Full text: St. Ingberter Anzeiger

Nachden die Gesundse't des Kaisers w'eder wesenllich gestärkt ist, Das Londgericht in Speier verurtheille am 14. März. 
werden die Bestimmungen über die Eintheilung der nächsten Zeit, Burschen von Dudenhofen, der die beispiellose Rohheit begangen hau 
getroffen werden können; es wird dabei sich auch um ——— Pferde mit der —8 an ——— 
hetreffs der italienische Reise handeln, die im vorigen Herbst aus Ge- tiefe Wunde beizubringen, zu einer Haftstrafe von 5 Wochen. 
jundheitsrücksichten hinausgeschoben werden mußte und worüber *9 VDie „Neust. Ztg.“ theilt mit, daß bei dem Lucca⸗Concer⸗ 
bis jetzt wegen der jüngsten Krankheit Bestimmungen noch nicht ?twa 2800 fl. eingegangen, die Unkosten aber 372 fl. betrugen 
getroffen werden lonnten. so daß den Impresario Mirelli ein Ueberschuß von etwa 2400 fl. 
Berlin, 1. April. Der Kaiser brachte dem Fürsten Bis- dlieb. Was hiervon die Lucca selbst erhält — worübecr allerle 
marck persönlich im auswärtigen Amte nahh 3 Uhr seine Glück- Angaben im Publikum koursiren — sagt die »N. Z.“ aus Zart. 
vünsche zum Geburtstage dar. Für die Kaiserin überbrachte, wie zefühl nicht, da „es ibr wderstrebt, eine Künstlerin von folcher 
die „Posi“ erführt, die Palastdame Gräsin Haacke die Gratulation. Bedeutung in irgend einen Zusammenhanz mit Ziffern 
Von auswärts sind zahllose Telegramme eingegangen; ein solcher uu bringen.“ In die Saalbaukbasse flossen von den Unkosten 168 
Zudrang herzlicher Wünsche ist noch in keinem Jahre gew sen. In J.; die Miethe des Saales betrug eigentlich nur 70 fl., die Summ⸗ 
Zamburg fand in der Borse eine große Ovation statt. Senator vurde aber dadurch erhöht, daß d'e HH. Gottschick- Witter Lau 
Godeffroh hielt eine Ansprache, worauf ein sehr warm gehaltenes hre 8proc. Tantieme für Veranstaltung des Concertes ꝛe. zu Gunster 
Glückwunschtelegßramm an Bismarck abgesendet und ein enthusiast des Saalbaues verzichteten. 
isches Hoch ausgebracht wurde. Die Stadt hat geflaggt. FAus Frankenthal schreibt man der „Pf. P.“ 
Berlind Die socialistischen Agitationen gerathen in Be Die Aufhebung der hiesigen Gefanzenanstalt für Weiber, welch 
drangniß, da die Arbeitergroschen immer spärlicher fließen. Der, Prä- n den letzten Jahren nur sehr wenige Sträfl age zählte, ist von 
ident“ Hasencleber fordert daher durch Erlaß vom 23. März die Staatsministerium deschlossen. We ich höre, sollen die Detinirten 
senigen Socialisten, welche sich noch in ert räglichen Verhältnissen nach Kaiserslautern transferirt werden. 
befinden, auf, freiw'llige Beiträge zur Agitation zu leisten. Ange— F Frankenthal. Vor dem Zuch' polizeigerichte wurde an 
feuert wird mit der blühenden Redensart: „Eine große Idee for- 16. v. M. gegen den Schusterlehrling Philipp Weißmann, 1h 
dert große Opfer; zeizen wir, daß wir werth sind, in den heiligen Jahre alt, von Ludwigshafen vechandelt, welcher angeklagt war. 
