Full text: St. Ingberter Anzeiger

* 
7 In Ludwigthafen wurde am 26. de. in der Kramer'schen 
Wirihschaft Oggersheimer Chousseeh, ein Gast, anscheiuend Han 
lewann, mit solcher Vehemenz dor die Thüre gesetzt, daß. man 
. Fanem UAufkommen zweifelt. Der Schweroerl- tzte befindet fich 
in Spital. 44 —F 
Am Sonntag Abend wurden durqh die Gendarmerie don 
Annmweiler anter Miswirkung des Forslpersonals und einiger Jagd- 
vrachter in der Näbe von Ramberg zwei Angehörige der dortigen 
Mildererbande, welche von einem Streifzuge —XXRV 
F Der am 28. Dezember abhin zu Torrenbach im Kanion 
Bergzabern linder · und verwandtenlos verstorbene peusionirte 
dehrer Heinrich Sptenger hat die protestantische Gemeinte Dorren - 
zach zur Universalerbin eingesetzt mit der Bestimmung. daß das 
aach Abzug einiger Legate derbleibende Bermögen (zitta 18.000 
is 20000 fI.) zur Errichtung einer Kleinkinderbewahranstalt, bewz 
Zleintinderschule verwendet werde. 
7 Am 23. Januar, Vormittags, stürzten zu Meininingen 
hdeim Baue der Heller' schen Maͤlzerei beim Aufrichten der letzten 
Sparren. angeblich durch Zerreißen der eisernen Anler, die drei 
Bewslbe ein und begruben unter dem darauf ruhenden Gerippe des 
Debandes die dadei beschäftigt gewesenen (13) Arbeiter dee 
Zimmermeisters Hoffmann, von denen 2 sofort todt blieben, einer 
auf dem Transporte nach dem Kranlkenhause starb, wehrere schwer 
and wwei leicht verwundet murden. Nur zwei blieben underletzt. 
JWaingz. 28. Jan. Die hiesigen Briefträger, denen während 
des Wahlkampfes eine so harte Arbeit zu Theil wurde, haben eine 
Friragratifitation⸗ erhalten. Die, latholische Volkspartei gab 150, 
die Fortschrittspartei 50 Gulden, und die 200 Gulden wurden so 
zertheilt, daß j der Briefträger 5 fl. erhielt, während der Rest dem 
Bureaupersonal zufiel, welches die Wahlbriefe abgestempeit uund 
sortirt hatte. 
fVon Saarbrücken aus wird ein etwa 26 Jahre alter Vost⸗ 
amtsofsistent verfolgt, welcher dort seit dem 22. ds. verschwunden 
ist und als solcher 35,000 Thaler unterschlagen hat. 
p Straßburg. 24. Januar. Ein cchreclicher Unglucksfall 
pird aus Weilerihal (Annerx dan Kestenholz bei Schlettstadt) ge 
neldet: Am verflossenen Mittwoch Nachmittag suchte sich ein Eisen⸗ 
dahnbeamter die Zeit mit Scheibenschiehen zu vertreiben. hatte sich 
iber sein Ziel so unglücklich gestellt, daß eine von ihm abgefeuerte 
Zugel, die an einem Baum abprallte, einem in der Nähe mit 
Beidenschneiden beschaftigten Manne in den Unterleib ging und 
jach Verlauf einer halben Stunde den Tod desselben herbeiführte. 
Diese durch kolossalen Leichtsinn herbeigefütrte Toöͤdtung eines 5 
Zinder hinterlassenden Familienvaters hat die Einwohnerschaft von 
estenhoiz so aufgeregt, daß sie in Masse vor das Eisenbahnsta- 
sionsgebäude zog, um sich den Thäter zu holen, voran der Bater 
des Ermordeten, mit einem Messer bewaffnet. Die Aufregung 
legle sich mit einbrechender Dunkelheit, ohne Schaden angerichtel 
uu baben. Der Thater ist verhaftet. 
(Bahlkuriosum.) Zumn Humor der Wahl wird der „Hage⸗ 
ner Zig.“ folgender Witz mitgetheilt, don dem jeder Leser nach 
Belieben das Seinige glauben mag: In Essen, wo von den 
Iltramontanen der Obertribunalsrath Forcade de Biaix gewählt 
vpurde, batten die bosen Freimaurer und die übrigen sündhaften 
dindet der Welt Zettel mit der Aufschrist Fromagt de Brie 
drucken lassen und diese dem Küster der St. Simplicius ⸗Gemein de 
jur Vertheilung übergeben. Die Folge davon war, daß über 80 
angiltige Stimmzettel mit dem pikanten Namen aus der Urne 
herborgingen, bie auch bei der Erklarung des Küsters, den Ober ⸗ 
ribunalsrath gemeint zu daben, keine Giltigkeit erlangen konnten. 
