Full text: St. Ingberter Anzeiger

Sf. Ingberler Anzeiger. 
zer St. In berter Anzeiger (und das mit dem Haustblatte verbundene Unterhaltungsblatt. mit der Dienstagse, Douneralags⸗ und Sonnta 
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M IBI. Samstag, den 14. November. 1374. 
Deutsches Reich. General Uhtich, der Vertheidiger von Straßburg, verlaßt 
München. Sicherem, Veinehmen nach'wird den Landräthen Paris, um sich in Port-Louis, Morbihan, niederzulassen. Dieser 
ur Genehmigung eine Vorlage unterbreilet werden, nach welcher Wohnsitzwechsel kommt einer Verbannung gleich; der General ist 
en Lehrern der Gewerbschulen pragmatische Rechte verliehen werden arm and um mit Ehren seinen Verpflichtungen nachzukommen, 
ollen. geht er in die Bretagne, um zurückgezogen von seiner mageren 
München, 11. Nov. Die Anzahl der im Reichstage Pension zu leben. „Evenement“, der dies berichtet, fügt bei: 
iehenden Offiz'ere mehrt sich jähclich und die Beziehungen der »O Jammer der Zeit! Vor 4 Jahren, um die nämliche Zeil, 
aherischen Armee zum übrigen deutschen Heere werden immer war der General ein Held, und man eröffnete Subscriptionen, 
ielfacher, gegenwärlig sind nachstehende Offigiere nach Berlin be- um ihm Ehrendegen darzubringen.“ 
rdert: die Majore von Xylander und Helbig, dann der Hauptm. Pari;zs, 11. Nop. Fine officielle carlistische Depesche 
m Asch im Großen Generalstabe, Premierneutenant v. Stengel von gestern Abend meldet ,„General Loma griff gestern Morgens 
i der historischen Abtheilung des Großen Generalstabes zur Hilfes alle unsere Positionen, die eine Ausdehnung von 8 Stunden 
eistung bei Erstellung der Geschichte des Krieges 1870 —71, die hatten, an und durchbrach unsere Linien in der Richtung von 
daupileute Vogl und p. Hartlieb, sowie der Premierlieutenant pv. San Marco. Der Angriff unseres rechten Flügels auf den linken 
jupin bei der Arlihererüfungscommission. Vorübergehend zu Flügel des Feindes zwang denselben indessen, wieder zurückzugehen. 
inem Kurse in der Aicaerie⸗Schießschule sind noch die Hauptleute Uuf beiden Seiten waren die Verluste beträchtlich“ 
). Heerwagen des 1. und B. Seuffert des 2. Fuß-Artillerie⸗ Parris, 10. Nov. Gestern hielt in der Rcols de Mede- 
Kegiments nach Berlin kammandirt. — Der bicher im Reichsdienste ino“ der klerikal gesinnte Professor Chauffard, der kürzlich zum 
eim Artilleriedeppt in Straßburg verwendete Secondelieutenant Seneral-Inspector des öffentlichen Unterrichts ernanrt worden ist, 
l. Burgartz wurde von seirem Commando abberufen. eine erste Vorlesung im neuen Semester. Mehrere tausend 
Muünchen, 11. Nov. Die gestern Nachmittags erschienene Studenten hatten sich im ZörsaAul und im Vorhof eingefunden. 
it. 286 des altramontanen „Volksfreund“ enthält unter dem Als Chauffard erschien, ertbaten hon allen. Seiten die Rufe: A 
kilel „Skandalöse Vorgänge“ einen Artikel, in weichem gegen den as la Calottel A la porte le Jesnite, ta demission, Calottin! 
derrn Staatsiainisser von Pfeufer — und nebenbei auch gegen den 49bas le Ministee Cumontt! und dergleichen. Chauffard konnte 
Staatsminister v. Lutz — die schwersten Anschuigungen bez. eines iicht zu Wort kommen und mußte das Feld räumen. Die Studenten 
ingeblichen Protectionsw:sen bei Andellncen erhoben werden. etzten in dem Vochof und auf der Straße den Tnmult fort, der 
Der Artikel macht nach Inhalt und Fassung nicht geringes Auf- im Grunde als ein Protest gegen den klerikalen Unterrichtsministec 
ehen und man ist gespannt darauf, welche Schritte die Herren aufzufassen war. Indessen war vor der Schule eine gewaltige 
Dinister dagegen ergre'fen werden; daß dieselben die Strafgerichte Polizeimacht entwickelt, welche der Scene ein Ende machtle, ohre 
a Anspruch werden nehmen müssen, ist indessen kaum zweifelhaft. daß es jedoch zu Verhaftungen gekommen wäre. 