Kampf zur Erreichung der Menschenrechte einzutreten.“ zus dem Postkarren, der die Packete von dem Bahnhofe Ludwigs 
hafen nach dem Postgebäude zu verbringen hat, ein Packet mir 
286 fl. 54 kr. Inhalt gestohlen zu haben. Unter Berücksichtiguag 
des hohen Betrages der gestohlenen Summe wurde der Angeklagit 
zu 6 Monat Gefängniß verurtheilt. J 
7 Frankenthal. Das Programm für das Glockenfest am 
Sonntag, 11. Upeil, ist nun festgestellt: Vormittags halb 10 Uhr 
hauptprobe zum Festconcert in der großeun protestantischen Kirche 
Nachmittags 1 Uhr Festzug auf den Marfplatz zur Kaiserglocke 
die nach Ankunft des Zuges unter Musik enthüllt werd. Nachm. 
bUhr Festconcert in der großen protest. Kirche unter. Leitung des 
Fäcilienvereiasdirektors Henrich unter Mitwirlung von Fräulein 
Schwarzkopf aus Triet, Herrn Starke, ecster Bariton am groß 
yerzozlichen Hof⸗ und Nat onaltheater in Mannheim, Herrn Hän— 
ein, Organist in Mannheim, Herrn Stumpf aus Dürkheim, det 
Cacilienvereins zu Frankenthal, des Heidelberger Occhesters und 
pieler Musikfreunde; es werden Compositionen von S. Bach, Men— 
delssohn, Moprt und Hayda und zum Schluß Rombergs „Lied 
yon der Glocke“ zur Aufführung kommen. Abends Bankett in der 
Turnhalle. — Die Preise der Plätze für; das Concert bewegen sich 
zw'schen 1 und 3 Mark; Anmeldaigen dazu werden bis 7. Apri 
an allen pfälzischen Essenbahnstationen entgegengenommen, später von 
derrn Braunsberg in Frinkenthal. Gegen Vorzeigung der Kari⸗ 
um Festconcert gewähren d'ie pfälzischen und hessischen Bahnen 
Retourbillette mit zweitägiger Giltigfeit und einfacher Taxe. Rüd 
fahrt von Frankenthal nachallen pfälzischen Stationen Abendz 7 48, 
nach allen hessischen Stationen 6 36. Rückfahrt nach Lad. vigshafen 
10 16 Abends und nach Worms 10 23. 
Jrankenthal. Zifolge Entschließung der kzl. Re 
zierung wird die Co umanalschale hee am 1. Mai in's Leben 
treten. 
fVom Rhein, 27. März. Nah decr neuen Signal 
ordnung für die deutschen Eisenbahnen wird fortan auf alle 
Bahuhöfen die Abfahrt jides Zugs durch folgende Sigaale dem 
Bublekum angezeigt werden: 1) Kurzes Läuten mit der Stations 
zlocke und ein markirteer Schlag: die Abfahrt naht, dis Enltei— 
gen ist gestattet. 2) Zwei markirte Schläge: es muß ein jestie zen 
werden. 3) Drei markirte Schläge: Aofahrt; es darf Niemand 
mehr einsteigen. 
F Welferdingen, 25. März. (Srg. Kar.) Der 
übermäßzige Genuz von Branntwein und die nur zu oft erfolgen;« 
den rohen Ausschreitungen bei demselren hat auch hier wieder in 
diesen Tagen ein Opfer gefordert. In einem hiesigen Wirthslo 
kale trank ein Mann e'ne ziemliche Anzahl Gläser Vranntwein 
und war am Ende unzurechnangsfähig. Diesen Umstand benutz 
en eirer oder einige Gäste, um sih mit dem Angetrunkenen einer 
Spaß — wie bei solchen Grlegenheiten d'e Rohheit genannt wird 
— zu machen und schütteten zu diesem Zwecke ihm eine Quanti 
'ät Pfeffer in den Branntwein, den der Unglückliche auch trank 
Die Fotgen dieses Spasses sollten fürchterlich werden Am andecn 
Morgen namlich lag das Opfer des Spasses als Leiche neben seiner 
Frau, einer Mutter mehrerer noch kleinen Kinder, im Bette 
Moge dieser traurite Vorfall eine Warnung für die Liebhaber der 
Brannt veins und eine für so vieele sein, die kein Bedenke trazen 
äch selbst auf Kosten von Gesundh it und Leben ihrer Mitmen⸗ 
chen einen — Spuß zu vischaffen. 
