St. Ingberler Anzeiger.
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M 1I94. ESonntag, den 6. Dezember. 1874
Deutsches Reich. wurden, jedenfalls ein erfreuliches Zeichen von Einigkeit der drei
Aus Speyer, 3. Dezember schreibt die „Pfälzer Zeitung“: derschiedene Confessionen angehörenden Gemeindeglieder.
„Es gibt Pflichten, welche in einem normalen Zustande der Ge⸗— Die Zweiguldenstücke werden bei den bayerischen Rentämtern
ellschaft nicht vom Staate vorgeschrieben zu werden brauchen, weil nur noch bis 81. Dezember 1874 ia Zahlung und zur Umwechs-
ie ihrer Natur nach zu den moraufchen, zu den fre'willig übernom- lung, bei den übrigen bayerischen Kassen nur noch bis 20. Dezbr.
menen Pflichten gehören; es sind dies jere Pflichten, welche 1874 in Zahlung angenommen.
einer Gesellischaft, wenn sie ihre Erküllung gesetzlich erzwingen muß, F Die Moselthalbahn wird, wie man der „D. Zig.“ schreibt
einen socialistischen Charalter geben. Dazu gehört vor Allem, die m nächsten Früjahr auf der ganzen Linie in Angr'ff genommen,
Sorge für die Armen und Verlassenen, für die „Enterbten der verden. Einsisveiler wird an den Tunnels gearbeitet, decen
Besellschaft.“ Diese Pflicht der eifrigen opferfreudigen, humanen Zahl sehr bedeutend ist, da die Moselberge sehr sieil und hoch zum
Fürsorge für Diejenigen, die nichts haben und nichts sind, lastet Flusse treten. Zudem sind die vielen Seitenthäler schacf in den
duf Jenen, die eiwas haben und efwas sind. Sie soll aber von „Schieferfels eingeschn'tten, und so werden viele Viaducte und Brü⸗
ziesen bevorzugten Classen der Gesellschaft in freier Lebesthätigkeit ken nothwendig, die zeirraubend sind und den Vau der Bahn sehr
reiw'llig übernommen werden, denn nur dann trägt sie reiche und vertheuern.
edle Früchte für die Gesellschaft. Wer möchten daher das Inte FOberkassel, 27. Nov. Wie unborsschtig man, trotz
resse unserer Leser und der anderen pfälzishhen Blätter heute noch der Meuge von Unglücksfällen, noch immer mit Dynamitpatronen
zaaz besonders auf den Artikl lenken, den wir von sehr geschätzter umgeht, beweist wieder ein Fall, welcher sich gestern hier ereignete.
hand empfangen und an die Spitze des Blattes gestellt haben. Ein Junge, Arbeiter in einem der Steinbrüche, hatie eine Tyna⸗
In solcher Sache gibt es nur eine Partei, und wir sind daher müpatrone in seiner Wohnstube zum Trocknen auf den Ofen ge⸗
iberzeugt, daß sich alle human fühlenden Pfälzer in gkeicher werk legt, welche in dem Angenblick explodirte, als seine Mutter zu
hätiger Liebe für das gemeinsame edle Bestreben, für Hebung“ des ihm ins Zimmer traf. Die Unglückliche wurde entsetzlich verstümmelt
Vereins für sitiliche Vesserung verwahrloster armer Kirder und und wird wohl ihr Auzenlicht einbüßen, während ihr Sohn mit
mntlassenener jugendlicher Sträflinge begegnen werden.ggeringeren Verlezungen davongekommen ist. Die Stube bietet ein
München, 3. Dezbr. Auf Errichtung von 4 Kursen an trauriges Bild der Zerstörung datr. Nach Aussage des Jungen
den Gewerbschulen wurden vom oberbayer. Landrathe 10, 000 fl.'oll sich die Patrone nicht auf dem Ofen selbst, sondern durch
genehmigt. Die Lehrstoffe sollen nicht vermehrt, sondern nur gleich- Herunterfallen von demselben entzündet haben.
