo ihn die Kaiserin die Originalien. Es ist kein Wunder, daß dieser, da er schon 
rxwartete. In Begleitung Sr. Majestät befanden sich Fürst Rade ängst das Telegramm erhalten hatte, auf die Originalien keinen 
will, die Grafen Lehndorf und Fleming und Oberst v. Podbielsky. Verth mehr legte und sie einfach zu den Akten gab. Die Agen— 
Zämmtliche hier anwesende fürstliche Herrschaften, nämlich die bei- en aber, welche darüber ärgerlich waren, daß Stoffel ihnen weiter 
en Prinzen von Sachsen-Weimar, die Herzogin v. Hamilton, die eine Aufträge geben wollte, mögen durch ihre Reden dazu beige⸗ 
fürstin von Fürstenberg imd die Erbprinzessin von Monaco, sowie kragen haben, in anderen die Meinung zu wecken, Stoffel habe 
er russische und brittische Geschäftsträger und die Behörden der ine wichtige Depesche pflichtwidrig verheimlicht, was allerdiugs 
Ztadtennpfingen den Kuiser am Bahnhofe. Das Militär, und damals von höchstec Bedeutung gewesen wäre, da es sich um die 
zͤwilcabinet folgie in einem besonderen Eisenbahnzuge nach. Abends Frage handelte, ob Mac Mahon sich auf Paris zurückziehen oder 
icht Uhr brachte der hiesige Gesangverein dem hohen Gast ein, ob er mit Bazaine sich zu vereinigen suchen solee. 
Zztändchen. Morgen findet zu Ehren des Geburtstages der Kai⸗ Bazaine will während des bevorstehenden Winters in 
erin Illumination statt, und auf nächsten Sonntag ist zu Ehren, Madrid seinen Aufenthalt nehmen, die Gemahlin desselben ist be— 
jer weiteren hohen Gäste, die noch erwartet werden, großes Feuer- reits dort augekommen. 
derk augesagt. Der Großherzog und die Großherzogin von Mußsland. 
baden treffen heute Nacht 11 Uhr ein. St. Petersburg, 28. Sept. Unter den Kosacken des 
Berlin; 24. Sept. In Vörsenkreisen dentet man darauf Ural ist in Folge der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht 
uin, daß auf dem deutschen Geldmarkte eine Bewegung stattfinde, ein Aufstand ausgebrochen. Es sind -Truppen dorthin gesandt 
ie sich in der Steigerung ausländischer Werthe und in einer starken worden. (A. 3.) 
hHoldausfuhr manifestire. Diese Fluktuation wird als eine für die Asien. . .. 
oirkhschaftlichen Verhältnisse des Reiches sehr ungünstige hingestellte »Der deutsche Vizekonsul Haber zu“ Hokodale in Jabpaen 
ind darauf hingedeutel, daß eine Aenderung herbeigeführt werden st vor Kurzem ermocrdet worden. Man hatte diesem Morde 
nüsse. Es fragt sich aber, wie eine solche möglich zu machen ist, politische Motive unterschieben zu können geglaubt. Das stellt sich 
ibgesehen davon, ob sie auch gerechtfertigt wäre. Wie schon oft tzt Fals? falsch heraus. Nach japanischer Sitte glaubt ein den 
ürfte sich bei näherer Betrachtung herausstellen, das diese Be⸗ höheren Hasten angehörender Eingeborner, wenn er von einem 
orgnisse der Börse übertrieben, wenn nicht geundlos sind. Schon Fremdling veleidigt worden ist, seine Ehre durch die Ermordung 
»er Vergleich mit England muß zu der kutgegengesetzten Ansicht »es ersten besten Fremden, wenn er auch nicht der Beleidiger ist, 
ühren; es gibt und gab auf der ganzen Erde niemals ein Land, ächen zu können. Unglücklicherweise iraf Konsul Haber auf der 
essen Münzen so audanernd und in solcher Masse ausgeführt wer- Straße auf einen solchen mordlustigen Japanesen,der, mit seinen 
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ondern sie sind Weltmünzen geworden, welche als Werthmesser eine Rache kühlen? konnte. Nachdem der Japanese den Fremden 
är die aller Länder gelten. Wollen wir alsg unsere Goldmünzen niedergestoßetf, überlieferte er fich selbst den Behöcden. Die dentsche 
ilg gleichwertihig auftreten sehen, so müssen sie erst auf dem Reichsgesandischaft in Yeddo hat alle Maßregeln getroffen, damit 
veldmarkte bekannt werden. Die übergroße Ausfuhr unseres Goldes dem Mörder strenge Gerechtigkeit widerfahre, 
der letzter Zeit ist nur eine Folge der anßergewöhnlichen Zufuhr —— 
a den Jahren 1871 hbis, 1873. Nach ganz allgemeinen Gesetzen 
leicht sich das Verhältniß aber wieder aus; der Abfluß wird 
ofort ausfhören, wenn der Mangel im Auslande gehoben ist. 
Von dem Generalstabswerke:„Der · deutsch⸗französische Krieg 
70 — 71 ist soeben das 6. Hef: in der Kgl. Hofbuchhandlung 
‚n E. S. Mittler u. Sohn in Berlin erschienen. Es enthält 
Vermiseches 
F In Zweibrücken hat sich ein Verschönerungsverein 
gebildet, der schon 235 Mitglieder zählt, unter diesen O. Dingler 
in Konftantinopel. “ —7 —77 
7 Die Eroffnung des pfälzischen Schwurgerichts für das 4. 
Quartal 1874 ist auf Montag den 7. Dezember festgesetzt Uund zum