Berlin, 10. Nov. Vom Abg. Herz, unterstützt von den (K. 3.) 
Oitgliedern der Fortschrittspattei, ist dem Reichstage eine Intere Paris, 12. Nov. In der Ecole de Möédecine fanden 
zellation zugegancen, in welcher derselbe an die Reichsregierung Jesterr neue Demonstrationen der Studenten gegen Professor 
ie Anfrage richtet: Wird dem Reichstage noch in dieser Session Thauffard statt. 
in Gesetzentwurf über die Beurkundung des Personenstaandes und Ein Wahlmanöver. Die Candidatur des Republikaners 
zie Emfuͤhruag der obligatorischen Civilehe vorgelegt werden? Brasme im Deparkement Pas de⸗Calas wird der Geschichte ein 
Bexbhin, 10. Nov. Gestern Bormittag hat das Verhör merkoürdiges Tocument hinterlassen. Es ist dies ein gelbes Pla— 
jes Grafen Hermann Arnim-Boitenhurg vor dem Untecsuchunge- cat, auf welchem 5u lesen stand: „An die Seeleute! Wenn der 
ichter staltgefunden. Wie wir übrigens vernehmen, hat sich das däring nicht mehr wse sonst verkauft w'rd, fo ist Elsaß und Loth— 
Herhör durchaus nicht auf die in Frage stehenden Dokumente be- ngen daran schuld, welche das meiste davon verzehrten, und die 
ogein, sondern nur auf die in Nassenhaide gefundene Cotrespondenz serloren gingen durch das Kaiserreich, dessen Vertheidiger Herr 
des Grafen Hermann mit dem Grafen Harry. Speziell soll man Delisse ist. Druck von V. Berr, 63, Rue Neuve Cheussee, 
erforschen gesucht haben, ob Graf Harry sich mit dem Plane Boulogne-sur-Mer.“ — Zu diefem Häringsplacat hat Delisse 
etragen hare, Nachfolger des Reichskanzlers zu werden. (Damit vwaͤhrscheinl'ch ein saures Gesicht gemacht. 
zat uch doch die Untersuchung nicht zu befassen!) Die Vernehmung Spanien. n 
olb erhebliche Beweismomente nicht zu Tage gefördert haben. Mit Hendaye, 10. November. Nach Meldungen von der 
zieser Vernehmung soll die Voruntersuchuug abgeschlossen sein und pan'schen Grenze suchen die Regierung-truppen die Carlisten von 
ie Untersuchungsakten sind nunmehr, wie wir erfahren, an den hrer Operationsbasis abzuschneiden und zum Uebertritt nach Frank⸗ 
Staalsanwalt zurückgesandt worden. In dessen Ermessen liegt es reich oder zur Waffenstreckung zu zwingen. Regierungstruppen sind 
un, ob eine Anklage überhaupl erhoben werden soll. Man be; deshalb in San Sebastian ausgeschifft. Seit gestern fanden 
veifelt nicht, daß dies geschehen wird, ebenso neigt man sich der wischen Renteria und Oyarzun heftige Kämpfe statt, deren Aus— 
Ansicht zu, daß die demnächstigen Verhandlungen öffentliche sein jang noch unbekannt ist. Die Besatzungstruppen von Bilbao, 
verden. Zittoria und Irun sind bereit, oie Bewegung zu unterstützen, welche 
Berlhin, 11. Nov. Der Reichstag hat heute das Marken- jugleich bezweckt, Pampelung zu verproviantiren. 
chutzgesetz nach mehrstündiger Debatte meist in der Fassung der Hendaye, 11. Nov. Die befestigten Stellungen der 
Regierungsvorlage in zweiter Lesung angenommen. Taarlisten bei Irun sind von den Regierungstruppen unter Laserua 
Schweiz. besetzßt. Der General wird mit einer Abtheilung in JIrun 
Det schweizerische Bundesrath hat seine Vertreter im Auslande inziehen. 
ingewiefen, gesprächsweise mitzutheilen, daß die aus französischen 
dreisen, stammende Nachricht, Preußen habe in Bern angefragt, 
— 
anfrecht zu halten vermdcheen, total erfunden se. 
Frankreich. 
Paris, 9. Novbr. Großes Auffsehen erregt hier, daß die 
domigin von Holland sich auf dem Schlosse Prangins bei dem 
Zrinzen Napoleon zum Besuch befindet.