maßiger verthe'lt werden. — Der Landrath fielite an die Staatz. 7, Der unter dem Namen „General Dot“ viel bekannte ame ⸗
regierung die Bitte, zu verfügen, daß die Maturitätszeugnisse der rilanische Zwerg ist vor einiger Zeit im „Hotel des Etrangers“
Bewerbschulen deren Inhaber berechtigen, als Einjährig-Freiwillige in der Pueblastraße in Paris gestorben. Seine Beerdigung, schreibt
n jede Armee des deutschen Reiches eintreten zu können, nicht man der „W. Abendpost“, machte einen ganz eigenthümlichen Ein⸗
loß, wie bisher, in die baherische Armee. druck. Ein Kindersarg war für den armen kleinen General mehr
München, 3. Dezbr. Der Beneral von der Tann hat jals hinreichend. Berühmtheiten der Kirchweihfeste und Jahrmärkte
ich vor einigen Tagen zur Enthüllung des Denkmals, welches den bebleiteten ihn zu seiner letzten Ruhestätte. Sein intimster Freund,
mm letzten Krieg gefallenen Mecklenburgern errichtet worden ift eia gewaltiger Riese, trug unter lautem Weinen den Sarg unter
nach Schwerin degeben. Die Anwesenheit des bayerischen Generals'dem rechten Arm. Ihm folgte der Cornac des Generals, ein
dei diesem Act schreibt sich voo dem Umstande her, daß nach der Amerikaner Namens Gibbs, hierauf ein unter dem Namen „der
Schlacht von Coulmiers gerade die Mecklenburger den Bahyern zu Zuckerhut⸗ Mensch. ( Hhommo pain du sucre) bekanntes Individium
dilfe kamen und die folgenden Schlachten an der Loire gemeinsamdessen lançer sp'tzer Kopf auf allen Jahrmärkten Heiterkeit erregt,
von den Medklenburgern und dem ersten baierischen Armeecorps! daun der Sk⸗letsmensch, ein Weib mit drei Armen und zuͤm
Jeschlagen wurden. J Schluß einige abgerichtete Hunde, welche des Generalssgute Freunde
VLandshut, 1. Dezhr. Candrath.)Mit Rücksicht waren, und von Gibbs mit ihm zugleich ausgestellt wurden.
auf den Umstand, daß im bayerischen Walde Tausende von Tag- Alles das ging, tanzte, hüpfte wim nelle unter einander zumi gro—
werken des besten Waldgrundes öde liegen, in neuerer Zeit aber zen Erstaunen der Vorübergeheuden. BeimmNachhausegehen dom
n Folge der steigenden Holipreise bei den Waldeigenthümern die Kirchhofe mußte die Polizei zur Verhütung eines Skandals den
dust stieg, die öden Gründe zu beforsten hat, der Landrath. auf Bästen verbieten, in einer Gesellschaft zusammenzugehen, welcher
Ankrag Peul!'s, an die Kreisregierung die Bitte gestellt, dahin zu Aufforderung sie auch sogleich nachkamen.
virken, daß die Oberförster, nicht ꝛur zur Auspflanzuug von F London, 3. Dez, Ein großes Schiffsunglück hat sich
Staatswaldungen, sondern zum Zwecke der Wiederaufforstung von am 80. November in Sicht der (zum Depariement Finistere —ge—
abgeholztein und versdeten Privatwaldflächen in möglichster Nähe vörigen) Insel Quessant ereignet. Der Dampfer La Plata, mit
ZSaatbeete und Pflanzschulen anlegen, dam't zu' jeder Zeit der inem Telegraphencabel an Bord, auf der Fahrt nauch Südame-
aöthige Bedarf von 2— 58jähricçen Wald pflanzen zum Zwecke der ila, scheiterte und 60 Mann, darunter der Capitän, ertranken.
Aufforstung zu möglichkst billigen Preifen abgegeben werden könne. Die 15 Ueberlebenden retteten sich in einer Schaluppe, aber ohne
Frankreich. Mundvorrath; sie wurden nach 24stündigem Umhertreiben? von
Verfsailles, 83. Dezbr. Nationasversammlung. Marschali vem Auswandererschiff Gareloch aufgenommen und von diesem
Mac Mahon's Botschaft wurde besonders von dem rechten und päter an Bord des Dampfers Antenor gebracht, welcher die Nach-
hon dem linken Centrum mit Beifall aufgenommen. richt hierher bringt.
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Vermischtes.
7 Die vierte Schwurgerichtssession pro 1874 beginnt am
Montag den 7. Dezember, unter dem Präsidinm des k. Appel
ationsgerichtsralhs Dercum und end'gt an demselben Tage,
a glücklicherweise nur e in e Sache zur Verhandlung kömmt.
Bittigheim, 2. Dez. In Billigheim kam der ge—
viß seltene Fall vor, daß bei der am 80. Nov. und 1. Dez.
vorgenommenen Wahl nicht nur sämmtliche Gemeinderathsmitglie—
der mit großer Stimmenmehrheit sondern auch der seitherige
Bürgermeister und der Adjuukt mit Einstimmigkeit wieder gewähl!
FAICEPOSSSAMIIO
ist die in der heutigen Nummer unserer Zeitung sich brfin—
dende Ghücks-Anzeige von Samuel Heckscher senr.
in Hamqurg. Dieses Haus hat sich durch seint prompte und
verschwiegene Auszahlung der hier und in der Umgegend ge—
wonnenen Beträge einen dermassen guten Ruf erworben, daß
wir Jeden auf dessen heutiges Inserat schon an dieser Stell⸗
aufmerkfam machen.
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