Full text: St. Ingberter Anzeiger

Slt. Ingberker Anzeiger. 
der St. Pnaberter Anzeiger (und das mit dem Haupiblatte verbundene Unterhaltungsblatt, mit der Dienstags⸗, Donnerstags⸗ und Sonnta 
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untersuchung beschlossen. (Es scheint also, daß die Haussuchung 
doch nicht so ergebnißlos war.) 
Aus München wird gemeldet, der foörmliche Ueberfritt Berlin, 6. Oktober. Wie in gut unterrichteten Kreisen 
»er König'n⸗Mutter zur katholischen Kirche werde am 15. Oktober, verlautet, soll gegen den Grafen Arnim eirst nach wiederholtem Mi⸗ 
hrem Geburisteg, ersolgen, und zwar nicht in München, sondern nisterrath, zu welchem auch der Oberstaatsanwalt Tessendorf heran⸗ 
n der Kirche von Hohenschwangau oder Berchtesgaden. Bischof gezogen worden, der Verhaftungsbesehl erlassen worden sein. (Fr. J.) 
haneberg von Speicr wird mit dieser Angelegenheit in Verbindung Berlhin, 6. Oktober. Die Frage wegen Freilossung des 
jebracht; es heißt, er werde zu der Ceremonie erwartet. Brafen Arnim liegt, wie d'e Kreuzzeitung wissen will, seit gestern 
Warum Prinz Leopold von Bayern jüngst zum Kaiser nach dem Kammergericht als zweiter Instanz zur Entscheidung vor. — 
dannover ging, das hat einer jener Herren ausgehecht, welche das die vom Grafen Arnim zurückbehaltenen Aktenstücke follen, der 
N. W. T.“ von München aus mit Sensationsnachrichten zu Spener'schen Zeitung züfolge, 40 Nummern sein. Die Verhandlun⸗ 
ersorgen pflegen. In Folge der — allerdings vorhandenen — jen wegen Herausgabe derselben sollen seit Monaten durch Ver⸗ 
Mißstimmung in Volkskreisen über den Hang Ludwig's 1II. zur nittelung des Schwagers des Grafen, des Bezirkspräsidenten von 
Zuruͤckgezogenheit, habe ein Familienrath staltgefunden, in welchem Ldothringen, Grafen von Arnim Boytzenburg, geführt worden sein. 
zie Eventnalität eines Rücktritts des Königs besprochen worden Frankreich. 
ei und mit dieser Berathung stehe die Reise des Prinzen Leopold In den 1400 Kantonen Frankreichs wurden am vorigen 
m engsten —— Man habe sich nämlich — so lautet Sonntag die Wahlen für die Generalräthe (Vertretung des De— 
zach dem Gewuͤhrsmann des „N. W. T.“ die im Volksmunde »dartements, gleich dem Landrath in Bayern) vorgenommen. Bis 
im meisten verbreitete Version — im Familienrath dahin geeinigt: etzt weiß man das Ergebniß aus etwa 1000 Kantonen, und danach 
Wegen der keine Heilung hoffen lassenden Kränklichkeit des Prin- st sicher, daß die „Konfervativen“ die Mehrheit haben. Aus 
ea Otto geht durch Verzichtieistung desselben die Krone auf den velchen Elementen sich diese „konservative“ Mehrheit zusammenge⸗ 
Brinzen Luiipold, aäͤltester Bruder des Königs Max II., über. etzt, wie stark dabei die Legitimisten, Bonapartisten, Orleanisten, 
Hrinz Lu'tpold resignirt zu Gunsten seines Sohnes Ladwig und konservativen Republikaner vertrrten sind ist noch nicht bekanut. 
gieser soll bereit sein, sein Erbfolgerecht an seinen Bruder Leopold Paris, 6. Olt. Der Ausfall der Generalrathswaählen ist 
ibzutreten. — Wenn wir auch die Möglichkeit zugeben, daß König jetzt fast vollständig bekannt; er ergibt ca. 800 konservative und 
dudwig über kurz oder lang seinen innersten Neigungen ca. 500 republikanische Wahlen. Gegen 100 Stichwahlen wer den 
nachgiebt, und auch formell sich von der Regierung zurückzieht, so stattfinden. Die Konservat ven gewinnen etwa 30 Sitze. 
wäre doch eine Verzichtleistung der Prinzen Luitpold und Ludwige! Bayonne, 6. Oktober. 47 desert'rte Carlistenoffiziere 
zu Gunsten des sich dem Reiche zuneigenden Prinzen Leopold ein uchen durch den hiesigen spanischen Consul Begnadigung bei dem 
tt von eminenter Reichsfreundlichkeii, dessen wir die Prinzen Marschall Serrano und die Erlaubniß zur Rückkehr in ihre Hei⸗ 
nicht für fähig halten. (Fr. Kur.) nath nach. Dieselben gaben an, daß das Verlangen nach Frie—⸗ 
Mauinnz, 5. Ott. Das „Wainzer Journal? veröffentlicht den in dem karlistischen Lager vielfach vorhanden, die Faͤlle der 
an Schreiben des Bischofs v. Ketteler an das hessische Ministerium Behorsamverweigerung nicht selten seien. 