F Metz. Großes Aufsehen in ganz Fraakceich erregt die 
Finanzkabaftrophe des Notars Dieudonre in unserer Nachbarstadi 
Frank reich 
Paris, 31. März. Morgen soll der Marschall Mac— 
Mahon im Elysee feierli(ch die ihm dom König Alphonso XII 
perliehenen Infignien des Goldenen Vließes entgegennehmen. Nach 
zer Regel dieses O.dens müssen bei solcher Investitur vier Ritter 
des Goldenen Vließes zu egen sein, zwei als Pathen und zwei als 
Zeugen. Der Marschall Mac-Maho⸗ ging aber noch weiter und 
Jatte alle in Frankreich weilenden Ritter des Ocdens, elf an der 
Zahl, zu der Feierlichkeit eingeladen. Man nannte unter ihnen 
den Extönig Georg von Hannover, din Exkönig Franz von Nea— 
del, die Herzoöze von Nemonrs, Aumale und Montpensier, den 
Herzog von Aquilla, den spanischen Botscher, Grafen von Molins, 
ind den Herzog von Noailles, welcher Letztere schon seit 1828 
Ritter des Goldenen Vließez ist. Herr Thiers, ebenfalls Ritter 
dieses Ordens, därfte schweclich als Gast im Elhsee erscheinen. 
Des Abends wird der Präsident der Republil seine Ocdensbrüder, 
zie Minister und die Sp'tzen des diplomatischen Corps zu einem 
Diner vereinigen. 
Der französische Kriegsminister wind, wie es heißt, an die 
Nationalversammlung nere Geldforderungen siellen, um umfassen 
dere Niederlassungin in Algerien mit in Frankreich lebenden Elsaß 
Lothringern bevölkern zu können. Es werden auf diese Weise zwei 
Fliegen mit einer Klappe geschlagen: während man auf der einen 
Seite lästige Mitesser los werd, bebvölkert man die wüsten Ebenen 
Algeriens mit Colonisten, die schon aus dem Grunde zuverlässig 
sind weil die Lage, in die sie sich ver'etzt, sie zwingt, etwas als 
eine Wohlihat hinzunehmen, was sonst wohl als die grausamste 
Strafe betrachtet worden wäre. 
Mußland. 
In einer Petersburger Cocrespondenz der „Königs 
berger Harr Zig.“ lesen wir: „Die immer zahlreicher einlaufender 
Petitionen katholischer Geistlichen in Litthauen und Polen, welch« 
nuf Aufhebung des Colibats (Ehelosigket) und staatliche Geueh— 
nigung zum Asschlusse von Priesterehen dringen und um Schut, 
vor den angedrohten eventuellen Verfolzungen der höheren katho 
lischen Geistlichteit bitten, haben die tussische Regierung veranlaßt, 
der Frage der Aufhebung des Priestercölibats ernstlich ihre Auf 
merksamke't zuzuwenden. Es sind in dieser Beziehung geseßgeberi 
sche Maßregeln von der größten Tragweite zu erwarten.“ 
Spanien. 
Bayonne, 31. März. In der Ung ebung von Bilbao 
und Rentaria stecken die Carlisten die weiße Fahne auf, verwei— 
zern indessen aus Furcht vor Repressallen an ihren Familien, sich 
in die Regierungstruppen anzuschließen. — In den Thälern von 
Valcarlo haben die Carlisten verheirathete Männer ausgehoben, 
welbe den Schutz der Regierung anrtefen. 
tKaiserslautern, 1. April. De Stammgäste der Wäc— 
lernchen Brauerei haben dem Reichskauzler ein Fäßchen „Märzen— 
Ner“ mit eirer herzlichen Gratulation zu seinem Geburtstag über 
andt.