ꝓ Als Kuriosum theilt die „Straßburger Ztg.“ tinen Wahl 
artikel des Abbe Hombourg, eines Elsassers, welcher für Frant⸗ 
reich optirt hat. aus der „ss. nat.“ mit. Der Aruitkel ist über⸗ 
chrieben: Schwatzer Sär zu Straßburg“ und lautet: Die ge— 
ornen Elsasser wollen nicht fimmen; so wird man die gelehrige 
DZeerde der teutonischen Nomaden zur Urne treiben, Daher die 
ewegung, die vom schwarzen Bären ausgeht! Das Gasthaus zum 
chwatzen Bären ist die Herberge der Teutonen vom linken Rhein⸗ 
afer. Zwei Schritte vom NMezzgerthor und nicht weit von der 
kruttenau, dem Ghetto der Deutschen, war diese Kneipe von 
eher der Mittelpunkt des Germanismus. Der schwarze Där hält 
zch seit der Eroberung für einen Adler. Für ihn waren die 
tanzosen immer Welsche; heute sind ihm die Elsässer, die sich 
zranfreichs erinnern, Heloten. Um nun den guten Straßburgern 
or einer unwürdigen Vertretung Furcht zu machen, hat der 
Hwarze Bär die ürbeiter aus allen Winkeln Germaniens, welche 
n den Foris arbeiten und die stampfenden Stiefel der Offijiere 
»erfertigen, bei sich dereinigt. Diese unglücklichen Hampelmänner 
ellten den Socialisten Bebel als Candidaten auf, den Schreck aller 
Jesisenden. Und es ist Straßburg, das der Welt diesen Scandal 
Jieten solll Schnell, schnell, brade Burger, die ihr- im Schatten des 
Aten Nünsters geboren seid!Stimmt, für wen immer, aber doch 
—— 
—1 
11 
RX 
4 
nur füe einen der Euͤrigen, um Deuischland für sein Vombarde- 
nent, für seine civilisatorische Sorgfalt und mütterliche Zärtlichkeit 
Dant zu sagent Ja,“ Straßburger, nehmt ein Kind Straßburgs! 
xs gibt ja deren hiele, welche nicht deutsch verstehen? Unter ihnen 
vähn den größten, den stolzesten. Er soll ins Berliner Parlament 
reten, er soll erafthaft auf die Tribüne steigen, und dann die 
Augen zum Himmei erbebend, den deutschen Gelehrten den Katalog 
zer bon General Werder verbrannten Bibliothet zu Füßen⸗werfen 2 
Wien, 29. Jan. Die X. Fr, Pr.“ erfährt aus Zurich⸗ 
Haß Feldmarschall Reutenant Frhr. v. Gabeleng daseibst am Schlag 
lusse gellorben ist.. 
7 CEin Naturspiel.) In Rione kam jüngst ein Lamm von 
zoͤchst merkwürdiger Gestali zur Welt. Es hatte nur einen Kopf, 
ber zweir Zungen und doppelte Kinnbacken. Der Hals des 
Thieres lief sodann in zwel vollkommen ausgebildete, mit ganz 
ormalen Etlremitaten versehene Leiber aus.“Das Doppelthier 
dar schwarz mit einem weißen Stern auf der Stirne. Die beiden 
—„chwanzspihzen waren ebensalls weiß. Das Thier starb leider eine 
Stunde nuch der Geburt.“ 
7 Saos votel des Herzogt von Braunschweig in Paris ist 
ür 750,000 Fr, an den Herzog von Treviso verkauft worden, 
0O0, oo Fr. iheurer als dasselbe geschäzt war. 
p Großwardein, 26. Jan. Kürgiich hatten dahier zwoͤlf 
unge Manner feierlich gelobt, des großen Luxus halber insolangt 
inberheirathet zu bleiben, als nicht die Damen Umkehr machen. 
