St. Ingberler Anzeiger.
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der St. Inaberter Anzeiger (und das mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt, mit der Dienstags⸗, Donnerstags⸗ und Sonnta
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M 182. Sountag, den 138. November. 1874
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Deutsches NReich. streisgericht zu Baden wegen Diebstahls von Geld aus den Opfer⸗
Berlin, 13. Novbbr. Bezüglich der Verhaftung Ar⸗ öcken zweier Kirchen zu einer Arbeitshausstrafe von anderth alb
aims melden die Morgenblätter, daß in Folge des Gütachtens der Jahrten und am 17. Juli 1871 durch das Kriegsgericht für das
dierste Arnims von der Ueberführung des tetzteren in das Stadt- EAlsaß zu Sttaßburg wegen Diebstahls von Geld aus dem Opfer-
bogieigefängniß Abstand genommen, dagegen die Bewachung in tocke einer Kirche zu 2 Jahren Gefangniß verurtheilt worden und
seiner Wohnung angeordnet wurde. aberhaupt ein gänzlich verkommenes, vielfach bestraftes Sub⸗
Munst ur, 12. Nov. Das Appellationsgericht verhandelte ject ist.
Jeute in zwe'ter Instanz in dem Prozesse gegen die westphäuschen 7 Kaiser slaut ern, 18 Nobbr. Der veranlwort-
deligen Damen wegen Beleidigung des Kreis erichts anläßlich der liche Redacteur der „Pfälz. Volksztg.“, d'eAngelo, wurde heute
Ueberre'chung der bekannten Adresse an den hiesigen Bischof. Die vom Landgericht wegen Beleidigung des Redacteurs der Kaisersl.
Angeklaglen waren nicht erschienen, dagegen zahlreiche Mitglieder Ztg.“, Weise, begangen durch enen allerdings recht gemeinen Ar⸗
des wesiphaälischen Adels und viele kathoüische Geistliche anwesend. tikelersteren Blattes, zu 25 Thaler Gelostrafe, event. 10 Tagen
Der Geuchtshef bestätigte das erstinstanzliche Erkenntniß, durch Haft heuetheie 9—
delches die Graͤfin Nesselrode⸗Reichensteia zu 200 Thlr., eventuel Der „Speyerer Auz. enhält folgende kostbare Anzeige:
deeedee gaste die übtigen 30 Damen zu je 100 Thlr., „Tie Hellseherin und Phrenologite, deren Ruf über ihre Kenntnisse
bent, 3 Wochen Hafi verurtheilt waren. biijgcon von Mannheim und Karlstuhe bis hieher gedrungen, wird
Frankreich. in einigen Tagen hier eintreffen und sich nur e'n Paar Tage auf
Paris, 12. November. In dolge der Studentenunruhen ihrer Durchreise im Gasthofe zum König von Preußen, 8 mmern
find die Vorlefungen der medicinischen Facultät fur einen Monat Rr. 7 und 12 produziren. Hedwig Adalpise sagt mit Jest ver⸗
—8 I7 hundenen Angen die Stunden und Minuten der ihr vorgehaltenen
Bayonne, 12. Nov. Die,Carlisten sind in Folge ihrer Taschen⸗eUhr, ja scegar die im inneren Gehäuse eingraphirte Ziffern⸗
Niederlage gendthigl worden, die Belagerung von Irun aufzuheben zahl; sagt das Alter vor ihr stehender Personen, ob und wie
und mit' Don Carlos ius Gebirge zurlickgewichen. Das Gefecht ange fie rerheirathet sind, wie viel Kinder fie besitzen, ob Knaben
Zar blotigz die republitanische Armee zäͤhlte 200 Verwundete »der Mädchenz sagt jedes Menschen Taufnahmen, und Beruf;
heneral Loma occupirt Oyarzun, Generai Lasern Larbamburo. »rklärt die Eigenschaften und den Charalter, den Hang und die
Spanien. deidenschasten und die glücklichen oder unglücklichen Folgen derselben;
Hendaye, 11. Nov. Die Truppen Laserna's haben hat jeden Apparat der Phrenologie, das gezeiknete Haupt 2⁊c.
die carlistischen Pofitionen eingenommen; der General und seine Roch wird besonders darauf aufmerksam gemacht, daß dieselbe
Degleitung sind in Irun eingesogen mit Niemand vorher Rüchspra che nimmt, soudern mittelst der künst-
Hendaye, JI. Rovbr. Heute hat die ganze republika lichen Arithmetik im Stande ist, alles genau und richtig anzugeben.
nische Armee eine Bewegung ausgeführt von Renteria nach Irvn Bezahläng erst nach Zufriedenbein: 1 Mark. Ergebenst Adalpise
General Loma, den rechten Flügel befehligend, nahm mit dem v. Sterfeld. —. *
Rahonnet die Höhen, welche die beiden wichtigsten Wege beberrschen. In Lohr (Unterfranken) kosset jetzt in Folae der reichen
Heneral Portiũůo, auf dem linken Flügel, marschirte über der Obsternte der Liter Bier 6 kr.
