Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberker Anzeiger. 
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Der St. Inaberter A nzeiger (und das mit dem Hauptolatte verbuadene Umerhaltungsblatt, mit der Diendtags⸗, Donnerstags⸗ and Sonnta 
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M 33. * Sonutag,/ den 28. Februar 
Deutsches Reich. 
Mümnchen, 24. Febr. Von Vorstand des Muͤnchener 
andelssvereins ist eine Einzabe an das Manisterium der Finanzea 
ibgegangen, worin gebeten w'rd, sich bestimmt daxübec äußern zu 
velen, ob man in Bayern⸗ auf seiterzeitige conlaute Einlojung 
iller süddeutschen Ssheidemtinzett ohne Ausnahme, und zwar ab 
zeschliffen oder nicht, technen könne. — 
bon ünsch en, 24. Februar. Dieser Tage hat sich die hiesige 
Mitgliedschaft des „All zemeinen deutschen Arbeitervereins“ Wassal⸗ 
icaur) als erloschen ertlärt. Die Gründe hierfür sind in dem 
Mangel an Theiln hme von Seite einzelner Miutglieder, insbesondere 
per in dem Aufhören der Beitrazsleistungen zu suchen. 
(Nbdzig) 
München, 25. Febr. Der Stand der bayerischen Staats⸗ 
ichuld am Schlusse des Jahres 1874 ist nach den prov'sorischen 
Aoschlüssen folgender: A. Allzemeine Schuldgattunqg: a. äitere, 
uicht mob lisirte Schuld: 7116,045 fl. ↄhne Mehrung; b. künd⸗ 
zare Schuld: 6,738, 177 fl. 40 kr, Mehrung: 286,175 fl. 
yvdersoosbare Schuld: 85,27 1, 261 fl. 101 tr.. Minderu ig: 
2672 275 fl. ; d. übrige Schuld: 21,011075 fl., Minderung 
2375 fl. Summa der allge nenen Staatsschuld: 120, 136,558 
I. 5013 kr, Minderung: 2,388,505 fl. B. Esenbahnschuld: 
264,947, 100 fl., Mehrung: 29,125,600 fl., Minderung: 
1863,800 fl. Demnach nur Mehrung: 27,262, 100 fl. O. 
Grundrentenschuld: 99,242,950 fl., Mehrung: 42237, 275 fl., 
Minderung;: i28 fl., sohin Mehrung: 4,237, 180 sl. 
Muünschen, 28. Febr.“ Die Geschworenen haben in der 
Anklagesache gegen den Redakteur des Baterland“, Dr. Siegel, Berwiphtes. J 
hr Verdilt dahin abgegeben, daß derselbe drei verleumderische slhut ab! — in Theater.J, Unler dieser Ueber⸗ 
Jeleidigungen des Reichskanzlerz schuldig sei; die Unterfrage. ob schrift sareibt das Fremdenblatt“: Dies ist die Loosung, welche, 
mildernde Umstände vorhanden seien, wurde von den Geschwornen on Herrn v. Hülsen ausgehend, in der ganzen Herren- und 
Ferneint. Der Staatsanwalt beantragte 18 Monate Gefängniß. Damenwelt Wiederklang findeꝛr, da, wo man für sein Geld und 
das Urtheil des Gerichtshofes lautete auf 10 Morate Gefängniß auf Unkosten einer allzu hohen Frijur, die man selber nicht trägt, 
sowie Tragung der Prozeß- und Strafpvollzugstosten. nicht gern auf den Anblick der Bühne verzichten will. Nicht so 
Offigeds wird Uber den Stand der Reichskanzler-Krisis ge dachte eine Dame, welche kürzlich in der höflichsten Weise von 
chtieben: Man war gespannt darauf, ob und in welcher Weise ꝛinem hinter ihr sitzenden Hetrn aufgefordert wurde, den Hut 
ih die Provinzialcorrespondenz über die Frage äußern wird abzunehmen, da dieser ihm die Bühne ganz verdecke. Sie ant⸗ 
welche jeht die polit sche Welt in so vorzüglichem Grade beschäß— wortete einfach nicht darauf und folgte auch nicht e ner zweiten 
rigt — üver die Kanzlerkrise. Das halbamtliche Organ beschräntt dringenderen Bitte. Da flüsterte ihr der Herr während der Szene 
id auf die Meiittbeilung, daß der Kaiser den Fursten Bismarc inz Dhr Meine Dame, wenn sie den Hut durchaus nicht ab⸗ 
nderholt empfangen habe, und man zieht daraus den Schluß, nehmen, passirt etwas Unangenehmes für Sie!“ — — Wieder 
daß noch keine positive Entscheidung getroffen worden ist. Auch hattnädiges Schweigen. Da sezt sich der Herr einfach seinen Hut 
aie in der auswäenigen Presse gehebenen und von unterrichtetet auf, den Kopf, aber sofort ertdnen von hinten die Rufe: „Hut 
Stelle ausgehenden Mittheilungen dleiben bei dieser —A — Hut' ab!“ — DdDie Dame wird roth und blaß, sie glauht 
dhen. Gleichwohl finden in den leitenden Regionen wrtd seprehigt anders, as die Rafe gelten ihr. und mit Hast reißt sie sich 
Erwägungen der Paßnahrien Siatt. durch welche eine Geschäftsden Hut vom Kopf, wotauf der Heir ihr einen leisen. Dank 
eichterutg ded Fuͤrsten herbeigefuührt werden könnte. . whllüstert. Sie erfäbrt vielleicht erst durch diese Rotiz, daß ein 
Frankreich Sghlaulopf eigenet Art hinder ihr gesessen. 
