Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler AAnzeiger. 
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der St. Inaberter Anzeiaer (und das mit dem Dauptdlatte verdu idene naterdaltungsblatt, mit der Dienstagt-, Donnerstags · and Sonmia 
Jummer ericheint wochentliß viermal: Dinztaa, Doakerstag, Samstag und Soantag. Aoonnementsvreis vierteliadrig 22 Aru. oder 
1 Mark 29 R. Pfz. Anteigen werden mit 4 Krzr. die dreiiwaltige Zeile Blattlhrift oder deren Raum berechnet. 
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537. 
Eduntag, den 7 März“ 
1875 
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nit einer Mistgabel deratt verletzt, doß oee We nene 
Der ich. nach seinen Wunden erl'egen wird. Der Thäter ist noch unbekannt. 
Deatsched Neich xs wäce zu wünschen, daß die Sache zur gerichtlichen Untersuch— 
ing käme. 
Frankfurt, 4. März. Gestern Morgen fanden im 
gleichgarten in Gegenwart von Vertcetern des Magistrats, der 
Baudeputation. der Feuerwehr und des Polizeipräsidiums Proben 
nit einer das heftigste Feuer in der schneüsten Weise ausldschenden 
Flüssigkeit statt. Ber mit Theer und Petroleum geträntle Holze 
loß (Tannenholz) wurde angezündet und rasch loderten die Flam⸗ 
nen hoch auf. Als die Gluth am stärksten war, wurde die 
Spriße mit der betreffenden Mischung gefüllt und binnen einer 
ind einer halben Minute, nahdem sie zu arbeiten angefangen, 
vurde das Feu⸗r gelöscht. Nach wiederholter Begießung des 
dolzstotßes mit Petroleum wurde das Feuer binnen einer halben 
S„tunde gelöscht. Greift die Mischung die Naschine nicht an, so 
vürde in dieser noch als Geheimniß behandelten Masse ein treff⸗ 
liches Löschmittel gefunden sein. 
Aus Elsaß. In den Kreisen Weißenburg, Hagenau 
und Zabern sind in neuerer Zeit viele Fälle von Fundzwuth vor⸗ 
zjekom nen. —˖ Auf dem Gat der Frau Hallez bei Hagenau ist 
unter dem Rindvieh die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen. 
F Vor dem k. Bezirksgerichte München spielte sich am 2. 
März ein interefsanter Fall ab; es war namlich eine protestantische 
Wirthsfrau beschuldigt, die Königin-Mutter von Bayern anläßlich 
hres Uebertriits zum Katholizismus beleidigt zu haben. Die 
Wirthin war im Oktober v. J. als die Königin⸗Matter den 
erraschenden Schritt ausführte, in ihrem Gastlokale durch einen 
ils Gast anwesenden Katholiken gehänselt worden. welcher unter 
dem Gelachtet der übrigen Gäste auseinandersetzte, die Protestanten 
seien jetzt pfutsch' und mäßten die Kirche zuschließen, weil 
hnen die Konigin davongelaufen sei u. s. w. Darüber gere'zt, 
ieß sich die als eifrige Protestantin bekannte Wirthin zu der 
demerkung hinreißen: „Das ist schon schön auch, wenn die 
dönigin in ihren alten Tagen vom Glauben absteht und so dum— 
nes Zeug macht, lutherisch geltorben, ist auch keine Sünd.“ Die 
Bitthin warde später wegen dieser Aeußerung aus Rache von 
ꝛeinem Katholiken denuncirt; das den Gerichtssaal anfüullende 
Publikum bewies aber der Angeklazten so seine Sympathien, daß 
28 sich dafür wiederholt die strengsten Rügen des Präsidenten 
Jefallen lassen mußte. Der Glaubens vechsel der Königin-Mutter 
vurde von dem Vertheidiger der Angeklagten einer nicht eben 
chmeichelhaften Erdrtetung unkerzogen. Der Staatsanwalt er⸗ 
rannte das Vorhandensein vieler mildernder Umstände an und 
heanttragte 45 Tage Gefängnißstrafe, der Gerichtssenat aber 
ntschied unter dem lebhaftesten Beifall des Aud'toriums auf Frei⸗ 
prechung. 
Schmalkalden, 21. Febr. Daß Fr. J. erzählt: 
HZestern Abend gefiel es zwei Persongenwagen, welche unbenutzt und 
eider auch unbefestigt auf dem diefigen Bahnhof standen, eine 
Spazierfahrt nach der Station Wernshausen der Werrabahn zu 
anternehmen, welchen 7 Kilometer langen Weg sie bei dem hefti- 
jen Winde in nur 8 Minuten zurücleglen. In Wernshaufen 
rannten die Flüchtlinge mit solcher Gewalt gegen das Bahnhofsge⸗ 
baude, daß dieses, gleich den Wagen seibst, siatle Beschaädigungen 
Verwisbues. alitt. Den Postbeamten überraschten die Wagen in dessen Bureau, 
Der „D. A.“ schreibt aus Dürkheim, 4. März: Wie dis zu welchem dieselben durch die Wande des Vorbaues vordrangen. 
ch Idnen früher berichtete, war die Verhandlung gegen einen Der Schaden ist sehr bedeutend, und nur einem glückichen Zufall 
er Metzger, die wegen Verwendung von Stärkemehl in den st es zu danken, daß Menschenleben verschont blieben. 