Dder Bihar“ iheilt nun folgende Antwort von zwölf Landmadchen 
m die Verschwoͤrer mit: Werthe Herren! Sie sind selbst die 
Arsache, daß alle Mädchen „gnädige Frauen“ werden wollen/ denn 
benn vir in einfacher Toiletie auf die Bälle kommen. würdigen 
Sie uns keines Blickes, sondern tummeln sich um die Schleppen; 
denn wir zu Hause in der Küche fleißig find, fragen Sie mit dem 
Zute auf dem Kopfe auf uns herabsehend: Ist das Fräulein zu 
dause ? waͤhrend, wenn wir auf dem Canapee Romane lesen, Sie 
ins die Hände küssen; wenn wir vier Gänge ungarischer Gerichte 
orsetzen, dehagen sie Ibnen nicht, wogegen sie die glänzend serdir 
en, jechsgängigen Diners, bei denen auf die Suppe verschiedene 
Assieten folgen, über Alles loben. —S— Sie 
den theueren Cigarren, dem Thee, dem Kaffee, den Visitlarten, 
den Pholographien, den Fiakerfahrten und anderen, großen Herren 
ukommenden Gewohnheiten, arbeiten Sie, lleiden sie sich einfach, 
s gibt auf dem Lande sebr viele seißige, sparsame, acht unga- 
ische Mädchen, heirathen Sie diese und seien Sie nützliche Mit⸗ 
lieder der menschlichen Gesellschaft.· 
7 Echiffbrüche). Das Liberpooler Schiff, Minnesota,“ mi 
iner Guanoladung von Callao nach Dublin bestimmt, in auf der 
öhe der Scully-Inseln gescheitert. Von der aus zwanzig Personen 
estehenden Mannschaft ertranken 9, darunter der Kapitän. Auqch 
der Lootse fand ein Wellengrab. — Auf der Höhe von Port!and, 
dieß am lehten Freitag der dänische Dämpfer „Vera? von Mejs⸗ 
ina nach der Ostsee bestimmt, mit der Lübecler Barke Haydne, 
hon Hamburg auf dem Wege nach Badia zusammenl. Letztere sank 
venige Minuten nach dem Zusammenstoß, aber die Mannschaft 
hdurde mit Ausnahme eines Schiffsjungen, der ertrank, gereitet. 
der Dampfer segelte in schwerbeschädigtem Zustande nach der In⸗ 
el Wight, ging aber auf dem Wege dahin waährend eines hefti⸗ 
zen Siurmes plößlich zu Grunde. Beide Mannschaften wurden 
zon dem Londoner Schiffe‚ Marchmont? aufgenommen und in 
Portsmouth gelandet:. 
Im Süden Peru's, besonders in den Quebradas der Küste 
ind dea kleinen GesiadeInseln, sind Guauolager entdedt worden, 
denfalls unweit Supes. Die von Professor der Chemie Raymondi 
zeranstaliete Analyse hat befriedigende Resultate ergeben. 
4Einde neue in Newyork erscheinende Zeitung sagt it ihrem 
Zrospect u. A. Folgendes: Diese Zeitung kostet zwei Dollars. 
Die Abonnenten erhalten jedes Quarial das Autogramm von einem 
rühmten Spitzbuben, zu Ostern einen Frühlingsrod und zu 
Johannis einen neuen Hul. Auch werden den Abonnenten alle 
he Wochen die Haare geschnitten und die Kuhpocken eingeimpft. 
Wer drei Jahre vorausbezahlt, belommi bei seinem Ableben einen 
grigen Rekrolog, sowie. einen Sarg oder sechs schwere silberne 
döffel. 
⸗as iß ⸗*er deutychen riegerbund 
Diese Frage tritt jeht, augenscheinlich in Folge des Wirkens 
zer Bezirts-Vorstände so daufig an mich heran, daß deren Beant⸗ 
vortung im Interesse der dieien Tausende, welche den Jahrgang 
1872 des Bundesotgans nicht kennen, an dieser Stelle geboten 
rescheint. — Der deuische Zriegeebund ist eine Vereinigung von 
Mannern uad solchen Vereinen, deren Vesteben auf die Militar- 
verhaltnisse ihrer Viitglieder begründet ist, welche, Angesichts der 
raurigen Lage, der die alten Krieger und Veteranen aus der 
lorreichen Jeit der Erhebung des deutschen Bolkes und der Be— 
ciung vom fränkischen Joche ia den letzten, Tagen ihres Lehens 
t. 2 o ntud