Paris, 28. Febr. Im „Journal du Havre“ vom 20. pWit'rerüng. Es wird gemeldet, daß an allen nördlichen 
Februac finden wir folgende Nebenswrdige Zuschrift: Trotz der ZStationen der Baromeler gefallen und der Wind nach West uͤnd 
darten Lehre, welche die deuische Invasion uns hätte geben sol.en, Südwest umgeschlagen sei, weshalb auf das Ende d.s Winters 
scheint unser Land mit einer wahrhaft zunbegreiflichen Zuvorkom⸗ gerechnet werden dürste. 
menheit neuerdings die Schwärme von Germanen aller Art zu p. Dem Abbe Liezt sind dieser Tage in Pest eine Anzahl 
empfangen, die Preußen uns auf den Hals schickt. Es sendet uns, iilberner und goldener Lorbeerkränze, Becher, Kreuze, ferner Edel⸗ 
amentuch den großen Centren, seiue entlassenen Soldaten zu, die, eine und eine tostbare Monstranz von bis jeßt undelannten 
nachdem ihre militärische Mission beendet ist, mit einer anderen Dieben gestohlen worden. 
hetraut werden und demgemäß unter den Angestellten unserer fpVLondon, den 22. Fetr. Der Schullehren Audersen, 
großen Städte glänzend bezahlte Stellen wieder einachmen. Die der sich am 26. d. M. während eines politischen Wortwechsels 
Zewinnsucht ist nicht der einzige Beweggrund unserer Feinde; sie nit Kaͤrl Vlind eine thätliche Mißhandlung des letzteren zu Schulden 
ind bei uns nicht als einfache Mitarbei ier, sondern als Agenten, sommen ließ. wurde am vorigen Sountag von dem Zuchtpolizei- 
denen die Pflicht obliegt, ibte Regierung von dem Verkehr des gericht in Marylebonen-Street zu einer Geldbuße von 20 Schil⸗ 
französischen Handels, der politischen Lage, der allge meinen Stim⸗ ungen und zu den Prozeßkosten im Betrage von⸗ Pf. St. ver⸗ 
mung und endlich von den Hilfsmittein, auf welche die Nation irsdeilt, nachdem er vorhet seinem Bedauern über das Vorgefallene 
„Fählen zu dürfen glaubt, in Kenntniß zu halten. Die Deutschen Ausdrud gegeben. 
find far die franzoͤsische Gastfreundschafi durch eine unagusgesetzte IJgů der Patronenfobril in⸗ St. Day in West Cornwall 
eberwachung dankbar. Nichts schreckt sie ab, weder Haß noch Ver— nistand eine Pulverexploston, durch welche vier junge Frauen gees 
achtung, im Gegentheil scheinen diese offen vor ihnen daliegenden zdtet und eine fünfte tödtlich verwandet wurde. 
Gefühle bei ihne noch den Wunsch zu nähren, sich immer mehr 
bei uns einzuschleichen. Wir können keinen Schritt thun, ohne auf 
das germanische Element zu stoßen. Freilich geben sich diese Herren 
Deutschen jämmlich für Oesterreicher oder Polen aus, und indessen 
sind sie allenthalben in den Bureaus des Großtzandels die Ersten. 
Wie viele unter ihnen find nicht, nachdem sie ihre Anstelluug uuf⸗ 
zegeben. um die Waffen gegen Diejenigen zu ergreifen, denen! sie 
htren Lebensunterhalt ver dankten, nach dem Friedensschluß zurück⸗ 
zekommen und haben' so unglaublich es kuüngt, ihre Stellen 
ffen und Seitens mancher Prinzipale die rüchsichtsvollste Aufnahme 
gesunden. If dies einem Mangel an Patriotismus oder der 
Unvorsichtigleit zuzuschreiben? Die Frage mag unbeantwortet blei⸗ 
ben; so viel aber ist sicher, daß nur die äußerste Verblendung 
Menschen, die unsere Handel 8geheimnisse, unsere Hilfsmittel, unse⸗ 
re Stͤrke und unsere Schwäche verr athen, Thür und Thor öffntt. 
Diese Lage, auf wil de wir die Aufmerksamteit des Publitums 
lenkei, wird seit einigen Zeit von den Berichten der Präfelten 
ganz besouders betont, welche über die stets wachsende Zahl der 
in unseren Handelshäusern angestellten Deutschen ihre Verwunderung 
äußern. P. B. 
Spanien. 
Der junge König von Spanien wäre auf der Rückreise bom 
Heere nach Nadrid, wie man nachträglich erfährt, in Apila beinahe 
äglich erstict. Man hatte ihm zwei große Kohlenbedden in sein 
—Zchlafzimmer gestellt und mußte ihn in Folge defsen ohnmächtig 
heraustragen.