Wirsten angellagt waren, vertagt worden. Heute wurde dieselbe fF In Abnigsberg (preußen) sind 550 Arbeiter der 
vieder aufgenommen und derselbe freigesprochen. Es soll das kisengießerei im dollen Sinn des Wortes ausgesperrt worden, da 
Stätkemehl durch den Pfeffer in die Wurst gekommen sein. Die sainlich alle, die aicht zu der vom 1. Marz an neu bestimmten. 
daufleute. bei denen der Pfeffer mit Staͤrlemehl gerischt war, Zeit, & Uhr Morgens, sondern erst wie bis dahin, um 7 Uhr 
wurden gestraft. Norgens zur Arbeit kamen, die Thore für sich geschlossen fanden. 
Die .Sp. Ztg.“ meldet aus Schifferstadt, 5. 17DJn den meisten Fabrilen von Bucken dei Magdeburg wird 
Rärz: Ich hade Ihnen einen Alt abscheulicher Rohheit zu be⸗ wegen des Mangels an Bestellängen nur den halden Taz gearben 
ichten. Ein Pferd des Bierbrauers Herrn Mayh dahier wurde tet, namentlich die Eisenindustrie muß eingeschräaktt werden, 
München, 4. März. Der Kriegsminister wird auch an 
zen gegenwärtigen Lundtag eine Creditvorlage für außerordentliche 
gedursnisse des Heeres bringen. Ueber die Höhe der Summ⸗. 
rerlautet noch nichts Beflimmtes. Bekanntlich erhielt er in des 
eßten Sitzunzsperidoe vom Landtag einen Credit von 10 Mill. 
hulden fuͤr außerordentliche Bedürsnisse des Heeres. 12 Millionen 
zatte er gesordert. * 
Berüiin, 3. März. Für den Fall, daß d'e Bischöfe die 
ungste päpstliche Encyclica hirtenamtlich verkünden sollten, beabsich⸗ 
igt die Regierung wie verlautet, gegen dieselben auf Grund des 
Strafgesetzbuches wegen Aufmunterung zum Hochberrath vorzugeben. 
Auf Grund' des Artikels 13. des Manzgesetzes hat der Bun 
destaih nachstehende Bestimmung getroffen: Die polnischen Ein— 
ritlel⸗ und Einsechstel⸗Talarastücke dürfen in Zihlung weder gegeben 
aoch genompien werdcen. J 
Enaland. 
Dem Manchester „Guardian“ zufolge steht nun auch im 
Norden Englands eine großart ge Arbeitseinstellung ähnlich der 
enigen, welche in Wates über 100,000 Aibeiter außer Beschäf⸗ 
nigung brachte zu befürchten. Die Grubenarbeiter in Durham 
vidersetzen sich der angekündigten Lohnherabsetzung pon 10 pCt., 
ind wofern nicht innerhalb 8 Tagen eine Verstandigung erzielt 
wird, werden die Gruben und Hochöfen von den Besitzern außer 
Thätigkeit gesetzt werden. 
Kondon, 4. März. In gut unferrichtelen Kreisen wird 
vdersichert, Erzbischff Manning, welcher morgen nach Rom abreist, 
würde zum Cardinal ernannt werden. 
London, 4. März. Folgende Carriere eines englischen 
Soldaten wird manchem preußischen Unterofsizier unmöglich erschei⸗ 
ien, ist aber doch buchstäblich wahr. Der gemeine Soldat A. B. 
zer sich jetzt als Sträfling in Portsmouth aufhält, trat am 20 
Febr. 1869 in das 9. Ulanenregiment ein deserte am 12. Juli 
1870. Trat am 8. Novbe. in das 80. Regimenj ein, desertirte 
ind trat am 12. August 1872 zur Marine über; übergab sich 
zem 30. Regiment, wurde verhött und am 28. Septbr. 1872 
dernrtheil:, fre gelassen und irat am 17. März 1873 in das 30. 
Regiment wieder ein; dersertirte und trat am 9. Mai 18783 in 
die Artillerie ein, wurde ausgeliefert, verhört, eingesperrtt am 1. 
Sept. 1873, schloß sich am 15. Februar 1874 wieder dem 30. 
stegiment an und desertirte wieder am 20. Juni. Er degak ssich 
wieder zum 9. Ulanenregiment im Juli und deserlirte im Septem⸗ 
zer 1874. Am 5. October begab er sich in die erste Artillerie⸗ 
drigade und desertirte am 31. Oltober 1874, wurde am 10. 
NRovember desselben Jahres in das erste Gardegrenadierbataillon 
wufgenommen“ und desertirte am J. Janvar 1875, ging in dem⸗ 
selben Monat zur Artillerie⸗Depotbrigade über, desertirte noch im 
Januar, um am 28. desselben Monats sich für die 28. Deport 
drigade einschreiben zu lassen.