Gipfel Jaizabtl, umging die furchtbaren Trancheen bei Ganduz 7VIn neuester Zet werden Spielmarlen aun Farbe und
fuieta im Passe zum Bidassoa-Thal, worauf die Carlisten abzogen, Groͤße den Zwanzg Markstüchen gleich, weiche Brustbilder ver
ohne Widerstand zu leisten. Das Gros der Carlisten schlug die chiedener Monarchen und rückhseitg die Aufschrift „Jeton“ tiragen—
Zaupisiraße nach Navarra ein. — Die Miqueletes (republilanische als Goldstücke in Circulation zu setzen versucht. Deshalb Au,
Freiwiuge) von Reuteria und Irun haben einige Meilen im Um- gen auf! —
sreise fast alle Gehöfte verbrannt. Die Miqueletes von Irun . Wien, 3. Nov. Hiesige Blätter enthalten ausführliche
wolltea den Correspondenten der „Kölnischen Zeitung“ erschießen, Mittheilungen über einen auf der Mährisch⸗Schlesischen Eisenbahn
veil dessen Begleiier voun der Brandstiftung abgerathen hatte; die verübten Mord. Der Ermordete ist der 68 Jahre alte, in Branek,
ounei beneie dun min Mäübde. Herrschaft Pillersdorf bei Walachisch-Meseritsch, ausässige Oekonom
— und Branntweinsfabrikbesitzer Ernst Katscher, ein allgemein geachteler
und als wohlhabend bekannter Maun. Katscher fuhr dieser Tage
nach Brünn, um Geschäfte zu besorgen und seine dort wohnende
Tochter zu besuchen. Katscher fuhr gestern Abend 11 Uhr wieder
don Brünn weg, um nach Hause zurückzukehren. Auf dem Brünner
Bahnhof beobachtete ihn ein Individuum, das in ein Coupe dritter
Tlasse stieg, in dem Katscher allein war. Als der Condukteur in
Thropin, einer Station von Prerau, bis wohin der Mörder ein
Fahrbillet gelöst hatte, den Wagen öffnete, fand er Katscher mit
durchschnittenem Halse in seinem Blufe, während der andere Pas⸗
sagier verschwunden war. Der Mörder hatte den Zug in Kopetein
verlassen und in einem dortigen Gasthofe sich gewaschen. Im
Vasthofe ließ der Mörder noch seinen blutbefleckten Rock zurück.
Ddie geleerte Brieftasche des Ermordeten wurde an der Bahn
aufgefunden, wo sie der Mörder weggeworfen. Der sofort einge—
leiteten Nerfolguͤng gelang es auch, die weitere Spur des Thäters
aufzufinden. Der Raubmörder hatte sich nach Nezamislitz zurück-
begeben und war von dort mit der Norbbahn nach Proßnitz ge—
fahren, wo er im Gasthofe „zu den drei Königen“ abstieg. Um
4 Uhr Nachmittags erfolgte daselbst die Verhaflung. Der Ver—
brecher brach unter der Wucht der gegen ihn vorgebrachten Beweise
zusammen und legte ein vollständiges Geständniß ab. Er heißt
Leopold Adalbert Freut, ist aus Trentschin in Ungarn gebürtig
und soll zuletzt als Kellner in Brünn bedienstet gewesen bein.
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Vermischtes.
4 Si. Ingbert, 14. Nov. (Eingesandt.) Die Frage,
wie soll der kuünftige hiesige Stadtrath zusammengesetzt werden, ist
gewiß schon in vielen Kreisen discutirt worden. Da die Wahl
Jun vor der Thüre stehl, so erlaubt sich ein nicht Wahlberechtigter
im Interesse und zum Wehle der —— Mitbürgern ans
Herz zu legen, nächsten Montag doch ja zuk Wahlurne zu schreten,
ei der Wahl aber sich von keiner Partei beeinflussen zu lassen und
azur die Tüchtigkeit des Mannes, nicht aber dessen Glaubensbe—
kenntniß als Maßstab für die Wahl anzunehmen, damit daraus
Männer hervorgehen, die fähig sind, die Stadt zu repräsentiren,
ie bemühi sind, Bildang zu heben und einer leider schon bemerk
haren eingebürgerten Religionspartei,“ sucht den edsen Weg für
Ordnung und Recht, für Friede und Eintracht zu zeigen. B.
79 7 Das Bezirksgericht Zweibrücken verurteilte am 11. Nov.
gen Metzgerburschen Joh. Kraus aus München, 37 Jahre alt, zu
einer Zuͤchthausstrafe von 4 Jahren, weil er am 26. September
aus dem Opferstocke der kathol. Kirche zu Zweibrücken mitlelst
eines mit Vogelleim beschmierten Fischbeinstäbchens Geld entwendet
hatte. Die Strafe wurde, wie die „Zweibr. Zig,“ mittheilt, na⸗
nentlich deshalb so hoch gegriffen, weil Kraus das Plündern von
Opferstöcken schon seit geraumer Zeit wahrhaft gewerbsmäßig zu
getreiben scheint, shon am 26. Februar 1869 durch das badische