und die beiden Kammern in welchem er nachdrücklich gegen die Spanien. 
vorgelegten Kirchengesetze protestirt, lieber vollständ'ge Trennung Santander, 5. Olt. Abends. Briefe und hiesig 
von Siaat und Kirche wünscht, und zugleich erklärt, dem katholishen Zeitungen versichern, im Karlistenlaget bei Durango sei eine 
Hlauben, dem Rechte und der Freiheit der katholischen Kirche Meuterei ausgebrochen und Don Karlos sei dabei darch einene 
nimmermehr etwas vergeben zu wollen. Zchuß in den Unterleib schwer verwundet worden. 
Berlin, 5. Okliober. Die Nachr'cht der „Pall Mall Gaz.“ England. 
on der Entsendung eines preußischen Offiziers (Lieulenant Stumm), London, 6. October. Die ‚Times“ veröffentlicht eine 
velcher der spanischen Armee attachitt werden solle, bestätigt sich Zuschrift eines in Spanien wohnenden Engländers, welcher die 
nicht. aatlistischen Gräuel besstätigt. 
Berlin, 6. Okltober. Ueber den Anlaß zu Graf Arnims ermiscyrer— 
Berhaftung erfährt die „Nordd. Allc. Ztg.“?: „Beim Eintreffen - In Heimkirchen (Kanten Olterberg) brannten am 6. d. die 
zes Fürsten Hohenlohe in Paris zeigte sich, daß das politische dirche (protestant.) nebst dem ganzen Inhalte sowie noch 3 Häuser, 
Archid der Botschaft unvollständig war. Eine genaue Revision er- 4* Scheunen und 6 Ställe nieder. Das Feuer war in der Jatob 
jab, daß eine große Anzahi Aktenstücke von herborragend politischer hristmann'schen Scheune zum Ausbruch gelommen, — anf welche 
Zedeutung nicht aufzufinden war. Graf Arnim ließ auf wieder- Weise, ist nicht bekannt. Der Brand dauerte von Mittags bis 
soltes Mahnen durch eine dritte Person einen geringen Theil der dachts 12 Uhr und war schwer zu bewältigen. 
Schriften dem auswärtigen Amte wieder zustellen. Vom Berbleib GBeinlesse.) In Neustadt wird die Lese wahrscheinlich 
es größeren Theils läugnete derselbe seine Wissenschaft ab, von im 12. Okt. beginnen, in Mußbach, Dürkheim und Ungsiein isi 
inderen Papieren erklärte er, daß er sie als Privateigenthum be⸗ dieselbe bereits auf den genannten Tag festgesetzt. In den Ge⸗ 
rachte. Den Hauptbestandtheil hielt er zurück; dem Erlaß des aus⸗ narkungen der beiden letzteren Weinorte leiden die Trauben ziemlich 
värligen Amtes auf Rückgabe verweigerte er jede Beachtung. Bei dark an Edelfäule, sonst hätte man den Herbst noch weiler hi— 
olcher Sachlage mußte gerichtliche Hilfe in Anspruch genommen nausgeschoben. 
verden. . In Schifferstadt soll es, wie der „Sp. Anz.“ erzählt, bei 
Berlin, 6. Oktober. Den Morgenblältern zufolge hat iner Wirthshauszänkerei über die Gemeindewahlon schließlich zu 
zjestern Morgen auch bei dem Sohne des Grafen Arnim, der olchen Thätlichkeiten gekommen sein, daß es Schwerverwundete gab. 
dieutenant im Garde-Dragoner Regiment ist, eine Haussuchung nach Strafrechtliche Untersuchung ist eingeleite.. 
»en gewünschten amtlichen Papieren statigefunden, welche indessgseun 7 Da im November und Dezember, und zwar längslens bis 
benfalls erfolglos geblieben wäre. — Die Mittheilung einiger 25. Dezember die Gemeinderathswahlen für die Periode 1874/79 
ziesiger Blätier betreffs der Verhaftung des Grafen Arnim ist vorzunehmen sind, so wurden die Vürgermeisterämter angewiesen, 
ahin zu berichtigen, daß es sich nicht um Privatbriefe, sondern um im Laufe des Oktobers die Listen der Wahlberechtigten herzustellen 
imtliche Aktenftücke handelt, was schon aus der Art des gerichtli- und sie öffentlich aufzulegen, damit etwaige Einsprache erhoben 
hen Einschreitens hervorgeht. Das Gericht hat gestern auf Grund werden kann, welche vom Gemeinderath zu erledigen ist. Die Listen 
es ermittelten Thatbestandes die Einleituug der förmlichen Vor, müssen bis 31. Otktsber herge stellt und berichtigt sein. 
Deutsches Reich. J